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Freiraum mit Risiko Niedrigschwellige Erziehungshilfen für sogenannte Systemsprenger 2., überarbeitete Auflage
Freiraum mit Risiko
Niedrigschwellige Erziehungshilfen für sogenannte Systemsprenger


2., überarbeitete Auflage

Mathias Schwabe, Martina Stallmann, David Vust

Beltz Verlag , Juventa
EAN: 9783779964117 (ISBN: 3-7799-6411-2)
219 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Februar, 2021

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Jugendhilfe und deren Jugendliche, die keiner mehr haben will

Das Setting, das in diesem Buch einer gründlichen Evaluation unterzogen wird, wendet sich an Jugendliche, die bereits zahlreiche Abbrüche von Erziehungshilfen hinter sich haben. Sie bekommen ein kleines Zimmer zur Verfügung gestellt und ihr Wunsch nach einem freien, möglichst wenig reglementierten Leben wird ernst genommen. Ihnen stehen Ansprechpartner*innen zur Seite, aber die Jugendlichen können selbst entscheiden, wann und wofür sie Unterstützung brauchen. Der Freiraum birgt aber auch gravierende Risiken: Selbst- und Fremdgefährdungen finden nun in unkontrollierten Räumen oder unter den Augen der Betreuer*innen statt. Dennoch kommt mehr als ein Drittel der schwer belasteten Jugendlichen im Lauf der nächsten Jahre auf einen guten Weg. Das kann im Vergleich mit anderen Settings für ähnlich belastete Jugendliche als Erfolg betrachtet werden.

Prof. Dr. Mathias Schwabe, Evangelische Hochschule Berlin, ist Professor für Methoden der Sozialen Arbeit am Institut für Innovation und Beratung INIB, Systemischer Berater (SIT & IGST) und Supervisor und Denkzeit-Trainer.

Martina Stallmann, Jg. 1954, Dr. phil., ist Professorin (i.R.) im Studiengang Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule Berlin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Forschungs- und Evaluationsmethoden, Statistik.

David Vust wirkt als wissenschaftlicher Mitarbeiter an unterschiedlichen Forschungsprojekten im Bereich der Jugendhilfe mit. Darüber hinaus ist er als Berater, Supervisor, Trainer und Heilpraktiker für Psychotherapie freiberuflich tätig.
Rezension
Als Systemsprenger bezeichnet man Kinder und Jugendliche mit massiv störenden Verhaltensweisen, die pädagogische Prozesse in Schulen zu lähmen scheinen. Massiv störendes Verhalten wird immer mehr zur Herausforderung im schulischen Alltag und die Fragen nach dem »Wie gehe ich damit um?« mehren sich. Es müssen zwingend personenadäquate Interventionsmöglichkeiten in der schulischen und außerschulischen Bildungslandschaft etabliert werden. Dieses Buch fragt in sozialpädagogischer Perspektive nach "Niedrigschwelligen Erziehungshilfen für sogenannte Systemsprenger" (Untertitel). Wohin mit jungen Menschen, die keiner mehr haben will? In diesem Buch geht es um die Betreuung und Förderung von hoch riskant agierenden und schwer zu vermittelnden jungen Menschen im Rahmen der Jugendhilfe. Ihr Verhalten ist u.a. gekennzeichnet durch diese fünf Aspekte: 1) Der junge Mensch ist mehrfach gewalttätig gegenüber anderen Betreuten oder Mitarbeiter/innen geworden. 2) Er verweigert immer häufiger den Schulbesuch 3) Er konsumiert seit einiger Zeit größere Mengen an Alkohol und/oder Drogen 4) Er läuft häufiger weg oder übernachtet an unbekannten Orten und/oder 5) zeigt andere Formen von selbst- oder fremdgefährdendem Verhalten wie, z.B. selbstverletzendes Verhalten, Suizidalität, Prostitution etc.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Sozialpädagogik | Erziehungshilfe | riskant agierende Jugendliche | schwieriges Verhalten | Jugendhilfe | Jugendwohngemeinschaften | Hilfeplanung | Fallverstehen | Settingkonstruktion | schwierige Jugendliche | Soziale Arbeit
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur 2. Auflage 7
Vorwort 8
Einleitung 15

1 Einführung: Wohin mit jungen Menschen, die keiner mehr haben will? 21

1.1 Junge Menschen, die keiner mehr betreuen will 21
1.2 Verbreitung der Zielgruppe 25
1.3 Diskurse rund um „hoch riskant agierende Jugendliche“ 27

2 Philosophie, Architektur und Eckpunkte des Settings 35

2.1 Gründungsanlass und zentrale Eckpfeiler des Settings in den ersten fünf Jahren 35
2.2 Exkurs: NAIS als Übergangshilfe für Jugendliche in der „Stagnation“ (D. W. Winnicott) 40
2.3 Wichtige Veränderungen im Lauf von 14 Jahren 42

3 Interaktionen und Interventionen in niedrigschwelligen Settings: „Weniger bringt manchmal mehr“ 49

3.1 Interaktionsbereich „niedrigschwelliges Begleiten“ 50
3.2 Interaktionsbereich „Versorgen“ 65
3.3 Interaktionsbereich „Beraten/(Selbst-)Klärungshilfen anbieten“ 70
3.4 Interaktionsbereich „Erziehen/Kontrollieren“ 83

4 Wer sind die NAIS-Jugendlichen und wie entwickeln sie sich während der Zeit bei NAIS? 90

4.1 Soziodemographische Angaben 91
4.2 Die Zeit vor NAIS 92
4.3 Die Zeit bei NAIS: Formen des Umgangs mit dem Freiraum 99
4.4 Beendigung der Betreuung bei NAIS 109

5 Fallschilderungen 112

5.1 Ute und Tobias: Zwei Provinz-Punks in der biographischen Sackgasse Berlin 113
5.2 Frank: Ein drogenabhängiger, krimineller Jungunternehmer lernt das Fürchten und steuert um 134 5.3 Hermine: Zwischen Schneekönigin und Messerstecherin 143

6 Chancen, Risiken und Grenzen bei der Betreuung von riskant agierenden Jugendlichen, insbesondere in niedrigschwelligen Betreuungssettings 163

6.2 Zwischen „passgenauer“ Hilfe und der Gefahr der Instrumentalisierung aus Hilflosigkeit 166
6.3 Systematische Risikoanalyse bei riskant agierenden Jugendlichen in unterschiedlichen
Hilfeformen 170
6.4 Wie sieht ein „achtsamer“ und fairer „Umgang“ mit Risiken in diesem Arbeitsfeld aus? 181

7 Wirkungen und Erfolge bei NAIS 186

7.1 Einschätzung der mittelfristigen Entwicklungen auf Grundlage der Interviews 188
7.2 NAIS im Urteil der Jugendlichen 191
7.3 Entwicklungsverläufe laut Aktenanalyse 194

8 Ergebnisse anderer Studien zu Settings für sogenannte „Systemsprenger“ 200

8.1 Therapeutische Jugendwohngemeinschaften 201
8.2 Ein Angebot an der Schnittstelle Jugendhilfe/Kinder- und Jugendpsychiatrie 203
8.3 Mischfinanziertes Schnittstellenprojekt: Jugendhilfe/Suchthilfe 205
8.4 Individualpädagogische Projekte im In- und Ausland 207
8.5 Geschlossene Unterbringung/Freiheitsentziehende Maßnahmen nach § 1631 b BGB 209
8.6 Fazit: Die NAIS-Ergebnisse im Vergleich mit anderen Settings 213

Literatur 216