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Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter Ein Therapiemanual für die Praxis
Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter
Ein Therapiemanual für die Praxis




Leonie Fricke, Gerd Lehmkuhl

Hogrefe-Verlag
EAN: 9783801719661 (ISBN: 3-8017-1966-9)
206 Seiten, paperback, 21 x 30cm, 2006

EUR 34,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter sind ein weit verbreitetes Problem. Vor allem Ein- und Durchschlafprobleme, Alpträume, Schlafwandeln und Nachtschreck treten in diesem Alter häufig auf. Das Manual beschreibt die einzelnen Sitzungen eines Therapieprogramms für Eltern mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 4 bis 13 Jahren, die unter Insomnie- und/oder Parasomniebeschwerden leiden.



Nach einer Einführung in die Klassifikation, Diagnostik und Entstehung von Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter werden die sieben Therapiesitzungen beschrieben. Ziel des Behandlungsprogrammes ist es, den Eltern und ihren Kindern das notwenige Grundlagenwissen zum Schlaf zu vermitteln sowie die Bedeutung der Schlafhygiene und ihre Umsetzung aufzuzeigen. Strategien für den Umgang mit Konflikten, die im Rahmen der Schlafsituation auftauchen, und Interventionen zur Reduzierung von schlafbezogenen Ängsten werden anschaulich erörtert. Zudem werden spezifische Maßnahmen zur Behandlung von Ein- und Durchschlafproblemen, Albträumen, Schlafwandeln und Pavor nocturnus vermittelt. Sämtliche Informations- und Arbeitsmaterialien zur Durchführung des Behandlungsprogramms sind im Manual abgedruckt. Sie erleichtern eine problemlose Anwendung des Programms in der therapeutischen Praxis sowohl im Gruppen- als auch im Einzelsetting.




Rezension
Nicht wenige Kinder (und deren Eltern) leiden unter kindlichen Schlafstörungen; Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter sind ein weit verbreitetes, aber wenig thematisiertes Problem. Vor allem Ein- und Durchschlafprobleme, Alpträume, Schlafwandeln und Nachtschreck treten in diesem Alter häufig auf. Dieses praktische Therapiemanual bietet vor den eigentlichen Therapiematerialien eine Einführung in die Klassifikation, Diagnostik und Entstehung von Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter. Das Manual beschreibt die einzelnen Sitzungen eines Therapieprogramms für Eltern mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 4 bis 13 Jahren. Alle Sitzungen sind mit klaren Arbeitsanweisungen versehen. Weiterführende Literatur ist zahlreich genannt.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Dr. phil. Leonie Fricke, geb. 1973. 1993-1998 Studium der Psychologie in Köln. 1998-2002 Mitarbeiterin am Psychologischen Institut der Universität zu Köln. 2002 Promotion. 2003 Approbation zur Psychologischen Psychotherapeutin für Erwachsene und Gruppen sowie 2005 für Kinder und Jugendliche. Seit 2002 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln.

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Gerd Lehmkuhl, geb. 1948. 1967-1973 Studium der Medizin in Köln und Hamburg. 1973 Promotion. 1975-1980 Studium der Psychologie in Aachen. Arzt für Neurologie und Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie/Psychoanalyse. 1986 Habilitation. Seit 1988 Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters zu Köln.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

I. Theoretische Grundlagen

Kapitel 1: Die Kunst zu Schlafen 13

Kapitel 2: Klinische Symptomatik und Epidemiologie 15

2.1 Klinische Symptomatik 15
2.2 Epidemiologie 16

Kapitel 3: Klassifikation und Diagnostik 19

3.1 Klassifikation 19
3.2 Diagnostik 25
Anhang: Explorationsschema 27

Kapitel 4: Pathogenese und aktuelle Behandlungskonzepte 33

4.1 Pathogenese 33
4.2 Aktuelle Behandlungskonzepte 34

Kapitel 5: Evaluation des Behandlungsprogramms 38

5.1 Durchführung in der Gruppe 38
5.2 Durchführung im Einzelsetting 42
5.3 Zusammenfassung 43

II. Therapiemanual

Kapitel 6: Das Fledermaus-Programm 47

6.1 Formale Hinweise zum Behandlungsprogramm 47
6.2 Therapeutische Grundsätze bei der Behandlung 49
Anhang: Verlaufsprotokollbogen 51

Kapitel 7: Erste Sitzung – Informationen zum Schlaf und Austausch
über die kindlichen Schlafprobleme 52

7.1 Einführung durch den Therapeuten 52
7.2 Darstellung des Behandlungskonzepts 53
7.3 Blitzlicht: Vorstellungsrunde der Teilnehmer 53
7.4 Information: Referat zum Thema „Der Schlaf“ 54
7.5 Realisierung: Feststellung des Ist-Zustandes des kindlichen Schlafverhaltens
und Fokussierung der Stärken des Kindes 61
7.6 Hausaufgaben 61
Anhang: Materialien zur ersten Sitzung 62

