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Politische Theorie der Gegenwart in Einzeldarstellungen von Adorno bis Young
Politische Theorie der Gegenwart
in Einzeldarstellungen von Adorno bis Young




Gisela Riescher

Alfred Kröner Verlag
EAN: 9783520343017 (ISBN: 3-520-34301-0)
508 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 11 x 18cm, 2004

EUR 25,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die maßgeblichen Autorinnen und Autoren der politischen Theorie der Gegenwart, ihre Ansätze und ihre Wirkung -sowohl auf die weitere Theoriebildung als auch auf die politische Praxis - werden in 135 Einzelporträts vorgestellt. Mit einer Einleitung der Herausgeberin und einem Sachregister versehen, empfiehlt sich der Band als Einführung, Nachschlagewerk und Lesebuch sowohl für Studierende und Lehrende der Politikwissenschaft sowie ihrer Nachbarfächer als auch für allgemein politisch Interessierte.



Die prinzipiellen Aspekte der Politik rücken in der Mediendemokratie leicht in den Hintergrund. Um so wichtiger wird die Reflexion auf die theoretischen Grundlagen der Politik. Der vorliegende Band stellt die einflussreichsten Stimmen und Ansätze gegenwärtiger politischer Theorie in 135 kompakten Einzelporträts vor. Neben heute lebenden Theoretikern und Theoretikerinnen wurden auch solche aufgenommen, die nach 1945 ein bedeutendes politiktheoretisches QEuvre veröffentlicht haben. Das weitgefasste Spektrum politischer Theorie reicht von normativen Theorien über theoretische Plädoyers politikerfahrener Anwälte der Bürgergesellschaft bis zu bedeutenden empirischen Studien.

Die Einzeldarstellungen bieten eine Kurzbiographie - die häufig die Wurzeln des politischen Interesses erkennen läßt -, eine pointierte Darstellung von Werk und Wirkung sowie eine Bibliographie mit Werkverzeichnis und der wichtigsten Sekundärliteratur. Die Einleitung der Herausgeberin und ein Sachregister erschließen weitere Zugänge zum politischen Denken der Gegenwart.

Als fundiertes Nachschlagewerk, aber auch als Lesebuch wendet sich der Band an Studierende und Lehrende der Politikwissenschaft, an Journalisten und in Politik oder Staatsverwaltung Tätige sowie an allgemein politisch Interessierte.



Prof. Dr. Gisela Riescher, geboren 1957, lehrt am Seminar für Wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg. Schwerpunkte ihrer Forschung sind Politische Theorie, Vergleichende Systemelehre und Europäische Integration. Veröffentlichungen u. a.: Gemeinde als Heimat (1988), Zeit und Politik. Zur institutioneilen Bedeutung von Zeitstrukturen in parlamentarischen und präsidentiellen Regierungssystemen (1994); Hauptwerke der politischen Theorie (hg. zus. mit T. Stammen u. W. Hofmann, 1997, Kröners Taschenausgabe Bd. 379), Einführung in die Parlamentarismustheorie (zus. mit W. Hofmann, 1999); Zweite Kammern (zus. mit S. Ruß u. Ch. Haas).
Rezension
Nicht nur für Kolleginnen und Kollegen, die die Fächer Politik oder Sozialkunde unterrichten, dürfte dieses handliche und fundierte Lexikon hilfreich sein. Es vermittelt in 135 überschaubaren Einzeldarstellungen Konzepte und Theorien der Politikwissenschaften der Gegenwart, - mithin höchst aktuelle Konzeptionen, und die reichen von eher soziologischen Ansätzen (z.B. Norbert Elias) über Moralphilosophien (z.B. John B. Rawls) bis hin zu feministisch politischen Theorien (z.B. Iris Marion Young). Jeder Artikel bietet kurze biographische Daten und Werdegang, Darstellung der Hauptgedanken und Einführung in die Hauptwerke, Rezeption und bibliographische Angaben mit Werken und Sekundärliteratur. Ein zusätzliches Sachregister verweist auf entsprechende Ansätze (z.B.: „Medien: Baudrillard;Gehlen; Sartori“).

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die maßgeblichen Autoren der politischen Theorie der Gegenwart in 130 Einzelporträts. Mit einer systematischen Einleitung der Herausgeberin versehen, empfiehlt sich der Band als Einführung, Nachschlagewerk und Lesebuch für jeden politisch Interessierten.

