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Menschenrechte in der Einwanderungsgesellschaft Plädoyer für einen aufgeklärten Multikulturalismus
Menschenrechte in der Einwanderungsgesellschaft
Plädoyer für einen aufgeklärten Multikulturalismus




Heiner Bielefeldt

Transcript
EAN: 9783899427202 (ISBN: 3-89942-720-3)
216 Seiten, paperback, 14 x 23cm, 2007

EUR 22,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Galt die multikulturelle Gesellschaft in den 1980er Jahren weithin als ein emanzipatorisches Projekt, so löst sie heute eher die Sorge vor autoritären Milieustrukturen aus, die vor allem mit dem Islam assoziiert werden. Heiner Bielefeldt entwickelt das Konzept eines aufgeklärten Multikulturalismus, der sowohl seinen Grund als auch seine Grenzen in den Menschenrechten findet. Von diesem Konzept her analysiert er die aktuellen Kontroversen um Kopftuch, Religionsunterricht, Zwangsverheiratungen, Staatsbürgertests und die Integration muslimischer Minderheiten.

Der Band versteht sich als Beitrag zur aktuellen deutschen Integrationsdebatte.
Rezension
Vor dem Hintergrund des faktischen gesellschaftlichen Multikulturalismus, der sich in der Bundesrepublik Deutschland findet, obwohl noch immer politisch dementiert wird, dass wir ein Einwanderungsland sind, - vor diesem Hintergrund entstehen zahlreiche aktuelle gesellschaftliche Kontroversen: z.B. der Streit um das Kopftuch in der Schule, (islamischer) Religionsunterricht, Zwangsverheiratungen, Staatsbürgertests und die Integration muslimischer Minderheiten. Solche exemplarischen Streitfragen werden im zweiten Teil dieses Buches behandelt, es geht aber im ersten Teil auch grundsätzlicher ein auf die aktuelle deutsche Integrationsdebatte. Der Autor begründet darin einen aufgeklärten (!) Multikulturalismus, der sowohl seinen Grund als auch seine Grenzen in den Menschenrechten findet.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Reihe "X-Texte zu Kultur und Gesellschaft"
Editorial
Das vermeintliche "Ende der Geschichte" hat sich längst vielmehr als ein Ende der Gewissheiten entpuppt. Mehr denn je stellt sich nicht nur die Frage nach der jeweiligen "Generation X". Jenseits solcher populären Figuren ist auch die Wissenschaft gefordert, ihren Beitrag zu einer anspruchsvollen Zeitdiagnose zu leisten. Die Reihe X-TEXTE widmet sich dieser Aufgabe und bietet ein Forum für ein Denken 'für und wider die Zeit'. Die hier versammelten Essays dechiffrieren unsere Gegenwart jenseits vereinfachender Formeln und Orakel. Sie verbinden sensible Beobachtungen mit scharfer Analyse und präsentieren beides in einer angenehm lesbaren Form.

Heiner Bielefeldt (Dr. phil. habil.) ist Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte.
WWW: www.institut-fuer-menschenrechte.de
Adressaten
Soziologie, Philosophie, Rechtswissenschaften, Kulturwissenschaften
Schlagworte
Menschenrechte, Multikulturalismus, Einwanderung, Integration

Das Buch im Spiegel der Medien


"Mit der neuen Veröffentlichung von Dr. Heiner Bielefeldt, bei dem für seine interessanten Veröffentlichungen gerade auch zum Thema Islam bekannten transcript-Verlag erschienen, ist ein interessanter Beitrag zur aktuellen Debatte über Islam und Muslime in der hiesigen Gesellschaft erschienen."

YA, Islamische Zeitung, 7 (2007)

"Heiner Bielefeldt hat ein wichtiges, auch für 'migrationspolitische Laien' interessantes Buch geschrieben, das nicht nur in seinem mehr wissenschaftlich-theoretisch angelegten ersten Teil gut lesbar ist, sondern in den im zweiten Teil sehr differenziert behandelten aktuellen politischen Streitfragen gute Argumentationshilfen liefert."

Gerd Pflaumer, vorgänge, 3 (2007)

"Alles relevante, gehaltvolle und gut geschriebene Lektüre für Interessierte."

Leonhard Neidhardt, NZZ, 02.11.2007

"In der sich immer interdependenter, nicht wenige sagen - ungerechter - entwickelnden Welt, bedarf es humaner Regulative. Die Richtschnur dafür können nur die Menschenrechte sein. Weil aber die in der Allgemeinen Erklärung vorliegenden Menschenrechte 'eine Errungenschaft der Aufklärung (sind), die sich nur in der Fortführung der Aufklärung bewahren lässt', bedarf es des interkulturellen Diskurses, lokal und global. Das Konzept eines 'aufgeklärten Multikulturalismus', wie es Heiner Bielefeldt vorlegt, könnte eine Basis dafür sein."

