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Soziologische Theoriebildung Ein Handbuch auf dialogischer Basis
Soziologische Theoriebildung
Ein Handbuch auf dialogischer Basis




Peter V. Zima

Gunter Narr Verlag Tübingen , UTB
EAN: 9783825253707 (ISBN: 3-8252-5370-8)
920 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, September, 2020, 5 Abb.

EUR 34,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dieses Handbuch bietet eine Übersicht über die soziologische Theoriebildung der letzten 200 Jahre. Beginnend mit Hegel, Marx und Comte, werden zusammen mit den Klassikern (Durkheim, M. Weber, Parsons) und der Spätmoderne (Luhmann, Habermas, Touraine) die wichtigsten soziologischen Theorien bis hin zur Postmoderne (Baudrillard, Sennett, Foucault) behandelt. Dabei wird jeweils auch der historischphilosophische Kontext rekonstruiert. Anders als die meisten Einführungen in die soziologische Theorie hat dieser Band eine dialogische Struktur: Der Bezug der Theorien aufeinander lässt ihre Stärken, Schwächen und Besonderheiten hervortreten. Im metatheoretischen Dialog werden die kommentierten Theorien getestet. Sie werden konstruktivistisch als Erzählstrukturen aufgefasst, die aus besonderen, kontingenten Perspektiven hervorgehen. Die Kapitel verknüpfen jeweils vier Ebenen miteinander: Dialogizität, Narrativität, Terminologie und Historizität. Der Band wendet sich an fortgeschrittene Studierende und eignet sich hervorragend als Begleiter für das ganze Studium der Soziologie.

Prof. emeritus Dr. Peter V. Zima lehrte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Er ist seit 1998 korr. Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, seit 2010 Mitglied der Academia Europaea in London und seit 2014 Honorarprofessor der East China Normal University in Schanghai.
Rezension
Diese schwergewichtige und voluminöse Gesamtdarstellung soziologischer Theorien der letzten 200 Jahre (vgl. Inhaltsverzeichnis) ist im Gegensatz zu den meisten üblichen Darstellungen nicht chronologisch angelegt, - vielmehr werden die kommentierten Theorien dialogisch (vgl. Untertitel!) aufeinander bezogen und in den philosophisch-historischen Kontexten gedeutet, in denen sie entstanden sind. Im Dialog sollen die Stärken, Schwächen und Lücken der Theorien besser sichtbar werden. Tatsächlich stattgefundene Dialoge finden dabei ebenso Berücksichtigung wie (mehrheitlich!) konstruierte Dialoge, deren Ziel es nicht ist, sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden, sondern durch den inszenierten Dialog auf eine höhere (Lösungs-)Ebene zu gelangen. Dabei müssen die Ambivalenzen der Theorien dialektisch und narrativ verdeutlicht werden. Die dialogische Konfrontation soziologischer Theorien erfolgt auf erzähltheoretischer Ebene.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort XI

Einleitung 1

Theoretische Prolegomena 17

I. Wer beobachtet Gesellschaft? Standorte der Theorie zwischen Engagement, Wertfreiheit und Distanzierung 21
II.Wer erzählt Gesellschaft und wie? Prozess oder Handlung? Theorie als Erzählung, Konstrukt und Dialog 47
III. Subjekt- und Handlungstheorie semiotisch und soziologisch: Von Algirdas Julien Greimas zu George Herbert Mead und Erving Goffman 75

Erster Teil: Moderne soziologische Theorien als Erzählungen und ihre Kritik in der Spätmoderne 103

IV. Kapital und Tauschwert, Arbeit und Klassenkampf: Die Öffnung der Erzählung im Übergang von Hegel zu Marx 107
V. Säkularisierung und Rationalisierung: Auguste Comtes Erzählung als Antwort auf das Marxsche Geschichtsverständnis und die marxistische Replik 143
VI. Naturbeherrschung und Subjektivität: Adornos und Horkheimers Kritische Theorie als Antwort auf Positivismus, Hegelianismus und Marxismus 177
VII. Subjektivität und Subjektkritik, Bewegung und Emanzipation: Feministische Gesellschaftstheorien als Antworten auf den Marxismus und die Kritische Theorie 215

