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Systemsprenger*innen Ressourcenorientierte Ansätze zu einer defizitären Begrifflichkeit
Systemsprenger*innen
Ressourcenorientierte Ansätze zu einer defizitären Begrifflichkeit




Daniel Kieslinger, Marc Dressel, Ralph Haar (Hrsg.)

Lambertus-Verlag
EAN: 9783784132877 (ISBN: 3-7841-3287-1)
392 Seiten, paperback, 15 x 21cm, März, 2021

EUR 26,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
"Systemsprenger_innen" ist aktuell einer der meistgenutzten Termini in der Jugendhilfe, wobei es bisher keine verbindliche Definition gibt. Die Herausgeber sind der Ansicht, dass die so bezeichneten Kinder und Jugendlichen in keinem Fall "das System sprengen". Sie sind vielmehr aus dem System bzw. sozialen Netz herausgefallen oder "verwahrt" worden, ohne dass die Jugend- bzw. Erziehungshilfe ihren Bedürfnissen gerecht werden könnte.Interdisziplinär aufgestellt spürt das Buch dem Begriff "Systemsprenger_in" nach: durch Beiträge von Ethiker_innen, Pädagog_innen, Psycholog_innen und Wissenschaftler_innen. Zunächst finden sich Reflexionen auf das System der Kinder- und Jugendhilfe und der Erziehungshilfen im Speziellen. Daran schließt sich der Blick aus der Forschung an, welcher überleitet zu unterschiedlichen Begegnungsmöglichkeiten der Herausforderungen, welchen sich die Erziehungshilfen im Umgang mit sogenannten "Systemsprenger_innen" stellen. Schließlich kommen Stimmen aus der Praxis zu Wort, welche die täglichen Aufgaben veranschaulichen.

Daniel Kieslinger ist stellvertretender Geschäftsführer des Bundesverbandes Caritas Kinder- und Jugendhilfe (BVkE) und Leitung des Modellprojekts Inklusion jetzt!

Marc Dressel ist als Fachleitung Soziale Hilfen der Caritas Ludwigsburg-Waiblingen-Enz tätig und Mitglied der AG Systemsprenger des BvKE.

Ralph Haar ist Pädagogischer Leiter des St. Vincenz Jugendhilfe-Zentrum e.V. Dortmund und Mitglied der AG Systemsprenger des BvKE.
Rezension
Diese Publikation ‚Systemsprenger*innen!?‘ widmet sich einem Thema, das in den letzten Jahren immer mehr an Dynamik gewonnen hat und spätestens seit dem Film Systemsprenger (Nora Fingscheidt) aus dem Jahr 2019 auch einer großen Öffentlichkeit zugänglich ist. Das Verhalten von Systemsprengern ist u.a. gekennzeichnet durch fünf Aspekte: 1) Der junge Mensch ist mehrfach gewalttätig gegenüber anderen Betreuten oder Mitarbeiter/innen geworden. 2) Er verweigert immer häufiger den Schulbesuch 3) Er konsumiert seit einiger Zeit größere Mengen an Alkohol und/oder Drogen 4) Er läuft häufiger weg oder übernachtet an unbekannten Orten und/oder 5) zeigt andere Formen von selbst- oder fremdgefährdendem Verhalten wie, z.B. selbstverletzendes Verhalten, Suizidalität, Prostitution etc. Auch alle Lehrer/innen kennen Systemsprenger, Systemsprenger sind Kinder und Jugendliche mit massiv störenden Verhaltensweisen, die pädagogische Prozesse in Schulen zu lähmen scheinen. Massiv störendes Verhalten wird immer mehr zur Herausforderung im schulischen Alltag und die Fragen nach dem »Wie gehe ich damit um?« mehren sich. Der Ruf nach qualifizierten Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen wird an allen allgemeinbildenden Schulen immer lauter. Dieses Buch ist breit ausgerichtet: Über theoretische Einlassungen zum Status Quo des Jugendhilfesystems über die verschiedenen pädagogischen Antworten auf die im Fokus stehenden Kinder und Jugendlichen hin zu Beiträgen aus der Praxis. Im ersten Abschnitt finden Sie in diesem Band Reflexionen auf das System der Kinder- und Jugendhilfe und der Erziehungshilfen im Speziellen. Daran schließt sich der Blick aus der Forschung an, welcher überleitet zu unterschiedlichen Möglichkeiten, wie den Herausforderungen begegnet werden kann, welchen sich die Erziehungshilfen im Umgang mit sogenannten „Systemsprenger*innen“ stellen. Schließlich kommen Stimmen aus der Praxis zu Wort, welche die täglichen Aufgaben veranschaulichen.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
"Dem Leser/der Leserin wird auf dem Buchcover versprochen, den fachlichen Umgang mit der stigmatisierenden Klientel zu beleuchten, kritisch, verschiedene Perspektiven aufzuzeigen und vielfältige Denkanstöße bis hin zu einer inklusiven und humanistischen betrachtungsweise zu bieten. Dem wird das Buch gerecht. Und die Kompetenz der ausgewählten Autor*innen steht außer Frage. Den Herausgebern ist zu danken, dass sie den oben genannten Film [Anm.: Systemsprenger] als Anlass genommen haben, die Problematik der Systemsprenger*innen und die der problematischen Systeme, in diesem Buch vertiefend aufzugreifen und damit die Fachdebatte weiter zu führen."
Reinhold Gravelmann, AFET-Referent, in: Dialog Erziehungshilfe 1-2022

