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Trauma und frühe Interventionen Möglichkeiten und Grenzen von Krisenintervention und Notfallpsychologie
Trauma und frühe Interventionen
Möglichkeiten und Grenzen von Krisenintervention und Notfallpsychologie




Marion Krüsmann, Andreas Müller-Cyran

Klett-Cotta
EAN: 9783608890082 (ISBN: 3-608-89008-4)
240 Seiten, kartoniert, 13 x 21cm, 2005

EUR 21,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ein Unglücksfall, eine Naturkatastrophe oder der plötzliche und unerwartete Tod eines nahen Angehörigen kann jeden Menschen an die Grenze des Verkraftbaren bringen. Rasche psychologische Unterstützung vor Ort verhindert in vielen Fällen, dass die Betroffenen eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln, also zusätzlich zu Verlust und Leid selbst psychisch erkranken. Die Autoren, die über vielfältige praktische Erfahrungen in der psy-chosozialen Notfallversorgung verfügen, geben hier ihr Wissen in klar strukturierter und anschaulicher Form weiter, damit Rettungskräfte, Psychotherapeuten, Seelsorger und Sozialarbeiter qualifizierte Hilfe leisten können.

Die Reihe »Leben lernen« stellt auf wissenschaftlicher Grundlage Ansätze und Erfahrungen moderner Psychotherapien und Beratungsformen vor; sie wendet sich an die Fachleute aus den helfenden Berufen, an psychologisch Interessierte und an alle nach Lösung ihrer Probleme Suchenden.
Rezension
Unglücke und Notfälle unterschiedlichster Art bringen für die Betroffenen häufig große körperliche und psychische Leiden mit sich. Oft sind es spezielle geschulte Fachleute wie Seelsorger, Psychologen oder Sozialarbeiter, die die Notfallversorgung übernehmen. In der Reihe „Leben lernen“ bietet der vorliegende Band „Trauma und frühe Intervention“ eine fundierten und praxisnahen Einblick in die „Möglichkeiten und Grenzen von Krisenintervention und Notfallpsychologie“. Den Autoren geht es dabei vor allem um eine Ausdifferenzierung von Peritraumatologie und Psychotraumatologie. Es ist vor allem ein Buch für Praktiker, das einen detaillierten Einblick in das Arbeitsfeld der psychosozialen Notfallseelsorge bietet. Dabei stehen vor allem die peritraumatischen Interventionen im Mittelpunkt (Ziele und Grenzen, Alarmierung, Beginn der Betreuung, Gestalten des Settings u.a.) der fachkundigen Erläuterungen. Die Lektüre macht deutlich, dass vor allem ein geschultes und professionelles Vorgehen notwendig ist beim Umgang mit Menschen nach traumatischen Erfahrungen. Daher ist es wünschenswert, dass sich immer mehr Menschen bereit erklären, als Notfallhelfer und -seelsorger aktiv zu werden und sich entsprechend schulen zu lassen.

Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de¬¬¬
Verlagsinfo
Erste Hilfe für Traumaopfer

Menschen, die von traumatischen Ereignissen betroffen sind, können von früher psychosozialer Unterstützung profitieren. Das Buch beschreibt effiziente Interventionen, die Psychologen, Seelsorger, Sozialpädagogen und Mitarbeiter im Einsatzwesen Orientierung geben können.

»Das Buch ist klar strukturiert und sehr anschaulich gestaltet, es gibt gute und umsetzbare Hilfestellungen für eine qualifizierte und rechtzeitige Behandlung. Außer Fachkräften können auch psychologisch Interessierte und Betroffene davon profitieren.«
Eva Kraus (Psychotherapie im Dialog, Dezember 2006)

Schwere Naturkatastrophen und vom Menschen verursachte Unglücksfälle haben in den letzten Jahren die Notwendigkeit einer »Notfallpsychologie« deutlich gemacht, die wie die Notfallmedizin qualifizierte Hilfe möglichst rasch nach dem Auftreten eines traumatisierenden Ereignisses leistet. Mit schneller psychologischer Hilfe vor Ort kann in vielen Fällen die Ausbildung eines posttraumatischen Belastungssyndroms vermieden oder abgemildert werden.

Unter Mitwirkung des Lehrstuhls für Klinische Psychologie und Psychotherapie gründete Müller-Cyran 1994 als erste Einrichtung dieser Art in Europa das »Kriseninterventionsteam« (KIT) in München, das Menschen nach einem traumatischen Ereignis zum frühest möglichen Zeitpunkt betreut. Wissen und Erfahrungen aus dieser Tätigkeit an Rettungskräfte, Psychologen, Seelsorger und Sozialarbeiter weiterzugeben ist Ziel dieses Buches. Es beschreibt, wie der Betroffene in seiner emotionalen Stabilisierung unterstützt, die Situation strukturiert wird und wie innere Ressourcen gefördert werden.

Der zweite Schwerpunkt des Buches beschäftigt sich mit Konzepten für die Helfer selbst. Rettungskräfte, Feuerwehrleute und Krisenhelfer benötigen oft ihrerseits psychologischen Beistand und präventive Unterstützung, damit sie als »sekundär Traumatisierte« nicht dauerhafte Schäden davontragen.