Jos Schnurer, www.socialnet.de, 12 (2007)

"Heiner Bielefeldt hat ein wichtiges, informatives Buch zur aktuellen deutschen Integrationsdebatte geschrieben."

www.denkladen.de, 1 (2008)

"Heiner Bielefeldt hat ein klar und gründlich geschriebenes, aber gleichzeitig gut lesbares und verständliches Buch vorgelegt, dem ein großer Leserkreis gerade unter denjenigen, die sich für eine Debatte um die Integrationspolitik interessieren, zu wünschen ist."

amnesty journal, 4 (2008)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort | 9

1. Einführung | 11

1.1 Integration als innenpolitischer Schlüsselbegriff | 11
1.2 Abkehr von der multikulturellen Gesellschaft? | 13
1.3 Aufgeklärter Multikulturalismus | 17

Teil I: Menschenrechtliche Grundlagen

2. Der Anspruch der Menschenrechte | 25

2.1 Normativer Universalismus | 25
2.2 Emanzipatorischer Gehalt | 31
2.3 Politisch-rechtliche Durchsetzungsintention | 36
2.4 Zur Modernität der Menschenrechte | 41

3. Menschenrechte als interkulturell anschlussfähige Lerngeschichte | 43

3.1 Exklusive Errungenschaft der »westlichen« Kultur? | 43
3.2 Eine unabgeschlossene Lerngeschichte | 48
3.3 Rückblickende Brückenschläge | 54

4. Grundzüge eines aufgeklärten Multikulturalismus | 57

4.1 Krise der multikulturellen Gesellschaft? | 57
4.2 Antiliberale und liberale Formen des Multikulturalismus | 58
4.3 Menschenrechte auf kulturelle Selbstbestimmung | 64
4.4 Grenzen multikultureller Toleranz | 67
4.5 Unterschiedliche Wege zur Selbstbestimmung | 69
4.6 Zum Konzept einer verbindlichen »Leitkultur« | 71

5. Religiös-weltanschauliche Neutralität des säkularen Rechtsstaats | 75

5.1 Vorsicht gegenüber religionspolitischen Aufladungen des Kulturbegriffs | 75
5.2 Das säkulare Prinzip »respektvoller Nicht-Identifikation« | 77
5.3 Religionsgemeinschaften in der Öffentlichkeit | 80
5.4 Abgrenzung von Formen des weltanschaulichen Säkularismus | 83
5.5 Bindung an die Menschenwürde als verkapptes Religionsbekenntnis? | 85
5.6 Die Gefahr kulturgenetischer Vereinnahmungen des Säkularitätsprinzips | 90

Teil II: Exemplarische Streitfragen

6. Islam – Scharia – Grundgesetz | 99

6.1 Eine legitime Themenstellung? | 99
6.2 Die fundamentalistische Opposition: Scharia statt Grundgesetz | 101
6.3 Islamistische Realutopie: Schariapraxis im Rahmen eines Minderheitenstatuts | 105
6.4 Pragmatische Arrangements für die Diaspora: das Grundgesetz im Rahmen der Scharia | 108
6.5 Reformerische Perspektiven: Scharia als Bestandteil der Religionsfreiheit | 111
6.6 »Kulturmuslime« und andere: Distanzierung von der Scharia | 115
6.7 Kein Grund für pauschale Verdächtigungen | 116

7. Auf dem Weg zu einem islamischen Religionsunterricht? | 119

7.1 »Dialog mit dem Islam« | 119
7.2 Religionsunterricht im öffentlichen Schulwesen des säkularen Rechtsstaats | 123
7.3 Provisorische Modelle eines Islamunterrichts | 125
7.4 Anforderungen an islamische »Ansprechpartner« des Staates | 128
7.5 Mögliche Grenzüberschreitungen | 135

8. Das Kopftuch im Schuldienst | 139

8.1 Eine schwer überschaubare Konfliktlage | 139
8.2 Schranken und »Schranken-Schranken« der Religionsfreiheit | 142
8.3 Konkrete Konfliktfelder | 144
8.4 Sonderstellung christlicher Kultur- und Bildungswerte? | 149
8.5 Einzelfallregelungen als Ausweg | 152

9. Bekämpfung von Zwangsverheiratungen | 155

9.1 Zwangsverheiratung als Menschenrechtsverletzung | 155
9.2 Interkulturelle Sensibilität als »Empowerment« | 157
9.3 Patriarchalische Ehrkonzeptionen – nicht spezifisch »islamisch« | 159
9.4 Emanzipation vom Islam und im Islam | 167
9.5 »Arrangierte« und erzwungene Ehen | 173
9.6 Exemplarische Maßnahmen | 177

10. Gesprächsleitfäden und Einbürgerungstests | 183

10.1 Varianten von Einbürgerungstests | 183
10.2 Staatsbürgerrechte als »mittelbare Menschenrechte« | 185
10.3 Grenzen der Überprüfung verfassungspolitischer Loyalität | 189

Nachwort | 195
Literatur | 199