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In Liebe verbunden Zweierbeziehungen und Elternschaft in populären Ratgebern von den 1950ern bis heute
In Liebe verbunden
Zweierbeziehungen und Elternschaft in populären Ratgebern von den 1950ern bis heute




Sylka Scholz, Karl Lenz, Sabine Dreßler (Hrsg.)

Transcript
EAN: 9783837623192 (ISBN: 3-8376-2319-X)
378 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Juli, 2013

EUR 29,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Trotz der Pluralisierung von Lebensformen gehören eine dauerhafte Liebe und die gemeinsame Elternschaft weiterhin zu den wichtigsten Lebenszielen. Um die vielfältigen Verunsicherungen, die mit dem sozialen Wandel einhergehen, zu überwinden und die Kontinuität ihrer Beziehungen zu sichern, greifen immer mehr Paare und Eltern auf Ratgeber zurück. Aber welche Leitbilder von Liebe, Zweierbeziehung, Elternschaft und Geschlecht vermitteln die Ratgeber?

Die Beiträge dieses Bandes untersuchen erstmals eine große Zahl von Beziehungs- und Erziehungsratgebern im Zeitvergleich und legen ihre jeweiligen kulturellen Legitimationsmuster offen.

Sylka Scholz (PD Dr.), Karl Lenz (Prof. Dr.) und Sabine Dreßler (M.A.) forschen über die kulturellen Grundlagen privater Lebensformen am SFB 804 der Technischen Universität Dresden. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Paarforschung, Familiensoziologie, Geschlechterforschung sowie Qualitative Methoden (Diskursanalyse, Filmanalyse).
Rezension
Auch in der sog. Single-Gesellschaft der Postmoderne gehören tragfähige Paar-Beziehungen und Elternschaften für viele zu den wesentlichen Zielen im Leben. Da aber viele traditionelle Strukturen und Lebensmuster kaum mehr greifen, ist die Verunsicherung entsprechend groß. In dieses Vakuum drängt - nicht nur in diesem Bereich - vielfältig (psychologische) Ratgeberliteratur, die den verunsicherten Zeitgenossen Hilfestellung geben will. Dieser Band untersucht Paar-, Eltern-, Mütter- und Väterratgeberliteratur von den 1950er Jahren bis heute und zeigt auf, welche Tendenzen, Interessen, Bedürfnisse und Hintergründe damit verbunden waren und sind. Fazit: Elternschaft, Vaterschaft, Mutterbild und Partnerschaft(en) etc. unterliegen wandelbaren gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Konstruktionen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Dauerhafte Liebe und gemeinsame Elternschaft? Der Band geht den Leitbildern in Beziehungsratgebern aus verschiedenen Jahrzehnten nach.

Schlagworte:
Paarforschung, Ratgeberliteratur, Liebe, Familie, Geschlecht, Diskursanalyse, Sozialer Wandel, Beziehung, Elternschaft
Adressaten:
Soziologie, Kulturwissenschaft, Erziehungswissenschaft, Sozialpsychologie sowie die an Ratgeberliteratur interessierte Öffentlichkeit
Inhaltsverzeichnis
Vorwort | 7

I. EINLEITUNG

In Liebe verbunden.
Paar- und Elter(n)-Kind-Liebe in der soziologischen Diskussion
Karl Lenz, Sabine Dreßler und Sylka Scholz | 11

Ratgeber erforschen.
Eine Wissenssoziologische Diskursanalyse von Ehe-, Beziehungs- und Erziehungsratgebern
Sylka Scholz und Karl Lenz | 49

II. LIEBE IN ZWEIERBEZIEHUNGEN

Zwischen Konkurrenz und Synthese. Christliche und romantische Deutungsmuster in Eheratgebern der 1950er Jahre
Sarah Eckardt | 79

Bedrohung oder Fundament der Ehe? Gleichberechtigung im politisch-rechtlichen Diskurs und in Eheratgebern der 1950er Jahre
Sabine Dreßler | 99

Geschlecht und Zweierbeziehung − ein untrennbares Paar? Konstruktion von Geschlecht und Zweierbeziehung in aktuellen Ehe- und Beziehungsratgebern
Denise Pohl | 127

Auf der Suche nach Mr. und Ms. Right. Liebessemantiken der Paarbildung im Wandel
Romy-Laura Reiners | 147

Spiritualisierung der Paarsexualität?! Eine diskursanalytische Betrachtung von aktuellen Sexualitätsratgebern
Sabrina Gottwald | 169

Neuro-Romantik? Die symbolische Integration von Liebe und Hirnforschung
Carola Klinkert | 191

III. LIEBE IN ELTER(N)-KIND-BEZIEHUNGEN

(Ehe-)Frau  Mutter?!
Weiblichkeitskonstruktionen in Ehe- und Beziehungsratgebern
Franziska Pestel | 217

