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Seelsorge, Pastoralpsychologie und Postmoderne Eine pastoralpsychologische Grundlegung lebensfördernder Begegnungen angesichts radikaler postmoderner Pluralität Praktische Theologie heute; Band 53
Seelsorge, Pastoralpsychologie und Postmoderne
Eine pastoralpsychologische Grundlegung lebensfördernder Begegnungen angesichts radikaler postmoderner Pluralität


Praktische Theologie heute; Band 53

Andreas Wittrahm

Kohlhammer
EAN: 9783170168817 (ISBN: 3-17-016881-9)
374 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, 2001

EUR 35,30
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Pastoralpsychologie stützte sich in der Vergangenheit vorwiegend auf das Gespräch zwischen Seelsorge und Psychotherapie. Dieses Konzept wurde in letzter Zeit als unzureichend kritisiert. Wittrahm eröffnet demgegenüber den Dialog mit der Entwicklungspsychologie. Er rückt die Fähigkeit zur Entscheidung ins Zentrum der pastoralpsychologisch qualifizierten seelsorglichen Begegnung und erschließt so neue Wege der Pastoralpsychologie angesichts radikaler postmoderner Pluralität. Der Anspruch der Seelsorge zu heilen wird in einen größeren Rahmen gelingender menschlich-gläubiger Entwicklung eingebettet. Mit diesem entwicklungsorientierten Entwurf bringt der Autor die Diskussion um Form, Inhalt und Praxisrelevanz der Pastoralpsychologie um wichtige Schritte voran.



Andreas Wittrahm, geb. 1958, Diplompsychologe und Dr. theol., leitet das Referat "Kirchliche Altenarbeit" im Bistum Aachen.
Rezension
Auch die Seelsorge steht in der Postmoderne vor neuen Aufgaben und Fragestellungen. Wenn Optionenvielfalt, individuelle Freiheit und umfassende Wahlmöglichkeit ein Spezificum der Postmoderne darstellen, dann muß sich die Seelsorge neu ausrichten im Hinblick auf Patchwork-Identitäten, Offenhalten von Optionen, Entscheidungsverweigerung, Gefahr von individueller Überforderung und Vereinzelung in der Gesellschaft. Der Verfasser sucht in dieser kath.-theol. Dissertation von 1999 darauf eine Antwort durch eine Revision der Pastoralpsychologie zu geben: vom Paradigma der Psychotherapie hin zur Grundlegung in der Entwicklungspsychologie. Der Mensch in der Postmoderne muß in seiner Entwicklung lernen, angemessene Entscheidungen für sein Leben zu treffen. Das wäre in der Tat eine neue Grundlegung (s. Untertitel) der Seelsorge in Zeiten radikaler Postmoderne.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11

Einleitung 13

1 Der Kontext der Arbeit, das erkenntnisleitende Interesse und die These 14
2 Fragestellung, methodischer Ansatz und Aufbau der Arbeit 19

Erster Teil

Gegenwärtige Anfragen an Seelsorge und Pastoralpsychologie 22


1 Seelsorge in therapeutischer Engführung? Die Diskussion um die Seelsorgebewegung 23

1.1 Ende oder Wandel der Seelsorgebewegung? 25
1.1.1 Wandlungsperspektiven für die Seelsorgebewegung 27
1.1.2 Wider das Defizitmodell in Seelsorge und Diakonie 29
1.1.3 Seelsorge in der Postmoderne als Möglichkeitsbeschränkung 31
1.1.4 „Alltagsseelsorge" als kritisches Korrektiv theologischer und therapeutischer Überfrachtung der
Seelsorge 34
1.2 Kritik der,Seelsorge unter dem HirtensymboF 36
1.2.1 „Geständniszwang" und „Pastoralmacht" - zur Kritik am Christentum als „Machttechnik" im
Gefolge von Michel FOUCAULT 38
1.2.2 Pastoral nach Foucault - Konsequenzen für die Seelsorge in Praxis und Theorie 41
1.3 „Therapeutische" Seelsorge, „heilende" Seelsorge und der Normalisierungsverdacht 50
1.3.1 Therapie als Macht - Therapie als Dienst 50
1.3.2 Vom Therapeutischen in Theologie und Seelsorge 51
1.4 Ertrag: Anfragen an ein therapeutisch orientiertes Seelsorgeverständnis 56

2 Individuumszentrierung und Psychologisierung -Einsprüche gegen die Pastoralpsychologie 61

2.1 Pastoralpsychologie im Spiegel aktueller pastoralsoziologischer Konzeptionen 62
2.1.1 Wider eine psychologisch-individualistische Verengung der Seelsorgetheorie - Thomas HENKE 62
2.1.2 Systemtheorie als Leitparadigma der Seelsorgetheorie - Isolde KARLE 65
2.2 Anfragen an die Pastoralpsychologie im Rahmen der Kritik an der Seelsorgebewegung 71

