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Philosophische Digitalisierungsforschung
Verantwortung, Verständigung, Vernunft, Macht
Rainer Adolphi, Suzana Alpsancar, Susanne Hahn, Matthias Kettner (Hrsg.)
Transcript
EAN: 9783837674972 (ISBN: 3-8376-7497-5)
464 Seiten, kartoniert, 15 x 23cm, August, 2024
EUR 45,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Digitalisierung ist nicht nur ein technisches Geschehen, sondern erfasst als machtvoller kultureller Prozess alle Lebensbereiche. Die Einsicht, dass soziotechnische Vorgänge gestaltbar sind, erlaubt eine grundsätzliche Reflexion über die neuen Handlungsmöglichkeiten und Zumutungen sowohl in individueller wie auch in kollektiver Perspektive. Welche Herausforderungen stellen sich für unsere bewährten Überzeugungen und sozialen Praktiken in den Prozessen von Verantwortung, Verständigung, Vernunft und Macht? Die Beiträger*innen analysieren aktuelle Entwicklungen der Digitalisierung und tragen im Lichte provisorischer Maßstäbe praktischer Vernunft zu einer aufgeklärten öffentlichen Diskussion über (nicht) wünschenswerte technokulturelle Zukünfte bei.
Rezension
Im digitalen Zeitalter erfolgt die Mathematisierung und Quantifizierung der Welt mithilfe von Algorithmen, mathematischen Regeln zur Strukturierung von Daten. Führt die Omnipräsenz von Algorithmen zu einer Verantwortungslücke und zur Diskriminierung? Verändern sich Anerkennungsverhältnisse durch KI? Revolutionieren KI-Systeme die soziale Kommunikation oder wird durch diese die Diskussionskultur zerstört? Sind soziale KIs, zum Beispiel Pflegeroboter, ethisch vertretbar? Ist das Internet ein Medium des Hate Speech? Fungiert das Digitale als zweite „Natur“ des Menschen? Welches Hauptprobleme der Philosophie des Geistes werden durch KI-Systeme aufgeworfen? Benötigen wir im digitalen Zeitalter einen neuen Machtbegriff?
Fundierte Antworten auf diese Fragen der KI-Philosophie und KI-Ethik geben die Beiträge des Bandes „Philosophische Digitalisierungsforschung. Verantwortung, Verständigung, Vernunft, Macht“, erschienen 2024 im transcript Verlag in einer gedruckten Version und im Open Access-Format. Herausgegeben wird der 75. Band der Reihe „Digitale Gesellschaft“ von den vier Philosophieprofesssor:innen: Rainer Adolphi, Suzanna Alpancar, Susanne Hahn und Matthias Kettner. Die im Sammelband abgedruckten Beiträge, welche im Rahmen von mehreren Konferenzen am „Center for Advanced Internet Studies (CAIS)“ entstanden, stammen ausschließlich von Vertreter:innen der Philosophie. In den Texten werden bestimmte durch KI veränderte Relationen differenziert beleuchtet: Verantwortungs-, Verständigungs-, Vernunft- und Machtverhältnisse. Dabei werden verschiedene Bereiche angewandter Ethik berücksichtigt, zum Beispiel Medizinethik und politische Ethik. Gemeinsam ist allen Beiträgen die Sichtweise auf Technik als soziokulturelle Praxis, die von Menschen verändert werden kann.
Eine problemorientierte Auseinandersetzung mit der Thematik „Künstliche Intelligenz“ im Philosophie- und Ethikunterricht bietet produktive Möglichkeiten, einen Beitrag zur ethischen Urteilsbildung der Schüler:innen zu leisten. Beispielsweise findet sich im baden-württembergischen Bildungsplan 2016 für das Fach Ethik der Themenbereich „Freiheit und digitale Welt“, in dem eine Teilkompetenz lautet: „Die Schülerinnen und Schüler können […] Grundzüge der digitalen Revolution beschreiben und ethisch relevante Probleme der Digitalisierung identifizieren (zum Beispiel Künstliche Intelligenz, Big Data, Cyberwar, Post-Privacy)“(http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/LS/BP2016BW/ALLG/GYM/ETH/IK/11-12-4s/01/03). Der vorliegende Sammelband ist eine lohnenswerte Lektüre für alle Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Informatik, die sich in ihrem Unterricht mit ontologischen, anthropologischen, ethischen, technik- und sozialphilosophischen Problemstellungen des digitalen Zeitalters fundiert beschäftigen möchten.
