lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Die Zukunft des Todes Heterotopien des Lebensendes
Die Zukunft des Todes
Heterotopien des Lebensendes




Thorsten Benkel (Hrsg.)

Transcript
EAN: 9783837629927 (ISBN: 3-8376-2992-9)
370 Seiten, paperback, 15 x 23cm, September, 2016, kart., zahlr. z.T. farb. Abb.

EUR 32,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Sterben und Tod sind alltägliche Vorkommnisse, die oft als außeralltäglich angesehen werden. Die Verwendung abstrakter Begriffe lässt das Problem der konkreten Lebensbeendigung in die Ferne rücken. Der Tod geht so auf Distanz und kreist dennoch das Leben ein. Seine Präsenz in zeitlicher wie in räumlicher Perspektive ist einerseits ein Effekt normativer Konzepte und andererseits eine Konsequenz sozialer Wandlungsprozesse. Die Beiträge des Bandes gehen aus interdisziplinärer Sicht auf Sterbe- und

Todeskontexte wie Friedhof, Hospiz, das Lebensende im Internet, anonyme Bestattung, Heimtiertod sowie auf den Einfluss der Individualisierung ein und zeigen, dass das Image des Todes sich wandelt und neue Sinnzusammenhänge entstehen.

Thorsten Benkel (Dr. phil.) lehrt Soziologie an der Universität Passau.
Rezension
Der Tod erscheint auf den ersten Blick als das einzig Konstante im menschlichen Leben, - und doch: auch der Tod unterliegt sozialen Wandlungsprozessen. Die Beiträge des Bandes gehen aus interdisziplinärer Sicht auf Sterbe- und Todeskontexte wie Friedhof, Hospiz, das Lebensende im Internet, anonyme Bestattung, Heimtiertod sowie auf den Einfluss der Individualisierung ein. Insofern hat auch der Tod eine Zukunft (Buchtitel). Wenn die Gesellschaft sich ändert, ändert das Ende des Lebens sich mit. Belege für das Beziehungsgeflecht zwischen der sozialen Welt und dem Lebensende liefert nicht das Sterbegeschehen als solches, jedenfalls nicht unmittelbar. Sie lassen sich vielmehr an den gesellschaftlichen Einrahmungen des Sterbens, des Todes und der Trauer ablesen und werden insbesondere anhand der sich dort abspielenden Veränderungen evident.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Tod, Raum, Kultur, Friedhof, Heterotopie, Kultursoziologie, Kulturwissenschaft, Soziologie
Adressaten:
Soziologie, Kulturwissenschaft, Geschichte, Medizingeschichte, Theologie sowie Berufspraktiker_innen

Autoreninterview
... mit Thorsten Benkel

1. Warum ein Buch zu diesem Thema?
Nicht allein deshalb, weil ohnehin jeder sterben muss; sondern vor allem deshalb, weil die kulturelle Einrahmung von Altern, Sterben und Tod gegenwärtig einem massiven Umbruch unterliegt. Das betrifft nicht nur die körperliche Erfahrung, sondern auch die Rituale, die normativen Bewertungsschemata und die moralischen Legitimationskontexte am Lebensende. Der soziale und auch der mediale Wandel haben neue Perspektiven etabliert, die mittlerweile gesellschaftlich auf Resonanz stoßen – darum geht es in diesem Buch.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Wer meint, dass Sterben gewissermaßen ›von selbst abläuft‹ und der Tod nichts anderes als ein Naturphänomen ist - der sollte es einmal ausprobieren! Denn tatsächlich vermischen sich hier Kultur und Natur. In dem Buch wird anhand verschiedener Blickwinkel aufgezeigt, dass die Art und Weise, wie eine Gesellschaft den Tod ›verwaltet‹, ein Indikator für ihren kulturellen Stand ist. Dies wird anhand neuester Entwicklungen und auf Basis aktuellen Datenmaterials ausführlich und interdisziplinär rekonstruiert.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
Das Ende des Lebens war für das Leben selbst immer schon von fundamentaler Bedeutung; allerdings hat die Wissenschaft den Tod lange Zeit nur am Rande thematisiert, schon gar nicht als gesellschaftliches Phänomen. Auch dank der gestiegenen Relevanz von Körperkonzepten in den Sozial- und Kulturwissenschaften setzt sich allmählich die Auffassung durch, dass mit dem Tod das Leben nicht endet, sondern dass vielmehr soziale Transformationsprozesse eingeleitet werden. Und außerdem: das Thema Sterben ist immer ›aktuell‹.

4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Mit Menschen, die bereits verstorben sind. Sie müssten sich dafür allerdings aus ihrer unbestimmten Sphäre heraus zurück begeben in die Welt, die sie verlassen haben, damit wir, die wir noch im Diesseits existieren, mit ihrer Hilfe womöglich jene ›Sinnlücken‹ stopfen können, auf die man bei diesem Themengebiet nun einmal zwangsläufig stößt. Ob die Toten diesbezüglich allerdings wirklich mehr wissen als die Lebenden, bliebe dann abzuwarten.

5. Ihr Buch in einem Satz:
Der Tod ist jedermanns Zukunft, doch diese Zukunft ist nicht statisch, sondern wandelt sich – für nähere Informationen: bitte aufschlagen!
Inhaltsverzeichnis
Der lebendige Tod. Ein Vorwort
Thorsten Benkel | 7

Symbolische Präsenz. Zum Status der Identität nach dem Ende der Identität
Thorsten Benkel | 11

STERBEDISKURSE

Wie nicht vom Tod reden
Peter Fuchs | 43

Zuhause Sterben in der reflexiven Moderne.
Private Sterbewelten als Heterotopien
Stephanie Stadelbacher und Werner Schneider | 61

Einschluss der Ausgeschlossenen.
Konturen des Sterbens im Hospiz
Doris Lindner | 85

Jugendliche Todesbilder bei flickr.com
Birgit Richard und Birte Svea Philippi | 107

TOD IM WANDEL

Postexistenzielle Existenzbastelei
Matthias Meitzler | 133

»Ich habe dich beim Namen gerufen.«
Sozial- und Ordnungsamtbestattungen als Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft
Norbert Wichard | 163

Zeus(̓) Platz! Die Zukunft des toten Heimtieres
Dirk Preuß | 181

Tanzt der Tod jetzt anders aus der Reihe?
Jean Baudrillard zwischen Utopie und Dystopie
Kathleen Warnhoff | 213

Tod und Maske
Susanne Regener | 237

VERRÄUMLICHUNGEN

Der entfesselte Friedhof. Über die Zukunft von Bestattungs- und Erinnerungsorten
Norbert Fischer | 263

Die Topik gegenwärtiger Bestattungsformen
Barbara Happe | 283

Die anonyme Bestattung zwischen Individualisierung und Entindividualisierung
Nicole Sachmerda-Schulz | 303

Frühe Tode. Verräumlichungen der Trauer um Ungeborene
Julia Böcker | 317

Begraben im Cyberspace. Virtuelle Friedhöfe als Räume mediatisierter Trauer und Erinnerung
Anke Offerhaus | 339


Autorinnen und Autoren | 365