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Ethik im Bildungswesen Bildung zu Selbstbestimmung und Verantwortung
Ethik im Bildungswesen
Bildung zu Selbstbestimmung und Verantwortung




Thomas Kesselring

Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783825264956 (ISBN: 3-8252-6495-5)
264 Seiten, paperback, 15 x 21cm, August, 2025

EUR 24,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der beschleunigte wirtschaftlich-technische Wandel setzt (Aus-)Bildungsinstitutionen unter Stress. Praktiken, Haltungen, Standards, die für wirtschaftliche Unternehmen wesentlich sind, bestimmen zunehmend auch das Bildungswesen. Grundlegende ethische Werte riskieren dabei verdrängt zu werden. Das Buch will diese Werte und ihre rationale Grundlage in Erinnerung rufen.

Bildung ist ein ethisches Anliegen. Und ethische Urteilsfähigkeit ist ein wesentlicher Bildungszweck. Ethik ist nicht Moralpredigen, Mündigkeit und Selbstbestimmung sind das Ziel von Bildung."

Ethik im Bildungswesen" rekapituliert die Basics der Ethik aus zwei Jahrtausenden und möchte Perspektiven für alle Akteure des Bildungswesens aufzeigen: Was sind Werte? Wozu Bildung? Was heißt Verantwortung? Wie verhalten sich Macht und Recht zueinander? Weshalb sind Gerechtigkeit und die Menschenrechte unerlässlich? Wie humanitäre Werte leben? Wie begründet man eine Tier-Ethik, Umwelt-Ethik und Ethik für künftige Generationen?

Das Studienbuch richtet sich an angehende sowie praktizierende Lehrpersonen und an Akteur:innen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung.

Thomas Kesselring, Prof. em. und Hobby-Höhlenforscher, lehrte Philosophie, Philosophieren mit Kindern, Ethik und Entwicklungspsychologie an mehreren Universitäten in Deutschland und der Schweiz, ferner in Brasilien, El Salvador, Indien, Kolumbien und Mosambik. Besondere Schwerpunkte: Entwicklung der Erkenntnis und der ethischen Urteilsfähigkeit, ethische Begründungen, Gerechtigkeit (im nationalen und globalen Rahmen). Buchpublikationen (u. a.): Entwicklung und Widerspruch (Suhrkamp, 1981), Jean Piaget (C.H.Beck, 1988/1999), Ethik der Entwicklungspolitik (C.H.Beck. 2003), Handbuch Ethik für Pädagogen (WBG 2009/2012).
Rezension
Bildung ist keineswegs ein Ethik-freier Raum; im Gegenteil: Bildung und Ethik weisen viele Berührungspunkte auf: Was sind Werte? Wozu Bildung? Was heißt Verantwortung? Wie verhalten sich Macht und Recht zueinander? Weshalb sind Gerechtigkeit und die Menschenrechte unerlässlich? Wie humanitäre Werte leben? Wie begründet man eine Tier-Ethik, Umwelt-Ethik und Ethik für künftige Generationen? Dieses Buch "Ethik im Bildungswesen", quasi eine Neubearbeitung Neuauflage des Titels "Ethik und Erziehung", erschienen 2014 in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, rekapituliert die Basics der Ethik aus zwei Jahrtausenden und möchte Perspektiven für alle Akteure des Bildungswesens aufzeigen. Der Autor sieht die humanitären Werte weltweit in gefahrt geraten und empfindet eine schiere Hilflosigkeit gegenüber dem gigantischen Missbrauchspotential, das die digitalen Medien bereitstellen. Die Ökonomisierung des Bildungswesens bestimmmt zunehmend auch ethische Werte. Das Buch will diese Werte und ihre rationale Grundlage in Erinnerung rufen. Bildung ist ein ethisches Anliegen. Und ethische Urteilsfähigkeit ist ein wesentlicher Bildungszweck.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Moralentwicklung; Persönlichkeitsentwicklung; Menschenrechte; Ethikbegründung; Wertereflexion; Chancengleichheit; Chancengerechtigkeit; Schule als Selektionsapparat; Autonomie; Rücksichtnahme; Macht-Autorität-Verantwortung; Empowerment; Kooperation; Kultur- und Wirtschaftsgeschichte

Themenbereich(e):
Pädagogik
Pädagogik: Theorie und Philosophie
Moralische und soziale Absichten von Erziehung
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11
Einleitung 13
Ausgangspunkt: Was ist überhaupt Ethik, und wozu taugt sie? 15

