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No integration?!
Kulturwissenschaftliche Beiträge zur Integrationsdebatte in Europa
Sabine Hess, Jana Binder, Johannes Moser
Transcript
EAN: 9783899428902 (ISBN: 3-89942-890-0)
246 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2009
EUR 24,80 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Integration wurde in den letzten Jahren auch in Deutschland zum zentralen Schlagwort in der Migrationsdebatte. Während das Konzept einerseits positiv »Teilhabe« verspricht, fungiert es in der deutschen Migrationspolitik potentiell als Exklusionsmechanismus. Dieses Buch nimmt aus Perspektiven der Politik, Wissenschaft, Kunst und des Aktivismus das Integrationsparadigma kritisch unter die Lupe. Entgegen der öffentlichen Integrationsforderung an hier lebende Migranten nehmen die Beiträge die Perspektive der Migration ein und loten in verschiedenen Praxisfeldern aus, was dies hinsichtlich politischer und wissenschaftlicher Konzepte in einem Europa der Migration bedeutet.
Rezension
Menschen mit Migrationshintergrund machen 19 Prozent der Gesamtbevölkerung aus: 10% haben die deutsche, 9% eine andere Staatsangehörigkeit. Wenn von Fragen der Migration und Einwanderung in Deutschland die Rede ist, dann seit einigen Jahren stets erweitert um den Zusatz »und Integration«, die Förderprogramme zu Migration führen alle den Doppelausdruck »Migration und Integration« im Titel und tragen so schöne Namen wie »Besser integriert!« Es entsteht der Eindruck, dass Integration zunehmend zu einem Synonym für Migration wird. Dieses Buch beleuchtet das Integrationsparadigma kritisch; Integration wurde in den letzten Jahren auch in Deutschland zum zentralen Schlagwort in der Migrationsdebatte. Während das Konzept einerseits positiv »Teilhabe« verspricht, fungiert es in der deutschen Migrationspolitik potentiell als Exklusionsmechanismus.
Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Migration, Europa, Integration, Transnationalisierung, Grenzen
Adressaten:
Sozial- und Kulturwissenschaften
Sabine Hess (Dr. phil.) arbeitet als Hochschulassistentin am Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie in München. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Globalisierung, Transnationalisierung und Migration in Europa.
Jana Binder (Dr. phil.) ist Kulturanthropologin und arbeitet am Goethe-Institut in Buenos Aires.
Johannes Moser (Dr. phil.) ist Professor für Volkskunde und Europäische Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen unter anderem Stadtforschung, Arbeitskulturen, Transformationsprozesse und Alltagskultur.
WWW: www.volkskunde.uni-muenchen.de
Editorial
Die Reihe Kultur und soziale Praxis präsentiert sozial- und kulturwissenschaftliche Studien, die zwischen empirischer Forschung, theoretischer Reflexion/Konzeption und textueller Praxis neue Zugänge zu Kultur und sozialer Praxis entwickeln. Im Rahmen dieses Programms werden soziale Differenzen und identitäre Prozesse auf verschiedenen Ebenen und entlang verschiedener raumzeitlicher Achsen - etwa als (trans-)lokale oder (trans-)nationale Prozesse - untersucht.
Interview
... mit Dr. phil. Sabine Hess
1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Angesichts der Dominanz und Rigidität des hegemonialen Integrationsdiskurses, der auch die wissenschaftliche Forschung und das Nachdenken über Migration gerade völlig zu bestimmen scheint, ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Integrationsdiskurs mehr als überfällig.
2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Es befragt die Wirkungen des Integrationsdiskurses in verschiedenen Bereichen wie der Bildungspolitik, der Einwanderungspolitik aber etwa auch in Bezug auf eine feministische antirassistische Praxis. Zudem analysiert es die politischen Träger, Funktionen und Effekte des Diskurses und diskutiert seine Dominanz im Verhältnis zum angeblichen Scheitern des ›Multikulturalismus‹. »No integration« diskutiert aber auch alternative Konzepte und Deutungsmöglichkeiten der europäischen Migrationswirklichkeiten.
3.Welche Bedeutung kommt dem Thema in aktuellen Debatten in Wissenschaft und Gesellschaft zu?
Migrationsforschung ohne den Zusatz ›Integration‹ scheint es gerade nicht zu geben. Das Buch möchte in diese selbstverständliche Perspektivensetzung intervenieren.
4. Welche besonderen Aspekte kann die wissenschaftliche Betrachtung in die öffentliche Diskussion einbringen?
»No integration« geht es nicht um eine rein wissenschaftliche Betrachtung und/oder Kritik des Integrationsparadigmas. Vielmehr versucht »No integration« wissenschaftliche und theoriepolitische Positionen in der Debatte zu Gehör kommen zu lassen, die explizit aus einer migrantischen Perspektive mit argumentieren. Eine derartige wissenschaftliche Praxis ist in der bundesdeutschen Migrationsforschung und -debatte gleichermaßen zu stärken.
5. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Mit migrantischen Verbänden und Initiativen, wie auch mit meinen Studierenden.
6. Ihr Buch in einem Satz:
»No integration« ist der Versuch, eine andere Position wieder denkbar zu machen.
Inhaltsverzeichnis
EINLEITUNGEN
Jenseits der Integration. Kulturwissenschaftliche Betrachtungen einer Debatte 11
SABINE HESS UND JOHANNES MOSER
Theater als Parallelgesellschaft? Über das Verhältnis von Theater und Migration 27
BJÖRN BICKER
KRISEN DES MULTIKULTURALISMUS
Nationale Multikulturalismen. Bezugsprobleme und Effekte 37
FRANK-OLAF RADTKE
The White German’s Burden. Multikulturalismus und Migrationpolitik aus postkolonialer Perspektive 51
KIEN NGHI HA
Der unregierbare Muslim. Jenseits der Bipolarität von Multikultur und Assimilation 73
GHASSAN HAGE
LOGIKEN DES INTEGRATIONSPARADIGMAS
Paranoic Integrationism. Die Integrationsformel als unmöglicher (Klassen-)Kompromiss 95
SERHAT KARAKAYALI
In unternehmerische Subjekte investieren. Integrationskonzepte im Workfare-Staat. Das Beispiel Berlin 105
STEPHAN LANZ
»... und deutsch ist wichtig für die Sicherheit!« Eine kleine Genealogie des Spracherwerbs Deutsch in der BRD 123
BIRGIT ZUR NIEDEN
Panische Räume. Das Ghetto und die »Parallelgesellschaft« 137
KLAUS RONNEBERGER UND VASSILIS TSIANOS
Was heißt hier Parallelgesellschaft? Von der hegemonialen Normalität zu den Niederungen des Alltags 153
EROL YILDIZ
ANTI-ISLAMISMUS ALS NEUE FORM DES RASSISMUS
Es geht nicht um einen Dialog. Integrationsgipfel, Islamkonferenz und Anti-Islamismus 171
WERNER SCHIFFAUER UND MANUELA BOJADZIJEV IM GESPRÄCH
In der Falle einer Politik des Ressentiments. Feminismus und die Integrationsdebatte 187
ESRA ERDEM
EUROPÄISCHE AUSBLICKE?!
Bürger und Untertanen. Die postkoloniale Herausforderung der Migration in Europa 207
SANDRO MEZZADRA
Aus der Perspektive der Migration. Die Kosmopolitisierung Europas 225
REGINA RÖMHILD
Autorinnen und Autoren 239
Weitere Titel aus der Reihe Kultur und soziale Praxis |
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