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Die Psychoanalyse des Jungen  5., vollständig überarbeitete und erweiterte Neuauflage 2021
Die Psychoanalyse des Jungen


5., vollständig überarbeitete und erweiterte Neuauflage 2021

Hans Hopf

Klett-Cotta
EAN: 9783608983258 (ISBN: 3-608-98325-2)
464 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, 2021

EUR 50,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Grundlagenwerk für die Therapie von Jungen

- Autor mit über 45-jähriger praktischer Erfahrung

- enthält zahlreiche Fallvignetten

- berücksichtigt aktuelle Entwicklungen

Bei diesem Buch handelt es sich um eine völlige Neubearbeitung des bewährten, seit 2014 in vier Auflagen erschienenen Lehrbuches. Die Neuauflage wurde gründlich überarbeitet und trägt dem Wandel in Gesellschaft und Familie, den Auswirkungen der Digitalisierung und den neuen Möglichkeiten der Behandlung in den letzten Jahren Rechnung. Folgendes wurde erweitert und ist neu hinzugekommen:

- die Früherziehung in Krippen und Kitas mit den besonderen Folgen für Jungen

- neue Störungsbereiche wie zum Beispiel die wachsenden Probleme bei der Affektbewältigung

- die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Lernen, Denken, die Symbolisierungsfähigkeit und die Persönlichkeitsentwicklung

- ein neues Kapitel über die seelischen Folgen von Krankheiten und Krankenhausaufenthalten

Dieses Buch richtet sich an:

- PsychotherapeutInnen in Klinik und Praxis

- AusbildungskandidatInnen und Studierende des Studiengangs Psychotherapie

Hans Hopf, Dr. rer.biol.hum., ist einer der renommiertesten Kinder- und Jugendlichen-Analytiker Deutschlands; Dozent, Supervisor und Ehrenmitglied der Psychoanalytischen Institute Stuttgart, Freiburg und Würzburg. 2013 erhielt er den Diotima- Ehrenpreis der Deutschen Psychotherapeutenschaft. Er hat zahlreiche Bücher publiziert.
Rezension
Dieses Grundlagenwerk zur Therapie von Jungen liegt hiermit nach der Erstauflage 2014 um ca. 50 S. erweitert in bereits 5., vollständig überarbeiteter und erweiterter Neuauflage 2021 vor. Viele ungelöste Fragen hinsichtlich Zweigeschlechtlichkeit, Sexualität, Normalität und Abweichung haben es notwendig gemacht, dass die im Jahre 2014 erschienene Auflage in Teilen überarbeitet werden musste. In die vorliegende neue Auflage sind wichtige Erkenntnisse und bedeutsame neue Literatur eingefügt worden. Neu hinzugekommen sind Abschnitte über die Einflüsse der Gesellschaft auf die Entwicklung des Jungen, eine erweiterte Diskussion der Zirkumzision und Überlegungen zum ADHS. So gut wie alle Jungen mit sozialen Auffälligkeiten, mit jedweden Formen von Konzentrationsstörungen, bekommen heutzutage Medikation. Ein gesellschaftlicher Einfluss auf Erziehung und das Entstehen neurotischer Störungen wird bei ADHS vehement verneint. Anstelle von psychotherapeutischen Behandlungen werden immer mehr Psychopharmaka verschrieben; der Einfluß der Arzneimittelindustrie ist groß. In der Schule gelten "die" Jungen als problematisch: Sie sind aggressiv, hyperkinetisch (ADHS), unaufmerksam, risikobereit, gelten als Störer. Verstärkt wird diese Wahrnehmung womöglich dadurch, dass "die" Jungen in der Grundschule vornehmlich auf weibliche Lehrkräfte treffen (und schon im Kindergarten getroffen sind ...). Und während die Bundesregierung zwar teure Kampagnen für Frauen in der Bundeswehr fährt, wird um mehr Männer in den Kindertagesstätten und Grundschulen kaum geworben und am Image gearbeitet ... Kurz: Jungen gelten als auffälliger und sind de facto auch häufiger psychisch auffällig als Mädchen. Deshalb ist diese psychoanalytische Gesamtdarstellung über Jungen insbesondere auch für (Grundschul-)LehrerInnen von besonderer Relevanz; denn das Buch erklärt, warum das so ist und was wir therapeutisch und erzieherisch dagegen tun können.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur ersten Auflage 15
Vorwort zur fünften Auflage 18

