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Abtreibung Diskurse und Tendenzen
Abtreibung
Diskurse und Tendenzen




Ulrike Busch, Daphne Hahn (Hrsg.)

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EAN: 9783837626025 (ISBN: 3-8376-2602-4)
330 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Dezember, 2014

EUR 29,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Zwanzig Jahre nach der gesetzlichen Neuregelung zum Schwangerschaftsabbruch in Deutschland ist in den wissenschaftlichen Debatten sowohl eine merkwürdige Ruhe als auch eine problematisierende Perspektive zu konstatieren.

Die Beiträge des Bandes gehen den Hintergründen und Folgen nach. Siebzehn Autorinnen und Autoren, u.a. Cornelia Helfferich, Dagmar Herzog und Hartmut Kreß, analysieren wissenschaftliche und öffentliche Diskurse im Spannungsfeld zwischen zunehmender Akzeptanz der reproduktiven Selbstbestimmung einerseits und anhaltenden Moralisierungstendenzen andererseits, beleuchten die Schnittstellen zwischen dem Abtreibungsthema und reproduktionsmedizinischen und bioethischen Herausforderungen aus ethischer und juristischer Perspektive und diskutieren die Erfahrungen von Frauen sowie beteiligten Professionellen – auch unter Einbeziehung von internationalen Erfahrungen.

Ulrike Busch (Prof. Dr. phil.) lehrt Familienplanung und Beratung an der Hochschule Merseburg.

Daphne Hahn (Prof. Dr.) lehrt Gesundheitswissenschaften und empirische Sozialforschung an der Hochschule Fulda.
Rezension
Es scheint merkwürdig still geworden zu sein um das Thema Abtreibung, das noch vor 20-30 Jahren die Gemüter erhitzte, im gesellschaftlichen Diskurs überaus präsent und im schulischen Ethik-, Religions- und Gesellschaftskundeunterricht der Sekundarstufe ein stetes Thema war. Ungewollte Schwangerschaft und Abtreibung zählen zu den umstrittensten Themen nicht nur in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit, sondern auch in politischen und wissenschaftlichen Debatten unterschiedlichster Disziplinen (Recht, Medizin, Psychologie, Soziologie, Ethik, Sozialpädagogik etc.). Diese Debatten sind mit gesellschaftlichen Veränderungen wie Autonomievorstellungen, Geschlechterbildern oder Diskussionen über Menschenrechte verwoben. Zunehmende Akzeptanz der reproduktiven Selbstbestimmung einerseits und anhaltenden Moralisierungstendenzen andererseits aber bestimmen noch immer die verhaltene Debatte zum Thema in ethischen und juristischen Diskursen. Dieses Buch aus der Reihee "Körperkulturen" bietet eine aktuelle Bestandsaufnahme unter Einbeziehung der Erfahrungen von Frauen sowie beteiligter Professioneller nach der gesetzlichen Neuregelung zum Schwangerschaftsabbruch in Deutschland vor 20 Jahren.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Abtreibung, Schwangerschaftsabbruch, Bioethik, Reproduktionsmedizin, Selbstbestimmung, Körper, Geschlecht, Ethik, Gender Studies, Recht, Soziologie

Adressaten:
Sozialpädagogik, Soziologie, Psychologie, Medizin, Philosophie, Recht sowie die interessierte Öffentlichkeit

Autoreninterview
... mit Ulrike Busch und Daphne Hahn

1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Mit dem Thema Abtreibung sind große persönliche wie gesellschaftliche Fragen verbunden. Zwanzig Jahre nach der gesetzlichen Neuregelung ist Abtreibung kaum noch ein Thema in öffentlichen und fachlichen Debatten. Allenfalls moralisierende und skandalisierende Betrachtungen sind zu finden, neuerlich verbunden mit neo- und rechtskonservativen Bestrebungen für die ›natürliche Familie und gegen eine Sexualität der Vielfalt. Das Buch will die sachliche Auseinandersetzung mit einem wichtigen Thema befördern.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Das Buch verbindet soziologische, politikwissenschaftliche, medizin- und berufsethische sowie juristische und historische Perspektiven. Heutige Entwicklungen zum Thema werden in den Kontext vergangener und künftig zu antizipierender gestellt und damit insbesondere auch für jüngere Leserinnen und Leser interessant.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
Es soll anregen, die im Buch aufgeworfenen Fragen als neue Forschung weiter zu verfolgen. Das betrifft u.a. die Einordnung in (bio-)ethische Diskurse, die Einordnung in internationale Dimensionen, die Analyse politischer und weltanschaulicher Hintergründe, aber auch empirische Befassungen mit den Perspektiven Betroffener, insbesondere von Frauen, Beraterinnen und Ärztinnen und Ärzten, zur Versorgungssituation in Deutschland, differenzierten Befunden und Ursachen.

4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Mit allen, die an einer konstruktiven und sachlichen Diskussion interessiert sind.

5. Ihr Buch in einem Satz:
Dieses Buch zieht 20 Jahre nach der Neuregelung zur Abtreibung Bilanz und zeigt: Abtreibung ist nach wie vor ein umkämpftes und umstrittenes Thema und im Kontext der reproduktiven Rechte hochrelevant.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort | 7

DISKURSE, KONTEXTE UND ZEITBEZÜGE

Vom individuellen und gesellschaftlichen Umgang
mit dem Thema Abtreibung
Ulrike Busch | 13

Diskurse zum Schwangerschaftsabbruch nach 1945
Daphne Hahn | 41

Schwangerschaftsabbruch und empirische Forschung
Cornelia Helfferich | 61

Moralpolitik und Religion:
Die Abtreibungskontroversen in Polen, Italien und Spanien
Anja Hennig | 83

Abtreibung als Gegenstand feministischer Debatten -
Hintergründe, Befunde, Fragen
Katja Krolzik-Matthei | 103

ETHISCHE UND JURISTISCHE DIMENSIONEN

Schwangerschaftsabbruch, Behinderung, Christentum:
Die Ambivalenzen der sexuellen Revolution in Westeuropa in
den 1960er und -70er Jahren
Dagmar Herzog | 121

Schwangerschaftsabbrüche im Kontext
von Reproduktionsmedizin und Präimplantationsdiagnostik
Hartmut Kreß | 139

Weichenstellungen in Karlsruhe -
Die deutsche Reform des Abtreibungsrechts
Sabine Berghahn | 163

Ein Blick über die Grenzen: Die Abtreibungsregelungen der
OECD-Länder und ihre Bestimmungsfaktoren im Vergleich
Edith Obinger-Gindulis | 193

PERSPEKTIVEN RELEVANTER AKTEURE

Kein Kinderwunsch und schwanger - Wie wird in einer
Partnerschaft entschieden?
Cornelia Helfferich, Heike Klindworth | 215

Schwangerschaftsabbruch - Erleben und Bewältigen aus
psychologischer Sicht
Petra Schweiger | 235

Beratung nach § 219 StGB - Hintergründe, Herausforderungen
und Anregungen
Jutta Franz | 257

Schwangerschaftsabbruch - Ärztliches Handeln in Forschung
und Praxis
Christine Czygan, Ines Thonke | 279

Schwangerschaftsabbrüche im Erleben von Ärztinnen und
Ärzten - Eine persönliche Sicht
Helga Seyler | 299

Die Verweigerung einer medizinischen Behandlung ist keine
Frage des Gewissens
Christian Fiala, Joyce Arthur | 311

Autorinnen und Autoren | 323