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Das Konzert
Novelle
Hartmut Lange
Diogenes Verlag
EAN: 9783257216455 (ISBN: 3-257-21645-9)
144 Seiten, paperback, 11 x 18cm, November, 2000
EUR 10,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Im Salon der Frau Altenschul trifft sich die jüdische Crème Berlins – eine postume Zusammenkunft, denn sämtliche Gäste wurden von den Nazis ermordet. Die Toten möchten inmitten schöner Dinge den gewaltsamen Tod und das Massengrab vergessen - doch auch die Mörder zieht es an denselben Ort; draußen vor der Tür warten sie auf Sühne. Erlösung soll von der Musik des jungen Pianisten Lewanski kommen.
»Wer unter den Toten Berlins Rang und Namen hatte, wer es überdrüssig war, sich unter die Lebenden zu mischen, wer die Erinnerung an jene Jahre, in denen er sich in der Zeit befand, besonders hochhielt, der bemühte sich früher oder später darum, in den Salon der Frau Altenschul geladen zu werden, und da man wusste, wie sehr die elegante, zierliche, den Dingen des schönen Scheins zugetane Jüdin dem berühmten Max Liebermann verbunden war, schrieb man an die Adresse jener Villa am Wannsee, in der man die Anwesenheit des Malers vermutete.« So beginnt Hartmut Langes Novelle ›Das Konzert‹. Die Grenze zwischen der Welt der Toten und der Lebenden verschwindet, und obwohl die Toten sich außerhalb der Zeit befinden und für sie alles in dem Zustand ist, den sie vor Augen hatten, bevor sie starben, haben sie doch einen Blick für das Gegenwärtige.
Hartmut Lange, geboren 1937 in Berlin-Spandau, studierte an der Filmhochschule Babelsberg Dramaturgie. Für seine Dramen, Essays und Prosa wurde er vielfach mit Preisen ausgezeichnet. Er lebt als freier Schriftsteller in Berlin.
Auszeichnungen:
Ab September 2016 mit dem Rom-Preis verbundenes Stipendiat in der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo, 2016
Drei Monate lang Stipendiat der Hermann-Hesse-Stiftung in Calw, 2005
Literatur-Nord-Preis für Leptis Magna, 2004
Italo-Svevo-Preis, 2003
Kester-Häusler-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung von 1859 für das Lebenswerk, 2000
Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, 1998
Schnitzlers Würgeengel Buch des Monats Mai der Darmstädter Jury, 1995
Prix de la littérature traduite für Die Waldsteinsonate, 1989
Gerhart-Hauptmann-Preis, 1968
Förderpreis der Niedersächsischen Landesregierung, 1966
Rezension
Hartmut Lange ist ein Meister der Novelle! In dieser Novelle "Das Konzert" läßt er die Geister von Juden Berlins auftreten, fast alle ermordet von den Nationalsozialisten. Im Salon der Frau Altenschul, eine jüdische Dame alter Schule, trifft sich die jüdische Crème Berlins – eine postume Zusammenkunft, denn sämtliche Gäste wurden von den Nazis ermordet. Die Toten möchten inmitten schöner Dinge den gewaltsamen Tod und das Massengrab vergessen - doch auch die Mörder zieht es an denselben Ort; draußen vor der Tür warten sie auf Sühne. Erlösung soll von der Musik des jungen Pianisten Lewanski kommen. Die jüdische Dame Altenschul versucht, jenes Leben fortzusetzen, das durch ihre Ermordung unmöglich wurde: "Besser es gibt unter den Toten ein blühendes Berlin als gar kein Berlin." An dem Konzert des 28-jährig von den Nazis ermoderten genialen Pianisten Lewanski wollen aber nicht nur Juden teilnehmen, sondern auch deren Nazi-Mörder ... Auch diese 1986 erschienene Novelle erzählt also von einer "unerhörten Begebenheit", - wie Goethe die Gattung charakterisierte: Die unerhörte Konzertzusammensetzung ebenso wie das Scheitern des unerhörten Versuchs von Vergebung. - Der 1937 in Berlin-Spandau geborene Schriftsteller Hartmut Lange ist wesentlich mit den Gattungen Drama und Novelle (verlegt im Diogenes-Verlag) hervorgetreten. Zunächst Arbeiter in der DDR, dann Studium der Dramaturgie an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg, von 1961-1964 Dramaturg am Deutschen Theater in Ost-Berlin, nutzt er 1965 eine Auslands-Reise zur Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik, danach Dramaturg am Schiller-Theater in West-Berlin. Als literarisches Schlüsselwerk gilt das 1983 erschienene "Tagebuch eines Melancholikers". Damit mutiert Lange vom marxistisch-studentenbewegten linken Theatermacher zum eher innerlich-existentiell-subjektiven Erzähler. Lange spart aus, verwendet Lücken und Leerstellen, verschweigt mehr als er erzählt: die unsichtbare Dimension der Wirklichkeit, die Distanz zu Mensch und Gegenstand dominiert.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
»Hartmut Langes literarische Kunst besteht darin, die existenziellen Grundfragen des Menschen stets aufs Neue so zu stellen, als läse man über sie zum ersten Mal.«
Thomas Plaul / Saarländischer Rundfunk 2, Saarbrücken
»Der Meister unter den phantastischen Rationalisten.«
Edelgard Abenstein / Deutschlandradio Kultur, Berlin
»Völlig unaufgeregt anzuregen, ist Langes Kunst.«
Neue Westfälische, Bielefeld
»Hartmut Langes Novellenkunst ist einzigartig in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.«
Inge Kämmerer / Hessischer Rundfunk, Frankfurt
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