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Resilienz im Krisenkapitalismus Wider das Lob der Anpassungsfähigkeit
Resilienz im Krisenkapitalismus
Wider das Lob der Anpassungsfähigkeit




Stefanie Graefe

Transcript
EAN: 9783837643398 (ISBN: 3-8376-4339-5)
234 Seiten, paperback, 14 x 23cm, September, 2019

EUR 19,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ob Stress, Erschöpfung, Armut, Klimawandel oder Neoautoritarismus: Die Krisenförmigkeit des Gegenwartskapitalismus ist unübersehbar. Mit »Resilienz« wird vor diesem Hintergrund nicht zufällig eine Norm der Selbst- und Menschenführung populär, die die flexible Anpassungsfähigkeit von Subjekten und Systemen an eine prinzipiell krisenförmige Umwelt propagiert. Wer resilient ist, so die Botschaft, bleibt auch in unsicheren Zeiten erfolgreich, glücklich und gesund. Gesellschaftliche Strukturbedingungen werden dabei tendenziell unsichtbar.

Stefanie Graefe unterzieht die aktuelle Konjunktur der Resilienz einer kritischen Überprüfung und fragt nach dem Preis, den wir für das Lob der Krisenfestigkeit zahlen müssen.

Stefanie Graefe ist Privatdozentin und Soziologin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie forscht und lehrt mit den Schwerpunkten Arbeit und Gesundheit, Politische Soziologie, Subjekttheorie, Biopolitiken und Qualitative Sozialforschung.
Rezension
Resilienz - das ist die Psychologie der seelischen Widerstandskraft. Und - Resilienz liegt voll im Trend; die Publikationen zum Thema schwellen an, das ist ein Indikator, wie bedeutsam das Thema gesellschaftlich ist. Resilienz gewinnt in Forschung und Praxis immer mehr an an Bedeutung. In der Krise kommt die Kraft, das Rubikon-Prinzip, der R-Faktor, Gedeihen trotz widriger Umstände - so oder ähnlich lauten z.Zt. Buchtitel eines populären Erziehungsratgeber-Begriffs: Resilienz. Resilienz ist insbesondere auch im pädagogisch-psychologischen Kontext von Schule in den vergangenen Jahren zu einem bedeutsamen Stichwort geworden; Resilienz ist längst zu einem wenig hinterfragten pädagogisch-psychologischen Leitbegriff und erstrebenswerten Ziel geworden. Der Begriff Resilienz, von lat. resilire = zurückspringen, stammt ursprünglich aus der Biologie und bedeutet dort Spannkraft, Elastizität und Beweglichkeit. Psychologen bezeichnen damit die seelische Widerstandskraft, die uns Krisen und Niederlagen meistern lässt und Schicksalsschläge bewältigen hilft. Resilienz ist der Wille zu überleben in Belastung und Stress. - Dieses Buch hält kritisch dagegen: "Wider das Lob der Anpassungsfähigkeit" (Untertitel) und verortet Erschöpfung und "Resilienz im Krisenkapitalismus" (Titel). Mit "Resilienz" wird nicht zufällig eine Norm der Selbst- und Menschenführung populär, die die flexible Anpassungsfähigkeit von Subjekten und Systemen an eine prinzipiell krisenförmige Umwelt propagiert. Wer resilient ist, so die Botschaft, bleibt auch in unsicheren Zeiten erfolgreich, glücklich und gesund. Gesellschaftliche Strukturbedingungen werden dabei tendenziell unsichtbar.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1. Erschöpfung und Resilienz im Krisenkapitalismus: Problemaufriss 7

1.1 Power-Posen in der VUKA-Welt 8
1.2 Wie wir regiert werden 12
1.3 Leben in der Vielfachkrise 15
1.4 Der Aufstieg der Resilienz 19
1.5 Zu diesem Buch 22

2. An den Grenzen der Verwertbarkeit: Erschöpfung als umkämpftes Terrain 25

2.1 Im Dickicht der Befunde27
2.2 Erfahrung oder Erfindung: Widerstreitende Diagnosen 33
2.3 Ein Knotenpunkt im Dispositiv 42
2.4 »Man fühlt sich ja unkaputtbar«: eine Fallstudie 46
2.5 Erschöpfung, Krise und Kritik 51
2.6 Verschwinden die Konflikte? 56

3. Wenn Resilienz die Antwort ist, wie lautet die Frage?
Zum Problem der Autonomie 67

3.1 Vorbemerkung zum autonomen Subjekt 69
3.2 Vom Stress, autonom sein zu müssen 72
3.3 Welche Autonomie? Eine vorläufige Heuristik 76
3.4 Subjekt-Systeme, System-Subjekte 85
3.5 Wider das organizational burn-out: Resiliente Organisationen 94
3.6 Kein Stress mit dem Stress? Resilienz als neue Arbeitstugend 98
3.7 Die Monopolisierung der Autonomie 105

4. Homo resiliensis: Vom Glück, allzeit gewappnet zu sein 113

4.1 Sich selbst durch stürmische Zeiten steuern 114
4.2 Im Stahlbad des Lebens – resiliente Kindheiten 120
4.3 Trauma als Chance: Das Versprechen auf Wachstum 129
4.4 Vom unternehmerischen Selbst zum Homo resiliensis 139
4.5 Die normative Kraft des Unglücks 151

5. Die Welt im Katastrophenmodus: Zur imaginären Kontur von Resilienz 161

5.1 Rückblick und Antwort auf eine oft gehörte Frage 162
5.2 Die heilende Kraft des Sozialen: Resiliente Gemeinschaften 167
5.3 Resilienz oder: Die Unsicherheit umarmen 176
5.4 Das Vulnerable ist politisch. Oder?
Zu den Möglichkeiten der Kritik 185

Literaturverzeichnis 197