1 Werte – eine Begriffsbestimmung. Werte im Bildungswesen und in der Wissenschaft 17

1 1 Was sind Werte? 17
1 1 1 Subjektive Werte, intersubjektiv geteilte Werte, objektive Werte 17
1 1 2 Woher stammen Werte? Das Verhältnis zwischen „Sein“ und „Sollen“ 19
1 2 Wirtschaftliche / ökonomische Werte 20
1 3 Ethische Werte 21
1 4 Bildung als Wert: Wissen, Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten 23
1 4 1 Ist Bildung bloßes Mittel oder Selbstzweck? 23
1 4 2 Ist Bildung ein privates oder ein öffentliches Gut? 25
1 4 3 Exkurs zum Sinn von Patenten 26
1 5 Wertfreiheit der Wissenschaft? 28
1 5 1 Missverständnisse zu Webers Wertfreiheits-Postulat 28
1 5 2 Webers Unterscheidung zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik 30
1 6 Wertfragen in der Pädagogik 31
1 6 1 Wertfragen zu den Bildungszielen 32
1 6 2 Die Schule: Hilfe oder Hindernis? – eine Tatsachen- und Wertfrage 32
1 6 3 Varianten der Kritik, Schule sei kontraproduktiv 33
1 7 Stellungnahme der Entwicklungspsychologie: Die Auseinandersetzung zwischen Wygotski und
Piaget 34
1 7 1 Kein bloßer Mittelweg: Die Devise „Freiheit in Grenzen“ 35
1 7 2 Ist die auf Selbstbestimmung ausgerichtete Schule selber fremdbestimmt? 36
1 8 Werte-Erziehung – eine Herausforderung 38
1 9 Exkurs: Autonomie und Demokratie 39
1 10 Methoden der Werte-Erziehung 40

I. Teil: Das Bildungswesen im Spannungsfeld zwischen Wettbewerb und Ethik

2 Wirtschaft als Vorbild? Zwölf Aspekte der Marktwirtschaft, die auch das Bildungswesen bestimmen 51

2 1 Ausbreitung des Marktes 52
2 2 Lob des Wettbewerbs 54
2 3 Privatisierungstrend 58
2 4 Verschiebung der Autonomie weg vom Individuum zur Firma 60
2 5 Transformation der Kooperationsweisen in der Wirtschaft 61
2 6 Zementierung von Ungleichheit 62
2 7 Technische Fertigung – eine Grundlage der Wirtschaft 63
2 8 Exzessive Quantifizierung 64
2 9 Rationalisierung, Effizienzsteigerung, Beschleunigung 65
2 10 Entstehung von Oligopolen und Monopolen 67
2 11 Abhängigkeit der Wirtschaft von der Börse 68
2 12 Verkehrung des Verhältnisses zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem 70

3 Ökonomisierung der Bildung. Zwölf von der Marktwirtschaft inspirierte Aspekte des
Bildungswesens 72

3 1 Ausbreitung des Marktes im Bildungswesen 72
3 2 Lob des Wettbewerbs auch im Bildungswesen 73
3 3 Privatisierungstrends im Bildungswesen 74
3 4 Verschiebung des Ankerpunkts für die Autonomie 76
3 5 Transformation der Kooperationsweisen im Bildungswesen 78
3 6 Zementierung von Ungleichheit im und durch das Bildungswesen 80
3 7 Technische Fertigung als Muster für Bildungsprozesse 82
3 8 Exzessive Quantifizierung im Bildungswesen 83
3 9 Rationalisierung, Effizienzsteigerung, Beschleunigung im Bildungswesen 86
3 10 Entstehung von Oligopolen im Bildungswesen 89
3 11 Was für den Markt die Börse, ist für das Bildungswesen das Ranking 91
3 12 Verkehrung zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem in Bildung und Forschung 93

4 Der Utilitarismus: Ethik als Nützlichkeit? 96

4 1 Das größte Wohl der größten Zahl 96
4 2 Utilitarismus und Ökonomie 98
4 3 Das utilitaristische Gleichheitsprinzip 100
4 4 Kann der Utilitarist moralische Normen gutheißen? 101
4 5 Der Regelutilitarismus 102
4 6 Der utilitaristische Kalkül 105
4 7 Schwachpunkte des Utilitarismus 108
4 8 Christine Korsgaards Kritik am Utilitarismus 109

II. Teil: Ethik und wie man sie begründen kann

5 Ethik als Rücksichtnahme: Von Aristoteles bis Kant 115

5 1 Ethik der Haltungen: Aristoteles und die Folgen 115
5 1 1 Tugenden sind Charaktereigenschaften 116
5 1 2 Sind Tugenden ‚verstaubt‘? – Moderne Tugenden 118
5 2 Ethik der Emotionen I: Anregungen von Baruch Spinoza 120
5 2 1 Gefühle als Grundlage der Motivation 120
5 2 2 Die „Logik“ der Gefühle 121
5 3 Ethik der Emotionen II: Der Beitrag von Adam Smith 122
5 3 1 Empathie (Einfühlungsfähigkeit) 123
5 3 2 Gefühlskontrolle und Sensibilität 125
5 3 3 Der unparteiische Beobachter 125
5 4 Ethik der Normen, Gebote und Verbote: Neuzeitlicher Ansatz 126
5 5 Allgemeine Gegenseitigkeit Die Ethik Immanuel Kants 127
5 5 1 Der „gute Wille“ 127
5 5 2 Der „Kategorische Imperativ“ 129
5 5 3 Autonomie und Achtung 134
5 6 Zwei Probleme 136
5 7 Eine Synthese 137

