Torey L. Hayden ist bereits durch ihre anderen Bücher "Jadie", "Kevin" und "Meine Zeit mit Sheila" als amerikanische Therapeutin und Pädagogin für verhaltensgestörte und geistig behinderte Kinder und Jugendliche wohl bekannt.

In ihrem Buch "Hörst du mich, Venus?" berichtet sie über ihre Erfahrungen mit einer Klasse von verhaltensgestörten Kindern im Alter zwischen sechs und neun Jahren. In dieser Klasse betreut und unterrichtet sie die eineiigen geistig zurückgebliebenen Zwillinge Shane und Zane, den am Tourette-Syndrom leidenden Jesse, den aggressiven Billy und die siebenjährige Venus. Venus wird von ihrer Schwester Wanda nur "Schönes Kind" genannt, ihre Haut ist mit einer braunen Schmutzkruste versehen und die langen Haare hängen als verfilzte Locken herab. Venus sitzt gerne auf der zwei Meter hohen Schulhofmauer. Sie spricht nicht, hat sich von der Welt abgekapselt und ganz in sich zurückgezogen.

Die Leserin bzw. der Leser erfährt in diesem Buch viel über Haydens Methoden, mit einer derart schwierigen Klasse umzugehen. Lehrer werden vertraute und weniger vertraute Methoden in diesem Repertoire wiederfinden, auch wenn Hayden die Methoden anders benennt, als es heute üblich ist. So findet man in Haydens Arbeit Hinweise zur Förderung der emotionalen Kompetenz, die Methode der Verhaltensmodifikation durch das System einer Ampel, Aktionen zur Gruppenbildung, die Methode des Klassenrats, die Koboldkiste und viele viele weitere mehr.

Auch ihre Rolle als Lehrerin wird von Hayden thematisiert und von verschiedenen Seiten beleuchtet. Sie versteht es meisterhaft, mit Liebe und Feingefühl auf die Kinder zu reagieren und andererseits auch Grenzen zu setzen. Die dadurch entstehende "Ordnung" gibt den Kindern einen Rahmen für ihr Verhalten, an dem sie wachsen können.

Dieses Buch ist ebenso wie die anderen Bücher von Torey L. Hayden etwas ganz Besonderes. Hayden kann sich einfühlsam in Kinder hineinversetzen und dem Leser die Situationen anrührend nahe bringen. Auch in der heutigen Zeit, in der man über viele Kinderschicksale in den Medien liest und hört, geht die Realität von Venus, einem misshandeltem Kind mit (selektivem) Mutismus "unter die Haut" - denn jedes Kind ist einzigartig. Da ist es erfreulich und entlastend, dass Hayden auch Venus einen Weg in eine glücklichere Zukunft ebnen kann.

Christa D. Schäfer für Lehrerbibliothek.de