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Der Abgrund des Endlichen Drei Novellen
Der Abgrund des Endlichen
Drei Novellen




Hartmut Lange

Diogenes Verlag
EAN: 9783257067156 (ISBN: 3-257-06715-1)
144 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 12 x 19cm, September, 2009

EUR 19,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Drei Novellen, die eines gemeinsam haben: Sie beschreiben die Suche nach Glück über dem Abgrund des Endlichen.

Im Jahr 1948 wurde in der Nähe einer Berliner Gartenlaubenkolonie ein junger Mann ermordet, der Täter nie gefasst. Der Bruder des Ermordeten, mittlerweile sechzig Jahre älter, hat ihn nahezu vergessen – bis eines Tages ein Mann auftaucht, der hartnäckig behauptet, der Mörder zu sein. Er müsse die Tat sühnen, und der Bruder seines Opfers solle ihm dabei helfen (›Der Abgrund des Endlichen‹). Ein Historiker ist fasziniert von der Mystikerin Hildegard von Bingen, vor allem ihren Antiphonen. Als er schwer erkrankt, muss er sich entscheiden, wohin er gehört: ins Reich der Vergangenheit oder aber zu seiner Partnerin, einer Kardiologin, die es gewohnt ist, Leben um jeden Preis zu verlängern (›Hinter der Brücke‹). Der geschiedene Studienrat mit Neigung zum eigenen Geschlecht scheint nicht weniger verloren als die schöne Mathilde aus der Belle Époque, die unbeachtet und vermauert auf ihrem Sockel über einer Autowerkstatt zurückblieb. Um diese Frauenfigur aus Gips kreist seine tiefe Sehnsucht (›Mathilde oder der Lichtwechsel‹).

Hartmut Lange, geboren 1937 in Berlin-Spandau, studierte an der Filmhochschule Babelsberg Dramaturgie. Für seine Dramen, Essays und Prosa wurde er vielfach mit Preisen ausgezeichnet. Er lebt als freier Schriftsteller in Berlin.
Rezension
Hartmut Lange ist ein Meister der Novelle! Mit diesem Band liegen drei weitere, auf das Wesentliche reduzierte, Novellen vor: In "Der Abgrund des Endlichen" bittet ein Mörder um Sühne - und reiht sich ein in die nicht wenigen Einzelgänger, Ratlosen, Suchenden und Lebensmüden in Langes Erzählkosmos. Die Einsamkeit ist ein Wesensmerkmal von Langes Figuren, - auch in diesen drei Novellen artikulieren sich Einzelstimmen der Weltabgewandtheit und Melancholie: der geschiedene Studienrat, den die Liebe zu seinesgleichen aus der geregelten Bahn seines Alltags geworfen hat, der freischaffende Historiker, dem die Gesänge der Hildegard von Bingen wichtiger sind als die Chance, sich von seiner schweren Krankheit heilen zu lassen, und der alte Mann, der unverhofft Besuch vom Mörder seines Bruders bekommt. Drei einsame ältere Männer, die sich mit ihren existentiellen Nöten in stiller Melancholie einrichten. Hartmut Lange ist ein diskreter Anwalt seiner schwachen, lebensuntüchtigen Figuren. - Der 1937 in Berlin-Spandau geborene Schriftsteller Hartmut Lange ist wesentlich mit den Gattungen Drama und Novelle (verlegt im Diogenes-Verlag) hervorgetreten. Zunächst Arbeiter in der DDR, dann Studium der Dramaturgie an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg, von 1961-1964 Dramaturg am Deutschen Theater in Ost-Berlin, nutzt er 1965 eine Auslands-Reise zur Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik, danach Dramaturg am Schiller-Theater in West-Berlin. Als literarisches Schlüsselwerk gilt das 1983 erschienene "Tagebuch eines Melancholikers". Damit mutiert Lange vom marxistisch-studentenbewegten linken Theatermacher zum eher innerlich-existentiell-subjektiven Erzähler. Lange spart aus, verwendet Lücken und Leerstellen, verschweigt mehr als er erzählt: die unsichtbare Dimension der Wirklichkeit, die Distanz zu Mensch und Gegenstand dominiert.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
»Für Hartmut Langes Novellen von Geschichtsversessenheit und Geschichtsvergessenheit, Schuld und Sühne gibt es nur ein Wort: meisterhaft.«
Michael Braun / Rheinischer Merkur, Bonn
Inhaltsverzeichnis
Mathilde oder Der Lichtwechsel 9

Hinter der Brücke 63

Der Abgrund des Endlichen 89