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Blumenbergs Schreibweisen Methodische und kulturanalytische Perspektiven im Ausgang von Hans Blumenberg Wolfgang Müller-Funk / Matthias Schmidt (Hg.)
Blumenbergs Schreibweisen
Methodische und kulturanalytische Perspektiven im Ausgang von Hans Blumenberg


Wolfgang Müller-Funk / Matthias Schmidt (Hg.)
Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826064586 (ISBN: 3-8260-6458-5)
180 Seiten, kartoniert, 16 x 24cm, April, 2019

EUR 29,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Blumenberg neu zu lesen bedeutet, den Zügen und Vorgehensweisen einer naarativen Philosophie nachzugehen. Es bedeudet aber auch, ihn in einen dialogischen Zusammenhang mit Diskursen zu bringen, die über jene hinausgehen, denen das Werk, das monumentale Projekt eines Einzelgängers, seine unmittelbaren Anstöße verdankt, die es in seiner Dimensionierung freilich schon beim Zeitpunkt des Entstehens überschritten hat.
Rezension
„Der absolute Autor schreibt an sämtlichen Werken, damit der ihm verfallene Leser sein Leben nichts anderes zu tun haben kann, als in diesen zu lesen.“(S. 41), heißt es in einem Text des Philosophen Hans Blumenberg (1920-1996), veröffentlicht in dem Band „Lebensthemen“(1998). Von dem Münsteraner Philosophieprofessor stammen bekannte Werke wie „Paradigmen zu einer Metaphorologie“(1960), „Die Legitimität der Neuzeit“(1966), „Die Genesis der kopernikanischen Welt“(1975), „Arbeit am Mythos“(1979), „Lebenszeit und Weltzeit“(1986), „Matthäuspassion“(1988) oder „Höhlenausgänge“(1989). 1980 wurde dem Solitär in der deutschen Philosophie von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt sogar der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa verliehen. Auch wenn Blumenbergs Schriften beim ersten Lesen oftmals nicht leicht zugänglich sind, enthalten sie doch zahlreiche einprägsame, brillante, von Sprachgewandtheit zeugende Formulierungen. Man entdeckt in seinem Œuvre erhellende ideengeschichtliche Interpretationen, subtile Andeutungen, ironische Sprachspiele sowie en passant philosophische Erkenntnisse. Sein Modus des Philosophierens unterscheidet sich grundlegend von dem in der heutigen Philosophie dominierenden analytischen. Blumenberg bediente sich bei seinem phänomenologisch-narrativen Philosophieren besonderer Schreibweisen.
Diesen widmet sich der 2019 im Verlag Königshausen & Neumann publizierte Forschungsband „Blumenbergs Schreibweisen. Methodische und kulturanalytische Perspektiven im Ausgang von Hans Blumenberg“. Herausgegeben wird er von den Kulturwissenschaftlern Wolfgang Müller-Funk und Matthias Schmidt. Zwei zentrale Werke Blumenbergs, nämlich „Paradigmen zur Metaphorologie“ und „Arbeit am Mythos“, sowie „Anschlüsse“ an diese werden von Philosophen und Vertreter:innen der Literaturwissenschaft differenziert beleuchtet. Besondere Erwähnung verdienen zwei philosophische Beiträge des Buches: der von Oliver Müller über Blumenbergs phänomenologische Anthropologie und der von dem Blumenberg-Forscher Rüdiger Zill, welcher 2020 mit „Der absolute Leser“ eine exzellente Biographie zu Blumenberg vorgelegt hat. Lehrkräfte der Fächer Philosophie und Deutsch erhalten durch die vorliegenden Aufsätze fundiertes Fachwissen zu Blumenbergs Modus des Philosophierens.
Fazit: Der Forschungsband „Blumenbergs Schreibweisen“ unterstreicht erneut die Tiefsinnigkeit seines Denkens und lädt dazu ein, sich mit seinen philosophischen Schriften auseinanderzusetzen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Kurzinhalt: Anhand von zwei zentralen Schriften Hans Blumenbergs – den Paradigmen zu einer Metaphorologie (1960) und der Arbeit am Mythos (1979) – widmet sich der Band einer Relektüre der ausgefeilten gedanklichen wie sprachlichen Verfahrensweisen, die der Philosoph zumeist unkommentiert zum Einsatz bringt. Gefragt wird damit nicht nur nach den spezifischen Darstellungsmitteln der Texte und dem Verhältnis, das diese zu den verhandelten Themenkomplexen unterhalten, sondern auch, inwiefern deren reichhaltiges Arsenal an Denk- und Ausdrucksweisen gegenwärtig Anschlussmöglichkeiten für kulturanalytische Fragestellungen bereithält. Die Beiträge stammen von: Thomas Ballhausen, Eckhardt Köhn, Sebastian Lederle, Oliver Müller, Wolfgang Müller-Funk, Mauro Ponzi, Vahidin Preljevic, Matthias Schmidt, Tanja Veverka, Luca Viglialoro und Rüdiger Zill.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7
Matthias Schmidt & Wolfgang Müller-Funk
I. PARADIGMEN
Nackte Wahrheiten - Zur Metaphorologie der Theorie der
Unbegrifflichkeit bei Hans Blumenberg 15
Rüdiger Zill
Über ein »Ärgernis« der phänomenologischen Anthropologie.
Blumenbergs Umfiktionen am Beispiel des Sichtbarkeitstheorems 35
Oliver Müller
Der Gestus des Metaphorologen.
Zu einigen insinuierten Überschüssen der Paradigmen 49
Matthias Schmidt
II. ARBEIT AM MYTHOS
Was aber, wenn doch..? Close reading zu/mit Blumenbergs Arbeit am Mythos 61
Martin A. Hainz
»Keiner von den Großen«. Hans Blumenbergs »Faust« 73
Eckhardt Köhn
Den Zufall zähmen: Verfahrensweisen des Mythos als Sinn- und ordnungsstiftende Strategien 95
Tanja Veverka
III. ANSCHLÜSSE
Exkurs: Eine andere Mythologie der Moderne
Walter Benjamins »kopernikanische Wendung« 113
Mauro Ponzi
Aus der Distanz. Paradigmen einer Schreibanthropologie
bei Blumenberg und Nancy 125
Luca Viglialoro
Die Geografie des Lesers: Wie Hans Blumenberg das Ich vermisst 145
Georg Tscholl
»Bedeutsamkeit« Blumenbergs Kategorie auf Wanderschaft
zu einer kulturellen Theorie des Narrativen 155
Wolfgang Müller-Funk
Blumenberg liest Jünger.
Vorläufige Gedanken über lunare Verhältnisse 165
Thomas Ballhausen
Biografien 177