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Historisches Lernen - interkulturell und postkolonial Ein Handbuch
Historisches Lernen - interkulturell und postkolonial
Ein Handbuch




Felix Hinz

UTB , Vandenhoeck & Ruprecht, BRILL
EAN: 9783825264468 (ISBN: 3-8252-6446-7)
423 Seiten, paperback, 17 x 24cm, Mai, 2025

EUR 35,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die kritische Betrachtung der Geschichte des Kolonialismus hat deutlich an Gewicht gewonnen. Was bedeutet das für den Geschichtsunterricht? Das Buch zeichnet die wichtigsten postkolonialen Debatten nach und stellt interkulturelle Theorieansätze vor. Zugleich bietet es praktische Hilfe zur Unterrichtsgestaltung in Form von Materialvorschlägen an.

Dr. Felix Hinz Professor für Geschichte und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg.
Rezension
Die Postkoloniale Theorie (Postcolonial Studies), die im Deutschen auch unter dem Begriff Postkolonialismus gefasst wird, hat die Geschichtswissenschaft der vergangenen Jahre erheblich beeinflußt. Die Postkoloniale Theorie (Postcolonial Studies) ist eine geistige Strömung, die sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts in Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kolonialismus und Imperialismus entwickelte. Ihre Hauptvertreter sind u.a. Edward Said, Gayatri Spivak und Homi Bhabha; Edward Saids Werk "Orientalism"(1978) gilt dabei als grundlegendes Werk. Wesentliche Anliegen der Postcolonial Studies sind Dekolonialisierung und politische Souveränität der ehemaligen Kolonien sowie Bewusstseinsbildung hinsichtlich des Fortbestehens imperialistisch-kolonialistischer Strukturen in allen Lebensbereichen. Postkolonialistische Ansätze untersuchen Kultur und Identität der durch Kolonialisierungskontexte geprägten Bevölkerungen mit emanzipatorischem Interesse. Grundthese postkolonialer Theorien ist die Annahme, dass die Kolonien nur politisch befreit seien, jedoch weiterhin durch die Hegemonie eurozentrischer Sichtweisen beherrscht würden. Durch die Dominanz der Kolonialmacht in verschiedenen Lebensbereichen wie vor allem der Jurisdiktion und Religion (Einführung europäischen Rechts, Missionierung etc.) wurde die Kultur des kolonisierten Raumes zerstört. Insofern muß "Historisches Lernen - interkulturell und postkolonial" (Buchtitel) neu durchdacht werden! Was bedeutet das für den Geschichtsunterricht? Das Buch zeichnet die wichtigsten postkolonialen Debatten nach und stellt interkulturelle Theorieansätze vor. Zugleich bietet es praktische Hilfe zur Unterrichtsgestaltung in Form von Materialvorschlägen an; denn Geschichte ist unter Einbeziehung außereuropäischer Perspektiven und postkolonialer Theorieangebote jetzt neu zu erzählen. Allzu lange wurde auch in Deutschland verdrängt, dass die Erfahrung des Kolonialismus im Hinblick auf die entsprechenden Herrschafts- und Machtverhältnisse bis heute weltweit wie hierzulande von zentraler Bedeutung ist.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung 9

1.1 Worum geht es in diesem Buch? 9
1.2 Positionierung des Autors 16
1.3 Kolonialer und postkolonialer Sprachgebrauch 17

2. Gesellschaftliche Hintergründe 27

2.1 Die aktuelle deutsche Migrationsgesellschaft: Wertenation statt Abstammungsgemeinschaft 27
2.2 Die Kolonialismusdebatte in Deutschland 28
2.2.1 Entwicklungen bis 1992 29
2.2.2 Museale Ausstellungen 35
2.2.3 Denkmalstürze 69
2.2.4 Umbenennungen von Straßen 75
2.2.5 Politiker*innen bitten um Vergebung 81
2.2.6 Aktuelle Bewegungen und Debatten 85

3. Definitionen 87

3.1 Kultur und kulturelle Wandlungsprozesse 87
3.1.1 Kultur 87
3.1.2 Ein europäischer „Kulturkreis“? 101
3.1.3 Die Deutschen und die Kultur 111
3.1.4 Kulturkontakte und kulturelle Wandlungsprozesse 124
3.1.4.1 Kulturkontakt 124
3.1.4.2 Kulturelle Wandlungsprozesse 127
3.2 Kolonialismus 137
3.2.1 Kolonien und Kolonialismus 142
3.2.2 Deutscher Kolonialismus 171
3.2.3 Nachwirkungen des Kolonialismus 183
3.3 Rassismus und Kulturrassismus 196

4. Theorien 217

4.1 Postkoloniale Theorie 217
4.1.1 Genese und Inhalt der Postkolonialen Theorie 217
4.1.2 Chancen und Problemfelder der Postkolonialen Theorie 233
4.2 Interkulturelles, multikulturelles und transkulturelles historisches Lernen 249

5. Geschichtsdidaktische Zugriffe 277

5.1 Kooperative interkulturelle Projekte 282

6. Geeignete Themen in Schule und Studium 289

6.1 Die curricularen Klassiker 290
6.2 Schulgeschichtsbücher 296
6.2.1 Sprache in Schulgeschichtsbüchern 296
6.2.2 Perspektiven in Schulgeschichtsbüchern 298
6.2.3 Kolonialkritische Debatten in deutschen Schulgeschichtsbüchern 303
6.2.4 Fazit: Bedeutung und Bewertung des Kolonialismus in aktuellen Schulgeschichtsbüchern 305
6.3 Konkrete Materialvorschläge 306
6.3.1 „Wollen wir doch mal sehen, wer der Wilde ist!“ 312
6.3.2 Die Geschichte der Kreuzzüge aus in Westeuropa selten rezipierten Perspektiven 317
6.3.3 Koloniale Kollaboration: ein Beispiel aus Deutsch Kamerun 330
6.3.4 Kulturelle Überläufer*innen: Malinche und die spanische Eroberung Mexikos 337
6.3.5 Rezeption der mentalen Folgen der Kolonialherrschaft: Deutsche Askari – zwischen Mythos und Trauma 353

7. Fazit, Desiderata und Perspektiven 369

8. Abbildungsverzeichnis 373

9. Fachliteratur 375

10. Quellen für interkulturelles, postkoloniales historisches Lernen 395

10.1 Quellensammlungen 395
10.2 Einzelquellen 395
10.3 Romane 396
10.4 Comics 396
10.5 Spielfilme 396
10.6 Andere Filme 396

11. Materialien zu interkulturellem historischem Lernen (teils mit postkolonialen Ansätzen) 399

12. Interkulturelle und postkoloniale Institutionen, Gruppen und Initiativen 411

13. Ausstellungen 413

14. Personenregister 414
15. Ortsregister 419
16. Sachregister 422