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Wie uns der Teufel reitet
Von der Aktualität der 7 Todsünden
Heiko Ernst
Ullstein
EAN: 9783550078323 (ISBN: 3-550-07832-3)
272 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, 2006
EUR 18,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Hochmut, Neid, Habgier, Zorn, Trägheit, Völlerei und Wollust: Der Katalog der sieben Todsünden ist von verblüffender Aktualität - und lädt uns zur Selbsterforschung ein. Der Psychologe Heiko Ernst hat eine spannende, höchst unterhaltsame und facettenreiche Kulturgeschichte der Todsünden vorgelegt.
Rezension
Die Menschen sollten mit Hilfe der sogenannten Todsünden ihre schlechten Taten erkennen und sich zum Guten wenden. Sie stehen bis heute ganz oben im Sündenkatalog der katholischen Kirche:
1. Superbia (Hochmut) 2. Avaritia (Habsucht) 3. Invidia (Neid) 4. Ira (Zorn, Wut) 5. Acedia (Trägheit) 6. Gula (Unmäßigkeit, Völlerei) 7. Luxuria ( Wollust). Und sie sind aktueller denn je. Das macht der Psychologe Heiko Ernst in seinem Buch "Wie uns der Teufel reitet" deutlich. Anschaulich führt er den Leser ein in die Geschichte des Lasterkatalogs und den Wandel in der Bedeutung für die Menschen. Waren die „Hauptsünden“ ursprünglich Quelle vieler anderer Sünden und Laster wie etwa Unglaube, Verzweiflung, Torheit, Feigheit, Ungerechtigkeit, Unbeständigkeit, Trotz oder Zwietracht, so sind sie heute für so manchen Zeitgenossen eher schlechte Angewohnheiten oder sogar Teile des neuen Lebensgefühls. Eine sehr anregende Lektüre, die nicht gerade in die Geiz-ist-geil-Mentalität unserer Tage zu passen scheint, aber sicher viele Anregungen bietet, um den überstrapazierten Zeitgeist kritisch zu hinterfragen.
Arthur Thgömmes, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Geiz, Neid, Zorn, Wollust, Hochmut, Völlerei und Trägheit – die Todsünden des Mittelalters sind heute nicht nur tolerierte, sondern geradezu erwünschte Verhaltensweisen. Der alte Katalog der Laster hat eine erstaunliche Wandlung erfahren: Was früher als Verfehlung galt, gilt heute als Ausdruck von Selbstverwirklichung und modernem Lebensstil. Aus Sünden ist ein Ensemble moderner Tugenden geworden. Mit Eleganz und Scharfsinn zeigt Heiko Ernst, wie diese erstaunliche Wandlung vonstatten ging: wie Habgier und Neid zur Grundlage der Konsumgesellschaft wurden, wie Wollust und Völlerei zum Gesellschaftsspiel mutierten und Eitelkeit zum Imagemanagement gehört. Zorn ist legitimer Ausdruck der Interessenwahrung, und aus Trägheit wurde Selbstverwöhnung und Gleichgültigkeit.
Auch wenn wir kein Höllenfeuer mehr fürchten – die »neuen« Todsünden sind nicht weniger tödlich: Sie zerstören unsere Integrität und Menschlichkeit. Heiko Ernst zeigt, in welchen Masken die Todsünden heute auftreten – und wie sie in Schach zu halten sind.
Heiko Ernst, Jahrgang 1948, ist Diplom-Psychologe und seit 1979 Chefredakteur von Psychologie Heute. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht.