Einführung – Jungen auf der Suche nach ihrer Identität 20

Eine persönliche Einleitung 20
Traumatisierte Kinder – heute wie damals 21
Traumatisierte Väter der Nachkriegszeit 23
Kriegskinder als spätere Väter – eine »geschlagene« Generation 24
In einer »kalten Heimat« 26
Männlich werden … 27
Existieren Geschlechtsunterschiede? Wie viel »Junge« darf sein? 27
Wer hat Angst vorm »schwarzen Mann«? 30
Geschlechtsunterschiede – erste Überlegungen und Fragen 32
Beängstigende Entwicklungen oder alles nicht so schlimm? 35
»Das Gehirn macht die Seele«, und die Seele formt das Gehirn! 35
Kleine Biologie des Jungen 37
X- und Y-Chromosom 37
Hormone und Gehirnentwicklung 38
Evolutionstheoretische Überlegungen 41
Einflüsse der Gesellschaft auf die Entstehung psychischer Störungen 45
Die Gesellschaft reagiert wie ein Individuum auf Anforderungen
der Zivilisation 45
Kollektive Ängste und Versagen der Realitätsprüfung 46
Veränderungen innerhalb der Gesellschaft 49
Werden frühe Abhängigkeitsbedürfnisse von Kindern noch
ausreichend gestillt? 52
Angst vor Aggression bei Eltern 53
Schwindende Inzestgrenzen und mangelnde Achtung von
Generationenunterschieden 55
Schubladendiagnosen 56

1 Mutter und Sohn 58

Das Bild von der Mutter in unterschiedlichen psychoanalytischen
Theorien 58
Sigmund Freud – der Sohn, ein Liebling der Mutter 58
Melanie Klein – die gute und die böse Brust 59
C. G. Jung – facettenreicher Mutterarchetyp 60
René A. Spitz – Deprivation und Verfall 60
Margaret Mahler – Loslösung von der Mutter 61
Die Mutter, gut genug – Mutterschaft ein »Zustand« 62
Die Mutter und das väterliche Gesetz 63
Ausblick 64
Die Mutter und ihr Einfluss auf die Entstehung von Sexualität
und männlicher Identität 65
Entwicklung von Sexualität 65
Die pflegende Mutter und die Geschlechtsentwicklung
des Jungen 69
Verführungstheorie von Laplanche: Infantile Sexualität ist
erworbene Sexualität – Wie kommt die Sexualität ins Kind? 80
Zusammenfassung 83

2 Vater und Sohn 84

Einleitung 84
Mann wird Vater 84
Welche Funktionen hat der Vater? 85
Bedeutung und Funktion des Vaters innerhalb der Psychoanalyse 86
Identifizierung mit Mutter und Vater von Anfang an 87
Entwicklung von Über-Ich und Ich-Ideal 88
Inzestverbot 90
Entwicklung der Geschlechtsidentität 93
Bisexualität 93
Geschlechtsidentität 95
Kerngeschlechtsidentität 96
Geschlechtsrollenidentität 97
Geschlechtspartneridentifizierung 101
Verlauf der Geschlechtsidentitätsentwicklung 101
»Entidentifizierung« – Wie wird der Junge »männlich«? 102
Triangulierung 106
Fantasie vom Dritten und innerer triangulärer Raum 107
Der Weg hin zum Dritten – das Spiel mit dem Dritten 110
Zusammenfassung 114
Schlusswort für Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten 115

