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Höhlenausgänge
Höhlenausgänge




Hans Blumenberg

Suhrkamp
EAN: 9783518289006 (ISBN: 3-518-28900-4)
827 Seiten, kartoniert, 11 x 18cm, November, 2019

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
siehe werbetext.
Rezension
Der Philosoph Hans Blumenberg (1920-1996) erlangte Bekanntheit durch voluminöse Bücher wie „Die Legitimität der Neuzeit“(1966), „Die Genesis der kopernikanischen Welt“(1975), „Arbeit am Mythos“(1979), „Die Lesbarkeit der Welt“(1981), „Lebenszeit und Weltzeit“(1986) oder „Höhlenausgänge“(1989). Als Hauptthema des Blumenberg`schen Gesamtwerks lässt sich die Auseinandersetzung des neuzeitlichen Menschen mit der von Sinnverlusten geprägten Welt identifizieren. Ausgehend von tiefschürfenden geistes- und wissenschaftsgeschichtlichen Studien elaboriert der Philosoph eine Phänomenologie der Weltstellung des modernen Menschen. Er untersucht in seinen Schriften die Empfänglichkeit des Menschen für Geschichten, seine Angewiesenheit auf symbolische, mythische und religiöse Deutungssysteme, sowie seinen Rückgriff auf Technik im „Absolutismus der Wirklichkeit“, um in dem sinnfreien Kosmos Weltbehagen und Sicherheit zu erreichen. Dazu entwickelt der Philosoph eine Anthropologie, eine Theorie der Lebenswelt, eine Theorie der Bedeutsamkeit und eine Metaphorologie.
Zentrales Werk von Blumenbergs Entwürfen zu einer Theorie der Unbegrifflichkeit bildet das 1989 erstmals publizierte, 827 Seiten umfassende Buch „Höhlenausgänge“. Dieses wurde bei Suhrkamp 2019 in 6. Auflage unverändert aufgelegt. In ihm liefert der von 1970 bis 1985 an der Universität Münster wirkende Philosophieprofessor eine umfassende Phänomenologie der „Höhle“. Im Zentrum von Blumenbergs tiefsinnigen Betrachtungen steht das berühmte Höhlengleichnis von Platon. Dessen Rezeptionen, genauer seine „Umsetzungen“ und „Gegenbesetzungen“ in der Philosophie- und Kulturgeschichte werden von Blumenberg in seinem Reflexionen differenziert beleuchtet, zum Beispiel bei Averroes, Petrarca, Francis Bacon, Leibniz, La Mettrie, Voltaire, Brockes, Schopenhauer, Kierkegaard, Nietzsche, Sigmund Freud und Wittgenstein. Blumenberg gelingt es in seiner phänomenologischen Arbeit überzeugend die Wirkungsmächtigkeit von Platons Gleichnis in der Ideengeschichte aufzuzeigen. Philosophielehrkräfte werden durch die „Höhlenausgänge“ motiviert, sich in ihrem Unterricht mit dem Œuvre Blumenbergs problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Hans Blumenbergs Hauptwerk „Höhlenausgänge“ ermöglicht Philosophieinteressierten einen sehr guten Ein- und Zugang in die Denkbewegungen des Philosophen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Hans Blumenberg
Höhlenausgänge
Blumenbergs Höhlenausgänge haben ihre Stelle im Entwurf einer Theorie der Unbegrifflichkeit, die sich mit der Identifizierung von Philosophie und Abstraktion nicht abfinden lassen will. Dabei ist weder an eine Gegenwelt noch an eine Unterwelt zur Rationalität zu denken: Die Arroganz des Begriffs gegenüber der Anschauung, der Deduktion gegenüber der Beschreibung wird auf ihr Maß »reduziert«, das im Anlehnungsbedürfnis aller theoretischen Begrifflichkeit an imaginative - mythische, metaphorische, narrative - Orientierungen besteht.
Inhaltsverzeichnis
Erster Teil
Die Höhlen des Lebens 9
I Erinnerung an den Anfang 11
II Das Überleben der Ubergänge 20
III Die Höhlengeburt der Phantasie 29
IV Göttergeburten in Höhlen 39
V Zufluchten aus der Sichtbarkeit 5 5
VI Austreibungen des Lebens aus seinen Erfolgen 64
VII Die Stadt als Höhle 76
Zweiter Teil
Die Höhle inmitten des Staates 83
I Die Gerechtigkeit und der Tod 95
II Das Paradox des im Mythos ausgeschlossenen
Mythos 109
III Wie die Philosophen erstmals für den Staat
unentbehrlich werden 122
IV Gegenseitige Erhellung zweier Mythen 138
V Lehrbarkeit und Beiehrbarkeit 145
VI Phänomenologische Reduktion der Schatten 163
VII Der kosmische Hintergrund der politischen
Qualifikation 170
Dritter Teil
Umbesetzungen 183
I Nicht zu wissen, was eine Höhle ist 185
II Erfüllte Höhlenträume 193
III Leibgefängnis und Weltkerker 207
IV Der Höhlenquell des fehlenden Elements 235
V Weltzeit ohne Himmelsanblick 243
VI Bergeshöhe und Höhlentiefe 261
VII Spurenverwischung am Höhleneingang 277
VIII Die Idole 285
Vierter Teil
Gegenbesetzungen 301
I Geschichtsvorschau 305
II Menschenversuch 311
III Leugnung der Höhle aus dem Geist der Stoa 354
IV Der Prototyp des Erziehbaren 360
V Nach der Statue die Maschine 379
VI Die leibhaftig auftretende Versuchsperson 396
Fünfter Teil
Die Höhlen der Vernunft 413
I Gehäuse der Reflexion 415
II Die Automatenwerkstatt 427
III Die Inselhöhle 450
IV Aus der Traumhöhle ins Labyrinth 465
V Die Optik der Blindgeborenen 491
VI Die Höhlen der Aufklärung 508
VII Deutsche Höhlen 528
Sechster Teil
Fuchsbauten 555
I Besichtigungen 557
II Ein Staat ohne Höhlenausgang 570
III Kierkegaards Fuchsbau der unendlichen Reflexion 593
IV Der Kerker des Willens 599
V Die verkehrte Unterwelt 613
VI Der Wühler unter dem Boden 637
VII Vor Realschulmännern 654
Siebenter Teil
Andere
doch keine letzten Gefangenschaften 663
I Innen wie außen, außen wie innen 66 j
II Seelentiefenhöhlen 684
III Schachtelraumkonstrukt und Panoptikum 700
IV Rezeptionsfälle und -Unfälle 719
V Eine wissenschaftskritische Umdeutung 741
VI Im Fliegenglas 752
VII Höhlenflucht und Höhlenzuflucht 793
VIII Vorgaben für einen letzten Höhlenentwurf 808
Ein anderer Mythos 819
Namenregister 821