lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Rechtsextremismus - Was denken Schüler darüber? Untersuchung von Schülervorstellungen als Grundlage einer nachhaltigen Bildung
Rechtsextremismus - Was denken Schüler darüber?
Untersuchung von Schülervorstellungen als Grundlage einer nachhaltigen Bildung




Sebastian Fischer

Wochenschau Verlag
EAN: 9783899749311 (ISBN: 3-89974-931-6)
320 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2013

EUR 36,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Gegenstand des Buches sind die Vorstellungen von Schülerinnen und Schülern über den Themenkomplex Rechtsextremismus. Es wird gefragt, welche Sinnbildungskompetenzen sie in Bezug auf diesen Lerngegenstand besitzen.

Die Untersuchung zeigt, dass die Bereitschaft, sich mit dem Thema Rechtsextremismus zu beschäftigen, mit einer einseitigen Wahrnehmung des Rechtsextremismus einhergeht. Schüler reduzieren ihn häufig auf ein Problem gewaltaffiner Minderheiten, die sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden. Die Fokussierung auf den historischen Nationalsozialismus führt außerdem zu Vorstellungen, die wichtige Aspekte des heutigen Rechtsextremismus ausblenden.

Eine besondere Herausforderung stellt eine kleinere Gruppe von Schülern dar, die Verständnis, teilweise sogar offen bekundete Unterstützung für rassistische und nationalistische Positionen zeigt.

Ausgehend von den empirischen Befunden über die Denkweisen der Schüler gibt der Autor Hinweise für die Gestaltung einer nachhaltigen Bildungsarbeit gegen Rechtsextremismus.



Dr. Sebastian Fischer

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politische Wissenschaft der Leibniz Universität Hannover. Arbeitsschwerpunkte: Rechtsextremismusprävention, Methoden der qualitativen Sozialforschung.
Rezension
Wie kann Bildungsarbeit gegen Rechtsextremismus nachhaltig gelingen? Das ist die Grundfragestellung dieser Darstellung. Offenbar verhindern zahlreiche Klischees eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema; denn zwei Vorurteile behindern wesentlich eine angemessene Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus: a) Viele Menschen, auch Schüler/innen, halten den Rechtsextremismus für ein Problem gewaltaffiner Minderheiten, die sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden, b) Rechtsextremismus wird wesentlich vom Nationalsozialismus her begriffen und so werden bedeutsame Aspekte des heutigen Rechtsextremismus ausgeblendet. Hinzu kommt das dritte Problem einer kleinen Gruppe von Schüler/inne/n, die offen mit rechtsextremitischen Positionen sympathisieren. Wie kann hier Bildungsarbeit sinnvoll ansetzen? Das Buch zeigt hilfreiche Aspekte zur Rechtsextremismusprävention auf.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung

2. Fragestellung und Untersuchungsgegenstand

2.1 Fragestellung
2.2 Bestimmung des Untersuchungsgegenstandes

3. Die empirische Untersuchung von Schülervorstellungen
3.1 Das Untersuchungskonzept
3.1.1 Ein kurzer Überblick
3.1.2 Die Erhebungs- und Auswertungsverfahren
3.1.2.1 Thematische Zeichnung
3.1.2.2 Fragebogen
3.1.2.3 Interview
3.1.3 Erläuterung des Untersuchungskonzepts (Gütekriterien)

