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Portfolio: ein Entwicklungsinstrument für selbstbestimmtes Lernen Eine explorative Studie zur Arbeit mit Portfolios in der Sekundarstufe I
Portfolio: ein Entwicklungsinstrument für selbstbestimmtes Lernen
Eine explorative Studie zur Arbeit mit Portfolios in der Sekundarstufe I




Thomas Häcker

Schneider Verlag Hohengehren
EAN: 9783834000682 (ISBN: 3-8340-0068-X)
333 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, 2006

EUR 28,50
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dem schulischen Portfolio liegt eine alte, zutiefst pädagogische Idee des Umgangs mit Lernleistungen zugrunde: die Integration der Be-wertungs- und der Unterrichtsfunktion zum Zwecke der individuellen Lernförderung. Die Arbeit mit Portfolios verbindet Lernen, Lehren und Beurteilen und erweitert die konventionelle Leistungsfeststellung um die Möglichkeit der Leistungsdarstellung. Portfolioarbeit basiert auf den Prinzipien: Kommunikation, Partizipation und Transparenz und setzt auf die Reflexion des eigenen Lernens mit dem Ziel seiner zunehmend selbstbestimmten Steuerung. Damit knüpft der Portfolioansatz an einer Tradition der (Schul-)Pädagogik an, deren Motive bereits in der Reformpädagogik auftauchen und der daran gelegen ist, dass Lehrende und Lernende gleichermaßen und mittels authentischer Dokumente und Arbeiten ein möglichst umfassendes Bild von den Kompetenzen, Fortschritten und der Entwicklung der Lernenden gewinnen können, einer (Schul-)Pädagogik, die „Spurensicherung" betreibt, um Lernwege und Lernergebnisse der Reflexion verfügbar zu machen und zwar im Dienste weiteren, zunehmend selbständigeren Lernens.

Das Portfolio wird weithin berechtigter Weise als ein Reforminstrument zur Weiterentwicklung der Lern-Lehr-Kultur betrachtet. Erfahrungen in der Arbeit mit Portfolios zeigen allerdings, dass Portfolios die grundständigen Funktionswidersprüche des Systems Schule nicht auflösen kann, sondern mitunter eher noch deutlicher sichtbar macht.



Dr. phil. habil. Thomas Hacker, Dipl.-Päd., geboren 1962, ist Professor für Bildungs- und Sozialwissenschaften an der Pädagogischen Hochschule Luzern, wo er das Institut für Pädagogische Professionalität und Schulkultur (IPS) leitet.

Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Schulpädagogik und Allgemeinen Didaktik, insbesondere der Hochschuldidaktik sowie der Prozessbegleitung und Moderation. Zahlreiche Veröffentlichungen über Portfolioarbeit, Widerstände in Lehr-Lern-Prozessen, pädagogische Professionalität und Unterrichtsentwicklung.
Rezension
In den letzten Jahren sind eine Vielzahl an Materialien für die Portfolioarbeit in der Schule veröffentlicht worden. Viele Lehrer spüren, wie wichtig es ist, den Schülern eie Wertschätzung gegenüber eigenen Leitungen zu vermitteln und dass dabei die Portfoliomethode sehr hilfreich ist. Die gängigen Methoden der Leistungsentwicklung und -feststellung sind leider mit viel Druck und auch Angst besetzt, was nicht unbedingt förderlich für den Lernfortschritt ist. Das vorliegende Fachbuch macht anschaulich deutlich, worin das Konzept und die eigentliche Alternative der Portfoliomethode besteht. Es geht um die Integration der Bewertungs- und der Unterrichtsfunktion zum Zwecke der individuellen Lernförderung. Und ein weiteres wird vom Autor in den Vordergrund der Betrachtungen gestellt: Das Portfoliokonzept setzt nicht in erster Linie auf Bewertung, sondern auf die Reflexion des eigenen Lernens mit dem Ziel eines vorwiegend selbstbestimmten Lernens. Eine hilfreiche Lektüre für alle, die genauer hinter die Methode blicken wollen.

Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 1

1. Einleitung. 3
1.1. Subjekthypothese. 5
1.2. Bildung als Spannung zwischen Selbst- und Fremdvergesellschaftung. 5
1.3. Zum Aufbau der Arbeit. 7

