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Historisches und kritisches Wörterbuch. Eine Auswahl
Dictionnaire historique et critique
Übersetzt und herausgegeben von Günter Gawlik und Lothar Kreimendahl
Erstausgabe: 2 Bde. 1695/96
Pierre Bayle
Meiner Hamburg
EAN: 9783787316199 (ISBN: 3-7873-1619-1)
803 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 20cm, 2003
EUR 68,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Das 1697 in erster Auflage erschienene Dictionnaire historique et critique von Pierre Bayle ist als die »Bibel der Aufklärung« bezeichnet worden, oder, in den Worten Wilhelm Diltheys, als ihre »Rüstkammer«. Seine immense Bedeutung für das ausgehende 17. und das darauffolgende »Jahrhundert der Aufklärung« ist immer wieder auch von prominenter Seite bezeugt worden.
Die Attraktion, die Bayles Wörterbuch auf die zeitgenössischen Leser ausübte, beruht in erster Linie auf dem skeptischen Geist, der das ganze Werk durchzieht. Bayle unterzieht Philosophie und Theologie, aber auch alle anderen Disziplinen hinsichtlich ihrer Methoden, Gegenstände und Ergebnisse einer kritischen Revision. Dieser aus dem Wörterbuch sprechende Geist einer nüchternen Rationalität traf das Lebensgefühl des 18. Jahrhunderts, das sich nach Kants Worten nur dem verpflichtet fühlte, was vor dem »Richterstuhl der Vernunft« legitimiert worden war.
Aus den mehr als 2000 Artikeln des Wörterbuchs sind die philosophisch bedeutendsten Artikel (gut 30 an der Zahl) ausgewählt und übersetzt worden.
Rezension
Die "Philosophische Bibliothek" des Felix Meiner Verlags aus Hamburg bietet Primärtexte für das Studium - und so werden bedeutende Werke der Philosophie in Neuausgaben und Reprints zu erschwinglichem Preis verlegt. Pierre Bayles (1647-1706) "Dictionnaire historique et critique" (2 Bde. 1695/96) gehört als "Bibel der Aufklärung" unbedingt dazu: der zwischen Calvinismus und Katholizismus schwankende Frühaufklärer bietet eine durchgängig rationale und liberale Haltung (nicht nur in Konfessions- und Glaubensfragen) und wurde schon von Zeitgenossen als Deist bzw. Atheist betrachtet. Bayle beschränkt sich in seinem bahnbrechenden Wörterbuch nicht auf die Bestandsaufnahme zeitgenössischen Wissens über historische Personen, sondern versucht eine kritische Sichtung von Wissen überhaupt. Die Artikel sind kurz, aber Bayle fügt lange Fußnoten an, in denen Quellen und Autoritäten zitiert werden, die sich z.T. bewußt widersprechen, wodurch der Leser zur kritischen Auseinandersetzung und zum eigenen Urteil gezwungen wird. Das Lexikon erlebte allein bis 1760 mehr als 10 Auflagen.
Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das 1697 in erster Auflage erschienene "Dictionnaire historique et critique" von Pierre Bayle ist als die "Bibel der Aufklärung" bezeichnet worden. Seine immense Bedeutung für das ausgehende 17. und das darauffolgende "Jahrhundert der Aufklärung" ist immer wieder auch von prominenter Seite bezeugt worden.
Dieses für die europäische Aufklärung und Ideengeschichte zentrale Werk, das 1740 bereits in 8. Auflage in vier voluminösen Foliobänden vorlag, führte in der deutschen Aufklärungsforschung ein Schattendasein. Das lag in erster Linie daran, daß bislang keine erschwingliche Ausgabe auf dem Buchmarkt greifbar war. Die Attraktion, die Bayles Wörterbuch auf die zeitgenössischen Leser ausübte, beruht in erster Linie auf dem skeptischen Geist, der das ganze Werk durchzieht. Bayle unterzieht Philosophie und Theologie, aber auch alle anderen Disziplinen hinsichtlich ihrer Methoden, Gegenstände und Ergebnisse einer kritischen Revision. Dieser aus dem Wörterbuch sprechende Geist einer nüchternen Rationalität traf den Geist und das Lebensgefühl des 18. Jahrhunderts, das sich nach Kants Worten nur dem verpflichtet fühlte, was vor dem "Richterstuhl der Vernunft" legitimiert worden war.
