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Kants »Grundlegung zur Metaphysik der Sitten« Ein einführender Kommentar
Kants »Grundlegung zur Metaphysik der Sitten«
Ein einführender Kommentar




Klaus Steigleder

Meiner Hamburg
EAN: 9783787342792 (ISBN: 3-7873-4279-6)
232 Seiten, kartoniert, 12 x 19cm, 2023

EUR 22,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
In der »Grundlegung zur Metaphysik der Sitten« von 1785 bietet Kant eine neue Konzeption der Moralphilosophie, die keine ernsthafte Beschäftigung mit Ethik seither mehr ignorieren kann. Der einführende Kommentar richtet sich an Anfänger wie an Fortgeschrittene und will helfen, die »Grundlegung« wirklich zu verstehen.
Rezension
Es ist seit einigen Jahren Mode geworden, zu klassischen philosophischen Texten auch Kommentare vorzulegen, die das Studium der Primärtexte erleichtern sollen. Bei Meiner sind bereits Kommentare zu Aristoteles (Seeck: Einführender Kommentar zu Aristoteles' Politik, 2019) und Hegel (Stekeler-Weithofer: Hegels Wissenschaft der Logik. Ein dialogischer Kommentar, Bd. 1-3, 2019-2022) erschienen, aus anderen Verlagen kennt man ähnliche Reihen.

Der vorliegende Kommentar von Klaus Steigleder, Professor für Angewandte Ethik in Bochum und Kant-Experte, befasst sich mit Kants "Grundlegend zur Metaphysik der Sitten", also dem zentralen Text der Ethik Kants, der im Philosophiestudium gelesen werden sollte und auch in der Schule - zumindest in Auszügen - zum Kanon gehört.

Im Vorwort schreibt Steigleder, dass er einen Kommentar schreiben wollte, den er selbst "gern zur Hand gehabt hätte, als ich während meines Studiums zum ersten Mal die 'Grundlegung' zu lesen versucht habe: einen Kommentar, der (auch) dem Anfänger wirklich hilft, das Werk zu verstehen, und nicht gerade über diejenigen Dinge hinweggeht, die schwierig sind oder sich nicht von selbst verstehen" (S. 7). Das ist also das Anliegen des Kommentars. Zurecht bemerkt Steigleder dann weiter, dass die 'Grundlegung' bereits älter als zweihundert Jahre sei und heutige Leser vor Schwierigkeiten stelle: "Die Bedeutung von Wörtern hat sich gewandelt, und bestimmte Begriffe, die Kant verwendet, sind uns heute fremd" (S. 10). In diesem Sinne dient der Kommentar dann auch als eine Art "Übersetzung", der Kants Schrift in unsere heutige Zeit überträgt. Zum weiteren Aufbau: Es folgen Angaben zur Zitierweise, Kürzel, verwendete Werke und Hilfsmittel, eine lesenswerte (!) Einleitung in die Schrift sowie der Kommentar selbst (sehr umfangreich von S. 23 bis S. 222). Zum Schluss folgt ein Stichwortverzeichnis. Eine Bibliographie fehlt, Steigleider verweist hier auf die Literaturauswahl in der Textausgabe der 'Grundlegung' in der "Philosophischen Bibliothek" bei Meiner, die bereits "gelungen" sei.

Wie wird der Kommentar gelesen? Steigleder gibt zu den Abschnitten im Kommentar immer die genaue Textstelle in der Akademieausgabe der Werke Kants an, so dass der Kommentar mit jeder Werk- oder Studienausgabe gelesen werden kann. Zusätzlich wird auch die Textstelle in der Ausgabe der 'Grundlegung' angegeben, die in der "Philosophischen Bibliothek" vorliegt. Text und Kommentar ergänzen sich hier praktischerweise. Theoretisch kann man den Kommentar auch ohne Textausgabe lesen, aber das verfehlt den Sinn eines philosophischen Studiums, das ja gerade ermöglichen (und dazu ermuntern!) soll, Primärtexte zu lesen. Der Kommentar selbst fasst Kants Gedankengang in einzelnen Abschnitten zusammen bzw. bietet Kontexte, wo diese aus dem Primärtext heraus nicht ersichtlich sind. Zu loben ist insbesondere auch die Sprache Steigleders, die sehr verständlich ist!