2. Annäherungen an ein Konzept von Selbstbestimmung. 11
2.1. Selbstbestimmung als Grundbegriff der praktischen Philosophie. 11
2.1.1. Freiheit als Bedingung der Möglichkeit des Willens bei Kant - ein Exkurs. 12
2.1.2. Die Frage der Möglichkeit von Selbstbestimmung. 15
2.2. Selbstbestimmung in gesellschaftlicher Perspektive. 18
2.3. Selbstbestimmung in erziehungswissenschaftlicher Perspektive. 24
2.3.1. Selbstbestimmung in pädagogikgeschichtlicher Perspektive. 24
2.3.2. Selbstbestimmung in der Erziehungswissenschaft. 27
2.4. Selbstbestimmung in der Didaktik. 30
2.4.1. Selbstbestimmung in der bildungstheoretischen Didaktik bei Klafki. 30
2.4.2. Selbstbestimmung in der lehrtheoretischen Didaktik bei Schulz. 32
2.4.3. Selbstbestimmung in der kritisch-kommunikativen Didaktik. 33
2.4.4. Didaktik als Lehrtheorie ohne Lernkonzept. 35
2.5. Selbstbestimmung in der praktischen Pädagogik. 38
2.5.1. Selbstbestimmung an der Laborschule Bielefeld. 39
2.5.2. Selbständiges Lernen und Offener Unterricht im Licht empirischer Unterrichtsforschung. 43
2.6. Subjekttheoretisches Verständnis von Lernen und Selbstbestimmung. 48
2.6.1. Das Subjekt als "Standpunkt der Analyse". 48
2.6.2. Lernen als Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten. 49
2.6.3. Lernen als Sonderform des Handelns. 50
2.6.4. Lernen als subjektiv begründetes Handeln. 50
2.6.5. Emotional-motivationale Qualitäten von Lernhandlungen. 51
2.6.6. Subjekttheoretische Schulkritik. 52
2.6.7. Selbstbestimmtes Lernen aus subjekttheoretischer Sicht. 54
2.6.8. Selbstbestimmung als Einflussnahme auf die Verhältnisse. 55
2.6.9. Zum Widerspruch zwischen Selbstbestimmung und Erziehung. 57
2.7. Zur Differenz zwischen Selbstbestimmung und Selbststeuerung. 60
2.7.1. Selbststeuerung - ein unklares Konzept. 60
2.7.2. Selbststeuerung als strategisches Konzept zur Optimierung des Lehr(lern)erfolges. 62
2.7.3. Selbststeuerung als Ausdruck neoliberaler Tendenzen in der Pädagogik. 65
2.8. Zusammenfassung. 74
2.8.1. Den Menschen zum Subjekt seiner Handlungen machen. 74
2.8.2. Anforderungen an eine an Selbstbestimmung orientierte (Schul-)Pädagogik. 78

3. Portfolio: alternatives Beurteilungsinstrument oder pädagogische Chiffre? 82
3.1. Offenheit des Konzeptes. 82
3.1.1. Verschiedene Grundauffassungen und wesentlicher Gewinn. 85
3.1.2. Das Portfolio - ein Entwicklungsinstrument. 86
3.2. Die performance assessment Bewegung - Außenansichten. 88
3.3. Alternative assessment in der Schreibpädagogik - Ansichten. 93
3.3.1. Portfolio als Entwicklungsinstrument für Zusammenarbeit auf allen Ebenen. 94
3.3.2. Begründungen für Portfolioarbeit in der Schreibpädagogik. 95
3.3.3. Fehlentwicklungen, Grenzen und Gefahren der Portfolioarbeit. 99
3.3.4. Zukunftsaufgaben der Portfoliobewegung. 100
3.4. US-amerikanische Erfahrungen mit dem Portfolio - Innenansichten. 101
3.4.1. Datengrundlage der Analyse. 103
3.4.2. Analyseschritte. 103
3.4.3. Darstellung der Ergebnisse. 104
3.4.4. Zwischenbilanz. 114
3.5. Das Portfolio im deutschen Sprachraum. 118
3.5.1. Das Lehrportfolio als Dokumentation eigener Lehrleistungen. 119
3.5.2. Funktionen von Portfolioarbeit im deutschsprachigen Raum. 120
3.5.3. Portfolio - Schritte zur Schärfung des Begriffes. 124
3.5.4. Historische Vorläufer und Parallelkonzepte. 134
3.5.5. Spannungsfelder zwischen Produkt- und Prozessorientierung. 139
3.5.6. Portfolioarbeit - der Prozess der Entstehung eines Portfolios. 143
3.5.7. Zusammenfassung. 147

4. Methodologische und methodische Vorüberlegungen. 152
4.1. Begründung und Erschließung des empirischen Feldes. 152
4.2. Auswahl der Schulen. 154
4.3. Einordnung der Untersuchung im Kontext der empirischen Bildungsforschung. 156
4.4. Unterricht aus der Perspektive des Angebots-Nutzungs-Modells unterrichtlicher Wirkungen. 160
4.5. Portfolio als Entwicklungsinstrument für selbstbestimmtes Lernen - fallorientierte Praxisforschung. 162

