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Vorlesung über Die gesamte Philosophie oder die Lehre vom Wesen der Welt und dem menschlichen Geiste 3. Teil: Metaphysik des Schönen
Vorlesung über Die gesamte Philosophie oder die Lehre vom Wesen der Welt und dem menschlichen Geiste
3. Teil: Metaphysik des Schönen




Arthur Schopenhauer

Meiner Hamburg
EAN: 9783787331789 (ISBN: 3-7873-3178-6)
254 Seiten, kartoniert, 12 x 19cm, November, 2018

EUR 28,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Vorlesungsmanuskripte Schopenhauers sind ein wichtiger, aber wenig beachteter Teil seines Gesamtwerkes. Die im Sommersemester 1820 an der Universität Berlin gehaltene Vorlesung über „Die gesamte Philosophie oder die Lehre vom Wesen der Welt und dem menschlichen Geiste“ bietet nicht weniger als eine von Schopenhauer ergänzte und didaktisch aufbereitete Variante der Welt als Wille und Vorstellung, die nicht nur einen guten Einstieg in sein Gesamtwerk ermöglicht, sondern auch durch Hinweise auf andere Werke und Manuskripte sowie durch Ergänzungen und Anmerkungen einen vertiefenden Blick auf seine Philosophie ermöglicht. Die Studienausgabe legt nach mehr als hundert Jahren erstmals eine eigenständige Edition vor, die auf den letzten Überarbeitungsstand Schopenhauers bezogen einen vollständigen und lesefreundlichen Text bietet.