Kapitel 8: Zweite Sitzung – Schlafrituale und Einschlafhilfen 92

8.1 Blitzlicht 92
8.2 Information: Referat zum Thema „Schlafhygiene“ 93
8.3 Realisierung 95
8.4 Hausaufgaben 97
Anhang: Materialien zur zweiten Sitzung 98

Kapitel 9: Dritte Sitzung – Wenn nicht nur der Schlaf Probleme bereitet:
oppositionelles Verhalten und schlafbezogene Konflikte 110

9.1 Blitzlicht 110
9.2 Information: Referat zum Thema „Allgemeine Erziehungsstrategien,
Teil 1: Oppositionelles Verhalten & Schlafen“ 111
9.3 Realisierung 111
9.4 Hausaufgaben 113
Anhang: Materialien zur dritten Sitzung 115

Kapitel 10: Vierte Sitzung – Ängste und Schlafen 133

10.1 Blitzlicht 133
10.2 Information: Referat zum Thema „Allgemeine Erziehungsstrategien,
Teil 2: Ängste und Schlafen“ 134
10.3 Realisierung 135
10.4 Hausaufgaben 136
Anhang: Materialien zur vierten Sitzung 137

Kapitel 11: Fünfte Sitzung – Die verschiedenen Formen von Schlafstörungen und
der Einsatz von Entspannungsübungen bei Ein- und Durchschlafproblemen 153

11.1 Blitzlicht 153
11.2 Information: Referat zum Thema „Ein- und Durchschlafprobleme“ 154
11.3 Realisierung 155
11.4 Hausaufgaben 156
Anhang: Materialien zur fünften Sitzung 157

Kapitel 12: Sechste Sitzung – Albträume, Nachtschreck und Schlafwandeln 173

12.1 Blitzlicht 173
12.2 Information: Albträume, Nachtschreck und Schlafwandeln 174
12.3 Realisierung 176
12.4 Hausaufgaben 176
Anhang: Materialien zur sechsten Sitzung 177

Kapitel 13: Siebte Sitzung – Wie geht es nach dem Behandlungsprogramm
weiter: Stabilisierung und Umgang mit Rückfällen 191

13.1 Blitzlicht 191
13.2 Information: Vortrag zum Thema „Stabilisierung und Umgang mit Rückfällen“ 191
13.3 Realisierung 192
13.4 Rückblick auf die Zeit des Behandlungsprogramms 192
13.5 Verabschiedung der Gruppe/des Einzelpatienten 192

Anhang: Materialien zur siebten Sitzung 193
Literatur 198
Anhang 201
Adressen 203

Lesprobe:
Vorwort

Wenn man nachts nicht schlafen kann, hört man von den schiefergrauen
Dächern junge Katzen miauen, und das hört sich schaurig an.
Mascha Kaléko

Der Schläfer gibt dem Wächter seinen Traum, und dieser hütet ihn, und beide
sind zusammen erst ein Raum.
Elias Canetti

