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Die Lesbarkeit der Welt
Die Lesbarkeit der Welt




Hans Blumenberg

Suhrkamp
EAN: 9783518281925 (ISBN: 3-518-28192-5)
432 Seiten, kartoniert, 11 x 18cm, Juli, 2020

EUR 20,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Siehe Werbetext.
Rezension
„Die Lesbarkeit der Welt“(1981) zählt neben den umfangreichen Büchern „Die Legitimität der Neuzeit“(1966), „Die Genesis der kopernikanischen Welt“(1975), „Arbeit am Mythos“(1979), „Lebenszeit und Weltzeit“(1986) und „Höhlenausgänge“(1989) zu den Hauptwerken des Philosophen Hans Blumenberg (1920-1996). Als Hauptthema seines Œuvres lässt sich die Auseinandersetzung des neuzeitlichen Menschen mit der von Sinnverlusten geprägten Welt identifizieren. Ausgehend von tiefschürfenden geistes- und wissenschaftsgeschichtlichen Studien elaboriert Blumenberg eine Phänomenologie der Weltstellung des modernen Menschen. Dessen Empfänglichkeit für Geschichten, seine Angewiesenheit auf symbolische, mythische und religiöse Deutungssysteme, sowie seinen Rückgriff auf Technik im „Absolutismus der Wirklichkeit“, um in dem sinnfreien Kosmos Weltbehagen, Sicherheit und Geborgenheit zu erreichen, ist der Gegenstand von Blumenbergs Schriften.
Dazu dient(e) dem Mensch dem Philosophen zufolge insbesondere auch die Metapher, dass die Welt ein lesbares Buch sei. Ihre ideengeschichtliche Entwicklung von den Ursprüngen im Christentum bis zur Gegenwart, insbesondere ihre Transformationen legt er in seinem Buch „Die Lesbarkeit der Welt“ differenziert dar. Zum 100. Geburtstags des Denkers erschien dieses im Suhrkamp Verlag in elfter Auflage. Es ist nach „Schiffbruch mit Zuschauer“(1979) das zweite Buch, in dem Blumenberg die von ihm entwickelte Metaphorologie anhand der historischen Verwendung einer wirkungsmächtigen Metapher aufzeigt.
Auf seiner Reise durch die Rezeptionsgeschichte der Weltbuchmetapher gibt er fundierte Antworten u.a. auf folgende Fragen: Warum lässt sich diese Metapher nicht in der griechischen Antike nachweisen? Welche Rolle spielt(e) die Weltbuchmetapher im Christentum? Was meinte man in der Frühen Neuzeit mit dem Bild „im Buch der Natur“ lesen? Wann wurde das in der Sprache der Mathematik geschriebene Weltbuch zu einem „leeren Buch“? Welche Kritik brachte die Romantik gegen ein szientifisches Weltbild vor? Wird die Weltbuchmetapher auch noch in der Psychoanalyse und der Molekularbiologie rezipiert?
„Die Lesbarkeit der Welt“ ist zugleich eine Monographie zur Philosophie, genauer Phänomenologie des Buches. So legt Blumenberg in ihr die philosophische Bedeutung des Mediums dar: „Die Kraft, Disparates, weit Auseinanderliegendes, Widerstrebendes, Fremdes und Vertrautes am Ende als Einheit zu begreifen oder zumindest als einheitlich zu begriffen vorzugeben, ist dem Buch, woran auch immer es sie exekutiert, wesentlich.“(S. 17f.) Blumenbergs Ausführungen enthalten eine Vielzahl tiefsinniger Reflexionen und Erkenntnisse, zudem demonstrieren sie die Fruchtbarkeit phänomenologischen Philosophierens. Philosophie- und Deutschlehrkräfte werden durch das Buch „Die Lesbarkeit der Welt“ motiviert, sich in ihrem Unterricht mit welterschließenden Metaphern problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Der Band „Die Lesbarkeit der Welt“ ermöglicht Philosophieinteressierten einen sehr guten Zugang zur Philosophie und insbesondere zur Metaphorologie Hans Blumenbergs. Außerdem verdeutlicht das Werk mit seiner ‚Buchphilosophie‘ die existenzielle Bedeutung von Büchern.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Hans Blumenberg
Die Lesbarkeit der Welt
Mit ›Die Lesbarkeit der Welt‹ hat Hans Blumenberg nach ›Schiffbruch mit Zuschauer‹ ein weiteres ausgearbeitetes Stück seiner ›Metaphorologie‹ vorgelegt und damit einen weiteren Baustein zu einer Theorie der Unbegrifflichkeit geliefert, auf die er im Schlußteil von ›Schiffbruch mit Zuschauer‹ einen Ausblick gegeben hat.
Inhaltsverzeichnis
I Eine Metapher für das Ganze der Erfahrbarkeit 9
II Bücherwelt und Weltbuch 17
III Der Himmel als Buch, das Buch im Himmel 22
IV Buchstabengleichnisse 36
V Aufkommen und Verzögerung
des zweiten der beiden Bücher 47
VI Der illiterate Laie als Leser des Weltbuches 5 8
VII Gottes Bücher stimmen überein 68
VIII Asymmetrien der Lesbarkeit 86
IX Verschlüsselung und Entzifferung
der Menschen weit 108
X Weltchronik oder Weltformel 121
XI Eine Robinson-Welt gegen die Newton-Welt 150
X II Tendenzen bei Annäherung
an das neunzehnte Jahrhundert 162
XIII Das Hamburger Buch der Natur
und sein Königsberger Reflex 180
XIV Zeichen an Stirnen, Zeichen am Himmel 199
XV »Wie lesbar mir das Buch der Natur wird ...« 214
XVI »Die Welt muß romantisirt werden« 233
XVII Die Idee des absoluten Buches 267
XVIII Ein Buch von der Natur
wie ein Buch der Natur 281
XIX Das leere Weltbuch 300
XX Vorbereitung auf die Traumdeutung 325
XXI Die Lesbarmachung der Träume 337
XXII Der genetische Code und seine Leser 372
Namenregister 411