Zweiter Teil: Die soziologischen Theorien der Spätmoderne 245

VIII. Die „Zirkulation der Eliten“ und die „ewige Wiederkehr des Gleichen“: Von Vilfredo Pareto und Gaetano Mosca zu C. Wright Mills und Robert Michels (Paretos machiavellistische und nietzscheanische Antwort auf Marx) 249
IX. Differenzierung und Individuum, Kollektivbewusstsein, Solidarität und Anomie: Emile Durkheims Soziologie als Kritik an Herbert Spencers Individualismus 283
X. Gemeinschaft und Gesellschaft, Wesenwille und Kürwille: Ferdinand Tönnies Soziologie der Spätmoderne als Replik auf Spencer, Durkheim und Marx 327
XI. Vergesellschaftung als Wechselwirkung, subjektive und objektive Kultur: Georg Simmels Soziologie der Spätmodernen Ambivalenz und seine Antworten auf Durkheim und Tönnies 361
XII. Wertfreiheit und Idealtypus, Rationalisierungsprozess, Bürokratie und Charisma: Die verstehende Soziologie Max Webers als Antwort auf den Marxismus 395
XIII. Figuration und Zivilisationsprozess, Engagement und Distanzierung: Norbert Elias Prozesssoziologie als Ergänzung zu Max Webers Rationalisierungstheorie – und Alfred Webers Replik 443

Dritter Teil: Spätmoderne soziologische Theorien in der Postmoderne 489

XIV. Handlung und Struktur, funktionale Differenzierung und System: Talcott Parsons historisch-systematische Grundlegung der Soziologie 493
XV. Differenzierung und Systembildung, Kommunikation und Autopoiesis: Niklas Luhmanns Parsons-Kritik und seine Umformulierung der Systemtheorie 547
XVI. Systeme und Lebenswelt, instrumentelle und kommunikative Vernunft: Jürgen Habermas Alternative zur Systemtheorie 611
XVII. Subjekt, Handlung und Bewegung, postindustrielle Gesellschaft und das „Ende der Gesellschaften“: Alain Touraines Handlungssoziologie als Antwort auf Marxismus, Habermas und die Systemtheorie 671
XVIII. Kapital und Klasse, Habitus und Feld: Pierre Bourdieus Soziologie als Gegenentwurf zu Touraine und Luhmann 707
XIX. Doppelte Hermeneutik und Strukturierung, Risikogesellschaft und reflexive Moderne: Von Anthony Giddens zu Ulrich Beck (Giddens antwortet Habermas und Bourdieu) 773

Vierter Teil: Postmoderne Soziologien 827

XX. Moderne und Ambivalenz, Postmoderne, flüchtige Moderne und Individualisierung: Zygmunt Baumans kritische Soziologie als Antwort auf Giddens und Beck 833
XXI. Tauschwert, Simulacrum und Simulation in der Mediengesellschaft: Jean Baudrillards postmoderne Soziologie der Indifferenz und der Sieg des Antisubjekts (Baudrillard antwortet Giddens, Beck und Bauman 869
XXII. Öffentlichkeit, Urbanität und Intimität, das flexible Subjekt und der Narzissmus:
Richard Sennett antwortet Habermas und wird von Christopher Lasch und David Le Breton ergänzt 905
XXIII. Macht, Vernunft und Subjektivität, postmodernes „Stammesbewusstsein“ und der Niedergang des Individualismus: Michel Foucaults und Michel Maffesolis Antworten auf die Moderne 941

Dialogizität: Schlussbetrachtung und Ausblick 981

Bibliografie 999
Sachregister 1038
Personenregister 1058