Schlafprobleme bei Kindern sind häufig und haben
viele unterschiedliche Gründe. Kinder sowie Eltern
leiden unter diesem Zustand, der sich nicht selten
krisenhaft zuspitzt, wobei mit ganz unterschiedlichen
Methoden versucht wird, den Schlaf herbeizuführen.
Neben beeindruckenden Sortimenten chemischer
Schlaf- und Beruhigungstabletten zählen
Koch und Overath (2002) eine ganze Palette von
bewährten Hausmitteln auf: Kräutertees, Kügelchen,
Kuren, Sole- oder Schwefelbäder, körperliche
Ermüdungsprogramme, „darunter vornehmlich
Schwimmen und Laufen. Auch Yoga und autogenes
Training dürfen nicht unerwähnt bleiben und
nicht das warme oder kalte Bier mit oder ohne Ei
schon am Nachmittag oder erst um Mitternacht.
Schlafstrategien raten je nach Konstitution zu unterkühlten
und überhitzten Zimmern mit oder ohne
Zugluft, zur Hängematte oder der besonders harten
oder besonders weichen Matratze.“ (S. 29). Leider
gelingt es nicht immer, „so ruhig wie ein Baby“
zu schlafen und es braucht Unterstützung, Hilfe
und Rituale, um die Bangigkeit vor dem Dunkeln
und das Erwachen der Gespenster zu bewältigen.
Dass es schwer sein kann, den Schlaf zu suchen und
zu finden, verdeutlichen de Sivry und Meyer (1997)
in ihrer Kulturgeschichte des Schlafes: „So wie im
kommenden Jahrhundert unsere Nachkömmlinge
diese Handbücher zur Kindererziehung vielleicht
seltsam finden, so wie uns heute die von Jacqueline
Pascal für die Mädchen von Port-Royal verfasste
Schrift ,Die Vorschriften für Klosterkinder‘
entfernt erscheint, so wahr ist es auch, dass jede
Epoche ihre eigenen Schlafriten erfindet; auch die
heutigen sind dazu bestimmt, sich weiter zu entwickeln“
(S. 32). So regelt Jean-Baptiste de La Salle
in seinem 1703 erschienenen Sittenhandbuch den
Ablauf des Zubettgehens der Kinder: „Die Schlafensstunde
ist auf ‚etwa zwei Stunden nach dem
Abendmahl‘ festgesetzt, und ‚etwa sieben Stunden
sind ausreichend, um den Körper auszuruhen, sofern
man nicht außergewöhnlich schwer hat arbeiten
müssen‘. Aber ‚man muss es sich selbst zum
ehernen Gesetz machen, in aller Frühe aufzustehen
und seine Kinder daran zu gewöhnen, sobald
sie größer geworden sind und wenn sie keine Gebrechen
haben, die dem entgegenstehen‘. Es ist
auch ‚sehr unschicklich und wenig sittsam, im
Bett zu plaudern, zu scherzen oder zu spielen‘,
stellt La Salle klar, ‚nehmt Euch kein Beispiel an
gewissen Personen, welche sich mit Lesen oder
anderen Dingen beschäftigen … bleibt niemals
im Bett, wenn Ihr nicht mehr schlaft, es wird Eurer
Tugend sehr zugute kommen … Die schon im
jüngsten Alter angenommene Angewohnheit der
Trägheit wird sich im Laufe des ganzen weiteren
Lebens auswirken‘ “ (zit. n. Dibie 1989, S. 158).
Und knapp 100 Jahre später kommen von Jean Paul
14 unschädliche Imaginationsanregungen, sich in
der Kunst des Einschlafens zu üben: „Sämtlich laufen
sie in der Kunst zusammen, sich selber Langeweile
zu machen, eine Kunst, die bei gedachten
logischen Köpfen auf die unlogische Kunst nicht
zu denken, hinauskommt.“ Und so entwickelt er
einschläfernde, nicht enden wollende Bilderketten:
„Der eine stellt sich auf einen Stern und wirft aus
einem Korbe voll Blumen eine nach der anderen
in den Weltabgrund, um ihn (hofft er) zu füllen; er
entschläft aber vorher. Ein anderer stellt sich an
eine Kirchentüre und zählt und sieht die Menge
ohne Ende, die herauszieht. Ein Dritter, z. B. ich
selber, reitet um die Erde, eigentlich auf der Wolkenbergstraße
des Dunstkreises, auf der wahren,
um uns hängenden Bergkette von Riesengebirgen,
und reitet (indem er unaufhörlich selber das Ross
bewegt) von Wolke zu Wolke und zu Pol-Scheinen
und Nebelfeldern, und dann schwimmt er durch
langes Blau und durch Äquator-Güsse, und endlich
sprengt er zum anderen Pole wieder zu uns
herauf. Ein vierter Schaulustiger sitzt irgendeinen
Genius bis an den halben Leib in eine lichte Wolke
und will ihn mit Rosen rundum legen und überdecken,
die aber alle in die weiche Wolke untersinken;
der Mann lässt indes nicht ab und umblümelt
weiter – in die Runde – und immerfort – und
die Blumen weichen – und der Genius ragt – wahrhaftig
ich schliefe hier, hielt mich nicht das Schreiben
munter, unter demselben selber ein“ (1987,
S. 177). Diese Methoden mögen antiquiert erscheinen,
belegen jedoch, dass Schlafprobleme schon
immer Anlass waren, Techniken zu überlegen, die
uns einen geruhsamen Schlaf ermöglichen. Mit
dem vorliegenden Therapiemanual sollen zeitgemäße
Praktiken vermittelt werden, wobei einzelne
Bausteine entsprechend den Bedürfnissen aus dem
Gesamtprogramm ausgewählt werden können. Das
schrittweise edukative Vorgehen und die aktive Beteiligung
der Eltern an der inhaltlichen Umsetzung
und Gestaltung entspricht dem aktuellen Zeitgeist,
der ressourcenorientiert eine aktive Mitgestaltung
durch die Betroffenen als besonders hilfreich erlebt.
Das Therapiemanual ist im Rahmen des größeren
Schlafprojektes „Guter Schlaf für Kölner Kinder“
konzipiert und erprobt worden. Ohne die großzügige
Unterstützung durch die Imhoff-Stiftung und
die ermutigende Projektbegleitung hätte die Studie
nicht realisiert werden können. Weiterhin danken
wir allen Kindern und Eltern, die an der Studie teilgenommen
haben, und somit zur Entstehung dieses
Therapiekonzeptes beigetragen haben. Unser Dank
gilt darüber hinaus den beteiligten Mitarbeitern,
Frau Dr. S. von Widdern, Frau U. Breuer, Herrn
A. Mitschke sowie Herrn Dr. A. Wiater. Durch ihre
Mitarbeit und konstruktiven Diskussionsbeiträge
können wir das Kölner Behandlungsprogramm für
Kinder und Jugendliche mit Schlafstörungen in der
jetzigen Form vorlegen und hoffen auf seine erfolgreiche
Anwendung.

Anmerkung: * Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde im gesamten Text auf die Nennung der femininen und maskulinen Form (Therapeutin/
Therapeut) verzichtet. Obwohl im Text das generische Maskulinum verwendet wird, sind immer beide Geschlechter gemeint.

Köln, im Mai 2005
Leonie Fricke und Gerd Lehmkuhl