"Das Fachbuch hält das Versprechen, fundiert, aktiv, fachgesellschaftliche Debatten mitzugestalten und sich mit den Kindern und Jugendlichen auseinanderzusetzen, die scheinbar die Grenzen immer wieder übertreten und für die es keine effektiven Maßnahmen gibt, sie in die Gesellschaft zu integrieren. Das Buch ist ohne Wenn und Aber einfach nur zu empfehlen."
Prof. Dr. habil. Gisela Thiele, Hochschule Zittau/Görlitz (FH), in: https://www.socialnet.de/rezensionen/28260.php
Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Vorstandes 9
Vorwort der Herausgeber 11

Einleitung 12
Daniel Kieslinger, Marc Dressel, Ralph Haar

TEIL 1 – WORUM UND UM WEN GEHT ES EIGENTLICH?

„Systemsprenger*innen“ als kapitalistisch durchdrungene Subjektivierungsweise – soziologische und sozialphilosophische Reflexionen der Kinder- und Jugendhilfe 21
Monika Götsch/Sandro Bliemetsrieder

Wer sprengt hier eigentlich wen? – Ethische Skizzen zu sogenannten „Systemprenger*innen“ 43
Kristina Kieslinger

Wer sprengt hier was und wen? – Zur Notwendigkeit der Sprengung unserer Störungskonzepte 58
Menno Baumann

Systemsprenger zeigen auf, wo das Jugendhilfesystem reformbedürftig ist 72
Klaus Esser

TEIL 2 – FORSCHUNG

„Systemsprenger“ in der Jugendhilfe aus empirischer Sicht 91
Michael Macsenaere, Monika Feist-Ortmanns

Selbstdeutungen von „Systemsprengern“ 99
Stephan Cinkl

„Systemsprenger*innen“? Junge Menschen im Strafvollzug – Entwicklungsdaten zu Belegung, Öffnung und Merkmalen der Gefangenenstruktur im Jugendstrafvollzug 113
Frieder Dünkel, Bernd Geng, Stefan Harrendorf

TEIL 3 – THEORIE

Traumapädagogik für Kinder, die das System sonst sprengt 159
Julia Gebrande

Gib mir Antwort, auch wenn ich meine Frage nicht kenne! 174
Anja Sauerer, Wilma Weiß

Welche Grenzen? Inklusive Perspektiven auf das Narrativ der „Systemsprenger*innen“ 189
Benedikt Hopmann

Die Freiheitsentziehende Unterbringung in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe 204
Sabrina Hoops

„Wir haben (daraus) geschlossen !“ 219
Christine Kirsch

„Systemsprenger*innen“ – Kinder- und jugendpsychiatrische und -psychotherapeutische Perspektive zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie 231
Michael Kölch, Marc Schmid, Stefanie Bienioschek

Junge wohnungslose Menschen mit multiplen psychosozialen Problemlagen und herausfordernden Verhaltensweisen 251
Karsten Giertz, Lisa Große, Silke Birgitta Gahleitner

TEIL 4 – PRAXIS

Praxisbezogene Weiterentwicklung von Handlungsstrategien im Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit besonders herausfordernden Verhaltensweisen in der Stationären Hilfe zur Erziehung/Eingliederungshilfe in stationärer Form 265
Frank Baumgartner, Nobert Beck, Petra Rummel, Anja Sauerer, Barbara Winterstein

Warum in die Ferne schweifen? 280
David Büchner

„Leidenschaftslos, nicht lieblos“ – Zum Umgang mit grenzentestenden Kindern und Jugendlichen 294
Christine Straube

Arbeit mit Systemsprengern in freiheitsentziehenden Maßnahmen 311
Jennifer Rohr

Individualpädagogik in einer heilpädagogisch-therapeutischen Wohngruppe als Versuch einer Antwort auf extrem herausforderndes Verhalten junger Menschen 322
Sabine Seimen, Johanna Zott, Michael Ender

„Systemsprenger*innen in der Wohnungslosenhilfe“ – ein Blick aus der Praxis 337
Isabel Endres

Ein traumafokussierendes Konzept in der niedrigschwelligen Arbeit mit Jugendlichen, die sich an einem Leben „auf der Straße“ orientieren 353
Manuela Grötschel

„Systemsprengerin“ − und warum es danach trotzdem weiterging 365
Katharina R.

BVKE Werkstatt – Zukunft ohne Abbruch 379
Michael Wagner, Sebastian Rausch

How to use it! 382

Die Autorinnen und Autoren 383