Der Band stellt die einflussreichsten Stimmen und Ansätze gegenwärtiger politischer Theorie in ca. 130 kompakten Einzelporträts vor. Neben heute lebenden Theoretikerinnen und Theoretikern wurden auch solche aufgenommen, die nach 1945 ein bedeutendes politiktheoretisches Œuvre veröffentlicht haben. Das Spektrum politischer Theorie wurde bewusst weit gefasst; es reicht von normativen Theoretikern wie J. Habermas, N. Luhmann oder J. Rawls, über politikerfahrene Anwälte der Bürgergesellschaft wie R. Dahrendorf bis zu Verfassern bedeutender empirischer Studien wie J. V. Galtung als Pionier der Friedens- und Konfliktforschung.
Die Einzeldarstellungen bieten einen ebenso fundierten wie gut verständlichen Überblick. Auf eine Kurzbiographie folgt die pointierte Darstellung von Werk und Wirkung. Eine Bibliographie mit Werkverzeichnis und der wichtigsten Sekundärliteratur erschließt weitere Quellen.

Prof. Dr. Gisela Riescher, geboren 1957, lehrt Politikwissenschaften an der Universität Freiburg i.B. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind politische Systeme und politische Theorien. Publikationen u.a. über Regionalismus, Parlamentarismus und Zeitstrukturen in politischen Systemen. Bei Kröner hat sie (zusammen mit Theo Stammen und Wilhelm Hofmann) das Handbuch ›Hauptwerke der politischen Theorie‹ (KTA 379, 1997) mitherausgegeben.
Inhaltsverzeichnis
Zur Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . X
Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIX

ADORNO von Arno Waschkuhn . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
ALMOND von Thomas Biebricher . . . . . . . . . . . . . . . . 4
ALTHUSSER von Tobias Bevc . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
ANDERSON von Thomas Haury. . . . . . . . . . . . . . . . . 11
APEL von Dietrich Böhler und Boris Rähme. . . . . . . . . . 15
ARENDT von Brigitte Gess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
ARON von Alexander Thumfart . . . . . . . . . . . . . . . . 25
BARBER von Gisela Riescher . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
BAUDRILLARD von Wilhelm Hofmann . . . . . . . . . . . . . 32
BAUMAN von Thorsten Bonacker. . . . . . . . . . . . . . . . 35
BEAUVOIR von Ingrid Galster . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
BECK von Gisela Riescher. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
BENHABIB von Günter Rieger. . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
BERLIN von Karl-Heinz Breier . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
BERMBACH von Dirk Jörke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
BEYME von Gisela Riescher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
BOBBIO von Alexander Thumfart. . . . . . . . . . . . . . . . 59
BÖCKENFÖRDE von Heribert Prantl. . . . . . . . . . . . . . . 63
BOURDIEU von Ursula Degener . . . . . . . . . . . . . . . . 66
BUCHANAN von Michael Wohlgemuth. . . . . . . . . . . . . 72
BULL von Antje Wiener . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
BUTLER von Hannelore Bublitz . . . . . . . . . . . . . . . . 79
CASSIRER von Ingeborg Villinger . . . . . . . . . . . . . . . . 82
CASTELLS von Alexander Thumfart. . . . . . . . . . . . . . . 85
CASTORIADIS von Alice Pechriggl . . . . . . . . . . . . . . . . 89
CHODOROW von Meike Penkwitt. . . . . . . . . . . . . . . . 92
CORNELL von Dietmar J. Wetzel . . . . . . . . . . . . . . . . 95
CZEMPIEL von Michael Spieker . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
DAHL von Marcus Obrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
DAHRENDORF von Arno Waschkuhn . . . . . . . . . . . . . 106
DERRIDA von Wilhelm Hofmann . . . . . . . . . . . . . . . 110
DEUTSCH von Dieter Senghaas . . . . . . . . . . . . . . . . 114
DOWNS von Ulrich Eith . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
DWORKIN von Andreas Voßkuhle . . . . . . . . . . . . . . . 123
EASTON von Thomas Biebricher . . . . . . . . . . . . . . . 126
EDELMAN von Ulrich Sarcinelli . . . . . . . . . . . . . . . . 130
ELIAS von Helmut Kuzmics . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
ELSHTAIN von Beate Rosenzweig . . . . . . . . . . . . . . . 138
ESCHENBURG von Theo Stammen . . . . . . . . . . . . . . 142
ETZIONI von Walter Reese-Schäfer . . . . . . . . . . . . . . 145
EUCKEN von Nils Goldschmidt . . . . . . . . . . . . . . . . 150
FEYERABEND von Sandra Eckert . . . . . . . . . . . . . . . . 154
FORSTHOFF von Reinhard Mehring . . . . . . . . . . . . . . 157
FOUCAULT von Wilhelm Hofmann . . . . . . . . . . . . . . 160
FRAENKEL von Bernt Gebauer . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
FRASER von Ursula Degener. . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
FRIEDMAN von Josef Schmid. . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
FRIEDRICH von Thomas Noetzel . . . . . . . . . . . . . . . 176
FUKUYAMA von Michael Strübel. . . . . . . . . . . . . . . . 179
FURET von Romy Messerschmidt. . . . . . . . . . . . . . . 183
GALTUNG von Hajo Schmidt . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
GEHLEN von Karl-Siegbert Rehberg. . . . . . . . . . . . . . 191
GELLNER von Thomas Haury . . . . . . . . . . . . . . . . . 194
GIDDENS von Oliver Flügel und Daniel Gaus . . . . . . . . 197
GILLIGAN von Meike Penkwitt. . . . . . . . . . . . . . . . . 201
HAAS von Beate Neuss. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
HABERMAS von Wilhelm Hofmann . . . . . . . . . . . . . . 209
HARAWAY von Birgit Sauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215
HART von Andreas Voßkuhle . . . . . . . . . . . . . . . . . 219
HAYEK von Hans Christoph Timm . . . . . . . . . . . . . . 223
HENNIS von Reinhard Mehring. . . . . . . . . . . . . . . . 226
HIRSCHMAN von Steffen Schneider . . . . . . . . . . . . . . 229
HÖFFE von Hans-Helmuth Gander. . . . . . . . . . . . . . 233
HORKHEIMER von Arno Waschkuhn. . . . . . . . . . . . . . 237
HUNTINGTON von Olaf Leiße. . . . . . . . . . . . . . . . . 241
INGLEHART von Alexander Gallus . . . . . . . . . . . . . . . 244
IRIGARAY von Birgit Sauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247