Inhaltsverzeichnis
VORWORT 9
Vom Teufel geritten? Todsünden light 16 • Sünden des Fleisches und des Geistes 19 * Die Transformation der Sünden zu Tugenden 21 • Hölle? Machen wir uns selbst! 25 • Das große Plädoyer auf verminderte Schuldfähigkeit 28 • Ego me absolvo1. 30 • Auch für Sünden gilt: Das mittlere Maß finden 32
HOCHMUT 35
Wie viel Stolz verträgt der Mensch? 38 • We are the champions! 41 • Die Sünde der Könner 42 • Hochmut bis zum Terror 45 • Ansehen: Der Kampf ums Gesehenwerden 47 • Der kurze Weg zum Promi-Status 49 • Die Masken des Hochmuts 50 • Was wir uns selbst wert sind 52 • Die gute Meinimg, die man von sich selbst hat 54 • Der pathologische Hochmut: Narzissmus 58 • Eitelkeit und der Zwang zur Selbstverschönerung 61 • Bescheidenheit bleibt eine Zier ... 65
NEID 67
Das einsamste aller Laster 71 • Warum man eine »neidische Person« wird 73 • And the winner is ... 78 • Neid: Das Empfinden eines Mangels 80 • Die Neidmaschine namens Marketing 82 • Der tiefere Sinn einer Todsünde 85 • Die Rache der Zukurzgekommenen 87 • Ist Neid ein demokratisches Gefühl? 88 • Wer sagt denn, dass das Leben fair ist? 93 • Alles eine Frage der Perspektive 95
HABGIER 97
Bereichert euch! Das Sequel 101 • Wer wird Millionär? 104 • Habgier macht alle glücklich, mehr oder weniger 106 • Gute Gründe für die Gier 108 • Warum es nie genug ist 109 • Wenn es nicht schnell genug geht: Unanständig reich werden 112' Sind Habgierige doch die besseren Menschen? 114 • Kauf
dir was Schönes1. 115 • Was müssen wir haben, um zu sein? 117 • Die seelischen Kosten der Gier 119* Zeit ist Geld, Geld kostet Zeit 120* Geiz: die erstarrte Habgier 123 • Als der Geiz geil wurde 125 • Geld ist wie Beton: Es kommt drauf an, was man draus macht 129 • Eine Frage der Evolution: Welche Art von Reichtum brauchen wir? 130
ZORN 133
Blick nach vorn im Zorn 137 • Zorn in kleiner Münze: Der tägliche Arger 140' Was uns so zornig macht 141 • Kopfgeburten: Zorn und die Alltagsparanoia 144 • Nimm es nicht persönlich 1145 ' Zorn - eine Maske der Scham 147 • Von Amokläufern und anderen Zornigen 149 • Das Zeitalter der Wut 150 • Die Erben des Kohlhaas: Fiat iustitia! 154 • Die Wut der Sprenggläubigen 155 • Die Therapie des Zorns 158 • Dampf ablassen? Lieber nicht! 160' Plädoyer für die kontrollierte Offensive 163 ' Frieden schaffen, ohne zu blaffen 165
TRÄGHEIT 169
Die massenhafte innere Kündigung 173 ' Einübung in der Kunst des So-tun-als-ob 175 ' Faulheit: Der Widerstand gegen die Moderne 176 • Wie der Fleiß in die Welt kam 178 ' Versuch, die guten Seiten der Trägheit zu rehabilitieren 182 ' Acedia: Die Erschlaffung des Geistes 186 • Gleichgültigkeit ist die Trägheit der Moderne 188 • Jeder für sich: Das Werkeln am Ich macht träge 191 • Trägheit ab Nicht-wissen-Wollen und Wegsehen 193 • Macht es euch bequem! 195 • Lethargie durch zu viel Sinnenvartung 197
VÖLLEREI 201
»Die Mutter aller Lust« 204 • Das Große Fressen: ungesund und unästhetisch 206 • Zu viel, zu fein, zu früh, zu gierig... 208 • Statussymbol »demonstratives Schlemmen« 210 • Endstation Schlaraffenland 212 • Die Reichen sind schlank, die Armen dick 215 • Der Kampf gegen die Dicken - ein Klassenkampf? 217 • Deutsche Vollerer. Der geizige Gourmand 218 • Der Mensch ist, was er nicht isst 219 • Essen als Schuld, Hungern als Sühne 221 • Der Geist ist willig, das Fleisch bleibt schwach 226 • Ich kann nicht widerstehen! 228 • Allyou can eat: Die gefressene Zukunft 230
WOLLUST 233
Die Leere nach dem Schuss 237 • Die Revolution erschöpft ihre Kinder 239 • Körperwelten: Bin ich schön genug? 241 • Der kurze Weg von Kinsey zu McKinsey 242 • Die zerdachte Lust 244 • Der sexuelle Sättigungspunkt 246' Triebes Schicksal: Lust ist gut! 247 ' Der Ursprung der Sexualfeindlichkeit 249 ' Neurosen, Ferversionen, Sublimationen 252 • Das neue Zeitalter: Die Neosexuellen entdecken die Liebe 255 ' Die große Unlust: Ganz ohne Liebe geht die Chose nicht 258 • Die Rettung des Eros in der Feed-back-Schleife der Lust 260
LITERATUR 263
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