3 Die „Postmoderne" als Herausforderung für Seelsorge und Pastoralpsychologie 73

3.1 Zwischen Beliebigkeit und Selbstreflexion - Klärungen zu den Begriffen „Postmoderne"
und „Wertewandel" 74
3.1.1 Postmoderne 74
3.1.2 Wertewandel 77
3.2 Postmoderne und beziehungsorientierte Lebenskonzepte 80
3.2.1 Der Gewinn durch die radikale Moderne: Individuelle Freiheit und umfassende
Wahlmöglichkeiten 81
3.2.2 Die Ambivalenz der radikalen Moderne: Zwang zur individuellen Lebensgestaltung und Gefahr
der Überforderung 84
3.2.3 Der individuelle Umgang mit den Ambivalenzen der radikalen Moderne:
Entscheidungsverweigerung oder Offenhalten von Optionen 86
3.2.4 Die Bedrohungen durch die vollendete Moderne: Patchwork-Identität und singularisierte
Gesellschaft 88
3.3 „Vollendete Moderne / Postmoderne" als Kontext pastoralen Handelns 91
3.4 Ertrag: Thesen zu den Herausforderungen für eine
,zeitgemäße' Pastoral 93

Exkurs: Psychologie und „Postmoderne." Die Psychologie auf der Suche nach einer angemessenen Gegenstandsbestimmung 100

1 Psychologie auf der Suche nach ihrem Gegenstand 100
2 Interdisziplinäre Öffnungsbestrebungen in der Psychologie 106

Zweiter Teil

Der Stand pastoralpsychologischer Theoriebildung angesichts der Herausforderungen durch
die Debatte um Seelsorge und Postmoderne 110


4 Pastoralpsychologie zwischen interdisziplinärem Anspruch und instrumenteller Praxis 113

4.1 Pastoralpsychologie: Mehr als Psychotherapie im kirchlichten Kontext? 117
4.2 Das Verhältnis von Pastoral und Psychologie in der Pastoralpsychologie 122
4.2.1 Abgrenzungsversuche 124
4.2.2 Anwendungsmodelle 126
4.2.3 Kooperationswünsche 129
4.3 Ertrag: Probleme gegenwärtiger pastoralpsychologischer Theoriebildung 133

5 Der Stand der Pastoralpsychologie - eine Bestandsaufnahme in der Rezeption
ausgewählter Vertreter des Faches 135

5.1 Psychoanalytische Pastoralpsychologie 136
5.1.1 Joachim SCHARFENBERG: Konflikte mit christlichen Symbolen erschließen 136
5.1.1.1 Eine Einführung in zentrale Gedanken 138
5.1.1.2 Methodologische Anmerkungen 143
5.1.2 Heribert WAHL: Pastoralpsychologie als beziehungsstiftende Dimension Praktischer
Theologie 146
5.1.2.1 Eine Einfuhrung in zentrale Gedanken 147
5.1.2.2 Methodologische Anmerkungen 158
5.2 Personzentrierte Pastoralpsychologie 163
5.2.1 Methode oder Haltung - Wege der Rezeption gesprächspsychotherapeutischen Handelns in der
Pastoralpsychologie 164
5.2.2 Peter F. SCHMID: Personale Begegnung als soziale und pastorale Diakonie 166
5.2.2.1 Eine Einführung in zentrale Gedanken 168
5.2.2.2 Methodologische Anmerkungen 179
5.3 Schulenübergreifende Pastoralpsychologie 181
5.3.1 Hermann STENGER: Sorge um die „Irdenen Gefäße für den Schatz des Glaubens" 181
5.3.1.1 Eine Einführung in zentrale Gedanken 182
5.3.1.2 Methodologische Anmerkungen 196
5.3.2 Isidor BAUMGARTNER: Pastoralpsychologie - heilende Dimension der Seelsorge 199
5.3.2.1 Eine Einführung in zentrale Gedanken 200
5.3.2.2 Methodologische Anmerkungen 204

6 Stärken und Schwächen gegenwärtiger pastoralpsychologischer Konzepte im Überblick 209

6.1 Was ist Pastoralpsychologie? Auf dem Weg zur Konvergenz hinsichtlich Gegenstands- und
Aufgabenbestimmungen 210
6.2 Vernachlässigung des soziokulturellen Wandels? Pastoralpsychologische Konzepte und
Postmoderne 212
6.3 Therapeutische Engführung? Pastoralpsychologische Konzepte und Seelsorge-Debatte 215
6.4 Mradisziplinär oder interdisziplinär? Das methodologische Problem der Pastoralpsychologie
als „Brückenwissenschaft" 221
6.4.1 Das Binnenverhältnis in der Pastoralpsychologie: intradisziplinär oder interdisziplinär? 221
6.4.2 Das Außenverhältnis der Pastoralpsychologie: Disziplin oder Dimension der Praktischen
Theologie? 223
6.5 Zusammenfassung: Geklärte und offene Fragen in der pastoralpsychologischen Diskussion 225