Bayle steht am Anfang dieser Entwicklung und pocht unbeirrbar auf die Rechte der Vernunft, die sich für ihn in einer vorurteilsfreien Prüfung des überlieferten Wissenstandes manifestieren. Ein Resultat dieses Ansatzes ist die Forderung von Toleranz. Aus den mehr als 2000 Artikeln des Wörterbuchs sind die philosophisch bedeutendsten Artikel (gut 30 an der Zahl) ausgewählt und übersetzt worden. Dabei ist das Wort "philosophisch" in einem weiteren Sinne zu verstehen als heute üblich. Bayle faßt darunter den Gesamtbereich des rationalen Wissens.
Deshalb fällt dieses Wörterbuch nicht, wie der Titel nahelegen könnte, bloß in den Bereich der Geschichte oder der Philosophie im engeren Sinne, sondern umfaßt die heute sogenannten Geisteswissenschaften in toto. Bayles Wörterbuch ist somit unserem heutigen Sprachgebrauch nach interdisziplinär angelegt und auch für die geisteswissenschaftlichen Fächer neben Philosophie und Geschichte von immenser Bedeutung.
Pressestimmen:
"Dass nun die wichtigen Artikel seines Wörterbuchs in neuer Übersetzung und einer klugen Auswahl vorliegen, ist ein Ereignis für die Aufklärungsforschung."
Aus einem Brief von Prof. Dr. Gerhard Sauder
"Die sorgfältig übersetzte und gründlich kommentierte Auswahl von Bayles Dictionnaire will den direkten Vergleich mit dem Problemstand der großen zeitgenössischen Systembauer ermöglichen. Sie stellen sich damit in die Tradition eines Voltaire oder Friedrich II., die mit ihren Taschenausgaben das gleiche wollten. Man schmälert ihr Lob nicht, wenn man darauf hinweist, daß Auswahl und Kürzung die Individualität des philosophischen Schriftstellers Bayle sehr zurücknehmen müssen. Dagegen hilft nur die Lektüre des Originals, die dem Leser durch Sprache und Stil viel abverlangt. Die jetzt vorliegende Auswahl ist deshalb eine ausgezeichnete Vorschule für künftige Bayle-Leser und der seit langem in Deutschland ausgebliebene Hinweis auf die überragende Bedeutung dieses Autors."
Frankfurter Allgemeine Zeitung am 7. Mai 2003
"Und in der Tat findet man (heute kaum noch anstößige) sexualisierte Anekdoten, die Bayle - wie andere Anekdoten auch - in seine Darstellung eingebaut hat. Nach Auskunft der Herausgeber dienten sie der Unterhaltung und sollten den Absatz des aufklärerischen 'Wörterbuches' steigern (S. XXII). Beides ist auch dem Leser der deutschen Auswahlübersetzung (nicht nur wegen der Anekdoten) sowie Verlag und Herausgebern für eine vorzüglich gearbeitete Studienausgabe zu wünschen."
Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 6/2004
"[…] auch der Bestseller der Frühaufklärung, Bayles mehrbändiges, immer wieder erweitertes und nach seinem Tod unentwegt neu aufgelegtes 'Dictionnaire historique et critique' enthält die bis heute komplexeste Theorie der Toleranz."
Otto Kallscheuer (DIE ZEIT)
"Das Werk ist unvergleichlich: Hier trägt ein Mensch das Wissen seiner Zeit in pointierten Darstellungen zusammen."