Fazit: Das Buch „Philosophische Digitalisierungsforschung“ gibt einen sehr guten Überblick über aktuelle philosophische Aspekte der digitalen Revolution.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Rainer Adolphi / Suzana Alpsancar / Susanne Hahn / Matthias Kettner (Hg.)
Philosophische Digitalisierungsforschung
Verantwortung, Verständigung, Vernunft, Macht
Digitalisierung ist nicht nur ein technisches Geschehen, sondern erfasst als machtvoller kultureller Prozess alle Lebensbereiche. Die Einsicht, dass soziotechnische Vorgänge gestaltbar sind, erlaubt eine grundsätzliche Reflexion über die neuen Handlungsmöglichkeiten und Zumutungen sowohl in individueller wie auch in kollektiver Perspektive. Welche Herausforderungen stellen sich für unsere bewährten Überzeugungen und sozialen Praktiken in den Prozessen von Verantwortung, Verständigung, Vernunft und Macht? Die Beiträger*innen analysieren aktuelle Entwicklungen der Digitalisierung und tragen im Lichte provisorischer Maßstäbe praktischer Vernunft zu einer aufgeklärten öffentlichen Diskussion über (nicht) wünschenswerte technokulturelle Zukünfte bei.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 9
I
Verantwortungsverhältnisse
Verantwortung in Zeiten ›künstlicher Intelligenz‹
Eine Problemexposition am Beispiel medizinischer Diagnostik
Susanne Hahn 21
Warum und wozu erklärbare KI?
Über die Verschiedenheit dreier paradigmatischer Zwecksetzungen
Suzana Alpsancar 55
Verteilte Anerkennung
Wie künstliche Intelligenz die Theorie der Anerkennung verändert
Natalia Juchniewicz 115
Algorithmenkritik und die Suche nach dem »Außen«
Tobias Matzner137
II
Verständigungsverhältnisse
Redefreiheit, Digitalisierung und die Rolle der Philosophie
Micha Werner 155
Sucht oder Autonomie?
Neue ExpertInnen im Netz
Nicola Mößner197
Roboter gegen Einsamkeit?
Zur Reproduktionsdynamik falscher und mangelnder Anerkennung durch »soziale« KI
Kerrin Artemis Jacobs 219
Hass, Wut und Zorn
Beobachtungen zum Imageboard 4chan/pol
Kai Denker 257
III
Vernunftverhältnisse
Die Philosophie des Digitalen
Zur Struktur, Signatur und Phänomenologie des Digitalen
Gabriele Gramelsberger 285
Die Nicht-Vernunft der Chatbots
Was macht auf Large Language Models beruhende Künstliche Intelligenz philosophisch
interessant?
Sybille Krämer 297
Der zwanglose Zwang des besseren Tweets
Über kommunikative Rationalität in Sozialen Medien
Matthias Kettner 315
Philosophie der Künstlichen Intelligenz
Ein strukturierter Überblick
Vincent C. Müller 345
IV
Machtverhältnisse
Die beflissene Willfährigkeit vor den Oberflächen des Digitalen
Brauchen die digitalen Wirklichkeiten ein neues Konzept von Macht?
Rainer Adolphi 373
Digitalisierung als Prozess
Der philosophische Blick auf die Möglichkeit allmählicher Disruption
Armin Grunwald 415
Notizen zu Macht und Algorithmen
Matthias Kettner 437
Zu den Autorinnen und Autoren 459
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