Fazit: Wer sich mit Kants "Grundlegung der Metaphysik der Sitten" auseinandersetzt, der sollte unbedingt zu dem Kommentar greifen, der nicht nur ein tieferes Verständnis der 'Grundlegung' ermöglicht, sondern auch Maßstäbe setzt, wie ein guter Textkommentar aufgebaut sein sollte. Nicht nur im Kant-Jahr 2024 kann man froh sein, dass es diesen Kommentar gibt!

Stefan Düfel, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Moralische Normen sind Kant zufolge unbedingte Normen, die sich nur auf das Gesetz der praktischen Vernunft selbst zurückführen lassen. Ausgehend von der Idee (dem Vernunftbegriff) unbedingten Sollens bestimmt Kant das Prinzip moralischen Sollens und entwickelt dessen Gehalt im Rahmen einer Strukturanalyse des Gesetzes der praktischen Vernunft selbst. Schließlich zeigt er auf, dass das Moralprinzip für uns verbindlich ist. Die »Grundlegung« bietet also eine der wichtigsten Theorien der Moralbegründung.
Der einführende Kommentar geht den Kant’schen Text Abschnitt für Abschnitt, oft aber auch in kleineren Einheiten durch und nicht über das hinweg, was schwierig ist. Er ist so geschrieben, dass er sich sowohl als zusammenhängender Text lesen als auch als Verständnishilfe zu einzelnen Stellen heranziehen lässt. Grundbegriffe und Grundannahmen Kants werden ausführlich erläutert. Trotz seines einführenden Charakters bietet der Kommentar Interpretationen und Erklärungen, die auch für fortgeschrittene Kantinterpreten von Interesse sind.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Zitierweise, Kürzel, verwendete Werke und Hilfsmittel 13
Einleitung: Zum Gegenstand der »Grundlegung zur Metaphysik der Sitten« 17

I. VORREDE 23

II. ERSTER ABSCHNITT Übergang von der gemeinen sittlichen Vernunfterkenntnis zur philosophischen 39
1. Der gute Wille 39
2. Die Aufgabe der praktischen Vernunft 46
3. Pflicht, Handeln aus Pflicht 54
4. Erster Blick auf das Moralprinzip 70
5. Notwendigkeit und Aufgabe der Philosophie 75

III. ZWEITER ABSCHNITT Übergang von der populären sittlichen Weltweisheit zur Metaphysik der Sitten 79
1. Der eigentümliche Gegenstand des Sittlichen. Kritik der Popularphilosophie 79
2. Das Programm der Metaphysik der Sitten 86
3. Theorie der Handlungsnormen (»Imperative«) 88
4. Die Grundformel des Moralprinzips (»Kategorischen Imperativs«) 110
5. Strukturanalyse des Gesetzes reiner praktischer Vernunft: der unbedingt notwendige Zweck 127
6. Die zweite Formel des Moralprinzips 143
7. Allgemeine Gesetzgebung, doppelte Selbstgesetz- gebung, dritte Formel des Moralprinzips 149
Idee eines Reichs der Zwecke 152
Würde als absoluter Wert 154
Vergleich der Formeln des Moralprinzips, Auswertung 159
8. Die Autonomie des Willens als oberstes Prinzip der Sittlichkeit 168
9. Die Heteronomie des Willens als der Quell aller unechten Prinzipien der Sittlichkeit 169
10. Einteilung aller möglichen Prinzipien der Sittlichkeit aus dem angenommenen Grundbegriffe der Heteronomie 170

IV. DRITTER ABSCHNITT Übergang von der Metaphysik der Sitten zur Kritik der reinen praktischen Vernunft 179
1. Der Begriff der Freiheit ist der Schlüssel zur Erklärung der Autonomie des Willens 180
2. Freiheit muss als Eigenschaft des Willens aller vernünftigen Wesen vorausgesetzt werden 185
3. Von dem Interesse, welches den Ideen der Sittlichkeit anhängt 192
4. Wie ist ein kategorischer Imperativ möglich? 200
5. Von der äußersten Grenze aller praktischen Philosophie 205
6. Schlussanmerkung 221

Stichwortverzeichnis