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»... weil ihre Kultur so ist« Narrative des antimuslimischen Rassismus
»... weil ihre Kultur so ist«
Narrative des antimuslimischen Rassismus




Yasemin Shooman

Transcript
EAN: 9783837628661 (ISBN: 3-8376-2866-3)
260 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Oktober, 2014

EUR 29,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Sind antimuslimische Diskurse Ausdruck einer aktuellen Form des Rassismus?

Anhand von Fallbeispielen – darunter auflagenstarke Buchpublikationen, Zeitungsartikel, Webseiten und Zuschriften an muslimische Verbände – geht Yasemin Shooman den antimuslimischen Narrativen und ihren Funktionen nach.

Sie untersucht die artikulierten Selbst- und Fremdbilder ebenso wie die Rolle historischer Bezüge und arbeitet das Repertoire dominanter antimuslimischer Stereotype und Topoi heraus. Die empirische Analyse trägt auch zur Theoriebildung in dem relativ jungen Forschungsfeld bei und zeigt, dass eine Rassifizierung religiöser Zugehörigkeit zu beobachten ist, die auf dem Ineinandergreifen der Kategorien Kultur, Religion, Ethnizität, Geschlecht und Klasse basiert.

Yasemin Shooman (Dr. phil.) leitet die Akademieprogramme Migration und Diversität der Akademie des Jüdischen Museums Berlin. Sie hat am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin promoviert. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Rassismus, Islamfeindlichkeit und Medienanalyse.
Rezension
Die Stichworte "Rassismus, Islamfeindlichkeit, Islamophobie, Islam, Muslime, Diskriminierung, Migration", die im Zentrum dieser Studie stehen, beherrschen z.Zt. (Anfang 2015) auch den gesellschaftlichen Diskurs. Thilo Sarrazin, ehemaliges Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank und ehemaliger Berliner Finanzsenator, ist ebenso wie die aktuelle Pegida-Bewegung ein prominentes Beispiel antimuslimischer Stimmen in Deutschland, die eine Vielzahl an Stereotypen antimuslimischer Diskurse reproduzieren: Antimuslimische Diskurse verweben Kategorien wie „Kultur“, „Religion“, „Ethnizität“, „Geschlecht“ und „Klasse“ zu einem komplexen Geflecht. Antimuslimische Narrative sind als Ausdruck einer aktuellen Form des Rassismus zu verstehen, in der eine Rassifizierung von tatsächlicher oder zugeschriebener Religionszugehörigkeit zu beobachten ist. Auch Geschlechterstereotype spielen, ebenso wie Fragen der Schichtzugehörigkeit, eine wichtige Rolle in antimuslimischen Diskursen. Dabei wird Rassismus als soziale Praxis in hohem Maße diskursiv (re-)produziert wird.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Besprochen in:
Wissenschaft & Frieden, 4 (2014)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort | 11

1 Einleitung | 13

1.1 Theoretische Überlegungen zur Diskursanalyse und zum Topos-Begriff | 17
1.2 Die Bedeutung der Diskursanalyse für die Rassismusforschung | 24
1.3 Fragestellung und Auswahl der Quellen | 28

2 Historische Traditionslinien und theoretische Einordnung antimuslimischer Diskurse | 35

2.1 Vom „äußeren Feind“ zum „Anderen im Inneren“. Antimuslimischer Rassismus im Kontext der Migrationsgesellschaft | 35
2.1.1 Aushandlung einer deutschen Identität | 37
2.1.2 Traditionslinien des antimuslimischen Rassismus | 40
2.1.3 Musliminnen und Muslime als Europas Andere | 45
2.2 Keine Frage des Glaubens. Die Rassifizierung von „Kultur“ und „Religion“ im antimuslimischen Rassismus | 54
2.2.1 Deterministischer Kultur- und Religionsbegriff | 55
2.2.2 „Weiße“, „christliche“ und „westliche“ Suprematie | 59
2.2.3 Rassifizierung von Musliminnen und Muslimen | 63
2.2.4 „Klasse“ und „soziale Schicht“ | 74
2.2.5 Antimuslimischer Rassismus und Religionskritik | 76
2.2.6 Fazit | 79

3 Geschlechterbilder in antimuslimischen Diskursen | 83

3.1 Muslimisch, weiblich, unterdrückt und gefährlich. Stereotypisierungen muslimischer Frauen in aktuellen Islam-Diskursen | 83
3.1.1 Der argumentative Rückgriff auf die Religion | 85
3.1.2 Funktionen von Geschlechterstereotypen in antimuslimischen Diskursen | 86
3.1.3 Wessen Stimmen werden gehört und wessen nicht? | 88
3.1.4 Der Topos der „gefährlichen Muslimin“ | 91
3.2 Kronzeuginnen der Anklage? Zur Rolle muslimischer Sprecherinnen in aktuellen Islam-Debatten | 100
3.2.1 Betty Mahmoodys „Nicht ohne meine Tochter“: Das Paradigma islambezogener „Opfer-Literatur“ | 102
3.2.2 Muslimische Sprecherinnen als „authentische Stimmen“ aus der Minderheit | 105
3.2.3 Argumentationsstrategien im Diskurs der „Kronzeuginnen“ | 110

4 Antimuslimische Diskurse in etablierten und neuen Medien | 125

4.1 Selbst- und Fremdbilder in der medialen Rezeption der ersten Deutschen Islam Konferenz. Eine Fallstudie zu den Tageszeitungen FAZ und DIE WELT | 125
4.1.1 Musliminnen und Muslime als Fremde | 126
4.1.2 „Gute“ und „schlechte“ Musliminnen und Muslime | 130
4.1.3 „Kultur“ als Grenzmarkierung: „Deutsche Werteordnung“ und „Leitkultur“ | 134
4.2 Zwischen Alltagsrassismus und Verschwörungstheorien – Islamfeindlichkeit im Internet | 140
4.2.1 Das Internet als Kommunikationsmedium | 141
4.2.2 Internationale Vernetzung der islamfeindlichen Internetszene | 143
4.2.3 Das ideologisch geschlossene Weltbild islamfeindlicher Internetaktivisten | 147
4.2.4 Demografie als Kampfmittel | 153
4.2.5 Rassistische Zuschreibungen | 155
4.2.6 Instrumentalisierung von Menschenrechten | 158
4.2.7 Mobilisierungsfunktion und Auswirkungen der islamfeindlichen Internetdiskurse | 160
4.3 Die Rezeption des Mordes an Marwa el-Sherbini auf islamfeindlichen Webseiten und in Online-Kommentarforen von Zeitungen | 165
4.3.1 Täter-Opfer-Umkehr | 165
4.3.2 Leugnung und Relativierung des Tatmotivs | 170
4.3.3 Dehumanisierung: Musliminnen und Muslime als Hass-Objekte | 174

5 Antimuslimischer Rassismus in der nicht-öffentlichen Kommunikation – Zuschriften an muslimische Verbände | 179

5.1 Gewalt durch Sprache und verbale Diskriminierung: Sprachphilosophische und rassismustheoretische Überlegungen | 184
5.2 Sprecherpositionen und Schreibanlässe | 191
5.3 Dominante Topoi und Argumentationsstrategien | 194
5.4 Fazit | 216

6 Schlussbemerkung | 219

Quellen und Literatur | 225
Quellen | 225
Abbildungen | 236
Literatur | 237
Anhang | 255