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Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament, Bd.14, Der Brief des Jakobus
Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament, Bd.14, Der Brief des Jakobus




Wiard Popkes, Erich Fascher, Joachim Rohde, Christian Wolff

Evangelische Verlagsanstalt
EAN: 9783374018130 (ISBN: 3-374-01813-0)
357 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, 2001

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der Jakobusbrief hat es seinen Auslegern noch nie leicht gemacht. Viele Fragen zu Theologie, Intention, Adressaten, Struktur, Tradition und den Abfassungsverhältnissen sind bis heute umstritten. Methodische Sorgfalt und umfassende Reflexion sind deshalb bei der Interpretation geboten. Es gilt vor allem, den Gedankengang des Jakobusbriefes möglichst genau nachzuzeichnen. Neben diese Aufgabe tritt die kritische Würdigung der gerade in jüngerer Zeit reichlich erschienenen Sekundärliteratur mit ihren Ansätzen und Vorschlägen. Besonders im Blick auf die theologiegeschichtliche Verortung des Briefes bevorzugt der Autor einen induktiven Ansatz. Entscheidend ist somit nicht etwa die Identifizierung des Verfassers, sondern die Relation des Jakobusbriefes zu anderen frühchristlichen Dokumenten(Paulus, Matthäus, Apostolische Väter). Insgesamt ist der Jakobusbrief am besten als eine Stimme am Ende des 1. Jahrhunderts zu verstehen. Er will — in der Form eines "Diasporabriefes" — die Christen davor bewahren, sich an die "Welt" zu verlieren, und sie daran erinnern, das "Ziel" zu erreichen. Dafür greift er auf eine breite Traditionsfülle zurück.



Professor Dr. Wiard Popkes, Jahrgang 1936, ist Professor für Neues Testament und lehrt seit 1969 am Theologischen Seminar des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (bis 1997 in Hamburg, seitdem in Elstal/Berlin) sowie seit 1977 am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg.
Rezension
Der Jakobusbrief ist kein leicht verständlicher Brief. Seine komplexen Fragestellungen und vor allem seine theologischen Aussagen, die sich in manchen elementaren Bereichen nicht mit anderen neutestamentlichen Aussagen harmonisieren lassen, haben seine Kommentatoren stets vor große Probleme gestellt. Vor allem seine Aussagen zum Glauben, der, "wenn er nicht Taten hat, tot bei sich selbst" (Jak 2,17 - Übersetzung Popkes') sei, brachte dem Jakobusbrief von manchen Auslegern immer wieder den Vorwurf ein, eine "Gerechtigkeit aus den Werken" zu vertreten. Luther bezeichnete den Jakobusbrief daher als "stroherne Epistel" und stellte diesen zusammen mit dem Judasbrief und der Offenbarung des Johannes ans Ende seiner Übersetzung des Neuen Testaments. Jeder Versuch einer wissenschaftlichen Kommentierung dieses Briefes, fern ab von aller Parteinahme und Vorverurteilung, verdient daher an sich schon Respekt.

Wiard Popkes bietet einen überaus komplexen und minutiös angelegten Versuch einer solchen Kommentierung, die - entsprechend zur Komplexität und Schwierigkeit des Briefes - durch seine weitgreifende und scharfsinnige Analyse, verschiedentliche Vor- und Rückblicke, sowie durch zahlreiche Forschungsüberblicke besticht. Dem Leser (vor allem dem Fachfremden) wird dabei einige Bereitschaft zum Mit- und Nachdenken abverlangt - "Jakobus ruft zu Geduld und Ausdauer" (V).
Popkes will "die Leserschaft mit hineinnehmen in das Gespräch über die exegetischen Möglichkeiten des Textes, die methodischen Ansätze und die Bewertung des Materials aus Umwelt und Vorgeschichte" - dazu braucht es, wie er selbst sagt, "Arbeit, bis sich die eigene Sicht herauskristallisiert, so etwa könnte Jakobus es gemeint haben, wobei auch die Grenzen des Erkennens auftauchen; denn Jakobus lässt manches im Unklaren." (V) Popkes selbst hat seinen Standpunkt induktiv durch intensive Beschäftigung mit dem Text und im Gespräch mit anderen Auslegern gefunden.

Die Schwierigkeiten des Jakobusbriefes schlagen dabei auch auf den Aufbau dieses Kommentars durch, der insofern "nicht immer ganz den Gepflogenheiten dieser Reihe [sc. des Theologischen Handkommentars zum Neuen Testament]" (VI) folgt (siehe das Inhaltsverzeichnis!).

Grundlegende Erfahrungen mit der Neutestamentlichen Wissenschaft sind angesichts der komplexen Darstellung Popkes fast Voraussetzung zur Lektüre. Griechischkenntnisse sind erforderlich, da im Text das Griechische ohne Übersetzung oder Umschrift zitiert wird.
Jedem Leser, der sich intensiv mit diesem überaus interessanten Brief und der mit ihm zusammenhängenden Thematik und Problematik auseinandersetzen will, ist dieser Kommentar sehr zu empfehlen.

