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Religiöse Pluralitäten
Umbrüche in der Wahrnehmung religiöser Vielfalt in Deutschland
Gritt Klinkhammer, Anna Neumaier
Transcript
EAN: 9783837651904 (ISBN: 3-8376-5190-8)
298 Seiten, paperback, 15 x 23cm, August, 2020
EUR 35,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Unsere Alltagswelt gilt heute als zunehmend religiös pluralisiert. Führt aber die Wahrnehmung religiöser Pluralität zu einem »Plausibilitätsverlust« von Religion, wie dies Peter L. Berger konstatierte? Oder führt sie eher in eine Fundamentalisierung der eigenen Religion, wie Markttheorien dies zur Ausbildung von starken Marken nahelegen? Aus biografie- und diskursanalytischer Perspektive ergibt sich ein ganz anderes Bild: Sowohl generative Aspekte der Religionsgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als auch ein multi-relationales Netz aus biografischen Bedeutungen von Religion, das dem herkömmlichen Verständnis einer, wenn auch prozesshaft gedachten, religiösen Identität zuwiderläuft, treten hierbei zutage.
Gritt Klinkhammer (Dr. phil.), geb. 1965, ist Professorin für Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt qualitative Religionsforschung, Theorie der Religion und Islam in Europa an der Universität Bremen. Neben Forschungen zu Begegnungen zwischen MuslimInnen und ChristInnen und ihren Folgen beschäftigt sie sich mit unterschiedlichen Themen islamischen Lebens in Deutschland (Sufismus, islamische Verbände, Salafismus u.a.).
Anna Neumaier (Dr. phil.), geb 1982, leitet das Kompetenzzentrum »Digitale religiöse Kommunikation« an der Ruhr-Universität Bochum. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre umfassen Religion und digitale Medien, gegenwärtige Religiosität, Säkularisierung und Pluralisierung in Deutschland, qualitative Religionsforschung, religiöse Vergemeinschaftung und Autorität.
Rezension
Dass wir in einer Zeit genereller Pluralisierung und speziell religiöser Pluralität angesichts von Aufklärung, Postmoderne, Globalisierung Multikulturalität und Migration leben - diese Tatsache läßt sich kaum bezweifeln. Umstritten hingegen ist Bedeutung und Folgen dieser religiösen Pluralität: die einen behaupten einen grundlegenden Bedeutungs- und Plausibilitätsverlust von Religion und Religiosität angesichts deren Vielfalt (wenn es so viele religiöse Wahrheiten gibt, warum soll dann überhaupt eine Religion wahr sein?), die anderen sehen eine Vesrtärkung und Fundamentalisierung der eigenen Religion (wenn alles so in Frage steht, dann muß ich mich für meine Religion entschieden einsetzen). Dahinter steht letztlich auch die Frage: Wird es zukünftige Gesellschaften mit oder ohne Religion geben? Ob diese Alternative freilich hinreichend ist, oder ob die religiöse Pluralität noch ganz andere Folgen und Wirkungen mit sich bringt, das fragt diese Studie aus der subjektiven Perspektive Einzelner und aus dem empirischen Feld heraus und nimmt Wahrnehmung, Verarbeitung und Wirkmächtigkeit religiöser Pluralität in den Blick. Wie wird religiöse Pluralität biografisch wahrgenommen mit welcher Bedeutsamkeit für Einzelne und welchen Einfluss hat die Wahrnehmung religiöser Pluralität auf deren Identitäten? Das Buch zeigt, in welche gesellschaftlichen und persönlichen Deutungsdynamiken die Religion der anderen verstrickt ist und so das eigene Verhältnis zu Religion mit reguliert.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
1. Einleitung 9
1.1 Theoretische Konzeptionen religiöser Pluralisierung in der Moderne 11
1.2 Religiöse Pluralisierung in Deutschland: Asymmetrien und Ungleichzeitigkeiten 16
1.3 Empirische Befunde 20
1.4 Forschungsfragen und Aufbau der Studie 28
2. Methodik der Studie 33
2.1 Methodologische Vorüberlegungen: Zur Verwobenheit von Biografie, Diskurs und Identität 33
2.2 Methodische Anlage der Studie 40
3. Interreligiöser Dialog als Strategie des Umgangs mit religiöser Pluralität 49
3.1 Über die Entwicklung des interreligiösen Dialogs in Deutschland 50
3.2 Empirische Befunde: Handlungsformen und Motive der Teilnahme 54
3.3 Teilnahme an interreligiösen Aktivitäten als Wahrnehmung und Umgang mit religiöser Vielfalt 62
3.4 Zwischenfazit 82
4. Wahrnehmung religiöser Pluralität in Deutschland – eine zeitgeschichtlichdiskursive Ordnung 87
4.1 Diskurse über die Wahrnehmung religiöser Pluralität 91
4.2 Wahrnehmungen religiöser Pluralität: Eine generationale Ordnung 155
5. Individuierte Aneignung religiöser Pluralität 191
5.1 Konzeptuelle Vorüberlegungen: Von Identität als analytischer Kategorie zu ihrer konstitutions- und diskurstheoretischen Auflösung 191
5.2 »Das soll man jetzt nicht sagen« – Über diskursive Vorordnungen und Sagbarkeitsgrenzen rund um religiöse Identität 200
5.3 Religiöse Identifikation und Abgrenzung angesichts religiöser Pluralität – eine empiriegeleitete Ausarbeitung 207
5.4 Zwischenfazit 240
6. Fazit: Die Wahrnehmung religiöser Pluralität in Deutschland 249
6.1 Rückblick: Die qualitative Untersuchung der Wahrnehmung religiöser Pluralität 249
6.2 Ein gegenstandsbegründetes Modell der Wahrnehmung religiöser Pluralität 252
6.3 Theoretische Bezüge des Modells 267
6.4 Schluss und Ausblick: Religiöse Pluralität sind religiöse Pluralitäten 270
Literaturverzeichnis 275
Online-Literatur 290
Filmverzeichnis 291
Anhang 293
Anonymisierte Liste der in der Arbeit zitierten InterviewpartnerInnen 293
Liste der Transkriptionskürzel 293
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