Der gute Vater. Konstruktionen von Vaterschaft und Liebe in Erziehungsratgebern für Väter
Franziska Höher und Sabine Mallschützke | 235

Das idealisierte Kind. Elter(n)-Kind-Beziehungen in populären Erziehungsratgebern
Karl Lenz und Sylka Scholz | 257

»Ich bete dafür, dass die Ratschläge in diesem Buch Ihnen helfen…«
Geschlecht, Familie und Erziehung im Evangelikalismus
Sophie Maria Ruby und Katharina Tampe | 275

IV. ZUSAMMENFASSENDER VERGLEICH

Liebe und Elternschaft auf Dauer?
Zusammenfassende Auswertung der Ratgeberanalysen und weiterführende Forschungsfragen
Sylka Scholz | 299


Literaturverzeichnis | 341
Verzeichnis der AutorInnen | 373



Leseprobe:

Vorwort
Die hier vorgelegte Untersuchung von populären Ratgebern entstand im Rahmen
des Sonderforschungsbereichs 804 »Transzendenz und Gemeinsinn« an der
Technischen Universität Dresden. In unserem Teilprojekt, das in diesem interdisziplinären
Forschungsverbund angesiedelt ist, befassen wir uns mit dem Wandel
der privaten Lebensformen von den 1950er Jahren bis zur Gegenwart in einer
ost-westdeutschen Vergleichsperspektive. Während dieser Wandel auf der sozialen
Ebene bereits gut erforscht ist, sind Studien in der Paar- und Familienforschung,
die sich der kulturellen Dimension zuwenden, bisher rar. Angesichts einer
zunehmenden Individualisierung und Pluralisierung privater Lebensformen,
die mit einer gewissen Ratlosigkeit, zumindest aber mit einem wachsenden Orientierungsbedarf
einhergehen, gehen wir der Frage nach, auf welche kulturellen
Vorgaben Paare und Eltern zurückgreifen können, um ihr Leben, ihre Liebe und
ihre Beziehung zu den Kindern zu gestalten. Ratgeber, so die zentrale Annahme
der vorliegenden Studie, eröffnen einen solchen Zugang. Sie bieten einen Stoff
im Sinne eines »gelebten Konjunktivs« (Heimerdinger), aus dem der Leser und
die Leserin sich eigensinnig bedienen können. Was genau dieser Ratgeberstoff
seiner Leserschaft an diskursiven Deutungsangeboten bezüglich Liebe, Sexualität,
Lebensformen und Geschlechterkonstruktionen anbietet und wie die Autoren
und Autorinnen ihre Leitideen legitimieren, ist der Stoff dieser Studie.
Die ersten zwanzig Ratgeberanalysen entstanden in einem von Sylka Scholz
durchgeführten einjährigen Forschungsseminar »Familienleitbilder in Ehe- und
Erziehungsratgebern von den 1950ern bis heute« an der TU Dresden. Wir bedanken
uns zunächst bei den im Forschungsprojekt beteiligten Studentinnen für ihre
engagierte Forschungsarbeit und das Einverständnis, die Ergebnisse der Ratgeberanalysen
weiter nutzen zu können. Dies sind namentlich Stefanie Bewilogua,
Monique Bachmann, Sandra Flierl, Marie Hammermüller, Madline Kockrow,
Sarah Lenk, Sandra Lohr, Helena Krawtschuk, Elisa Hidasi, Helén Hinstorff,
Nadine Naser und Julia Wustmann. Weitere Teilnehmerinnen haben aus dem
Forschungsseminar heraus eine anschließende Fragestellung entwickelt und in
ihren Projekt- und Diplomarbeiten ausgewählte Ratgeber des Samples untersucht.
Diese Forschungsarbeiten wurden für die vorliegende Publikation bearbeitet.
Wir bedanken uns bei den Autorinnen, die die Mühen nicht gescheut haben,
aus ihren Forschungsarbeiten einen wissenschaftlichen Artikel zu entwickeln.
Unser Dank richtet sich auch an die studentischen Mitarbeiter/innen Carola
Klinkert, Franziska Pestel, Sophie Ruby, Katharina Tampe, David Stiller und Sarah
Eckardt als wissenschaftliche ›Hilfskraft‹, die wesentlich an der Forschung
beteiligt waren. Der SFB 804 hat die Drucklegung dieses Buches mit einem
großzügigen Druckzuschuss ermöglicht, wir danken stellvertretend dem Sprecher
Prof. Dr. Hans Vorländer. Nicht zuletzt gilt unser Dank Sophie Ruby, die
die Erstellung des Manuskriptes sorgfältig übernommen hat.
Als in der Geschlechterforschung engagierte Forschende ist uns die Verwendung
einer geschlechtergerechten Sprache selbstverständlich. Die Form der Umsetzung
haben wir den Autorinnen überlassen.

Sylka Scholz, Karl Lenz und Sabine Dreßler im März 2013