6 Diskursethik: Ethik in Entscheidungsprozessen 140

6 1 Exkurs in die Demokratietheorie 140
6 2 Zur Logik kollektiver Entscheidungsprozesse 142
6 2 1 Der Diskurs 144
6 2 2 Die Verhandlung 145
6 2 3 Die Debatte 146
6 3 Ethik und Diskurs I: Die Theorie von Jürgen Habermas 147
6 4 Philosophieren mit Kindern 149
6 5 Ethik und Diskurs II: Die Theorie von Karl-Otto Apel 150
6 6 Zur Begründung des Gleichheitsprinzips 152
6 7 Kooperation und Moralbegründung 153
6 7 1 Die „Goldene Regel“ 154
6 7 2 Qualifizierte Kooperation als Grundlage moralischer Normen 155
6 8 Symmetrische und asymmetrische Kooperation 157

7 Ethische Klippen im Bildungswesen: Autonomie, Machtfrage, Berufsethos, Chancengleichheit 160

7 1 Autonomie und Achtung 160
7 2 Machtasymmetrie oder die verleugnete Realität 160
7 2 1 Eine folgenschwere Verwechslung 161
7 2 2 Verantwortung 162
7 2 3 Macht und Können 163
7 2 4 Macht in der Politik und in Ämtern 165
7 2 5 Macht in pädagogischen Berufen 165
7 2 6 Die Zweischneidigkeit von Drohungen 167
7 2 7 Machtmissbrauch und Machtkämpfe 168
7 3 Berufsethos der Lehrkraft oder die Aufforderung zum Widerspruch 169
7 4 Chancengleichheit oder der kaum erfüllbare Auftrag 173
7 4 1 Wieso Chancengleichheit? 173
7 4 2 Die Krux der Notengebung 174
7 4 3 Selektion 175
7 4 4 Unterschiedliche Interpretationen von Chancengleichheit 176
7 4 5 Schülerleistungen sind keine physikalischen Messgrößen 177
7 4 6 Ausblick 178
7 4 7 Nachbemerkung zum Thema ‚Aufrichtigkeit’ 179

III. Teil: Ethik in der Entwicklungsperspektive

8 Entwicklung der Ethik in geistesgeschichtlicher Perspektive 183

8 1 Dezentrierung als allgemeines geistiges Phänomen 183
8 2 Dezentrierung in der Wissenschaft 185
8 3 Dezentrierung in der Ethik 186
8 4 Eine Geschichte der Ethik als Folge von Dezentrierungen 188
8 4 1 Archaisches Ethos 188
8 4 2 Rache versus Wiedergutmachung 189
8 4 3 Ethik der Kooperation Die Goldene Regel 189
8 4 4 Ethik im Gesetzesstaat Erste Verallgemeinerungsregel 190
8 4 5 Zweite Verallgemeinerung und Universalisierung Die Menschenrechte 191
8 5 Menschenrechte und die UNO 193
8 6 Exkurs: Die Zweischneidigkeit identitärer Bewegungen 196
Veranschaulichung der zyklischen Wiederholung der Abfolge von Zentrierung und Dezentrierung 200

9 Das Ethik-Verständnis in der Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen 202

9 1 Entwicklung ist stufenweise Dezentrierung 202
9 2 Die Anfänge: Piagets „sensomotorische“ Stufe 204
9 3 Das Gesicht im Spiegel Empathie und keimender Wille 206
9 4 Das gespiegelte Ich Das Kind gewinnt ein Bild von sich selbst 208
9 4 1 Entwicklung des Selbstbilds 208
9 4 2 Die Entwicklung des sozialen Verstehens 210
9 4 3 Der „Happy Victimizer“ – der „glückliche Übeltäter“ 212
9 4 4 Sprünge nach vorn dank vertiefter Reflexions-Fähigkeit 214
9 5 Die gespiegelte Sozialbeziehung und die Bildung einer eigenen Rolle 215
9 6 Die gespiegelte Rolle: Entwicklung bis zum Erwachsenenalter 220
9 6 1 Soziale Entwicklung 220
9 6 2 Persönlichkeits- und Selbstbildentwicklung 223
9 6 3 Entwicklung des Moralbewusstseins 225
9 7 Exkurs: Der moralische Relativismus 228

10 Tierethik und Ökologische Ethik 230

10 1 Die ökologische Krise 230
10 2 Anthropozentrismus 233
10 3 Pathozentrismus: Konzentration auf leidensfähige Wesen 237
10 3 1 Tierethik aus utilitaristischer Sicht 238
10 3 2 Kants Argument gegen Tierquälerei 240
10 3 3 Tierethik bei Christine Korsgaard 241
10 4 Wo Dezentrierungs-Prozesse beginnen, ist wichtiger, als wo sie enden 243
10 5 Welche Dezentrierung? 244
10 5 1 Nochmals Pathozentrismus: Verhältnis Mensch-Tier 245
10 5 2 Biozentrismus: Zentrierung auf lebende Organismen 246
10 5 3 Umgang mit „niederen“ Tierarten 246
10 5 4 Umgang mit Pflanzen 247
10 5 5 Artenschutz 248
10 6 Der Physiozentrismus 249
10 7 Die anthropische Bedrohung 249
10 8 Schluss 250

Literaturverzeichnis 253