4. Darstellung der Untersuchungsergebnisse
4.1 Ergebnisse der Untersuchung mittels thematischer Zeichnung
4.2 Ergebnisse der Fragebogenuntersuchung
4.2.1 Was verstehen die Schüler unter dem Begriff „Rechtsextremismus“?
4.2.2 Wie erklären sich die Schüler den Rechtsextremismus?
4.2.3 Welche normativen Bewertungen des Rechtsextremismus nehmen die Schüler vor?
4.2.4 Gibt es eine Geschlechtsspeziἀk bei den Vorstellungen über Rechtsextremismus?
4.2.5 Zusammenfassung zentraler Ergebnisse der Fragebogenuntersuchung
4.3 Ergebnisse der Interviewstudie
4.3.1 Lars: „Ja, also darunter verstehe ich eine Ausgrenzung einer Religion oder einer Rasse durch Gewalteinwirkung so wie es bei den Nationalsozialisten war.“
4.3.2 Florian: „Ja, ich denke, dass das mit diesen Fachkräften aus dem Ausland sehr sinnvoll ist, weil wenn man hier Fachkraftmangel hat (…).“
4.3.3 Ines: „(…) dass die halt auch noch die anderen Religionen so vertreiben wollen oder so, dass die halt so den Christentum so nach oben stellen wollen oder so.“
4.3.4 Tom: „Dass man halt meint, dass Deutschland sozusagen das Allerbeste wäre und dass man alle anderen davon überzeugen muss und alle, die nicht davon überzeugt sind, dann mit Gewalt versucht zu überzeugen oder halt vernichtet.“
4.3.5 Lukas: „(…) wenn jetzt die Mehrheit von den Minderheiten proἀtiert auch und wenn die dann weg wären, ja, dass dann, dass die dann nicht mehr proἀtieren könnten.“
4.3.6 Anke: „Hitler ist für sie total wichtig und sie hören auf ihn und machen alles, was er so will.“
4.3.7 Julia: „Ja, ich würde gern wissen, was denn der Unterschied zwischen Rechtsextremismus und Nationalsozialismus ist.“
4.3.8 Martin: „Viel schöner wäre es, wenn dann irgendeine liberale Partei auch mal so Themen angeht.“
4.3.9 Sven: „(…) die Meinungsfreiheit, die wird dadurch aber auch schon wieder eingeschränkt, wenn ein patriotisch denkender Mensch seine Meinung öffentlich äußert, aber dadurch dann gleich wieder als irgendein Fascho eingestuft wird so.“
4.4 Charakteristika der Vorstellungen bei den interviewten Schülern
4.5 Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse aus den drei Teiluntersuchungen

5. Implikationen der empirischen Befunde für die konzeptionelle Gestaltung einer nachhaltigen Bildungsarbeit gegen Rechtsextremismus
5.1 Historisch-politische Bildung
5.1.1 Rechtsextremismus = Nationalsozialismus?
5.1.2 Exkurs: Befunde zur Wirksamkeit des gegenwärtigen Unterrichts zum Thema Nationalsozialismus
5.1.3 Wissen allein genügt nicht
5.1.4 Eine andere historisch-politische Bildung ist notwendig
5.1.5 Fazit
5.2 Ansätze sozialen Lernens
5.2.1 Rechtsafἀne Schüler – Deἀzite im Sozialverhalten?
5.2.2 Soziales und politisches Lernen
5.2.3 Fazit
5.3 Antirassistische Bildung
5.3.1 Deἀziterklärungen
5.3.2 Rechtsextremismus – eine Reaktion auf das (Fehl-)Verhalten von „Ausländern“?
5.3.3 Warum wird der Rechtsextremismus mit dem Verhalten von Migranten erklärt?
5.3.4 Bildung für die Einwanderungsgesellschaft
5.3.5 Fazit
5.4 Politische Bildung als Erziehung zu Patriotismus
5.4.1 „Patriotismus“ als Ziel Politischer Bildung?
5.4.2 Ein Blick auf den Nationalstolz aus empirischer Perspektive
5.4.3 Patriotismus als strategische Ressource
5.4.4 Zum Umgang mit Patriotismus und Nationalismus in der Bildungsarbeit gegen Rechtextremismus
5.4.5 Fazit
5.5 Zusammenfassende Darstellung der Überlegungen zur Gestaltung einer adressatenorientierten Bildungsarbeit gegen Rechtsextremismus

6. Ausblick: Konzeptionsübergreifende Ansatzpunkte für die Entwick-lung einer nachhaltigen Bildungsarbeit gegen Rechtsextremismus
6.1 Die politische Kultur – eine vernachlässigte Größe bei der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus
6.2 Ermöglichungsbedingungen des Rechtsextremismus in der Mitte der Gesellschaft: Die Ethnisierung des Sozialen
6.3 Neoliberalismus und autoritärer Etatismus
6.4 „Rechtsextremismus“ – eine angemessene Bezeichnung des Problem(bereich)s?
6.5 Politische Bildung gegen „Extremismus“?
6.6 Die „Externalisierung“ des Rechtsextremismus als Herausforderung für die Politische Bildung

Literaturverzeichnis
Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen
Weitere Titel aus der Reihe Wochenschau Wissenschaft