„Die Legitimität der Neuzeit“(1966), „Die Genesis der kopernikanischen Welt“(1975), „Arbeit am Mythos“(1979), „Die Lesbarkeit der Welt“(1981), „Lebenszeit und Weltzeit“(1986) und „Höhlenausgänge“(1989). Durch diese voluminösen Bücher erlangte der Philosoph Hans Blumenberg (1920-1996) auch in der Öffentlichkeit Bekanntheit. Das Œuvre des von 1970 bis 1985 an der Universität Münster wirkenden Philosophieprofessors umfasst neben Monographien auch zahlreiche Aufsätze und Artikel für Tageszeitungen. Außerdem liegen in seinem Nachlass im Deutschen Literaturarchiv Marbach u.a. 10.000 Typoscriptseiten. Als Hauptthema des Blumenberg`schen Gesamtwerks lässt sich die Auseinandersetzung des neuzeitlichen Menschen mit der von Sinnverlusten geprägten Welt identifizieren. Ausgehend von tiefschürfenden geistes- und wissenschaftsgeschichtlichen Studien elaboriert der Philosoph eine Phänomenologie der Weltstellung des modernen Menschen.
Anlässlich des 100. Geburtstags von Blumenberg gab es 2019 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, an welcher der Philosoph promovierte, habilitierte und lehrte, eine Ringvorlesung, deren Beiträge in gedruckter Form in dem Band „Theoretische Neugierde. Horizonte Hans Blumenbergs“ vorliegen. Erschienen ist dieser als zweites Beiheft der renommierten „Allgemeinen Zeitschrift für Philosophie“ im frommann-holzboog Verlag e.K. Herausgeber:innen des Bandes sind Wissenschaftler:innen der Kieler Universität: Christine Blättler, Professorin für Philosophie, Ralf Köhne, wissenschaftlicher Mitarbeiter für Philosophie, und Angelika Messner, Professorin für China Studies. Das Buch enthält 16 Beiträge von Blumenberg-Expert:innen, u.a. von Anselm Haverkamp, der Werke des Philosophien zur Metaphorologie herausgab, von Oliver Müller, welcher seine Dissertation über die Phänomenologische Anthropologie Blumenbergs verfasste, von Birgit Recki, die selbst bei Blumenburg studierte und promovierte, und von Rüdiger Zill, Verfasser der exzellenten Blumenberg-Biographie „Der absolute Leser“(2020) und Herausgeber von gedruckten und ungedruckten Schriften Blumenbergs. Ihm ist auch die im Band abgedruckte Edition des Blumenberg-Manuskripts „Ethische Grundhaltungen“ zu verdanken, welches von ihm in seinem Beitrag „Ethik als Selbstbestimmung“ gekonnt kommentiert wird.
Die im AZP-Beiheft versammelten Texte wecken bei Leser:innen Neugierde - für Blumenbergs zentrales Element der Neuzeit -, sich mit bestimmten Aspekten des umfangreichen philosophischen Œuvre zu beschäftigen. Insbesondere die Texte zur Blumenberg-Rezeption in Israel, China und Japan eröffnen neue Horizonte der Forschung. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Deutsch erhalten durch das Buch fundiertes Fachwissen zu Blumenberg, sowie Anregungen zur Thematisierung seiner Metaphorologie, seiner Anthropologie und seiner ethischen Reflexionen im Unterricht.
Fazit: Der Sammelband „Theoretische Neugierde“ unterstreicht erneut die Vielseitigkeit des philosophischen Denkens Blumenbergs und lädt dazu ein, sich mit seinen tiefsinnigen Schriften auseinanderzusetzen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Theoretische Neugierde. Horizonte Hans Blumenbergs
Mit einem unveröffentlichten Manuskript von Blumenberg.
Herausgegeben von Christine Blättler, Ralf Köhne und Angelika C. Messner.
Mit Beiträgen von Christine Blättler, Hans Blumenberg, Cornelius Borck, Petra Gehring, Anselm Haverkamp, Pini Ifergan, Ralf Köhne, Ralf Konersmann, Tianjue Li, Angelika C. Messner, Oliver Müller, Birgit Recki, Kazunobu Shimoda und Rüdiger Zill.
Anlässlich des 100. Geburtstags von Hans Blumenberg (1920–1996) lassen sich Wissenschaftler*innen aus Philosophie, Literaturwissenschaft und Wissenschaftsgeschichte von dessen berühmt gewordenem Topos aus der ›Legitimität der Neuzeit‹ inspirieren. Gegen den Illegitimitätsverdacht neuzeitlicher Wissenschaft und Technik stellte Blumenberg historische Bewegungen der theoretischen Neugierde und der damit verbundenen Fragen heraus, die weiterhin das Nachdenken anregen. Indem die im vorliegenden Band versammelten Beiträge diesen Impuls aufnehmen, leuchten sie Horizonte Blumenbergs aus und werfen einen neuen Blick auf die vergangenen und zukünftigen Wirklichkeiten.

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