lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Comics Zur Geschichte und Theorie eines populärkulturellen Mediums
Comics
Zur Geschichte und Theorie eines populärkulturellen Mediums




Stephan Ditschke, Katerina Kroucheva, Daniel Stein (Hrsg.)

Transcript
EAN: 9783837611199 (ISBN: 3-8376-1119-1)
366 Seiten, paperback, 14 x 23cm, 2009, zahlr. Abb.

EUR 29,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ende des 19. Jahrhunderts erreichten Comics in billig gedruckten Zeitungsbeilagen ein Massenpublikum in den USA und schufen durch ihre sequentielle Erzählweise in Bild und Schrift eine neue Form der Unterhaltung. Inzwischen haben sie sich zu einem komplexen und global einflussreichen populärkulturellen Medium entwickelt. Was 1935 amerikanische Kinder im New Yorker Greenwich Village fesselte, begegnet uns heute in Buchläden, im Feuilleton und in den Hörsälen traditionsreicher Universitäten.

Doch was genau ist eigentlich ein Comic? Mit welchen Mitteln wird in Comics erzählt und Bedeutung transportiert? Welche Formen und Gattungen gibt es, wie haben sie sich entwickelt und welche Stellung nehmen sie in den Kulturen der Gegenwart ein?

Diese und viele weitere Fragen beantworten Journalisten, Zeichner und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen am Beispiel von Comics aus über hundert Jahren und unterschiedlichen Kulturkreisen. Der Band bietet so eine umfassende wissenschaftliche Einführung in das weite Feld der Geschichte und Theorie des Comics.
Rezension
Die Comic-Forschung scheint sich - nach Zeiten eher eklektischer Rezeption - z.Zt. systematisch zu etablieren; davon zeugt auch dieser informative Band. Zwar wird Comics noch immer kein gleichberechtigter Platz neben Literatur, bildender Kunst und Film eingeräumt, aber insbesondere im angelsächsischen Raum wächst die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Medium Comic stetig. Und in Schülerkreisen erfreuen sich Comics von jeher großer Beliebtheit. Diese Veröffentlichung hat u.a. zum Ziel, vorhandene Forschungsansätze der deutschsprachigen Comic-Forschung mit einer Reihe von literatur-, medien- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven zu verschränken und zu einer interdisziplinären Vernetzung der Forschung beizutragen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Comic, Graphic Novel, grafische Literatur, Populärkultur, Medien
Adressaten:
Komparatistik, Kulturwissenschaft, Medienwissenschaft, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft

Reihe »Kultur- und Medientheorie«
Editorial:
Das klassische Feld der Geisteswissenschaften sieht sich seit geraumer Zeit einer grundsätzlichen Herausforderung gegenüber: Die Kultur- und Medienwissenschaften haben sich nicht nur als eigenständige Disziplinen etabliert, sie erheben weit über ihre Disziplingrenzen hinaus den radikalen Anspruch, die tradierte episteme der Geisteswissenschaften neu zu bestimmen. Die Reihe Kultur- und Medientheorie geht dieser Transformation eines ganzen Wissensfeldes in der Vielfalt ihrer Facetten nach.

Stephan Ditschke ist Stipendiat des Promotionskollegs »Wertung und Kanon« der VolkswagenStiftung. Er schreibt an einer Dissertation über Literaturveranstaltungen und ist als Lektor tätig.
Katerina Kroucheva (Dr. phil.) ist Koordinatorin des Zentrums für komparatistische Studien an der Universität Göttingen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind der Kulturtransfer zwischen Deutschland und Bulgarien, Übersetzungsforschung, Kulturstereotype sowie Literatur und Literaturwissenschaft um 1900.
Daniel Stein (Dr. des. phil.) lehrt Amerikanistik an der Universität Göttingen. Seine Forschungsschwerpunkte sind amerikanische Gegenwartsliteratur, afroamerikanische Literatur- und Kulturgeschichte sowie Populärkultur.

