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Jacobis Philosophie Über den Widerspruch zwischen System und Freiheit
Jacobis Philosophie
Über den Widerspruch zwischen System und Freiheit




Birgit Sandkaulen

Meiner Hamburg
EAN: 9783787336289 (ISBN: 3-7873-3628-1)
350 Seiten, kartoniert, 13 x 21cm, März, 2019

EUR 32,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Mit Friedrich Heinrich Jacobi (1743-1819) ist einer der prominentesten und auch gegenwärtig interessantesten Repräsentanten der klassischen deutschen Philosophie zu entdecken. Als »mit Kant gleichzeitiger Reformator in der Philosophie« (Fichte) ist Jacobi die graue Eminenz der Epoche und griff in alle wesentlichen Debatten der Zeit ein, die er genaugenommen sogar initiierte und seine Zeitgenossen damit in Atem hielt.

Zahllose Fehlurteile und Marginalisierungen haben den Blick auf Jacobis Werk verstellt. Birgit Sandkaulen, die wohl beste Kennerin von Jacobis Philosophie im deutschen Sprachraum, führt in ihrer Monographie in die verschiedenen Aspekte, Kontexte und Bezüge seines Werkes ein.
Rezension
„Hat der Mensch Vernunft, oder hat Vernunft den Menschen?“. Diese Frage stellte sich 1799 der Philosoph Friedrich Heinrich Jacobi (1743-1819) in einem Brief an Johann Gottlieb Fichte. In diesem unterscheidet Jacobi zwischen einer „adjektiven“ und einer „substantiven“ Vernunft. Was meint er damit? Welche Kritik formulierte der Wegbereiter des Deutschen Idealismus an Kants Transzendentalphilosophie? Sind Selbsterfahrung und Welterfahrung gleich ursprünglich und miteinander verbunden? Gibt es ein Führwahrhalten ohne Gründe? Was versteht Jacobi unter Freiheit? Wodurch unterscheidet sich der Mensch von anderen Lebewesen? Sind Personen Subjekte? Welchen Begriff des „Geistes“ entwickelte Jacobi? Vertritt der Auslöser des deutschen Pantheismusstreits in Bezug auf Spinoza eine „Doppelphilosophie“(Henrich)? Welchen Einfluss übte Jacobi auf Hegels Philosophie aus? Kann Jacobi gar als Vorläufer der Existenzphilosophie gelten, oder ist er ein Vertreter der „Lebensphilosophie“, wie Otto Friedrich Bollnow in seiner Habilitationsschrift 1933 behauptete?
Fundierte Antworten auf diese Fragen bietet der Band „Jacobis Philosophie. Über den Widerspruch zwischen System und Freiheit“, erschienen bei Felix Meiner. Das Buch enthält 14 in fachwissenschaftlichen Organen und Sammelbänden gedruckte Aufsätze von Birgit Sandkaulen, Professorin für Philosophie mit Schwerpunkt Deutscher Idealismus an der Ruhr-Universität Bochum. Dort ist die Wissenschaftlerin zugleich Leiterin des Forschungszentrums für Klassische Deutsche Philosophie / Hegel-Archiv. Sandkaulen gilt als die Expertin für die Philosophie Jacobis. Seit ihrer Habilitationsschrift „Grund und Ursache. Die Vernunftkritik Jacobis“(2000) macht sie sich darum verdient, in der philosophischen Zunft die epochale Bedeutung Jacobis für die Philosophiegeschichte zu würdigen, derer sich seine Zeitgenossen, beispielsweise Hegel, Fichte oder Schelling sehr wohl bewusst waren.
Durch Sandkaulens Aufsatzsammlung erhält man einen hervorragenden Einblick in den Denkraum Jacobis und in die Rezeption seiner Philosophie. Diese verdient angesichts seiner Überwindung des Bewusstseinsparadigmas, seines besonderen Geistbegriffs und seiner Handlungsmetaphysik im philosophischen Diskurs rezipiert zu werden. Als Einstieg in den Kosmos von Jacobi eignet sich insbesondere die Lektüre von Sandkaulens schon mehrfach nachgedruckten Aufsatz: „Wie „geistreich“ darf Geist sein? Zu den Figuren von Geist und Seele im Denken Jacobis“(zuerst 2008). Im schulischen Philosophie- und Ethikunterricht gehört Jacobi zu den bisher völlig vernachlässigten Denkern. Philosophie- und Ethiklehrkräfte werden durch das neue Buch Sandkaulens motiviert, - wahrscheinlich erstmals - Erkenntnisse, Ideen und Argumentationen Jacobis im Unterricht mit Schülerinnen und Schülern zu diskutieren.
