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Baron Santafusca und der Priester aus Neapel Ein Kriminalroman
Baron Santafusca und der Priester aus Neapel
Ein Kriminalroman




Emilio de Marchi

Die andere Bibliothek
EAN: 9783847704492 (ISBN: 3-8477-0449-4)
376 Seiten, hardcover, 13 x 22cm, Juni, 2022

EUR 44,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
»Die Kunst ist eine göttliche Angelegenheit, aber hin und wieder empfiehlt es sich, auch für die Leser zu schreiben.« — Emilio De Marchi (1851–1901)

Der eine ist in Neapel ein stadtbekannter Lebemann, ein großer Spieler am Kartentisch mit noch größeren Schulden: Baron Carlo Coriolano, letzter Nachfahre aus dem neapolitanischen Geschlecht Di Santafusca. Der andere ist ein Priester, Geldverleiher, Spekulant, zerfressen von Habgier und Geiz: Don Cirillo, der den Armen die glückbringenden Nummern des neapolitanischen Lottospiels weissagt.

Der Showdown findet zur Osterzeit statt im Schatten des Vesuv, die beiden miteinander Verschworenen sind verabredet auf den verfallenen Landgut der Santafuscas. Der eine will der Anklage und dem Gefängnis entgehen, der andere wittert das Geschäft seines Lebens. Schuld, Sühne und Wahn treiben von nun an das Geschehen voran, in dem der Hut des Priesters die Hauptrolle spielen wird.