Die »Metaphysik des Schönen« ist betontermaßen keine Ästhetik, sondern eine Untersuchung des Schönen, dessen Wahrnehmung interesselos ist. Zentral für Schopenhauer ist dabei die Kontemplation als Form eines reinen Erkennens. In der Kontemplation werden die in der Welt begegnenden Gegenstände in einer bestimmten Weise aufgefasst, nämlich als die in ihnen sich zeigende Idee. Anhand vieler Beispiele zeigt er, wie sich diese in den unterschiedlichen Künsten darstellt.
Rezension
Liegt die Schönheit von Kunstwerken nur im Auge des Betrachters? Wodurch unterscheiden sich Wissenschaft und Kunst voneinander? Ist die im Kontext von Kunst zentrale Kontemplation eine eigene Erkenntnisform? Was ist der Zweck von Kunstwerken? Was verbindet die Künste Architektur, Gartenkunst, Malerei, Poesie und Musik miteinander? Kommt der Musik eine Sonderstellung unter den Künsten zu?
Wer Antworten auf diese Fragen der Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, Ontologie und Metaphysik sucht, wird zu den Schriften eines der einflussreichsten Philosophen greifen, zu denen Arthur Schopenhauers (1788-1860), insbesondere zu seinem Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ (1819, 2. Aufl. 1844). Alternativ kann man auch seine Berliner Vorlesung aus dem Jahre 1820 über „Die gesamte Philosophie oder die Lehre vom Wesen der Welt und dem menschlichen Geiste“ zu Hand nehmen, die Berichten nach nur fünf Zuhörer hatte. Eine auf vier Teile angelegte sorgfältige Edition der einzigen universitären Vorlesung Schopenhauers, welche dem letzten Überarbeitungsstand des Philosophen folgt und zugleich gut lesbar ist, wird zurzeit vom Felix Meiner Verlag vorbereitet. Bereits erschienen sind der „4. Teil: Metaphysik der Sitten“ und der „3. Teil: Metaphysik des Schönen“. In der Berliner Vorlesung präsentiert Schopenhauer seine Hauptgedanken und Hauptbegriffe wie Wille und Idee in didaktisch zugänglicher Form als in seinem Hauptwerk. Daher sind sie für die Arbeit im Philosophie- und Ethikunterricht besonders geeignet.
Schopenhauers Vorlesung über die „Metaphysik des Schönen“, die als Betrachtung der „ganz besondere[n] Erkenntnissart“ (S. 6) des Schönen bewusst nicht als Ästhetik konzipiert ist, gibt einen hervorragenden Einblick, in seine Theorie der Künste, in seine Architekturtheorie, seine Analyse der Landschafts-, Tier- und Historienmalerei oder seine Deutung des Trauerspiels. Erwähnung verdient insbesondere Schopenhauers in der Universitätsvorlesung prägnant vorgetragene Musikphilosophie.
In seiner Eloge auf die Musik heißt es: „Keine Kunst wirkt auf den Menschen so unmittelbar und so tief ein, als diese: eben weil keine uns das wahre Wesen der Welt so tief und unmittelbar erkennen als diese. Das Anhören einer grossen vollstimmigen und schönen Musik ist gleichsam ein Bad des Geistes: es spült alles Unreine, alles Kleinliche, alles Schlechte weg; stimmt Jeden hinauf auf die höchste geistige Stufe, die seine Natur zulässt“ (S. 224). Deshalb fordert Schopenhauer am Ende seiner Reflexionen über die Musik, mit denen er auch seine Vorlesung schließt: „Wenden Sie […] Geld und Zeit daran in die Oper und ins Konzert zu gehen.“ (S. 225)
Fazit: Für Freunde der Philosophie Schopenhauers ist die Neuedition der Vorlesungsmanuskripte Schopenhauers ein Muss. Philosophie- und Ethik-Lehrkräfte erhalten durch seine Vorlesung zur „Metaphysik des Schönen“ eine aufgrund ihrer schönen Metaphern sprachlich ansprechende Einführung in das philosophische Denken Schopenhauers über die existentielle und epistemologische Relevanz unterschiedlicher Künste.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Verlagsinfo
Schopenhauers Philosophie lässt sich als eine Morphologie von Erkenntnisformen lesen: In jedem der vier Teile der »Vorlesung über Die gesamte Philosophie« bzw. der vier Bücher der Welt als Wille und Vorstellung nimmt eine spezifische Erkenntnisform eine zentrale Funktion zur Charakterisierung der jeweils präsentierten Perspektive ein. Diese Erkenntnisformen sind dabei mit unterschiedlichen Bereichen wie der (Natur-)Wissenschaft (Bd. 1: korrelative Form der Erkenntnis), der Metaphysik (Bd. 2: analogische Form), der Kunst (Bd. 3: kontemplative Form) und der Moral (Bd. 4: Mitleid als Erkenntnisform) verknüpft. Schopenhauers »Metaphysik des Schönen« ist betontermaßen keine Ästhetik, sondern eine Untersuchung des Schönen, dessen Wahrnehmung interesselos ist. Zentral für Schopenhauer ist dabei die Kontemplation als Form eines reinen Erkennens. In der Kontemplation werden die in der Welt begegnenden Gegenstände in einer bestimmten Weise aufgefasst, nämlich als die in ihnen sich zeigende Idee. Anhand vieler Beispiele zeigt er, wie sich diese in den unterschiedlichen Künsten darstellt. Die Kontemplation und damit die Kunst erhalten bei Schopenhauer eine zentrale Rolle für eine umfassende und vielschichtige Auseinandersetzung mit der Welt. Sie haben dabei sowohl eine existentielle Bedeutung, insofern sie zeitweilig vom Leiden der Welt erlösen, als auch eine epistemische Bedeutung, insofern sie am Verständnis der Welt maßgeblichen Anteil haben. Die Kontemplation wird als Korrektiv einer ausschließlich am Satz vom Grund orientierten Betrachtungsweise etabliert.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort vii
Einleitung. Von Daniel Schubbe ix
1. Zum Kontext der Vorlesung ix
2. Der Ort der »Metaphysik des Schönen« im Gesamtvortrag xii
3. Die kontemplative Erfassung des Schönen als Form der Erkenntnis xv
Editorische Hinweise xxvi
1. Editionslage xxvi
2. Textkorpus und Zustand des Manuskripts xxviii
3. Editionsrichtlinien xxix
a) Textgestalt und Schriften xxxi
b) Deckblatt, Inhaltsverzeichnis und Kapitelüberschriften xxxiii
c) Abkürzungen xxxiv
d) Hervorhebungen und Schriftfarben xxxvi
e) Streichungen, Korrekturen und Zusätze xxxvii
f) Besondere Schreibweisen und Interpunktion xxxviii
g) Textverweise, Übersetzungen und Nachweis der Zitate xli
Zeichen und Siglen xliii
Bibliographie vl
ARTHUR SCHOPENHAUER: Vorlesung über Die gesamte Philosophie oder die Lehre vom Wesen der Welt und dem menschlichen Geiste. 3ter Theil. Metaphysik des Schönen 1
Cap. 1. Ueber den Begriff der Metaphÿsik des Schönen 5
Cap. 2. Ueber die Ideen 10
Platons und Kants Lehren verglichen 11
Cap. 3. Ueber das subjektive Korrelat der Idee 21
Erkenntniss unterworfen dem Satz vom Grunde 21
Reines Subjekt des Erkennens 24
Cap. 4. Unterschied der Idee von ihrer Erscheinung 29
Ansicht des Weltlaufs 31
Cap. 5. Gegensatz zwischen Wissenschaft und Kunst 35
(Wissenschaft und Kunst) 35
Cap. 6. Vom Genie 38
Cap. 7. Vom Zweck des Kunstwerks 60
Cap. 8. Vom subjektiven Antheil des ästhetischen Wohlgefallens 64
Cap. 9. Vom Eindruck des Erhabenen 78
Cap. 10. Vom objektiven Antheil des ästhetischen Wohlgefallens: oder, von der objektiven Schönheit 95
Cap. 11. Von der Baukunst und Wasserleitungskunst 103
Cap. 12. Gartenkunst und Landschaftsmalerei 129
Cap. 13. Thiermalerei 133
Cap. 14. Historienmalerei und Skulptur und zugleich über Schönheit, Karakter und Grazie 135
Von der Grazie 140
Vom Karakter 142
Cap. 15. Vom Verhältniss der Idee zum Begriff,und demgemässe Beurtheilung der Allegorie 153
(Allegorie.) 158
Cap. 16. Ueber die Dichtkunst 172
Cap. 17. Von der Musik 209
Anmerkungen des Herausgebers (Textverweise, Übersetzungen und Zitatnachweise) 226