Fazit: Der Band „Jacobis Philosophie“ von Birgit Sandkaulen liefert einen wichtigen Beitrag zur Entdeckung und Reaktualisierung des Denkers und intellektuellen Anregers Friedrich Heinrich Jacobi und damit zugleich zur Auseinandersetzung mit der vielfältigen Philosophie des Deutschen Idealismus.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Mit Friedrich Heinrich Jacobi (1743-1819) ist einer der prominentesten und auch gegenwärtig interessantesten Repräsentanten der klassischen deutschen Philosophie zu entdecken. Als Intellektueller, nicht als akademisch bestallter Professor der Philosophie, griff Jacobi in alle wesentlichen Debatten der Zeit ein, die er genaugenommen sogar initiierte und seine Zeitgenossen damit in Atem hielt. Wie »ein Donnerschlag vom blauen Himmel herunter« (Hegel) begann das mit der großen Auseinandersetzung um die Philosophie Spinozas, dessen Aufstieg zu einem Klassiker der Philosophie wir Jacobi verdanken. Es setzte sich fort mit der Debatte um die kritische Philosophie Kants, die Jacobi folgerichtig und mit wiederum größter Resonanz im Streit mit Fichte und Schelling weiterführte. Nicht nur in deren Werk hinterließen diese Debatten tiefe Spuren. Auch die Philosophie Hegels ist ohne Jacobis Anstöße gar nicht denkbar, wie Hegel selbst vielfach bezeugt. Als »mit Kant gleichzeitiger Reformator in der Philosophie« (Fichte) ist Jacobi die graue Eminenz der Epoche. Dennoch passte Jacobi offenbar nicht ins philosophiegeschichtliche Raster, das im 19. Jh. im Milieu einer zusehends akademisch professionalisierten Philosophie entstand. Dafür ist sein Werk zu widerspenstig und zu provozierend. Inzwischen ist Jacobi aber kein Geheimtipp mehr: Seine Werke liegen vollständig in einer kritischen Edition vor und die Edition seines Briefwechsels, des reichsten philosophischen Korrespondenzcorpus der Epoche, schreitet voran. Birgit Sandkaulens Darstellung, die anlässlich des 200. Todestags Jacobis im März 2019 erscheint, entfaltet im ersten Teil »Leitmotive« der Philosophie Jacobis, während im zweiten Teil die zahlreichen Bezüge diskutiert werden, die im Fokus der Auseinandersetzung mit Jacobi zu zentralen Werken Fichtes, Schellings und Hegels führen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
I. Leitmotive 13
1. Jacobis »Spinoza und Antispinoza« 15
2. Fürwahrhalten ohne Gründe. Eine Provokation philosophischen Denkens 33
3. Wie »geistreich« darf Geist sein? Zu den Figuren von Geist und Seele im Denken Jacobis 55
4. Zwischen Spinoza und Kant: Jacobi über die Freiheit der Person 77
5. Dass, was oder wer? Jacobi im Diskurs über Personen 95
6. Bruder Henriette? Derrida und Jacobi: Dekonstruktionen der Freundschaft 119
7. »Ich bin und es sind Dinge außer mir«. Jacobis Realismus und die Überwindung des Bewusstseinsparadigmas 135
8. Das »leidige Ding an sich«. Kant – Jacobi – Fichte 169
II. Bezüge 199
9. Ichheit und Person. Zur Aporie der Wissenschaftslehre in der Debatte zwischen Fichte und Jacobi 201
10. Fichtes Bestimmung des Menschen – Eine überzeugende Antwort auf Jacobi? 225
11. Dieser und kein anderer? Zur Individualität der Person in Schellings Freiheitsschrift 245
12. System und Zeitlichkeit. Jacobi im Streit mit Hegel und Schelling 271
13. Dritte Stellung des Gedankens zur Objektivität: Das unmittelbare Wissen 289
14. Metaphysik oder Logik? Die Bedeutung Spinozas für Hegels Wissenschaft der Logik 317
Siglenverzeichnis 337
Literaturverzeichnis 339
Erstveröffentlichungsnachweise 345
Personenregister 347