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Quellen. Ströme. Eisberge
Quellen. Ströme. Eisberge




Hans Blumenberg

Suhrkamp
EAN: 9783518224694 (ISBN: 3-518-22469-7)
303 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Mai, 2012

EUR 21,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Man kann nicht zweimal in denselben Fluß steigen, aber man kehrt an dasselbe Ufer zurück, und dies sogar dann, wenn man sich im Fluß, um mit ihm als demselben wenigstens für eine Zeit eins zu bleiben, hat treiben lassen.
Rezension
„Zurück zu den Quellen!“, „Bewusstseinsstrom“, „Das ist nur die Spitze des Eisberges.“ Alle diese Redewendungen verbindet der Gebrauch von Wassermetaphern, nämlich Quellen, Ströme und Eisberge. An einem Band zu ihnen arbeitete Hans Blumenberg (1920-1996) von 1978 bis zu seinem Tode. Sein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass des Philosophen, verzeichnet dort unter dem Obertitel „Beobachtungen an Metaphern“, haben 2012 Ulrich von Bülow, Leiter der Abteilung Archiv im Deutschen Literaturarchiv in Marbach, und seine Mitarbeiterin Dorit Krusche herausgegeben unter dem Titel „Quellen, Ströme, Eisberge“. Ergänzt um weitere Texte zu den drei obigen Metaphern erschien das Buch in der Bibliothek Suhrkamp. Der Münsteraner Philosophieprofessor beschreibt und analysiert dort die Verwendungsweise der Wassermetaphern insbesondere bei dem Historiker Johann Gustav Droysen, dem Dichter Johann Wolfgang von Goethe sowie den Philosophen Arthur Schopenhauer, Sigmund Freud, Edmund Husserl und Martin Heidegger. Außerdem rekurriert Blumenberg auf Zeitungsartikel, Zeitschriftenbeiträge und Werbetexte. Mehr als 30 Abbildungen von diesen und von Blumenbergs Lektürenotizen auf Karteikarten finden sich ebenfalls in dem Buch als Reproduktionen.
Der Band zu den Wassermetaphern reiht sich ein in eine Reihe von Schriften Blumenbergs zur Metaphorologie, an denen er seit Ende der 1950er Jahren arbeitete: von „Paradigmen zu einer Metaphorologie“(1960), „Schiffbruch mit Zuschauer“(1979), „Die Lesbarkeit der Welt“(1981) über „Höhlenausgänge“(1989), „Ästhetische und metaphorologische Schriften“(2001), „Theorie der Unbegrifflichkeit“(2007) bis hin zum Schlussstein der Metaphorologie „Die nackte Wahrheit“(2019). Als Hauptthema des Blumenberg`schen Gesamtwerks lässt sich die Auseinandersetzung des neuzeitlichen Menschen mit der von Sinnverlusten geprägten Welt identifizieren. Metaphern bieten dem Philosophen nach eine „unbegriffliche“ Möglichkeit von Subjekten mit ihrer „unweltlichen“ Stellung im Kosmos umzugehen.
Philosophie-Lehrkräfte werden durch den Band „Quellen, Ströme, Eisberge“ motiviert, sich in ihrem Unterricht mit der Metaphorologie Blumenbergs auseinanderzusetzen. Sie können beispielsweise mit Schüler:innen philosophieren über unterschiedliche Metaphern. Deutsch-Lehrkräfte werden die Beiträge Blumenbergs zu den drei Wassermetaphern ebenfalls mit Gewinn lesen.
Fazit: Der Nachlassband „Quellen, Ströme, Eisberge“ ermöglicht allen Philosophieinteressierten einen sehr guten Zugang zur Metaphorologie Hans Blumenbergs.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Hans Blumenberg
Quellen, Ströme, Eisberge
Beobachtungen an Metaphern
Herausgegeben von Ulrich von Bülow und Dorit Krusche. Mit zahlreichen Abbildungen
Um der übermächtigen Wirklichkeit zu entkommen, erfinden Menschen Bilder und Mythen, metaphysische und kulturelle Systeme, denn sie bieten Orientierung, auch wenn sich ihre »Wahrheit« kaum beweisen läßt. Von dieser Überlegung geleitet, interessierte sich der Philosoph Hans Blumenberg lebenslang für bestimmte Metaphern, die als »regulative Ideen« dem Denken einen Rahmen geben, ohne es ganz festzulegen. Metaphern, so war seine Überzeugung, bilden den Untergrund der Ideengeschichte.
Seit 1978 schwebte ihm ein eigenes Buch zu den drei »Wassermetaphern« Quellen, Ströme und Eisberge vor, denen er zentrale Bedeutung zumaß. Er sammelte umfangreiche Materialien und Belege in seinen Zettelkästen, und in seinem Nachlaß fand sich ein nahezu druckfertig ausgearbeiteter Text, der hier zum ersten Mal veröffentlicht wird. Anhand zahlreicher Beispiele – von den Vorsokratikern bis hin zu Werbetexten der Gegenwart – zeigt er anschaulich: Wasser ist, auch als Metapher, buchstäblich lebensnotwendig.
Inhaltsverzeichnis
Quellen 7
Paralipomena 78
»Der klassische Philologe ...« 78
»Die Metapher der Quelle ...« 81
»Narcissus erkennt...« 83
A n der Quelle der Farbenlehre 84
Abbildungen 1-11 93
Ströme 101
Paralipomena 169
»Der Strom ist eine Metapher ...« 169
Des Forschers Schwimmen mit dem Strom 174
»Zeit fließt nicht nur ...« 180
»Welche Aufschlußwerte ...« 181
Phänomenologie. Grenzen der Bewußtseinsstrommetapher
am Willensakt? 186
Husserl. Grundmetaphern der »Selbstanzeige«:
Wolke / Boden / Quellen / Strom 189
Phänomenologie. Palägyi. Innerhalb der fließenden Zeit
keine fließenden Intervalle für (punktuelle) geistige Akte 191
Phänomenologie. Palägyi. Intermittenz:
Bewußtsein als Strom macht Zeit unmöglich und wäre
die »Erscheinung an sich«!!! 192
»Anschauung und Anschaulichkeit...« 193
Abbildungen 12-19 195
Eisberge 203
Paralipomena 253
Der Eisberg des Fatalismus 253
Die Frage nach dem Erfinder 256
Der Eisberg im Hintergrund (Der Japanerberg) 258
»Hat schon Heinrich Himmler ...« 259
Roswin Finkenzeller 260
Abbildungen 20-31 263
Ulrich von Bülow/Dorit Krusche
Nachwort 271
Zur Edition 286
Quellenverzeichnis 293