Interview
... mit Dr. phil. Daniel Stein, Dr. phil. Katerina Kroucheva und Stephan Ditschke


1. »Bücher, die die Welt nicht braucht. Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
In unserem Sammelband zur Comicforschung wird ein populärkulturelles Medium dargestellt, das seit über 100 Jahren und über viele Kulturkreise hinweg Menschen begeistert. Das Buch bietet historische und theoretische Zugänge zum Comic, die nicht nur zum besseren Verstehen, sondern vor allem zu einer lustvolleren Lektüre beitragen. Der ... mehr Leser erhält zudem einen umfassenden Einblick in die Spielarten des Mediums, der von Zeitungsstrips bis zu Graphic Novels, von Superheldencomics über Underground Comics bis zu den unbekannteren Tijuana Bibles reicht.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Die Beiträge des Bandes wirken mit bei der Etablierung einer sich gerade erst konstituierenden Forschungsdisziplin, die den Comic als selbstständiges Medium begreift. Dabei beschränken sie sich nicht auf Methoden der Literaturwissenschaft, sondern nehmen darüber hinaus die soziokulturellen Dimensionen der Entwicklung des Comics in den Blick. So zeigt sich das Medium im Spannungsfeld von bürgerlicher und populärer Kultur, Mainstream und Avantgarde, kurz: mit seinem Sitz im kulturellen Leben.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
Durch ihre breite, interdisziplinäre Ausrichtung betreffen die Aufsätze viele Debatten der kultur- und medienwissenschaftlichen Forschung und verbinden ihre Problemfelder miteinander. Einerseits verdeutlicht der Band die Relevanz sozialer und historischer Entwicklungen für das Verstehen populärkultureller Phänomene und ihrer Entwicklung. Andererseits trägt er zur Erforschung des Eigenen der Comics bei, das aus der Verknüpfung der Medien Schrift und Bild erwächst. Es werden so viele Fragen behandelt, die von allgemeinem Interesse in der Debatte um Intermedialität sind.

4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Die Beiträger unseres Bandes zeichnen ein Bild der Comics, das ihre Entwicklung und Ästhetik aus ihrem historischen Kontext und mithilfe aktueller Interpretationstheorien erklärt. Diese neuen Perspektiven würden wir besonders gerne mit Menschen diskutieren, die sie abermals erweitern könnten, etwa mit einem Comic-Autor wie Art Spiegelman; mit einem der Urahnen der Comics, Wilhelm Busch; mit Michael Chabon, der einen literarischen Blick auf die Geschichte der Comics geworfen hat; und mit dem großen Kritiker der Populärkultur, Adorno, dessen Thesen wir gerne mit der Entwicklung des Mediums konfrontieren würden.

5. Ihr Buch in einem Satz:
Der interdisziplinär ausgerichtete Band führt in die vielen Dimensionen des Mediums Comic ein und leistet gleichzeitig einen Beitrag zur Vernetzung der Comic-Forschung.
Inhaltsverzeichnis
Birth of a Notion.
Comics als populärkulturelles Medium
DANIEL STEIN, STEPHAN DITSCHKE & KATERINA KROUCHEVA
7

Was ist ein Cartoon?
Psychosemiotische Überlegungen
im Anschluss an Scott McCloud
STEPHAN PACKARD
29

Intermedialität in Comics.
Neil Gaimans The Sandman
STEPHANIE HOPPELER, LUKAS ETTER & GABRIELE RIPPL
53

Great, Mad, New.
Populärkultur, serielle Ästhetik und der
frühe amerikanische Zeitungscomic
FRANK KELLETER & DANIEL STEIN
81

Einbruch der Zeit.
Zu einem Zwischenraum und einem Textkasten
in Frank Kings Gasoline Alley
ANDREAS PLATTHAUS
119

Menschliches, Übermenschliches.
Zur narrativen Struktur von Superheldencomics
STEPHAN DITSCHKE & ANJIN ANHUT
131

Enthauptung.
Independent Comics und ihre Unabhängigkeit
von bürgerlichen Kunstbegriffen
OLE FRAHM
179

Was ist ein Comic-Autor?
Autorinszenierung in autobiografischen Comics
und Selbstporträts
DANIEL STEIN
201

Genealogie der autobiografischen Graphic Novel.
Zur feldsoziologischen Analyse intermedialer Strategien
gegen ästhetische Normalisierungen
THOMAS BECKER
239

Comics als Literatur.
Zur Etablierung des Comics
im deutschsprachigen Feuilleton seit 2003
STEPHAN DITSCHKE
265

Literatur-Comics zwischen Adaptation
und kreativer Transformation
MONIKA SCHMITZ-EMANS
281

Acquefacques, Oubapo & Co.
Medienreflexive Strategien in der aktuellen
französischen bande dessinée
ROLF LOHSE
309

Manga –
Comics aus einer anderen Welt?
JENS R. NIELSEN
335

Autorinnen und Autoren
359