Gerhard Schreiber, Mitarbeiter für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungen XI
Literatur XVIII

Einleitung
§ 1 Prolegomena 1
1. Situation der Forschung 1
2. Methodologie und Kriterien 1
3. Fehlende Themen 3
4. Ausgangspunkt der Analyse 6

§ 2 Die text- und kanonsgeschichtliche Rezeption 7
1. Textiiberlieferung 7
2. Kanonsgeschichte 9

§ 3 Die kommunikative Gestalt 11
1. Anrede an kollektive Grofie 11
2. Probleme durch menschliches So-Sein 13
3. Gepflegte Sprache 13

§ 4 Inhaltliche Schwerpunkte und Situation der Adressaten 16
1. Themenbereiche 16
2. Situation der Adressaten 17
3. Schichteniibergreifendes Spannungsgefalle 18
4. Selbstverstandnis der Adressaten 21
5. Grundlinien der Theologie des Jakobus 22

§ 5 Traditionen 27
1. Altes Testament und jüdische Tradition 27
2. Weisheitstradition 29
3. Jesus-Uberlieferung 32
4. Beziehungen zu Paulus 36
5. Beziehungen zum 1. Petrusbrief 39
6. Weitere innerneutestamentliche Berührungen 40
7. Frühchristliche Schriften 40
8. Sachlich-situativer Vergleich 42

§ 6 Die kompositorische Gestalt 44
1. Gattungsbestimmung 45
2. Rhetorische Analyse 47
3. Analysen von Jakobus 1 49
4. Thematische Einteilungen 51
5. Didaktische Strukturvorschlage 52
6. Einheitliches Thema 53
7. Textbegriff 54
8. Ergebnisse zur Kompositionsfrage 56

§ 7 Die Abfassungsverhaltnisse 59
1. Entwicklung des Friihchristentums 59
2. Schriften des friihen 2. Jahrhunderts 60
3. Diaspora-Brief 61
4. Verfasserfrage 64
5. Entstehungsphasen 68
6. Ergebnis 69


Auslegung
I. Präskript 1,1 70

II. Die rechte innere Einstellung 1,2-15 74
1. Texteingrenzung 74
2. Textiiberlieferung 75
3. Text- und Kommunikationsstruktur 75
4. Traditionselemente 76
5. Redaktion und Intention 78
Vorbemerkungen zu 1,2-4 (Aufbau, Sinnlinien, Signale) 79
Auslegung V. 2-8 79
Vorbemerkungen zu 1,9-11 (Konstruktion, Interpretationsprobleme)93
Auslegung V. 9-11 94
Ergänzende Notizen zu 1,9-11 (Akzente, Intention)99
Auslegung V. 12-15 99

III. Der Umgang mit dem Wort Gottes 1,16-27 110
1. Texteingrenzung 110
2. Textüberlieferung 111
3. Text- und Kommunikationsstruktur 112
4. Traditionselemente 114
5. Redaktion und Intention 117
Auslegung V. 16-21 119
Vorbemerkungen zu 1,22-25 (Argumentation und Begrifflichkeit)129
Auslegung V. 21-24 132
„Vollkommenes Gesetz der Freiheit“ 138
Auslegung V. 25-27 143

IV. Glaube, Liebe, Taten und was dabei zu beachten ist 2,1-26 152
1. Texteingrenzung 152
2. Textüberlieferung 153
3. Text- und Kommunikationsstruktur 154
4. Traditionselemente 155
5. Redaktion und Intention 157
Auslegung V. 1-7 158
Vorbemerkungen zu 2,8-13 (Gedankenführung und Hintergrund) 171
Auslegung V. 8-13 173
Vorbemerkungen zu 2,14-26 (Gedankengang und Hintergrund) 182
Auslegung V. 14-17 190
Die crux interpretum 2,18 196
Auslegung V. 18-26 198
Ergänzende Notizen zu 2,14-26 (Glaube, Rechtfertigung;Rezeption, Fehlentwicklungen) 211

V. Verantwortliche Leiterschaft im Umgang mit dem Wort 3,1-12 215
1. Texteingrenzung 215
2. Textiiberlieferung 216
3. Text- und Kommunikationsstruktur 216
4. Traditionselemente 217
5. Redaktion und Intention 218
6. Inhalt und kontextuelle Funktion 218
Auslegung V. 1-12 219

VI. Das Verhältnis zur Welt 3,13-5,6 238
1. Texteingrenzung 238
2. Textiiberlieferung 238
3. Text- und Kommunikationsstruktur 239
4. Traditionselemente 240
5. Redaktion und Intention 243

A) Weisheit, Streit und ihre Herkunft 3,13-4,3 244
Vorbemerkung zu 3,13-18 (Charakter und Position) 244
Auslegung V. 13-18 245
Vorbemerkungen zu 4,1-3 (Charakter, Aufbau, Tradition und Realitätsbezug)258
Auslegung V. 1-3 262

B) Freundschaft mit Gott oder mit der Welt 4,4-12 266
Auslegung V. 4 267
Vorbemerkungen zu 4,5-6 (Schriftgebrauch, Syntax und Intention) 269
Auslegung V. 5-10 271
Ergänzende Bemerkung zu 4,7-10 („Umkehr“) 280
Auslegung V. 11-12 280

C) An besonders Gefährdete 4,13-5,6 284
Vorbemerkungen zu 4,13-17 (Kontextuelle Relation, Struktur, Intention)284
Auslegung V. 13-17 287
Vorbemerkungen zu 5,1-6 (Eigenart, Interpretationsansatze)297
Auslegung V. 1-6 302
Ergänzende Notizen zu 4,13-5,6 (Adressaten, Akzente, Intention) 312

VII.Geduld, Gebet und anderes zum Umgang untereinander 5,7-20 314
1. Texteingrenzung 314
2. Textiiberlieferung 315
3. Text- und Kommunikationsstruktur 316
4. Traditionselemente 317
5. Redaktion und Intention 319
Auslegung V. 7-12 320
Vorbemerkungen zu 5,13-17 (Gedankengang, Akzente)337
Auslegung V. 13-17 339