lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Das Ländliche als kulturelle Kategorie Aktuelle kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Stadt-Land-Beziehungen
Das Ländliche als kulturelle Kategorie
Aktuelle kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Stadt-Land-Beziehungen




Manuel Trummer, Anja Decker (Hrsg.)

Transcript
EAN: 9783837649901 (ISBN: 3-8376-4990-3)
330 Seiten, kartoniert, 15 x 22cm, September, 2020

EUR 39,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
as Ländliche hat Konjunktur. Zwischen medialer »Landlust« und realem Strukturwandel in den ländlichen Räumen Europas differenziert es sich dynamisch aus. Idylle oder Problemregion? Arbeitsort oder Freizeitpark? Repräsentationen und lebensweltliche Erfahrungen des Ländlichen avancieren zu einem alltagskulturellen Konfliktfeld, auf dem sich vor einem historischen Hintergrund elementare Problemlagen der Gegenwart und die Komplexität von kulturellen Land-Stadt-Beziehungen spiegeln.

Die Beiträge des Bandes liefern hierzu Einsichten aus der Forschungsperspektive der Europäischen Ethnologie und rahmen das Thema damit für historische und gegenwartsbezogene Kulturanalysen begrifflich, methodisch und theoretisch.
Rezension
In den letzten Jahren erfährt das Dorfleben in der Öffentlichkeit und in den deutschsprachigen Medien eine Renaissance. Die Zeitschrift mit der zurzeit größten verkauften Auflage trägt den bezeichnenden Titel „Landlust“. So gilt manchem das Leben auf dem Lande als idyllischer, entfremdungsfreier Rückzugsort im „Zeitalter der Beschleunigung“(Rosa). Andererseits gibt es Probleme ländlicher Regionen, wie zum Beispiel das „Dorfsterben“ oder das „Wirtshaussterben“. Auch verschiedene Wissenschaften wie Geographie, Soziologie und Ethnologie fokussieren in jüngster Zeit verstärkt das Landleben bzw. den ländlichen Raum. Zuweilen ist sogar von einem „rurbanen Turn“ die Rede. Einigkeit besteht zwischen den Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen mittlerweile darin, Dorf bzw. Land und Stadt nicht mehr als dichotome Ordnungskategorien zu begreifen, sondern als solche eines komplementären Verhältnisses.
Der kulturellen Kategorie des Ländlichen widmete sich auch der Workshop „Stadt, Land - Schluss? Das Ländliche als Erkenntnisrahmen für Kulturanalysen“. Die Beiträge dieser Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e.V. aus dem September 2018 finden sich, ergänzt um weitere europäisch-ethnologische Untersuchungen, abgedruckt in dem Forschungsband „Das Ländliche als kulturelle Kategorie. Aktuelle kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Stadt-Land-Beziehungen“. Das im transcript Verlag publizierte Werk wird herausgegeben von Manuel Trummer (Privatdozent für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg) und Anja Decker (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Soziologischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag). Einzelne Beiträge beleuchten analytisch Konzeptionen des Ländlichen, andere zeigen anhand empirischer Untersuchungen zu verschiedenen ländlichen Regionen Europas die Rezeptionen bzw. Imaginationen des Ländlichen auf. Die Aufsätze demonstrieren die multifunktionelle Nutzung ländlicher Räume, die Vielschichtigkeit ländlicher Imaginationen sowie die forschungsmethodische Vielfalt der Europäischen Ethnologie/Kulturanthropologie. Das Buch lädt auch Lehrkräfte der Fächer Geographie und Geschichte dazu ein, sich mit den Schülerinnen und Schülern in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt differenziert und problemorientiert mit der Vielfalt und den Potentialen des Ländlichen auseinanderzusetzen.