Rainer Forst (DIE ZEIT)
"Die Herausgeber haben ihr Ziel, eine im akademischen Unterricht brauchbare Auswahl zuverlässig übersetzter Artikel aus dem 'Dictionnaire' zu schaffen, erreicht. Ein repräsentatives Bild des Gesamtwerks zu geben, mussten sie notwendig verfehlen. Dafür wäre ein weniger philosophiegeschichtlich, eher (um einmal einen Begriff aus der Entstehungszeit zu benutzen:) 'curiös' interessierter Zugang notwendig gewesen. Nichtsdestoweniger gebührt den Herausgebern und dem Verlag der Verdienst, die Aufmerksamkeit wieder mit Nachdruck auf ein Hauptwerk der europäischen Frühaufklärung gelenkt zu haben."
www.literaturkritik.de
zur Reihe:
Philosophische Bibliothek
Primärtexte für das Studium
Philosophische Texte von der Antike bis zur Gegenwart sind Programm der Philosophischen Bibliothek. Jedes Jahr erscheinen in der "grünen Reihe" nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erarbeitete Studienausgaben für alle, die es ernst meinen mit der Philosophie.
Herausgegeben von führenden Vertretern des Faches, eingeleitet und kommentiert, im Original, in Übersetzung oder zweisprachig, stehen hier neben den Klassikern der Philosophiegeschichte auch weniger bekannte und bisher marginalisierte Texte, die es wiederzuentdecken gilt. Repräsentative Auswahl- und Gesamtausgaben sowie Studien- und Wörterbücher ergänzen das Programm. Gegenwärtig sind rund 350 Titel von etwa 120 Autoren aus den letzten 2400 Jahren lieferbar.
Die Philosophische Bibliothek (gegr. 1868) ist die älteste und umfangreichste Sammlung philosophischer Texte, betreibt aber keine museale Rückschau auf geistesgeschichtliche Antiquitäten. Jeder einzelne Band schlägt eine Brücke zwischen aktueller Forschung und philosophischem Studium. Sorgfältigste Edition, Erläuterungen, Register und Bibliographien zeichnen diese Reihe aus, die zum Markenzeichen kritischer Textpräsentation geworden ist.
Die Bände der Philosophischen Bibliothek werden im Offset-Druckverfahren hergestellt und erscheinen fast ausnahmslos in Fadenheftung: entweder als Broschur mit einem gerippten, zweifarbig bedruckten Kartonumschlag oder in einem extra für uns eingefärbten Imperial-Leinen-Einband mit Schutzumschlag, der wie bei der Broschur gerippt ist. Die Decke erhält eine Rückenprägung in Farbfolie sowie vorn eine Blindprägung. Das Format des Buchblocks beträgt einheitlich 12,2 cm x 19,0 cm.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort VII
Einleitung IX
Zur vorliegenden Ausgabe LVII
Bibliographie LXIX
Pierre Bayle
Historisches und kritisches Wörterbuch
ACINDYNUS l
BONFADIUS 5
BUNEL 12
CATIUS 21
CHRYSIPP 24
CHRYSIS 40
DAVID 42
DlKAIARCH 67
EPIKUR 81
HIPPARCHIA 108
JONAS 120
JUPITER 124
KONSTANZ 142
MÄCON 147
MAMMILLARIER 152
MANICHÄER 157
NICOLE 168
NIHUSIUS 180
PAULICIANER 189
PERROT 224
POMPONAZZI 233
PYRRHO 257
RIMINI 274
RORARIUS 280
RUFINUS 343
SOMMONA-CODOM 356
SPINOZA 367
TAKIDDIN 440
TURLUPINER 445
WEIDNER 449
XENOPHANES 453
ZABARELLA 498
ZENON VON ELEA 517
KLARSTELLUNGEN 567
ERSTE KLARSTELLUNG 571
ZWEITE KLARSTELLUNG 582
DRITTE KLARSTELLUNG 623
VIERTE KLARSTELLUNG 641
Namenregister 680
Sachregister 693
Weitere Titel aus der Reihe Philosophische Bibliothek |
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