Zum Buch
»Fazit: Das Buch ist engagiert geschrieben und informiert detailliert und illustriert mit Fallbeispielen umfassend über die PSNV und anschließende psychoedukative und therapeutische Folgeprozesse.«
Michaela Schumacher (socialnet.de)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
1. Trauma und frühe Intervention 11
1.1 Psychosoziale Notfallversorgung - ein Beispiel 12
2. Zur Adaptation an traumatische Erfahrungen 19
2.1 Die Definition einer traumatischen Erfahrung 22
2.2 Grundlegende Gedanken - die Konfrontation mit funktionaler Hilflosigkeit 28
Die Konfrontation mit dem plötzlichen Tod 33 - Der plötzliche Tod und die Schuldgefühle der Hinterbliebenen 37 - Vertrautsein mit dem Tod? 39
2.3 Aspekte der Qualitätssicherung in der PSNV 40
3. Zum Erscheinungsbild traumabedingter Störungen 45
3.1 Welche unmittelbaren Reaktionen sind zu erwarten? 45
3.2 Die Akute Belastungsreaktion 48
3.3 Die Akute Belastungsstörung 49
3.4 Die Posttraumatische Belastungsstörung 51
4. Was macht eine belastende Erfahrung zu einem Trauma? 57
4.1 Zum Einfluss prätraumatischer Faktoren 59
4.2 Die peritraumatische Phase 62
4.3 Posttraumatische Prozesse 65
Zusammenfassung 76
5. Überblick über Möglichkeiten früher Interventionen 78
5.1 Zur Indikation peritraumatischer und früher Interventionen 84
5.2 Interventionen in der peritraumatischen Phase - eine Einleitung 85
5.3 Ziel und Inhalte peritraumatischer Krisenintervention - Übersicht 88
6. Ablauf der peritraumatischen Intervention 90
6.1 Ziele und Grenzen 90
Vom Trauma zur Trauer 93 - Orientierende Struktur der peritraumatischen Intervention 94 - Wahrnehmung eines Betreuungsbedarfes durch Einsatzkräfte 96 - Exkurs: Anwesenheit von Angehörigen bei der Reanimation 102 - Peritraumatische Intervention: vom Betroffenen gewünscht? 105
6.2 Alarmierung 108
Anfahrt zur Einsatzstelle 109 - Eintreffen an der Einsatzstelle 110
6.3 Beginn der Betreuung: erste Kontaktaufnahme 116
6.4 Gestalten des Settings 121
Bekleidung des PSNV-Mitarbeiters 121
6.5 Orte der psychosoziale Notfallversorgung 123
Psychosoziale Notfallversorgung in Wohnungen 124 - Intervention auf Straßen und öffentlichen Plätzen 127
6.6 Das Narrativ in der peritraumatischen Intervention 130
Topos der psychosozialen Notfallversorgung: Schuldgefühle 132 - Schuldgefühle 133 - Schuldgefühle mit komplexem Hintergrund 138 - Schuldgefühle nach Suizid 139 - Schuldvorwürfe gegen andere 141 - Reale Schuld: schuldlos schuldig werden 142
6.7 Abschied vom Leichnam 144
6.8 Die sozialen Ressourcen 150
6.9 Dauer und Ende der Betreuung 153
6.10 Betreuung einer Witwe nach internistischer Todesursache (Kasuistik) 157
6.11 Psychosoziale Notfallversorgung bei bestehenden sozialen Ressourcen (Kasuistik) 165
Kurzer Einsatz - Fall 2 165
6.12 Hinweise auf weiterführende Einrichtungen 167
Hinweis auf psychosoziale Einrichtung nach Tod eines Kindes 168 - Hinweis auf psychosoziale Einrichtung nach Gewalterfahrung 169 - Hinweis auf psychosoziale Einrichtung bei Hinterbliebenen nach Suizid 169
6.13 Die dissoziative Amnesie 170
6.14 Schriftlicher Hinweis auf Ansprechpartner und Psychoedukation 171
7. Von der peritraumatischen zur akuten Intervention 173
8. Integratives Arbeiten im Kontext früher Interventionen 176
9. Grundlegende Aspekte und Ziele früher Interventionen 181
9.1 Die therapeutische Haltung 183
10. Frühe präventive Interventionen 185
10.1 Indikation und Dauer 185
Zusammenfassung 193
10.2 Die Anfangsphase der Behandlung 196
10.3 Exkurs: emotional oder kognitiv arbeiten, was ist damit genau gemeint? 202
11. Die Arbeit an den Symptomen 204
11.1 Umgang mit Angst und Übererregung 204
11.2 Umgang mit Intrusionen 205
11.3 Umgang mit Vermeidung 206
11.4 Umgang mit Dissoziation 208
12. Die Arbeit an Selbstprozessen 211
12.1 Wann kann konfrontativ gearbeitet werden? 216
12.2 Die Konfrontation mit der traumatischen Erfahrung 217
12.3 Zur Integration der Erfahrung - trauern, annehmen, verzeihen 221
13. Abschluss der Behandlung 223
Literatur 225