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Vom Arbeiterkind zur Professur Sozialer Aufstieg in der Wissenschaft. Autobiographische Notizen und soziobiographische Analysen
Vom Arbeiterkind zur Professur
Sozialer Aufstieg in der Wissenschaft. Autobiographische Notizen und soziobiographische Analysen




Julia Reuter, Markus Gamper, Christina Moeller, Frerk Blome (Hrsg.)

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EAN: 9783837647785 (ISBN: 3-8376-4778-1)
438 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Februar, 2020

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Noch immer gibt es große Hürden für einen Bildungsaufstieg – nach wie vor stammt nur eine Minderheit der Professor*innen aus der Arbeiterklasse. Was bedeutet es diesen Aufsteiger*innen, eine Professur erreicht zu haben? Wie erleben sie die Universität und das Versprechen der Chancengleichheit? Und wie haben ihre eigenen Aufstiegserfahrungen sie als Wissenschaftler*innen geprägt?

Erstmals äußern sich in diesem Buch Professor*innen unterschiedlicher Fächer zu ihrem »Klassenübergang« und zur Verknüpfung von sozialer Herkunft und Wissenschaft. Gerahmt werden die persönlichen Schilderungen durch ausgewählte Beiträge aus der Ungleichheitsforschung, u.a. von Christoph Butterwegge, Michael Hartmann und Andrea Lange-Vester.

Julia Reuter (Dr. phil.), geb. 1975, ist Professorin für Erziehungs- und Kultursoziologie an der Universität zu Köln. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Allgemeinen Kultursoziologie, der Migrations- und Wissenschaftssoziologie. Sie hat u.a. zur wissenschaftlichen Karriere als Hasard publiziert.

Markus Gamper (PD Dr. phil.), geb. 1975, ist Akademischer Rat für Erziehungs- und Kultursoziologie an der Universität zu Köln. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Kultursoziologie, der Migrations- und Religionssoziologie sowie der Netzwerkforschung.

Christina Möller (Dr. phil.), geb. 1970, ist Vertretungsprofessorin für Soziologie an der Fachhochschule Dortmund. Zu ihren Forschungs- und Lehrschwerpunkten zählen soziale Ungleichheit und soziale Mobilität, Bildungssoziologie, Hochschulforschung. Sie hat u.a. die soziale Herkunft von Universitätsprofessor*innen untersucht.

Frerk Blome, geb. 1989, promoviert am Leibniz Institut für Wissenschaft und Gesellschaft. Seine Forschungsinteressen umfassen die Biographieforschung, die Ungleichheitssoziologie und die Vergleichssoziologie. In seiner Dissertation vergleicht er die Auswirkungen sozialer Hintergründe auf die Karrierewege von Professoren verschiedener Fachrichtungen.
Rezension
Bildungsgerechtigkeit ist in Deutschland noch immer ein Desiderat; die Ungleichheitsforschung macht immer wieder darauf aufmerksam, dass die Bildungsdurchlässigkeit in der Gesellschaft noch immer nicht ausreichend ist - oder einfacher ausgedrückt: Kinder aus der Arbeiterschicht haben es immer noch deutlich schwerer, sozial aufzusteigen. Das hier anzuzeigende Buch verdeutlicht das exemplarisch am sozialen Aufstieg in die Wissenschaft: "Vom Arbeiterkind zur Professur" (Titel) ist immer noch eine Seltenheit! Die Darstellung bietet vor allem autobiographische Impressionen: Professor/inn/en unterschiedlicher Fächer äußern sich autobiographisch zu ihrem »Klassenübergang« und zur Verknüpfung von sozialer Herkunft und Wissenschaft. Diese autobiographischen Notizen im Mittelteil werden im Eingangsteil sozialwissenschaftlich und im Schlußteil soziobiographisch kommentiert. Auch in Deutschland sind Arbeiterkinder, die Hochschulprofessor/inn/en werden, die Ausnahme. Hiesige Bildungsinstitutionen sind dafür bekannt, gesellschaftliche Ungleichheiten nicht zwangsläufig zu kompensieren, sondern eher zu reproduzieren und daher besonders sozial selektiv zu sein. Deutschland gehörte und gehört zu denjenigen Ländern, die einen sehr hohen Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und den Bildungserfolgen aufweisen.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vom Arbeiterkind zur Professur
Gesellschaftliche Relevanz, empirische Befunde und die Bedeutung biographischer Reflexionen
Christina Möller / Markus Gamper / Julia Reuter / Frerk Blome 9

I. Sozialwissenschaftliche Rahmung

Sphärendiskrepanz und Erwartungsdilemma
Migrationsspezifische Ambivalenzen sozialer Mobilität
Aladin El-Mafaalani 65

Bildungsaufstieg — Realität, Utopie und/oder Ideologie?
Christoph Butterwegge 89

Literarische Zeugnisse von Bildungsaufsteiger*innen zwischen Autobiographie und Sozioanalyse
Julia Reuter 103

II. Autobiographische Notizen

Gleich und doch verschieden. Erinnerungsbruchstücke
Klaus-Michael Bogdal 131

»Wo gehöre ich hin?« Gedanken eines Arbeiterkindes
Manfred Brill 143

Solidarität als Bedingung von sozialer Mobilität
Zoe Clark 153

Autobiographische Notizen eines ›Aufsteigers‹ — ›Wege einer anderen Bildung‹
Reinhard Damm 163

Soziale Herkunftserfahrung als Sensibilisierung für Chancengleichheit und Diversität
Martin Eisend 185

Das Professorenkostüm
Christine M. Graebsch 193

Von wo ich herkomme
Sabine Hark 207

»Hintertreppen zum Elfenbeinturm«
Ein Beitrag zur Enttabuisierung der sozialen Herkunft von Bildungsaufsteiger*innen
Elke Kleinau 221

Vom Bauernsohn zum Prorektor
Rückblick und Ausblick eines Mathematikers
Aloys Krieg 237

»Was soll aus dem Mädchen denn werden — alte Tante auf dem Hof?«
Oder: Der lange Weg von der ländlichen Hauswirtschaftsgehilfin zur Universitätsprofessorin
Doris Lemmermöhle 247

Die Entdeckung am Sonnentor von Tiahuanaco
Martin Lörsch 261

Statuspassagen im Lebensverlauf
Eine autobiographische Annäherung
Rainer Müller 275

»Mach was aus dir, aber bleibʼ der Alte!« —
Von Auswärtsspielen am Rande erfolgreicher Wege
Jürgen Prott 291

Putzfrau oder Professorin: Hat man die Wahl?
Rosa Maria Puca 305

Herkunft versus Zukunft
Pakize Schuchert-Güler 319

Von der Hauptschule an die Hochschule
Ahmet Toprak 327

Keine Rückkehr nach Wattenscheid
Jürgen Vogt 339

Das UNTEN spürst Du immer
Klaus Weber-Teuber 351

Dem weißen Kaninchen gefolgt…
Andreas Wrede 359

III. Soziobiographische Kommentierung

Vom ›Arbeiterkind‹ zur Professur — Merkmale eines erfolgreichen Aufstiegs
Michael Hartmann 377

Über Habitusmuster und Milieuherkunft von Bildungsaufsteiger*innen im akademischen Feld
Andrea Lange-Vester 389

IV. Im Dialog

»Auch der Homo academicus hat eine Herkunft!«
Im Dialog mit Initiativen von und für Arbeiterkinder in der Wissenschaft
und der Deutschen Forschungsgemeinschaft über herkunftssensible Nachwuchsförderung 413

Autor*innenverzeichnis 431