5. Fallorientierte Beschreibungen der Einführung von Portfolioarbeit in der Sekundarstufe 1 (Orientierungswissen). 169
5.1. Portfolio im Deutschunterricht einer 10. Klasse an der Realschule in Dellheim. 169
5.1.1. Vorüberlegungen und Planung der Facharbeit. 169
5.1.2. Projektbeginn. 170
5.1.3. Einführung der Portfolioarbeit. 171
5.1.4. Projektverlauf. 171
5.1.5. Einreichung der Facharbeiten. 172
5.1.6. Selbst- und Gruppenbewertungen. 172
5.1.7. Bilanzierungsgespräche. 173
5.2. Portfolios im Englischunterricht einer 6. Klasse am Gymnasium in Lohhausen. 174
5.2.1. Vorüberlegungen und Planung des Projekts. 174
5.2.2. Projektbeginn. 175
5.2.3. Projektarbeit. 176
5.2.4. Projektpräsentation. 177
5.2.5. Fertigstellung der Portfolios. 177
5.2.6. Gemeinsame Bewertungen. 177
5.2.7. Bilanzierungsgespräch. 178
5.3. Portfolio im fächerverbindenden Unterricht einer 6. Klasse an der Hauptschule in Freiberg. 179
5.3.1. Vorüberlegungen und Planung des Projekts. 179
5.3.2. Projektbeginn. 179
5.3.3. Projektverlauf. 180
5.3.4. Zwischenbilanz. 181
5.3.5. Weiterarbeit. 181
5.3.6. Projektpräsentation. 182
5.3.7. Bilanzierungsgespräch. 183

6. Portfolioarbeit in der Sekundarstufe 1 - Darstellung und Interpretation der Ergebnisse (Wissenschaftswissen). 184
6.1. Analyse von Handlungsvoraussetzungen der Projektlehrer/innen. 184
6.1.1. Einordnung der Befragung. 184
6.1.2. Zielsetzungen der Befragung. 186
6.1.3. Datengrundlage. 186
6.1.4. Qualitative Inhaltsanalyse. 187
6.1.5. Schulbewältigung von Schülern aus Schüler- und aus Lehrersicht. 187
6.1.6. Lehrerkonstruktionen vom Schüler: "Wunsch und Wirklichkeit". 190
6.1.7. Selbstbestimmung im Unterricht? 193
6.1.8. Zusammenfassung. 194
6.2. Vergleichende Fallanalyse dreier Prozesse der Einführung von Portfolios. 197
6.2.1. Vergleich der drei Fälle anhand von Prozesskomponenten eines idealtypischen Portfolioprozesses (Auszug). 198
6.2.2. Vergleich der drei Fälle anhand von Qualitätsindikatoren für offene Unterrichtsformen. 207
6.3. Wirkungen der Portfolioarbeit aus der Sicht von Lehrer/innen, Eltern und Schüler/innen. 214
6.3.1. Lehrer/inneninterviews zu den Wirkungen der Arbeit mit Portfolios. 214
6.3.2. Befragung von Eltern zu den Wirkungen der Projektarbeit. 219
6.3.3. Portfolioarbeit aus der Sicht der Schüler/innen. 223
6.4. Bewältigung der Anforderung und Geschlechterdifferenz. 240
6.4.1. Bewältigung der Anforderung. 241
6.4.2. Bewältigung der Anforderung durch Mädchen und Jungen. 243
6.5. Abschließende Beurteilung der Portfolioarbeit durch die Schüler/innen. 244
6.5.1. Das Besondere am Unterricht mit Portfolio aus der Sicht von Siebtklässler/innen. 245
6.5.2. Bedeutsames Lernen im "Projektunterricht mit Portfolio"? 248
6.5.3. Fünf Tipps für Lehrer/innen, die gerne mit Portfolios arbeiten möchten. 253
6.5.4. Resümee. 262
6.6. Fragebogen zur Qualität des Unterrichts. 263
6.6.1. Ergebnisse. 264
6.6.2. Ergebnis der Fragebogenuntersuchung. 267
6.6.3. Resümee. 269
6.7. Weiterentwicklungen von Konzepten und Lernbedingungen. 270
6.7.1. Vom Portfolio zur partizipativen Unterrichtsplanung: "Ich guck' einfach, dass jeder arbeiten kann". 270
6.7.2. Veränderung von Lernbedingungen. 275
6.8. Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse. 279

7. Diskussion der Ergebnisse und Ausblick. 289
7.1. Theorieleitung. 289
7.2. Zur Frage nach der Angemessenheit der Forschungsmethodik und des methodenpluralistischen Designs. 292
7.3. Portfolio als Entwicklungsinstrument. 294
7.3.1. Ebene der Schüler/innen. 294
7.3.2. Ebene der Lehrer/innen. 296
7.3.3. Ebene des Unterrichts. 298
7.3.4. Resümee. 300
7.4. Selbstbestimmung - ein Entwicklungsbedarf der Allgemeinen Didaktik. 301
7.4.1. Theorieebene. 301
7.4.2. Ebene wissenschaftlich reflektierter Handlungsentwürfe. 302
7.5. Offene Forschungsfragen. 306

8. Abbildungsverzeichnis. 308

9. Tabellenverzeichnis. 310

10. Literaturverzeichnis. 311

11. Anhang. 333