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Die Grenzen des Religionsbegriffs Eine postkoloniale Konfrontation des religionssoziologischen Diskurses
Die Grenzen des Religionsbegriffs
Eine postkoloniale Konfrontation des religionssoziologischen Diskurses




Anna Daniel

Transcript
EAN: 9783837635812 (ISBN: 3-8376-3581-3)
334 Seiten, paperback, 15 x 23cm, September, 2016

EUR 39,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Religion ist derzeit ein vielbeachtetes Thema in Öffentlichkeit und Forschung. Obgleich die religiöse Landschaft äußerst vielfältig ist und Religion in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen eine Rolle spielt, bleiben die religionssoziologischen Betrachtungen der letzten Jahre aufgrund verschiedener definitorischer, theoretischer und narrativer Engführungen vergleichsweise eindimensional. Mithilfe eines postkolonialen Analyseansatzes untersucht Anna Daniel aus diesem Grund die Grenzziehungen des religionssoziologischen Diskurses und eröffnet in Anschluss an ein verflechtungsgeschichtliches Kulturverständnis einen neuen Analysezugang auf Religion, der sowohl der Heterogenität als auch der Hybridität religiöser Praktiken gerecht werden kann.

Anna Daniel (Dr. phil.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrgebiet Allgemeine Soziologie und soziologische Theorie an der FernUniversität in Hagen.
Rezension
Diese Studie will mit Hilfe der Postcolonial Studies eine alternative Betrachtungsweise auf Religion eröffnen und damit religionssoziologische Defizite überwinden: Zum einen gehen die religionssoziologischen Analysen und Standortbestimmungen meist von einem allgemeinen Religionsbegriff aus, bzw. definieren Religion in allgemeingültiger Weise. Um sich mit Religion wissenschaftlich befassen zu können, scheint eine vorherige Definition des Religionsbegriffs in der Religionssoziologie unabdingbar zu sein (Émile Durkheim). Während Max Weber dafür plädierte, Religion ‚wenn überhaupt‘ am Ende einer Untersuchung definitorisch zu fassen. Der gegenwärtige religionssoziologische Diskurs bleibt offensichtlich der durkheimschen Herangehensweise treu. Zum anderen wird dadurch die globale Vielfältigkeit und Fluidität religiöser Praxis kaum zur Kenntnis genommen. Es muss gefragt werden, inwiefern die Definitionen des religionssoziologischen Diskurses den Blick auf die religiöse Praxis verstellen.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Religionssoziologie, Religion, Moderne, Postcolonial Studies, Diskursive Grenzziehungen, Dekonstruktion, Verflechtungsgeschichte, Hybridität, Heterogenität, Postkolonialismus, Religionswissenschaft, Cultural Studies
Adressaten:
Soziologie, Religionswissenschaften, Kulturwissenschaften

Inhaltsverzeichnis
Vorwort | 7

Einleitung | 9

1. Das analytische Potential der Postcolonial Studies | 19

1.1 Theoretische Anknüpfungspunkte | 21
1.1.1 Jacques Derrida – Dekonstruktion | 21
1.1.2 Michel Foucault – Diskurstheorie und Diskursanalyse | 24
1.1.3 Antonio Gramsci – Hegemonie und Subalternität | 28
1.1.4 Chantal Mouffe und Ernesto Laclau – Praxis der Artikulation | 29
1.1.5 Jacques Lacan – Subjekt und Zeitlichkeit | 32
1.1.6 Frantz Fanon – verkörperlichtes Wissen | 34
1.2 Das Potential der Dekonstruktion | 36
1.3 Die Frage der Repräsentation – wer spricht für wen? | 37
1.4 Europa provinzialisieren – Dekonstruktion hegemonialer Erzählstrategien | 44
1.5 Kultur, kulturelle Differenz und kulturelle Hybridität | 47
1.6 Postkoloniale Konfrontation des religionssoziologischen Diskurses | 55

2. Der religionssoziologische Diskurs | 61

2.1 Frühe Religionssoziologie – Religion als sozialer Tatbestand, als Vergemeinschaftungsform und die Protestantismus-These | 64
2.2 Die Nachkriegsjahre – Strukturfunktionalismus und Kirchensoziologie | 75
2.3 Der Wandel der Religionssoziologie Ende der 1960er Jahre hin zu einer Religion des Individuums | 80
2.4 Die kommunikationstheoretische Wende des religionssoziologischen Diskurses | 87
2.5 Die kritisch-reflexiven Stimmen des religionssoziologischen Diskurses | 94
2.6 Globalisierung und der neue Hype um Religion | 101

3. Hegemoniale Definitionen des religionssoziologischen Diskurses | 113

3.1 Die Universalie Religion | 114
3.2 Religion als Wertsphäre, funktionales Teilsystem oder besondere Erfahrung | 117
3.2.1 Substanzieller Religionsbegriff | 118
3.2.2 Funktionaler bzw. funktional-substanzieller Religionsbegriff | 121
3.3 Institutionelle Religion | 127
3.4 Individuelle Religion | 131
3.5 Fluide Religion und Neue Religiöse Bewegungen | 133

4. Postkoloniale Entgegnungen – die Problematik universeller Definitionsversuche | 137

4.1 Das Aufkommen eines universellen Religionsbegriffs | 140
4.1.1 Die christlich-eurozentrische Dimension der Religionsbegriffe | 152
4.2 Das Konzept der Weltreligionen als Konzept kultureller Andersheit | 167

5. Hegemoniale Narrative des religionssoziologischen Diskurses | 179

5.1 Die diskursive Verknüpfung der Begriffe Moderne und Religion | 180
5.1.1 Gesellschaftliche Differenzierung | 196
5.1.2 Säkularisierung | 207
5.1.3 Individualisierung und Pluralisierung von Religion | 222

6. Postkoloniale Entgegnungen – die folgenreiche Verknüpfung der Begriffe Moderne und Religion | 231

6.1 Die Hybridität der Praxis | 245
6.2 Welche Religion gilt als modern? | 257

7. Erkenntnisgewinn für eine neue Soziologie der Religion | 271

7.1 Grenzen destabilisieren | 272
7.1.1 Sachliche, soziale und theoretische Grenzziehungen | 273
7.1.2 Disziplinäre, methodologische und narrative Grenzziehungen | 279
7.1.3 Zeitliche und räumliche Grenzziehungen | 283
7.1.4 Kulturelle und normative Grenzziehungen | 288
7.2 Entwurf einer neuen Soziologie der Religion | 294

Literatur | 305