Die Schuhe machen den Unterschied. Kein geringerer als Vincent van Gogh hat mit seinem berühmten Gemälde „Ein Paar Schuhe“, das nicht mehr als ein ausgelatschtes und verschlissenes Paar alter Schuhe vom Pariser Flohmarkt zeigt, eine Ikone der modernen Kunst geschaffen. Schuhe, die eine ganze Welt eröffnen. Sie stehen für Mühsal und Armut eines einfachen bäuerlichen Lebens. Unsere Fotoinstallation für das Cover „Schuhe auf Basalt“ zeigen die bis zu ihrem Tod immer getragenen Schuhe Katharina Kaspers, der kürzlich heiliggesprochenen Ordensfrau und Bauerntochter aus dem Westerwald. Katharinas Schuhe stehen auf Basalt, dem widerständigen Gestein ihrer rauen Heimat. Ihre einfachen Schuhe sind mit dem ganzen Leben der Heiligen verknüpft, haben sie die vielen Wege und Umwege gehen lassen und sind uns so zu sprechenden Reliquien geworden.
Katharina Kasper war eine visionäre und mutige Frau. Sie hatte in ihrer Zeit keine Angst, an die Ränder der damaligen Gesellschaft zu gehen und die Schemata des Althergebrachten und Gewohnten zu sprengen. Sie ging unbeirrt ihren Weg, wagte es, als einfache Frau aus dem Westerwald selbst Autoritäten die Stirn zu bieten, und räumte durch ihre Zähigkeit und Ausdauer Widerstände sanft aus dem Weg. So wurde sie Vielen in ihrer Zeit zum Segen und linderte die Not der Menschen. Junge Frauen folgten ihrem Beispiel. Nicht nur im Westerwald entstand bald ein Netzwerk der Barmherzigkeit. Der Geist der Barmherzigkeit Gottes wies ihr dabei den Weg, ein heiliges Leben zu führen. Sie tat das Gute aus Freundschaft zu Jesus und verkörperte eine „Heiligkeit von nebenan“ (Papst Franziskus).
Heute würde man Katharina als spirituelle Entrepreneurin bezeichnen, ihr Werk als enorm erfolgreiches christliches Start-up im Bereich des Gesundheits- und Bildungswesens. Eigenschaften wie Klugheit, Resilienz und Unternehmergeist würde man Katharina ohne Zögern zuschreiben. Zweifellos eine moderne Frau. Ihre Kraft bezog sie aus ihrer lebendigen Christusfreundschaft und aus dem, was Gott in sie hineingelegt hat. So wurde sie zu einer Revolutionärin der Barmherzigkeit. Unbedingt zur Nachahmung empfohlen!
Inhaltsverzeichnis
Perspektiven
Thomas Ruster
Horizontale Heiligkeit
Holger Zaborowski
Was kann „heilig“ heute noch bedeuten?
Rudolf Kutschera
Das Heilige in der biblischen Geschichte
Bischof Georg Bätzing
Sich von der Not der Anderen berühren lassen
Robert Biersack
Heilige als Mittler der Menschen zu Gott?
Bischof Wolfgang Huber
Dietrich Bonhoeffer – ein evangelischer Heiliger?
Ulrike-Rebekka Nieten
„Seid heilig, denn ich, euer Gott, bin heilig“
Nils Fischer
Was ist dem Islam heilig?
Kunst
Matthias Cameran / Felicia Schuld
Die Heiligsprechung
Iris Maria Gniosdorsch
Schwerelose Skulpturen
Karl-Heinz König
Kann profane Kunst auch sakral sein?
Thomas Brose
Heilig oder profan?
Christopher Paul Campbell
Der Glaube der Gezeichneten
Benjamin Leven
Dunkle Sakralität
Thomas Menges
Lichtkreis – ein Bild für den heiligen Gott
Linus Hauser
Die Heiligkeit des Geldes
Praxis
Andreas Thelen-Eiselen
Gründerin eines christlichen Startups im 19. Jahrhundert
Andreas Thelen-Eiselen
Ein neuer Blick auf eine Heilige
Helga Kohler-Spiegel
Heiliger Kevin, heilige Sabine, heilige Lena
Joachim Schmiedl / Andreas Thelen-Eiselen
Wie wird man eigentlich heilig?
Hubertus Holschbach
Radikal heilig
Forum
Matthias Cameran
Rom: Mein Heiliger Ort
Hubert Lenz
Ermutigende Erfahrungen für die Kirche von heute
Barbara Wieland
„Gemeinsam etwas tun, das alleine nicht gelingt“
Frank van der Velden
Wegweiser zur Heiligkeit: Barmherzigkeit