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Pietät und Weltbezug Universitätsphilosophie in Münster Reinold Schmücker / Johannes Müller-Salo (Hrsg.)
Pietät und Weltbezug
Universitätsphilosophie in Münster


Reinold Schmücker / Johannes Müller-Salo (Hrsg.)
Mentis Verlag
EAN: 9783957431134 (ISBN: 3-9574311-3-1)
228 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, September, 2020

EUR 39,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Philosophiert und Philosophie gelehrt wurde an der Universität Münster von Anfang an im Spannungsfeld von Pietät und Weltbezug. Ist es einerseits die Pietät gegenüber der christlichen, in Münster vor allem katholisch geprägten Religion, welche die Münsteraner Universitätsphilosophie prägen, dokumentiert deren Geschichte zugleich immer neue Facetten philosophischen Weltbezugs – und eine erstaunliche Offenheit für neue Impulse, wie sie im achtzehnten Jahrhundert von der kritischen Philosophie Kants, im neunzehmten Jahrhundert von der Hinwendung der philosophischen Psychologie zu empirischen Methoden und im zwanzigsten Jahrhundert von der formalen Logik, der analytischen Philosophie und der Erneuerung der praktischen Philosophie ausgegangen sind.

Dieser Band versammelt vier Studien zur Münsteraner Universitätsphilosophie: einen Überblick über deren wechselvolle Geschichte von der Aufnahme des Vorlesungsbetriebs im Jahr 1773 bis zur Ausgliederung der Naturwissenschaften aus der Philosophischen Fakultät 1948 und zu den drei Philosophen, die Münsters Universitätsphilosophie im zwanzigsten Jahrhundert nachhaltig geprägt haben: Heinrich Scholz, Joachim Ritter und Hans Blumenberg. Die Beiträge stammen von: Johannes Müller-Salo und Reinold Schmücker sowie von Niko Strobach, Margarita Kranz und Birgit Recki.

Reinold Schmücker ist Professor für Philosophie an der Westfälischen Wilhelm-Universität Münster.