Fazit: Der von Manuel Trummer und Anja Decker herausgegebene Band „Das Ländliche als kulturelle Kategorie“ leistet einen wichtigen Beitrag zur Vermessung und Konturierung eines zentralen Forschungsgebiets der Europäischen Ethnologie/Kulturanthropologie.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Manuel Trummer / Anja Decker (Hg.)
Das Ländliche als kulturelle Kategorie
Aktuelle kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Stadt-Land-Beziehungen
Das Ländliche hat Konjunktur. Zwischen medialer »Landlust« und realem Strukturwandel in den ländlichen Räumen Europas differenziert es sich dynamisch aus. Idylle oder Problemregion? Arbeitsort oder Freizeitpark? Repräsentationen und lebensweltliche Erfahrungen des Ländlichen avancieren zu einem alltagskulturellen Konfliktfeld, auf dem sich vor einem historischen Hintergrund elementare Problemlagen der Gegenwart und die Komplexität von kulturellen Land-Stadt-Beziehungen spiegeln.
Die Beiträge des Bandes liefern hierzu Einsichten aus der Forschungsperspektive der Europäischen Ethnologie und rahmen das Thema damit für historische und gegenwartsbezogene Kulturanalysen begrifflich, methodisch und theoretisch.
Inhaltsverzeichnis
Perspektiven einer Kulturanalyse des Ländlichen. Eine thematische Hinführung
Anja Decker und Manuel Trummer 9
Kapitel I
Stadt, Land, Schluss?
Konzeptionen und Imaginationen des Ländlichen
Rurbane Assemblagen
Vorschlag für eine übergreifende Untersuchung von alltäglichen Aushandlungen von Stadt und Land
Brigitta Schmidt-Lauber und Georg Wolfmayr 23
Die Herstellung ruraler Naturen als Materialisierung des Dörflichen
Oliver Müller 45
Problemregion oder ländliches Idyll?
»Ländlichkeit« als lebensweltliche Kategorie junger Erwachsener aus Kainuu
Lauri Turpeinen 61
Wildwest-Romantik und Spitzentechnologie Die Inszenierung der US-amerikanischen Marke John Deere im Landwirtschafts-Simulator 19
Lena Möller 79
Von schöpferischer Kraft und Stimmung
Ein Versuch über die kaschubische Ländlichkeit
Oliwia Murawska 99
Kapitel II
Arbeit, Mobilität und Wissen.
Ressourcen und Teilhabe in ländlichen Settings
Zwischen Mobilität und Immobilität
Zur internationalen Dimension biographischer und ökonomischer Strategien von Landwirten und Saisonarbeitskräften
Judith Schmidt 125
Energieraum Land
Technologische Innovation als Merkmal des ländlichen Raums am Beispiel der Energieproduktion durch Biogas
Franziska Sperling 135
Die Digitalisierung der Landwirtschaft
Oder: Von Ungleichzeitigkeiten und Ungleichheiten
Daniel Best 151
Stallbauproteste als Indikatoren eines kulturellen Anerkennungsverlustes konventioneller Landwirtschaft
Barbara Wittmann 167
Alltag – Gesellschaft – Utopie
Kulturelle Formationen solidarischen Landwirtschaftens
Lars Winterberg 185
»Und wir haben das ganz gut über die Bühne gebracht«
Die Schließung von Kleinschulen in Landgemeinden Österreichs aus einer gabentheoretischen Perspektive
Sigrid Kroismayr 209
Kapitel III
Lehren, Schreiben, Ausstellen – Anpacken. Akademische Praxen als doing rural
»Zwischen Landlust und Landfrust«
Aktuelle studentische Projekte über Imaginationen des Ländlichen
Valeska Flor und Andrea Graf 225
»Licht aus – Spot an«
Die Landdiskothek Zum Sonnenstein im Museumsdorf Cloppenburg
Eike Lossin unter Mitarbeit von Victoria Biesterfeld und Michael Schimek 243
Von der Stadt-Gärtnerei über die Aussiedlung bis zur Betriebsaufgabe
Eine Mikrohistorie der Gärtnerei Blumen-Weidmann, 1919-2019
Carsten Sobik 259
Die Wiederbelebung ländlicher Potenziale
Urban Gardening geht aufs Land
Elisabeth Meyer-Renschhausen 281
Mein Dorf im Buch
Ehrenamtliches Engagement für Ortschroniken als Exempel für »doing Ländlichkeit«. Ein Beitrag mit autoethnografischen Elementen
Christine Aka 299
Resümee
Stadt – Land – Schluss?
Zusammenfassung und Resümee einer Tagung
Silke Göttsch-Elten 315
Autorinnen und Autoren 323