Emilio De Marchi gelang mit seinem ersten Roman , einem beschwingten und so abgründigen wie anspielungsreichen Feuilletonroman voller Szenen aus der neapolitanischen Gesellschaft, ein enormer Erfolg mit vielen Übersetzungen in Europa. Giuseppe Tomasi di Lampedusa mit seinem „Der Leopard“ und Alessandro Manzoni mit seinen „Die Verlobten“ kommen dem zeitgenössischen Leser gleich in den Sinn. In Italien gilt „Baron Santafusca und der Priester aus Neapel“ als einer der ersten Kriminalromane.
Rezension
„Il cappello del prete“, zu Deutsch „Der Hut des Priesters“, ist einer der bekanntesten italienischen Romane der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zuerst 1887 als Feuilletonroman veröffentlicht, erschien das Werk des italienischen Schriftstellers Emilio de Marchi (1851-1901) ein Jahr später in Buchform. Von ihm stammen auch der Roman „Demetrio Pianelli“(1890) sowie die Übersetzungen aller Fabeln von Jean de la Fontaine ins Italienische. Zurecht gilt de Marchis Werk über die priesterliche Kopfbedeckung als einer der ersten italienischen Kriminalromane.
2022 erschien dieser in deutscher Neuübersetzung, mit Anmerkungen und Nachwort versehen von Christiane Pöhlmann unter dem Titel „Baron Santafusca und der Priester aus Neapel“ als Band 449 in dem auf bibliophile Bücher spezialisierten Verlag Die Andere Bibliothek. Das Buch ist kein klassischer whodunit, sondern im Zentrum steht die Täterüberführung (howcatchem). Der Täter des Verbrechens ist für Leser:innen klar: der hochverschuldete, über seine Verhältnisse lebende, auf Standesdünkel Wert legende Spieler Baron Santafusca. Dieser lockt den Priester Don Cirillo, im Nebenamt Geldverleiher, Spekulant und erfolgreicher Weissager der Zahlen des neapolitanischen Lottospiels, auf sein verfallenes Landgut. Dort ermordet der Baron den Priester.
Durch das Don Cirillo abgenommene Geld kann der Täter nun seine Schulden begleichen und wieder seinem bohemehaften Leben frönen. Alles scheint für den Baron nach Plan zu laufen, gelegentlich plagen ihn Gewissensbisse, bis auf einmal der neue Hut des toten Priesters auftaucht. Diesen hatte Don Cirillo kurz vor seine Reise zum Landgut von dem Hutmacher Filippino erhalten, der als Gegenleistung von dem Priester die drei richtigen Lottozahlen genannt bekam, worauf dieser zum Millionär wurde. Anlässlich des Festes zu dem freudigen Ereignis wird dem Hutmacher der von ihm angefertigte Hut – allerdings mit erkennbaren Spuren vom Tatort - wiedergebracht.
Den Hut geschickt hat Don Antonio, der Priester von Santafusca, welcher sich erlaubt hatte, den neuen Hut kurzerhand gegen seinen eigenen alten beim Tod von Salvatore, dem Diener Santafuscas, einzutauschen. Dann plagte Don Antonio doch das schlechte Gewissen. Der Baron wiederum gelangte, indem er sich als Jäger verkleidete, in den Besitz des alten Hutes von Don Antonio und versenkte diesen vor der Küste Neapels. Mittlerweile hatte sich aber die Königliche Justiz des Falles angenommen und kann diesen dank des neuen Hutes letztlich auch lösen.
Leser:innen erwartet ein voltenreicher, mit zahlreichen literarischen Anspielungen, lateinischen Lebensweisheit-Zitaten und philosophischen Reflexionen versehenen Roman, in dem kräftig Seitenhiebe auf die neapolitanische Gesellschaft des späten 19. Jahrhundert ausgeteilt werden. Aufgrund der Verbrechen-Strafe-Thematik und dem Ursprung als Fortsetzungsroman erinnert de Marchis Buch an Fjodor Dostojewskis Klassiker „Schuld und Sühne“(1866).
Fazit: Emilio des Marchis unterhaltsames Werk „Baron Santafusca und der Priester aus Neapel“ wird allen Freund:innen des Kriminalromans philosophischer Provenienz eine Freude bereiten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Verlagsinfo
»Die Kunst ist eine göttliche Angelegenheit, aber hin und wieder empfiehlt es sich, auch für die Leser zu schreiben.« — Emilio De Marchi (1851–1901)
Der eine ist ein Lebemann, ein großer Spieler: Baron Carlo Coriolano, letzter Nachfahre aus dem neapolitanischen Geschlecht Di Santafusca. Im Taumel der italienischen Einigungskriege spielte er noch eine glänzende Rolle, jetzt, in den 1880er-Jahren des neuen Italien, ist der 45-Jährige vor den Augen aller ruiniert. Der andere ist ein Priester, zerfressen von Habgier und Geiz: Don Cirillo, der den Armen die Gewinn-Nummern der Lotterie weissagt.
Beide treffen beim Verkauf des verfallenden Landguts der Santafuscas aufeinander. Der eine will dadurch dem Gefängnis entgehen, der andere wittert das Geschäft seines Lebens. Doch im Baron Santafusca steckt ein Raskolnikow – er will den Priester in eine Falle locken.
Noch am letzten Tag vor seinem plötzlichen Verschwinden aus Neapel hat Don Cirillo einem Hutmacher zu einem fulminanten Lotteriegewinn verholfen – danach ward er nie mehr gesehen. Doch wie ein quälender Dämon taucht sein Hut mit dem leuchtenden Seidenband immer wieder auf und treibt den vermeintlichen Übermenschen Di Santafusca in den Abgrund des Wahnsinns: »Der Priester war stärker als er.«
Emilio De Marchi gelang mit seinem 1887 veröffentlichten Experiment eines realistisch abgründigen Feuilletonromans voller literarischer Anspielungen ein enormer Erfolg mit vielen Übersetzungen in Europa. Tomasi di Lampedusa mit seinem Der Leopard und Alessandro Manzoni mit seinen Die Verlobten kommen dem zeitgenössischen Leser gleich in den Sinn. Und Neapel war schon damals en vogue. In Italien gilt Baron Santafusca und der Priester aus Neapel heute als einer der ersten Kriminalromane.
Gleichzeitig zeichnet Emilio De Marchi ein atmosphärisches Bild der damaligen neapolitanischen Gesellschaft voller genrehafter Szenen.