Johannes Müller-Salo ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Leibniz Universität Hannover.
Rezension
Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster gehört zu den Hochschulen in der Bundesrepublik, an der einige der heutigen Philosophieprofessor*innen studierten und promoviert oder habilitiert wurden. Eine Universitätsphilosophie ist in der Hauptstadt des Münsterlands bereits seit 1773 nachweisbar. Die Philosophie wurde dort vertreten u.a. von den Professoren: Erich Adickes (1866-1928), Ernst Meumann (1862-1915) - dem Begründer experimenteller Erziehungswissenschaft -, Max Ettlinger (1877-1929), dem Logistiker Heinrich Scholz (1884-1956), Joachim Ritter (1903-1974), Josef Pieper (1904-1997) und Hans Blumenberg (1920-1996). Dabei zählen Ritter, bekannt als Herausgeber des „Historischen Wörterbuchs der Philosophie“ und Begründer der „Ritter-Schule“, sowie Blumenberg, bekannt durch seine voluminösen Bücher „Die Legitimität der Neuzeit“(1966), „Die Genesis der kopernikanischen Welt“(1975), „Arbeit am Mythos“(1979) oder „Lebenszeit und Weltzeit“(1986), zu den wirkungsmächtigsten der Münsteraner Philosophen in der ‚alten‘ Bundesrepublik. Bisher fehlte ein Überblickswerk zur Geschichte der Münsteraner Universitätsphilosophie.
Dieses liegt nun mit dem Band „Pietät und Weltbezug. Universitätsphilosophie in Münster“ vor, erschienen 2020 im mentis Verlag, einem Imprint der Brill-Gruppe. Herausgegeben wird das Werk von Reinold Schmücker (*1964), Professor für Philosophie an der Universität Münster, und Johannes Müller-Salo, Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Philosophie an der Universität Hannover. Es enthält vier Studien: einen fundierten, primär biographischen Abriss zur Universitätsphilosophie von 1773 bis 1948, eine gelungene Dokumentation zu dem Gottlob Frege-Entdecker Scholz in Form eines realen Interviews, sowie zwei auf Vorträge basierende aufschlussreiche Porträts zu Ritter und Blumenberg aus dem Jahre 2014. Angesichts der Tatsache, dass Josef Pieper von 1950 bis 1972 an der Universität Münster als Professor für Philosophie lehrte und nach seiner Emeritierung bis 1996 noch Vorlesungen dort hielt, hätte auch er eine Würdigung in dem Band verdient.
Hans Blumenberg hingegen, der an der Universität Münster von 1970 bis 1985 als ordentlicher Professor wirkte, zog sich unmittelbar nach seiner letzten Vorlesung in seine „Höhle“ in Altenberge zurück, um dort bis zum seinem Tode noch zahlreiche philosophische Bücher zu verfassen, von denen einige erst postum veröffentlicht wurden. Gegenwärtig lässt sich in den Geistes- und Kulturwissenschaften von einer „Blumenberg-Renaissance“ sprechen, die sich nicht nur in den Publikationen anlässlich seines 100. Geburtstags offenbarte. Eine hervorragende Einführung in das tiefsinniges Œuvre des Ideenhistorikers und Phänomenologen erhält man durch die Lektüre des Beitrags „Arbeit am Menschen“ von der Hamburger Philosophieprofessorin und Ernst Cassirer-Forscherin, Birgit Recki. Lehrkräfte der Fächer Philosophie - nicht nur im Münsterland sowie nicht nur ehemalige Philosophie-Studierende der dortigen Universität - lädt der Band dazu ein, sich mit ausgewählten Schriften Münsteraner Philosophen im schulischen Philosophie- und Ethikunterricht problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Das Buch „Pietät und Weltbezug. Universitätsphilosophie in Münster“ leistet einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Gedächtnis einer der wichtigsten deutschsprachigen akademischen Bildungsstätten für Philosophie.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Pietät und Weltbezug
Universitätsphilosophie in Münster
HerausgeberInnen: Reinold Schmücker und Johannes Müller-Salo
BeiträgerInnen: Niko Strobach, Margarita Kranz, und Birgit Recki
Philosophiert und Philosophie gelehrt wurde an der Universität Münster von Anfang an im Spannungsfeld von Pietät und Weltbezug. Sind es einerseits die Pietät gegenüber der christlichen, in Münster vor allem katholisch geprägten Religion und der Respekt vor der Geschichtlichkeit des menschlichen Denkens wie der menschlichen Existenz überhaupt, die die Münsteraner Universitätsphilosophie prägen, dokumentiert deren Geschichte zugleich immer neue Facetten philosophischen Weltbezugs – und eine erstaunliche Offenheit für neue Impulse, wie sie beispielsweise im zwanzigsten Jahrhundert von der formalen Logik, der analytischen Philosophie und der Erneuerung der praktischen Philosophie ausgegangen sind. Aus Anlass der Eröffnung des neuen Philosophikums der Universität Münster versammelt dieser Band Studien zur Geschichte der Münsterschen Universitätsphilosophie von der Universitätsgründung 1780 bis zur Ausgliederung der Naturwissenschaften aus der Philosophischen Fakultät 1948 und zu den drei Philosophen, die Münsters Universitätsphilosophie im zwanzigsten Jahrhundert nachhaltig geprägt haben: Heinrich Scholz, Joachim Ritter und Hans Blumenberg. Die Beiträger: Margarita Kranz, Johannes Müller-Salo, Birgit Recki, Reinold Schmücker, Niko Strobach
Inhaltsverzeichnis
Philosophie am Domplatz. Zu diesem Buch 7
Reinold Schmücker und Johannes Müller-Salo
Pietät und Weltbezug
Universitätsphilosophie in Münster 1773 bis 1948 9
Niko Strobach
Heinrich Scholz
Eine Dokumentation 125
Margarita Kranz
Joachim Ritter in Münster 159
Birgit Recki
Arbeit am Menschen
Hans Blumenberg in Münster 189
Abbildungsnachweise 218
Personenregister 220