JESSOP von Thomas Biebricher . . . . . . . . . . . . . . . . 251
JONAS von Dietrich Böhler und Jens Peter Brune . . . . . . 254
KEOHANE von Anja Jetschke. . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
KERSTING von Hans-Helmuth Gander . . . . . . . . . . . . 261
KIRCHHEIMER von Ulrich Eith. . . . . . . . . . . . . . . . . 265
KUHN von Sandra Eckert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
LAKATOS von Sandra Eckert . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271
LAZARSFELD von Christian Fleck . . . . . . . . . . . . . . . 275
LEHMBRUCH von Rainer-Olaf Schultze. . . . . . . . . . . . 278
LEIBHOLZ von Hubertus Buchstein . . . . . . . . . . . . . . 283
LIJPHART von Steffen Kailitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286
LIPSET von Eckhard Jesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
LOEWENSTEIN von Markus Lang. . . . . . . . . . . . . . . . 293
LÜBBE von Hannah Bethke . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296
LUHMANN von Stefan Lange. . . . . . . . . . . . . . . . . . 300
LYOTARD von Vera Schumacher . . . . . . . . . . . . . . . . 305
MACINTYRE von Günter Rieger . . . . . . . . . . . . . . . . 309
MACKINNON von Katrin Hugendubel . . . . . . . . . . . . 312
MARCUSE von Alexander Thumfart. . . . . . . . . . . . . . 315
MARGALIT von Hannah Bethke . . . . . . . . . . . . . . . . 319
MERLEAU-PONTY von Christian Bermes . . . . . . . . . . . 322
MORGENTHAU von Jürgen Rüland . . . . . . . . . . . . . . 326
MÜLLER-ARMACK von Josef Schmid. . . . . . . . . . . . . . 330
MÜNKLER von Steven Schäller . . . . . . . . . . . . . . . . 333
NEGT von Micha Brumlik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337
NELL-BREUNING von Josef Schmid . . . . . . . . . . . . . . 340
NEUMANN von Hubertus Buchstein . . . . . . . . . . . . . 344
NOZICK von Hans Christoph Timm . . . . . . . . . . . . . 348
NUSSBAUM von Walter Reese-Schäfer. . . . . . . . . . . . . 352
OAKESHOTT von Rainer Schmidt . . . . . . . . . . . . . . . 355
OBERNDÖRFER von Gisela Riescher . . . . . . . . . . . . . . 358
OFFE von Hubertus Buchstein . . . . . . . . . . . . . . . . 361
OLSEN von André Kaiser. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365
OLSON von Thomas Biebricher. . . . . . . . . . . . . . . . 369
PARSONS von Richard Münch . . . . . . . . . . . . . . . . . 372
PATEMAN von Beate Rosenzweig . . . . . . . . . . . . . . . 375
PHILLIPS von Beate Rosenzweig . . . . . . . . . . . . . . . . 379
PITKIN von Arno Waschkuhn . . . . . . . . . . . . . . . . . 382
PLESSNER von Volker Schürmann . . . . . . . . . . . . . . . 386
POPPER von Sandra Eckert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389
PRZEWORSKI von Alexander Thumfart . . . . . . . . . . . . 393
RAWLS von Alexander Thumfart. . . . . . . . . . . . . . . . 396
ROKKAN von Alexander Gallus . . . . . . . . . . . . . . . . 401
RORTY von Gisela Riescher . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405
ROSENAU von Gerhard Kümmel . . . . . . . . . . . . . . . 408
ROTHBARD von Hans Christoph Timm. . . . . . . . . . . . 412
RUGGIE von Jörn Dosch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415
SAID von Helga Baumgarten. . . . . . . . . . . . . . . . . . 418
SANDEL von Günter Rieger . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422
SARTORI von Dieter Nohlen. . . . . . . . . . . . . . . . . . 425
SCHARPF von Rainer-Olaf Schultze . . . . . . . . . . . . . . 430
SCHMIDT von Arno Waschkuhn . . . . . . . . . . . . . . . . 434
SCHMITTER von Philip Stöver . . . . . . . . . . . . . . . . . 438
SEN von Julia Leininger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441
SENGHAAS von Thomas König. . . . . . . . . . . . . . . . . 444
SENNETT von Karl-Heinz Breier . . . . . . . . . . . . . . . 449
SKINNER von Matthias Catón . . . . . . . . . . . . . . . . . 453
SPIVAK von Miriam Nandi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457
STEFFANI von Jürgen Hartmann. . . . . . . . . . . . . . . . 461
STERNBERGER von Dieter Nohlen. . . . . . . . . . . . . . . 464
STRAUSS von Harald Bluhm . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470
TAYLOR von Hans-Helmuth Gander . . . . . . . . . . . . . 474
VOEGELIN von Theo Stammen . . . . . . . . . . . . . . . . 477
WALTZ von Beate Neuss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 480
WALZER von Walter Reese-Schäfer . . . . . . . . . . . . . . 484
WENDT von Stefano Guzzini . . . . . . . . . . . . . . . . . 489
WILLKE von Torsten Groth. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493
YOUNG von Birgit Sauer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 496

Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 500
Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 502


Leseprobe:

Oskar Negt
* 1.8.1934
N. wurde in Kapkeim, Ostpreußen, geboren. Nach einem Studium
der Philosophie und Soziologie an der Universität Frankfurt
a. M., vor allem bei M. Horkheimer und T. W. Adorno, promovierte
er 1962 bei Adorno mit einer Arbeit über den Gegensatz
zwischen positivistischen und dialektischen Denkweisen am Beispiel
von Hegel und A. Comte und war Assistent bei J. Habermas.
Seit 1970 Professor für Sozialwissenschaft an der Universität
Hannover, beendete er seine aktive Lehrtätigkeit 2002.

Werk

Eine isolierte Darstellung von N.s politischer Theorie verbietet
sich, da sich die prägnantesten Ausformungen dieser Theorie in
den mit dem Romancier und Filmautor A. Kluge gemeinsam verfasstenWerken
finden. N. und Kluge arbeiten seit nunmehr dreißig
Jahren an einer neuartigen Theorie nicht nur der politischen
Ökonomie, sondern auch der menschlich-politischen Kreativität,
einer politischen Ökonomie der Arbeitsvermögen, der Destruktivkräfte
sowie dem Gedanken einer nicht formalistisch verkürzten
Öffentlichkeit. In langjähriger Zusammenarbeit haben sie ein
Werk geschaffen, das eine von Habermas abweichende Theorie
der Öffentlichkeit (Öffentlichkeit und Erfahrung) ebenso enthält wie
eine eigene Theorie der Politik (Maßverhältnisse des Politischen) und
vor allem eine breit angelegte materialistische Geschichtsphilosophie
(Geschichte und Eigensinn). In ihrer Theorie öffentlicher
Kommunikation, die als bewusster Gegenentwurf zu Habermas’
Strukturwandel der Öffentlichkeit verfasst ist, geht es um die Frage,
ob der als normativ ausgezeichneten Sphäre »bürgerlicher Öffentlichkeit
«, d. h. der unzensierten Kommunikation erwachse-
ner Bürger, nicht mit Blick auf eine realitätshaltige Betrachtung
der Gesellschaft andere Teil- oder »Gegenöffentlichkeiten« an die
Seite zu stellen wären. Diese könnten – wie proletarische Öffentlichkeiten
oder gar die Öffentlichkeit von Kindern – subversive
Motive kommunizieren und schließlich zur Formation einer
dem Bürgertum entgegengesetzten politischen Macht führen.
Systematisch geht es um die materiale, erfahrungsbildende Kraft
öffentlicher Kommunikation gegenüber der eher formalen Frage
nach reziproken Kommunikationschancen.
Die politische Theorie im engeren Sinne, Maßverhältnisse des Politischen,
ist gleichermaßen um eine Entformalisierung bemüht.
Durch Aufnahme aristotelischer Motive in eine ansonsten von
Kant bestimmte Theorie der Souveränität sind die Autoren auch
hier bemüht, der formalen, verfahrensbezogenen Perspektive auf
das politische Handeln und seine Institutionen eine an den Bedürfnissen,
Wünschen und auch Möglichkeiten der politischen
Subjekte ausgerichtete Lehre entgegenzusetzen.
Das in der Theorie öffentlicher Kommunikation und politischen
Handelns angelegte Motiv einer aufs Materiale und auf die reale
Erfahrung bezogenen Theoriebildung findet seine deutlichste
Entfaltung in N.s Geschichtsphilosophie. Sie zeichnet sich dadurch
aus, dass sie eine Reflexion der deutschen Geschichtserfahrung
enthält und als treibende Kräfte dieser Geschichte – anders
als Marx – nicht denWiderspruch von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen,
sondern den Widerspruch des lebendigen
Arbeitsvermögens zu Destruktivkräften und Destruktionsverhältnissen
in den Blick nimmt. Mit dieser Geschichtsphilosophie
stehen N. und Kluge bewusst in einer deutschen Tradition der
Sinnierer und Tüftler, die langsam und in steter Wiederholung
ihren Stoff durcharbeiten, kommentieren und wieder durcharbeiten.
Der verschmitzte Humor J. Pauls steht hier ebenso Pate
wie die Beharrlichkeit S. Freuds, der Rezeptionshunger von
K. Marx oder das Grübeln H. v. Kleists. Indem N. und Kluge auf
den Spuren Horkheimers und Adornos nicht Odysseus, sondern
den Argonauten folgen, entdecken sie im Gegenzug zum maritimen
Mythos der Griechen den deutschen Mythos von Haus, Hof
und Acker, der sich nirgendwo so deutlich niederschlägt wie im
Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein. Der Zeitkern dieser
deutschen Märchen, die die Gewaltverhältnisse des 12. bis
18. Jahrhunderts verdeutlichen, lassen eine spezifisch deutsche
Unfähigkeit zu Tage treten, Innen und Außen mit wachen Sinnen
zu unterscheiden, die in einer ebenfalls spezifischen Sensibilität
wurzeln könnte: »Wenn Eigensinn in den enteigneten Sinnen begründet
ist, dann lebt er auch unter der Erde fort, als kollektive
Erinnerung, die nur durch ein gesondertes Ritual der Versöhnung
zu brechen ist, nicht durch den einfachen Tod.« Wie kein
anderer Theoretiker der Politik bringen N. und Kluge die verschütteten
und verdrehten Erinnerungen der Deutschen als die
Verlierer des Zweiten Weltkriegs zur Sprache, was die Sozialund
Geschichtswissenschaften in den letzten Jahren zwar immer
intensiver zu betreiben versuchen, dabei jedoch in den Aporien
der oral history stecken bleiben. In Geschichte und Eigensinn untersuchen
sie deshalb Krieg als ein gesellschaftliches Verhältnis: Ihrer
Theorie entsprechend erscheint Krieg jedoch nicht nur als
eine Form der Arbeit, sondern auch als Spezialfall der Öffentlichkeit.
Die langjährige Kooperation des argumentierenden Philosophen
N. mit dem filmenden Philosophen Kluge bewährt sich an dieser
Frage. Die integral zu ihrem Werk gehörenden Bilder von Materialschlachten,
Friedensnobelpreisträgern und kriegsbegeisterter
Reklame aus der Weimarer Republik illustrieren ihre These zur
Faszination des Kriegs: Die ansonsten vom gesellschaftlichen
Verwertungszusammenhang in den Bann der Ohnmacht geschlagenen
Individuen sehen wenigstens hier eine Möglichkeit, »ihre
Arbeitsvermögen in die Geschichtsproduktion« eingehen zu lassen.
Rezeption
N.s und Kluges gemeinsamesWerk stellt in seiner heutigen Form
eine dem Prinzip der Collage folgende und insofern moderne,
wenn nicht gar postmoderne Theorie dar: postmodern, weil sie
zwar einer identifizierbaren Theorie, einer marxistischen Lehre
der Arbeitsvermögen folgt, in ihrer typographischen Gestaltung
und Illustration jedoch horizontal ebenso einer kaum noch multimedialen
Kommentaroberfläche im Sinne eines Hypertextes
gleicht. Ob der theoretische Faden, der durch das Theorielabyrinth
führt, sich eindeutig auf K. Marx, C. Schmitt oder I. Kant
zurückführen lässt, bleibt zunächst undeutlich. Letztlich geht es
N. um eine Vermittlung des von Rechtlichkeit geprägten normativen
Denkens I. Kants mit der erfahrungsgesättigten Dialektik
von K. Marx.

