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Religiöse Bewegungen in der Frühen Neuzeit
Religiöse Bewegungen in der Frühen Neuzeit




Hans-Jürgen Goertz

Oldenbourg Wissenschaftsverlag
EAN: 9783486557596 (ISBN: 3-486-55759-9)
149 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 1993

EUR 19,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
ENZYKLOPÄDIE DEUTSCHER GESCHICHTE

BAND 20



DER AUTOR:



HANS-JÜRGEN GOERTZ

LEHRT ALS PROFESSOR FÜR SOZIAL- UND WIRTSCHAFTSGESCHICHTE

AN DER UNIVERSITÄT HAMBURG
Rezension
Religiöse Bewegungen der frühen Neuzeit (16. Jhdt.), der Zeit der Reformation, sind immer auch soziale Bewegungen gewesen; sie sollten deshalb nicht nur in kirchenhistorischer Perspektive, sondern auch – wie hier – in profanhistorischer Perspektive betrachtet werden. Zunächst ist die Vielfalt der religiösen Bewegungen in dieser Epoche auffällig. Dabei legt dieser Band Nachdruck auf den sog. linken Flügel der Reformation, die radikale Reformation mit ihrer religiösen Nonkonformität, und im 17./18. Jhdt. den sog. radikalen Pietismus, Gemeinschaften, die sich zu Freikirchen entwickelt haben: Täufer, Mennoniten, Herrnhuter etc. (Methodisten und Baptisten werden, weil in England entstanden, hingegen hier nicht behandelt. - Die „Enzyklopädie deutscher Geschichte“ soll den Leser rasch und zuverlässig über den gegenwärtigen Stand der Forschung informieren und Kenntnis verschiedener Bereiche der deutschen Geschichte vermitteln. Geschichte meint dabei nicht nur die politische bzw. Staats-Geschichte, sondern auch die Geschichte in der Gesellschaft, der Wirtschaft, den Lebenswelten und Kulturen. Ein Element dabei ist auch die Geschichte der Religion und der Kirche, die hier aber eben nicht als Kirchengeschichte im theologischen Sinne betrieben wird. Es ist wichtig, dass Religionslehrer/innen neben den kirchengeschichtlichen Darstellungen immer wieder auch die profan-histrorischen Arbeiten zu kirchengeschichtlichen Themenfeldern wahrnehmen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Bewegungen, die hier beschrieben werden, entstanden im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Mit den mittelalterlichen Ketzerbewegungen verbindet sie die religiöse Nonkonformität und der Mut zum Martyrium; mit den sozialen Bewegungen, die für Bürger- und Menschenrechte eintraten, verbindet sie die revolutionäre Agitation und das Ziel gesellschaftlicher Neugestaltung. Goertz beachtet besonders die Bewegungen, die im Aufbruch der Reformation im 16. Jahrhundert entstanden sind und gewöhnlich unter dem Sammelnamen "radikale Reformation" zusammengefasst sind, sodann Gestalten, Gruppen und Bewegungen, die im Pietismus des 17. und 18. Jahrhunderts in Erscheinung traten: der sogenannte "radikale Pietismus". Zwischen diesen bewegten sich singuläre Gestalten wie Paracelsus, Valentin Weigel und Jakob Böhme.

"Goertz hat eine fundierte, gut lesbare und auch für Nicht-Fachleute zugängliche Übersicht vorgelegt, die den Stand der Forschung bei aller gebotenen Kürze ohne vereinfachende oder verzerrende Pauschalierungen vermittelt."
(Christoph Wiebe in Mennonithische Geschichtsschreibung)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Verfassers 1

I. Enzyklopädischer Überblick 3

A. Einleitung 3

B. Geschichte der religiösen Bewegungen 6

1. Im reformatorischen Aufbruch 6
1.1 Das frühe Beispiel: Die Wittenberger Bewegung 7
1.2 Thomas Müntzer: Vom Pfaffenhaß zur „füglichen Empörung" 11
1.3 Die Täufer in der Schweiz: militant und friedfertig 15

2. Entfaltung der Bewegungsvielfalt 20
2.1 Die mittel- und oberdeutschen Täufer 20
2.2 Von der Bewegung zur Organisation: Die Schweizer Brüder und die hutterischen Bruderhöfe 24
2.3 Die Verwirklichung apokalyptischer Visionen:
Das niederdeutsche Täufertum und die stillen Mennoniten 29
2.4 Spiritualisten, Antitrinitarier, „freie Geister" 36

3. Radikaler Pietismus und freikirchliche Anfänge 44
3.1 Die labadistische Hausgemeinde 46
3.2 Separatistische Neigungen im lutherischen Pietismus 47
3.3 Separatistische Gemeinden 50
3.4 Neue freikirchliche Anfänge: Herrnhuter, Quäker, Remonstranten 52

II. Probleme und Tendenzen der Forschung 59

1. Typologie und soziale Bewegung 59
1.1 Zum Schwärmerbegriff 59
1.2 Typologische Konzepte 60
1.3 Radikalität sozialer Bewegungen 63

2. Akzente der Müntzer-Forschung 66
2.1 Textbestand und Quellenedition 66
2.2 Müntzer in der Lutherrenaissance 67
2.3 Grundzüge neuerer Interpretationen 68

3. Schwerpunkte der Täuferforschung 75
3.1 Von der Polemik zur wissenschaftlichen Deutung 75
3.2 Das idealisierte Täufertum 76
3.3 Das revidierte Täuferbild 79
3.4 Defizite in der Täuferforschung 87

4. Zur Erforschung des Spiritualismus 89
4.1 Zum Begriff des Spiritualismus 89
4.2 Biographie und Theologie Caspar von Schwenckfelds 93
4.3 Biographie und Publizistik Sebastian Francks 95
4.4 Das Werk Jakob Böhmes 97

5. Grundprobleme des radikalen Pietismus 100
5.1 Abgrenzung: kirchlicher und radikaler Pietismus 100
5.2 Unbestimmte Begriffe: radikal und separatistisch 104
5.3 Hinweise auf Einzeluntersuchungen 105
Nachwort 108

III. Quellen und Literatur 111

0. Allgemeine Darstellungen 111

1. Karlstadt und die Wittenberger Bewegung 113
1.1 Quellen 113
1.2 Darstellungen und Untersuchungen 113

2. Thomas Müntzer 114
2.1 Quellen 114
2.2 Bibliographien 114
2.3 Forschungsberichte 115
2.4 Darstellungen und Untersuchungen 115

3. Die Bewegungen der Täufer 118
3.1 Quellen 118
3.2 Bibliographien und Nachschlagewerke 121
3.3 Forschungsberichte 122
3.4 Darstellungen und Untersuchungen 122

4. Spiritualisten, Antitrinitarier, „freie Geister" 129
4.1 Quellen 129
4.2 Bibliographie 130
4.3 Darstellungen und Untersuchungen 130

5. Radikaler Pietismus und freikirchliche Anfänge 134
5.1 Quellen 134
5.2 Bibliographien 135
5.3 Forschungsberichte 135
5.4 Darstellungen and Untersuchungen 136

Nachträge 139
Personenregister 143
Themen und Autoren 147