3 Schaltstellen der Triebentwicklung des Jungen 118

Kastrationskomplex 118
Vorüberlegungen 118
Beschneidung und Kastrationskomplex 119
Körperliche, seelische und soziale Folgen der Zirkumzision,
des Angriffs auf die Männlichkeit 121
Operative Eingriffe und Traumatisierungen 123
Der Mutter zu nah 124
Weitere Untersuchungen 126
Kastration und Mythologie 128
Der kleine Junge und der Kastrationskomplex 129
Der Kastrationskomplex bei Lacan 131
Kastrationsangst und Geschlechterdifferenz 132
Kastrationsangst und fragile männliche Identität 133
Phallische Phase 136
Einleitung 136
Beginn der phallischen Phase 137
Phallisch und ödipal 138
Phallisches Spiel 140
Jungen und Mädchen haben von Geburt an natürliche Vorlieben
für bestimmte Spielsachen 141
Wie sieht die phallische Entwicklung eines Jungen aus? 142
Wie viele phallische Qualitäten darf ein Junge heute haben? 143
»Wie viel Junge« darf also heute sein? 144
Ödipuskomplex 146
Ödipale Triangulierung 146
Der Mythos 146
Der Ödipuskomplex bei Freud 148
Scheitern des Wisstriebes – Lern- und Arbeitshemmungen 151
Elektra mordet nicht! 152
Der Ödipuskomplex beim Jungen 153
Das ungleiche Beziehungsdreieck 154
Voyeurismus und paranoide Angst 157
Eine Mutterliebe – oder ein tot geborenes Lebensglück? 158
Negativer Ödipuskomplex und Geschlechtspartneridentifizierung
– der vollständige Ödipuskomplex 162
Hetero- oder homosexuelle Geschlechtspartneridentifizierung 165
Untergang des Ödipuskomplexes und Beginn der Latenz 170

4 Latenz heute 171

Einleitung 171
Externalisierende Störungen mit Spiel- und Symbolisierungsstörungen 176
Zunehmende Sexualisierung 176
Probleme, weil der Vater abwesend ist 177
Wie sieht die Latenzphase heute aus? 178

5 Adoleszenz 180

Einleitung 180
Einbruch der Sexualität 181
Konflikte der Adoleszenz 182
Kognitive Weiterentwicklung und Suche nach Identität 184
Ödipuskomplex und Adoleszenz 186
»Es ist etwas vorgefallen« 186
Wenn die Loslösung scheitert 191
Geschlechtsidentität und Homophobie 193
Wege zur Identität 195
Spezielle Gefährdungen 196
Abschied, Trauer und Depression 197
Hass auf den Vater und Vatersehnsucht 200
Aggression und Autoaggression 205
Über-Ich und Abwehrmechanismen 208
Abschließende Überlegungen 210

6 Die Mutter – zwischen Ernähren und Begehren 212

Einleitung 212
Theoretische Vorüberlegungen 213
Die Mutter – die erste Beziehungsperson 217
Zuschreibungen von Männlichkeit 219
Die unterwürfige, vom eigenen Vater »unterstimulierte« Frau
als Mutter 221
Inzestuöse Ängste und ihre Abwehr über Aggressivierung
und Sexualisierung 224
Wenn der Vater fehlt 230
Was bedeuten diese Ergebnisse? 231
Dem Körper der Mutter zu lange ausgesetzt und zu nah 232
Sexueller Missbrauch durch die Mutter 235
Die verführerische, vom eigenen Vater »überstimulierte« Mutter 235
Hochstapler und Zuhälter – Folgen sexuellen Missbrauchs
durch die Mutter 241
Der verdächtige Dritte – Dr. Jekyll ist Mr. Hyde 246
Von der »Schuld« der Mutter 250
Überlegungen zu »männlicher Identität« und ihren Varianten 252