Bibliographie
Werke (in Auswahl): Strukturbeziehungen zwischen den Gesellschaftslehren
Comtes und Hegels, Frankfurt a. M. 1964. – Soziologische Phantasie
und exemplarisches Lernen, Frankfurt a. M. 1968. – Mit A. KLUGE: Öffentlichkeit
und Erfahrung – Zur Organisationsanalyse von bürgerlicher
und proletarischer Öffentlichkeit, Frankfurt a. M. 1972. – Mit A. KLUGE:
Geschichte und Eigensinn, Frankfurt a. M. 1981. – Lebendige Arbeit, enteignete
Zeit. Politische und kulturelle Dimensionen des Kampfes um die
Arbeitszeit, Frankfurt a. M. 1983. – Mit A. KLUGE: Maßverhältnisse des
Politischen, Frankfurt a. M. 1992. – Unbotmäßige Zeitgenossen. Annäherungen
und Erinnerungen, Göttingen 1994. – Achtundsechzig. Politische
Intellektuelle und die Macht, Göttingen 1995. – Kindheit und Schule
in einer Welt der Umbrüche, Göttingen 1996. – Mit
H. W. DANNOWSKI: Königsberg – Kaliningrad. Reise in die Stadt Kants
und Hamanns, Göttingen 1998. – Mit D. CLAUSSEN/M. WERZ (Hg.):
Keine Kritische Theorie ohne Amerika, Hannover 1999. – Arbeit und
menschliche Würde, Göttingen 2001. – Mit A. KLUGE: Der unterschätzte
Mensch, 2 Bde., Frankfurt a. M. 2001. – Kant und Marx, Göttingen 2003.
Literatur: J. HABERMAS: Strukturwandel der Öffentlichkeit, Frankfurt
a. M. 1990. –W. LENK u. a. (Hg.): Kritische Theorie und politischer Eingriff.
O. N. zum 65. Geburtstag, Hannover 1999 (mit Bibliographie).
Micha Brumlik