|
An die Kunst glauben
Originalausgabe
Wolfgang Ullrich
Wagenbach
EAN: 9783803126733 (ISBN: 3-8031-2673-8)
192 Seiten, kartoniert, 12 x 19cm, 2011
EUR 12,90 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
Wolfgang Ullrich, geboren 1967 in München, ist Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Bei Wagenbach erschienen u.a. 'Raffinierte Kunst. Übung vor Reproduktionen', 'Bilder auf Weltreise', 'Tiefer hängen. Über den Umgang mit Kunst' und 'Uta von Naumburg. Eine deutsche Ikone'.
Rezension
'An die Kunst glauben' stellt eine Reihe thematisch verwandter Texte Wolfgang Ullrichs zusammen, die zwischen 2007 und 2011 in verschiedenen Zusammenhängen entstanden sind. Ullrich, bekannt für seine unkonventionellen und erfrischenden Ansichten (vgl. etwa sein Buch 'Raffinierte Kunst. Übungen vor Reproduktionen'), beschäftigt sich in diesem Sammelband in unterschiedlicher Perspektivik vor allem mit der Problematik von Religion und Kunstreligion. Während die Religion in Gestalt der Kirchen Probleme mit der (modernen) Kunst hat, hat die Kunst Probleme damit, dass sie selbst religiöse Züge bekommen kann und mit ihrem Anspruch in der Moderne immer wieder auch als Religionsersatz fungierte und in Konkurrenz zur etablierten Religion trat. Der Kern dieser Auseinandersetzung liegt darin, ob und in welchem Sinne Kunst sich selbst genügt, tiefere Aspekte der Wirklichkeit kenntlich macht oder sogar über sich selbst hinaus auf eine wie immer zu denkende Transzendenz verweist. Besonders deutlich wird diese Problematik im ersten Beitrag des Bandes, in dem sich Ullrich mit dem Kölner Domfensterstreit auseinandersetzt. Er stellt darin die Positionen der Kunstkritik und diejenige von Kardinal Meisner gegenüber, die er als 'Kritik einer Religion an einer anderen' (24) interpretiert. Kenntlich wird dadurch die Frage, ob es eine Kunst geben kann, die als 'christliche' in einem anderen oder präzisieren Sinn auf das 'Göttliche' verweist, als es Kunst generell in einem vagen und allgemeinen Sinn zu tun vermag. Meisner sagte in diesem Zusammenhang: "Wenn wir schon ein neues Fenster bekommen, dann soll es auch deutlich unseren Glauben widerspiegeln und nicht irgendeinen." (17) Tatsächlich wird hier eine Frage auf den Punkt gebracht, die von grundsätzlicher Bedeutung für das Verhältnis zwischen Religion und Kunst ist: Wie verhält sich die 'transzendente' Wirklichkeit, die durch Kunst erschlossen wird, zu der ('absoluten') Transzendenz, deren Existenz die Religion behauptet?
Ullrichs Überlegungen sowohl in diesem Beitrag, aber auch in der hoch interessanten Einleitung und in verschiedenen Aspekten der übrigen Ausführungen sind für Theologen und Religionslehrer (und nicht nur für sie) von großem Interesse. Im Unterschied zu manchen Positionen einer sich avantgardistisch gebärdenden Kunsttheorie und einer unbeweglichen und erstarrten Theologie geht es hier tatsächlich um die Sache, die in Rede steht.
Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Kunst und Religion: ein altes Thema und, wie Wolfgang Ullrich zeigt, eine höchst aktuelle Geschichte über Glauben, Skepsis, Konkurrenz, Kritik und Markt.
»Jesusbilder und Kirchenfenster – wird die Kunst wieder religiös?«, titelte kürzlich eine große Kunstzeitschrift. Tatsächlich wird das Thema Kunst und Kirche seit einiger Zeit verstärkt diskutiert, das zeigen die vielfältigen Reaktionen auf die farbigen Kirchenfenster namhafter zeitgenössischer Künstler: Gerhard Richter im Kölner Dom, Neo Rauch im Naumburger Dom, Sigmar Polke im Zürcher Großmünster. Wolfgang Ullrich widmet ein Kapitel seines Buches dem Kölner Domfensterstreit von 2007, betrachtet aber auch Werke wie den mit 8.600 Diamanten besetzten Totenschädel des Künstlers Damien Hirst, den er als Ikone des Kapitalismus interpretiert. Daneben erläutert Ullrich die Verbindung Andy Warhols zum Calvinismus und erklärt, wie Katholizismus, Protestantismus und Kunstreligion zusammenhängen. Und er analysiert, wieso auch das moderne Regietheater viel frömmer ist, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. In acht Kapiteln denkt Wolfgang Ullrich über Kunst und Religion sowie darüber nach, was den Glauben an die eine vom Glauben an die andere unterscheidet. Gewohnt thesenstark und mit unerwarteten Perspektiven.
Inhaltsverzeichnis
7 Einleitung
15 Religion gegen Kunstreligion: um Kölner Domfensterstreit
30 Die Unwahrscheinlichkeit einer Kunstreligion
46 Kunst als Glaubenssache
66 Transzendenzskepsis. Andy Warhol und der Calvinismus
90 Ikonen des Kapitalismus - Moderne Kunst zwischen Markt und Transzendenz
114 Autoritäre Bilder. Die zweite Karriere des Triptychons seit dem 19. Jahrhundert
129 Kunstkritik zwischen Gebrauchswertprüfung und Glaubensbekenntnis
146 'Die Kunst ist Ausdruck ihrer Zeit' - Genese und Problematik eines Topos der Kunsttheorie
161 Anmerkungen
172 Textnachweise und Dank
174 Bildnachweis
Weitere Titel aus der Reihe WAT |
|
|