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Im Krebsgang
Eine Novelle
15. Aufl.
Günter Grass
Deutscher Taschenbuch Verlag
EAN: 9783423131766 (ISBN: 3-423-13176-4)
224 Seiten, paperback, 12 x 19cm, 2020
EUR 10,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
»Das bisher politischste und bewegendste Prosastück des Nobelpreisträgers.«
Peter Mohr im ›General-Anzeiger‹
»Diese Geschichte fing lange vor mir, vor mehr als hundert Jahren an, und zwar in der mecklenburgischen Residenzstadt Schwerin.« Hier wird 1895 jener Mann geboren, der später als »Blutzeuge« gefeiert und einem Schiff den Namen geben wird, dessen Untergang am 30. Januar 1945 die größte Katastrophe in der Geschichte der Seefahrt darstellt. Das ehemalige Kraft-durch-Freude-Kreuzschiff »Wilhelm Gustloff« mit Tausenden von Flüchtlingen und Soldaten an Bord wird von den Torpedos eines sowjetischen U-Boots versenkt, schätzungsweise fünf- bis neuntausend Menschen finden in der eisigen Ostsee den Tod.
Eine der Überlebenden des Grauens ist die hochschwangere Tulla Pokriefke aus Danzig, die schon in ›Katz und Maus‹, in ›Hundejahre‹ und in ›Die Rättin‹ eine Rolle spielt. Ihr in jener Nacht geborener Sohn Paul, Journalist und Chronist der Geschichte, stößt eines Tages zufällig auf die brisante Internet-Seite einer »Kameradschaft Schwerin«, die ihn fortan umtreibt. Dabei fördert er ein menschliches Drama zutage, das bis in unsere Gegenwart hineingreift und nicht zuletzt seine eigene Familie tangiert.
Günter Grass wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren, absolvierte nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft eine Steinmetzlehre, studierte Grafik und Bildhauerei in Düsseldorf und Berlin.
1956 erschien der erste Gedichtband mit Zeichnungen, 1959 der erste Roman, Die Blechtrommel. 1999 wurde Günter Grass der Nobelpreis für Literatur verliehen. Bis zu seinem Tod am 13. April 2015 lebte Günter Grass in der Nähe von Lübeck. Sein gesamtes literarisches Werk ist auch bei dtv erschienen.
Preise und Auszeichnungen:
Ernst-Toller-Preis 2007
Nobelpreis für Literatur 1999
Prinz von Asturien-Preis
1999 - Geisteswissenschaften und Literatur
Thomas-Mann-Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 1994
Rezension
Mit dem Roman "Die Blechtrommel" hatte Günter Grass 1959 den ersten Teil seiner Danziger Trilogie vorgelegt, die die drei selbstständigen Bücher Die Blechtrommel (1959), Katz und Maus (1961) und Hundejahre (1963) umfasst. Alle drei Werke spielen in Danzig um die Zeit des Zweiten Weltkriegs herum. Dem deutschen Schriftsteller, Bildhauer, Maler und Grafiker Günter Grass (*1927 in Danzig - 2015 in Lübeck), der Mitglied der Gruppe 47 war und einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jhdts. ist, dem 1999 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde, gelang damit der Durchbruch. Spät erst gestand Grass ein, kurzzeitig Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein. - In der Novelle "Im Krebsgang" verarbeitet der Autor die dramatische Geschichte vom Untergang der »Wilhelm Gustloff« im Januar 1945 und das Leid deutscher Kriegsflüchtlinge. "Im Krebsgang" ist die akribische Recherche eines historischen Dramas und zugleich das Zwiegespräch eines Autors mit sich selbst und seinen Figuren.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der Journalist, der hier in fremdem Auftrag schreibt, hat wenig Lust, die alte, fast vergessene Geschichte von der Schiffskatastrophe auszugraben, die sich 1945 in einer eisigen Januarnacht in der Ostsee abspielte. Er hat die Story, die unabweisbar Teil seiner Lebensgeschichte ist, hundertmal aus dem Mund seiner Mutter gehört. Jetzt, fünfzig Jahre später, beim Recherchieren im Internet, macht er die erschreckende Entdeckung, daß sie eine ihn unmittelbar betreffende Fortsetzung hat. Angefangen hat alles lange vor seiner Zeit, als am 4. Februar 1936 vier gezielte Schüsse den in der Schweiz für die NSDAP werbenden Wilhelm Gustloff töten. David Frankfurter, ein jüdischer Medizinstudent, will mit seiner Tat zum Widerstand aufrufen.Die Partei stilisiert den Ermordeten zum "Blutzeugen der Bewegung". Ein Jahr später wird in Hamburg ein Schiff auf den Namen Wilhelm Gustloff getauft, ein weißes "Kraft durch Freude"-Schiff, auf dem "Volksgenossen" Ferienreisen in die norwegischen Fjorde machen. Im Zweiten Weltkrieg, zum Lazarettschiff umgerüstet, später zum Kasernenschiff, liegt die Gustloff in der Danziger Bucht, bis sie am 30. Januar 1945, mit Verwundeten, Marinehelferinnen und Tausenden von Flüchtlingen überladen, von Gotenhafen ausläuft und in derselben Nacht von dem sowjetischen U-Boot-Kommandanten Alexander Marinesko versenkt wird. Im Krebsgang, im beharrlichen Hin und Her zwischen Einst und Jetzt zeichnet der Erzähler die historischen Ereignisse nach, die mit unheimlicher Folgerichtigkeit zum größten Schiffsunglück aller Zeiten führten und nun, verdreht, verzerrt, einen irrsinnigen Mord auslösend, in der Gegenwart und im Leben seines verstaubten Mythen anhängenden Sohnes fortwirken. Grass überrascht in diesem weder Schrecken noch Komik aussparenden Buch durch einen ganz neuen Ton, spielt kunstvoll mit literarischen Formen. Grass-Leser werden vertraute Gestalten wiederentdecken, darunter Tulla Pokriefke, alt geworden, unverwüstlich, Mutter des Erzählers, der gelegent lich mit seinem fordernd in Erscheinung tretenden Auftraggeber, dem Autor der "Danziger Trilogie", Streit anfängt. Bericht? Erzählung? Novelle? Schauplätze der in raschem Tempo erzählten, mitreißenden Handlung sind Davos und Odessa, Schwerin und Danzig, die Gustloff, ein U-Boot der sowjetischen Rotbannerflotte und die Ostsee in Höhe der Stolpebank. |
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