7 Das Elternpaar 254

Einleitung 254
Heterosexuelle Elternpaare 255
Alleinerziehen 257
Die Mutter kann die Bedeutung des Vaters fördern
oder blockieren 260
Gleichgeschlechtliche Elternpaare – Regenbogenfamilien 261
Psychoanalytische Behandlungen von Kindern aus Regenbogenfamilien 265
Resümee 273
Psychoanalyse und gesellschaftliche Realität 274
Kinder und ihre Eltern können ganz unterschiedliche
Lebensziele haben 275
Protektive Faktoren in der Entwicklung eines Kindes 276
Kinderkrippen für Kleinkinder ab dem 13. Lebensmonat und
die Folgen für die Jungen 277
Bedürfnisse von Gesellschaft, Eltern und Kindern 277
Tagesmütter, Kinderkrippen und andere außerfamiliäre
Betreuungsformen werden gebraucht 279
Jungen profitieren kaum von Krippenbetreuung 285
Ist die Kinderpsychoanalyse reaktionär? 289

8 Brüder und Schwestern 293

Einleitung 293
Geschwister – damals und heute! 295
»Das Kind als Substitut einer Geschwisterfigur« 297
Kinder ohne Geschwister 298
Einflüsse des Altersabstands und des Geschlechts der Geschwister 300
Geschwisterinzest 301
Schlussgedanke 302

9 Die Aggression des Jungen 304

Theorien zur Aggression innerhalb der Psychoanalyse 304
Die Entwicklung der freudschen Auffassung von Aggression 305
Das Konzept des Todestriebes bei Melanie Klein 307
Bedeutung der Ich-Psychologie 309
Kritik an der Theorie vom angeborenen Destruktions- und
Todestrieb 310
Aggression bei D. W. Winnicott 313
Resümee: Ist Aggression primär ein Trieb oder reaktiv? 314
Affektregulierung 318
Aggression und Autoaggression 322
»Alle werden sie es büßen!« – ein Beispiel narzisstischer Wut 323
Resümee 326
Gemeinsamkeiten von Symbolisierung und Mentalisierung 327
Bedeutung der Geschlechtsunterschiede für die Entstehung
aggressiver und destruktiver Tendenzen 328
Empirische Untersuchungen 328
Externalisieren 334
Was bedeutet Externalisieren? 334
Externalisierungen und externalisierende Störungen treten
häufiger bei Jungen auf 336
Fallgeschichte zu Externalisierung 337

10 Externalisieren – Bewegung – Räume 344

Die Lust der Jungen an äußeren Welten und unbelebten Dingen 344
Balints Theorie der Entstehung von Objektbeziehungen und
ihrer Störungen 346
Philobatismus und Männlichkeit 349
Existiert ein »normaler« Philobatismus? 350
Von der Lust an der Bewegung 352
Von der Affektmotilität zur Leistungsmotorik 352
Gefährliche Objekte, Skills und Sehnsucht nach Weite 357
Mögliche Ursachen für starke Ausprägungen von Philobatismus –
gelungene Anpassung an eine freundliche Welt 357
Skills, Thrills und Lust am Risiko 361
Computer als Beruhigungsmittel für frühe Verletzungen
bei Jungen? 364
Jungen und Computergewalt – einige Fakten 369
Computer und Denken 371
Zusammenfassung 374

11 Jungen und Aufmerksamkeit 377

Einführung 377
Habituation in einer »erregten Gesellschaft« 378
Einige Erkenntnisse der Hirnphysiologie 380
Einige Begriffsbestimmungen 381
Psychoanalytisches Verstehen von Aufmerksamkeit 385
Warum sind vor allem Jungen unaufmerksam? 389
Narzisstische Tendenzen 389
Jungen sind Mädchen sprachlich unterlegen 391
Kinder werden aufmerksam geboren – Entwicklung von
Aufmerksamkeit beim Säugling 392
Vermessung und Erzwingen von Aufmerksamkeit 396
Zusammenfassung 397
Über die Verleugnung der Seele und die verheerenden Folgen 398
Der Weg in die Dissozialität 401
Missglückte Affektregulierung 403
Bindungsstörung 404
Narzisstisch-depressive Entwicklung 404
Überforderte Mutter – fehlender Vater 405

Epilog 407

Jungen werden männlich – eine Zusammenfassung 407
Disziplinierung der Jungen 410
Literatur 415
Stichwortverzeichnis 439
Angaben zum Autor 456
Pressestimmen zu Vorauflagen 457