Dritter Teil

Skizzen zu einer dialektisch-interdisziplinären Pastoralpsychologie als einer dialogbereiten
Gesprächspartnerin der Seelsorge 228


7 Die dialektische Psychologie von Klaus RIEGEL -im pastoralpsychologischen Interesse gelesen 230

7.1 Grundlagen der dialektischen Psychologie 232
7.1.1 Jenseits von Mechanismus und Mentalismus - ideengeschichtliche Herleitung 232
7.1.2 Psychologie als Betrachtung des sich verändernden Individuums in einer sich verändernden
Welt 236
7.1.3 Was ist dialektisch an der „dialektischen" Psychologie? 240
7.2 Ausgewählte Schwerpunkte 242
7.2.1 Psychologie des Dialogs 243
7.2.2 Entwicklungskrisen im Erwachsenenalter 245
7.2.3 „Dialektisches Denken" - Entwicklungsziel in dialektisch-psychologischer Sicht 247
7.2.4 Dialektische Psychologie und Interdisziplinarität 252

8 Heilsgeschichtliche Fundierung und handlungstheoretische Orientierung - der praktisch
theologische Beitrag zu einer dialektisch interdisziplinären Pastoralpsychologie 255

8.1 Eine heilsgeschichtlich-typologische Theorie der Seelsorge als Gesprächspartnerin im
pastoralpsychologischen Dialog 257
8.1.1 Solidarische Begegnung im Interesse der Förderung freier Gnadengeschichte (Karl RAHNER)
257
8.1.2 Pflege des schöpferischen Selbstsein-Könnens in personaler Begegnung (Walter FÜRST) 259
8.2 Die Methodologie der Praktischen Theologie als Anregung zu einer handlungsorientierten,
interdisziplinären Theorie der Pastoralpsychologie 264
8.2.1 Praktische Theologie zwischen kirchlicher und gesellschaftlich vermittelter religiöser Praxis 264
8.2.2 Praktische Theologie als interdisziplinär offene Handlungswissenschaft 266

9 Der Beitrag einer dialektisch-interdisziplinär ausgerichteten Pastoralpsychologie zu einer
„Seelsorge in der Postmoderne" 270

9.1 Anregung: Horizonterweiterungen durch eine dialektisch interdisziplinär ausgerichtete
Pastoralpsychologie 270
9.1.1 Bewegung, Beziehung, Konflikt und Synchronisierung als Basis individueller und sozialer
Entwicklung 270

9.1.2 Der vollständige Dialog als Keimzelle dialektischer Entwicklung 274
9.1.3 Konsequenzen für die Pastoralpsychologie als wissenschaftliche Disziplin 277
9.2 Erprobung: Beiträge einer dialektisch-interdisziplinär ausgerichteten Pastoralpsychologie
zur „Seelsorge in der Postmoderne" 278
9.2.1 Differenz und Dialog - dialektische Pastoralpsychologie als Pastoralpsychologie in der
Postmoderne 279
9.2.2 Wechselseitig und gegenwärtig - der Beitrag der dialektisch-interdisziplinären
Pastoralpsychologie zu einem zeitgemäßen Seelsorgeverständnis 290
9.2.3 Ein Ort des institutionalisierten Dialogs - das Selbstverständinis einer dialektisch-
interdisziplinären Pastoralpsychologie 307
9.3 Realisierung: Ein exemplarischer Beitrag der dialektischinterdisziplinär ausgerichteten
Pastoralpsychologie zur Konzeption einer Pastoral für die zweite Lebenshälfte 314
9.3.1 Entwicklung in der zweiten Lebenshälte - ein multidimensional-dialektischer Prozeß 316
9.3.2 Die Entwicklung der Glaubensgestalt in der zweiten Lebenshälfte - Eine dialektisch-
dynamische Interpretation 318
9.3.3 Zwischen Gestalten und Hinnehmen - Seelsorge in den Asynchronien der zweiten
Lebenshälfte 322

Zusammenfassung und Ausblick 331

1 Über die therapeutische Orientierung hinaus - der Beitrag der dialektischen
Pastoralpsychologie zur aktuellen Seelsorge-Diskussion 331
2 „Disziplinen im Dialog" - ein Vorschlag zur dialektischen Gestaltung des Verhältnisses von
Pastoralpsychologie, Pastoraltheologie und Seelsorge 338


Literaturverzeichnis 341
Quellenverzeichnis 363
Verzeichnis der Abbildungen 365
Verzeichnis der Abkürzungen 367
Register 369