lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Gedichtanalyse
Gedichtanalyse




Jochen Strobel

Erich Schmidt Verlag, Berlin
EAN: 9783503155996 (ISBN: 3-503-15599-6)
348 Seiten, paperback, 14 x 21cm, November, 2015

EUR 19,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Seit den Anfängen der deutschsprachigen Literatur im Mittelalter ist die Lyrik durchgängig präsent. Auch wenn man nicht an populäre Formen vom Kinderreim bis zum Poetry Slam denkt: Sie spricht bis heute einen großen Kreis von Leser/innen an, fast jeder kennt das eine oder andere Gedicht auswendig. Dennoch zweifeln Studierende der Literaturwissenschaft mitunter daran, dass eine methodisch reflektierte und intersubjektiv nachvollziehbare Gedichtanalyse überhaupt möglich sei. Hier schafft der Band Abhilfe, indem er Grundlagenwissen in komprimierter Form vermittelt und an erfolgreich umsetzbare Analysetechniken heranführen möchte.

Basierend auf kognitionswissenschaftlichen Prämissen, verbindet er theoretisch-begriffliche Fundierung mit Praxisnähe mittels einer Kapitel für Kapitel entwickelten Anleitung zu einem schrittweisen Vorgehen. Das auch als Nachschlagewerk nutzbare Lehrbuch bietet einen ersten Einblick in Fragen zu Medialität, Materialität/Edition, Metrik, Musikalität, Vers-, Strophen-, Gedichtformen, Rhetorik und Stilistik, Deixis, Wertung und emotionsbezogener Analyse.

Präsentiert und kommentiert werden deutschsprachige Gedichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, ergänzt durch einen historischen Abriss.

Der Band richtet sich sowohl an Studienanfänger/innen als auch an fortgeschrittene Studierende und Examenskandidat/innen aller literaturwissenschaftlichen Studiengänge bzw. der Germanistik, aber auch an interessierte Deutschlehrer/innen.
Rezension
Gedichte spielen im Deutschunterricht aller Altersstufen bis heute eine bedeutsame Rolle: vom Kinderreim über die Klassiker Goethe und Schiller bis hin zur Popliteratur und Poetry-Slam. Gleichwohl empfinden nicht wenige Schüler/innen Lyrik als sperrig und schwer verständlich. Und in der Tat: hier bedarf es vielfältiger Kenntnisse und Methoden, um Gedichte angemessen verstehen zu können. Darum bemüht sich die systematische Gedichtanalyse, wie sie sich z.B. in diesem Lehrbuch findet: die sprachlichen Besonderheiten, die metrischen Grundformen, verschiedene Gedichtformen, Bildlichkeit und Wirklichkeitsbezug, historischer Kontext, Reimschema, rhetorische Figuren etc. (vgl. Inhaltsverzeichnis). Präsentiert und kommentiert werden deutschsprachige Gedichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, ergänzt durch einen historischen Abriss.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
0. Wie man mit diesem Buch arbeiten kann 11

1. Einführung: Gedicht - Lyrik 17

1.1 Beispiel: Hugo Ball: Karawane 17
1.2 Definitionsversuche ‚Gedicht' 18
1.3 Kein Versuch einer eigenen Definition 25
1.4 Gattungsfragen: Lyrikbegriff, Gattungspoetik, Lyriktheorie 25
1.5 Beispiel: Grenzphänomene 26
Zusammenfassung 34

2. Poetik und Ästhetik des Gedichts: Normativität; Autonomie; Modernität; Konnotation; Mehrdeutigkeit 35

2.1 Gottfried Benn: Probleme der Lyrik 35
2.2 Von der Poetik des Gedichts zur Autonomie der Dichtung 39
2.3 Ästhetik des modernen Gedichts 41
2.4 Konnotation 44
2.5 Mehrdeutigkeit/Ambiguität 45
2.6 Beispiel: 116h Domacyna: Aufgebrochen 47
2.7 Beispiel: Robert Gernhardt: Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs 48
Zusammenfassung 50

3. Textualität - Materialität - Medialität 51

3.1 Das Gedicht als Text 51
3.2 Materialität 53
3.3 Gedicht und Edition 55
3.4 Beispiel: Friedrich Hölderlin: Der Adler/Reh 58
3.5 Textgrenzen und Textränder: Paratexte des Gedichts 69
3.6 Medialität und Intermedialität 73
3.7 Beispiel: Emblem 75
3.8 Multimedialität; Gedicht und Internet 79
Zusammenfassung 81

4. Syntagmatische Lektüre (Kognitive Semantik) 83
4.1 Lesen als Kognition 83
4.2 Fragen, die sich aus dem Gesagten für Gedichtlektüren ergeben 89
4.3 Beispiel: Ernst Jandl: heiß 91
4.4 Beispiel: Ingeborg Bachmann: Die gestundete Zeit 95
4.5 Beispiel: Gottfried Keller: Abendlied / Andreas Thalmayr/ Hans Magnus Enzensbergeri: Sehtest 100
4.6 Beispiel: Herta Müller: in der Werkstatt 101
Zusammenfassung 103

5. Metrik und Musikalität 104

5.1 Vom Reiz der Wiederholung 104
5.2 Gedicht - Musikalität - Empfindung 107
5.3 Regularien lyrischer Klangeffekte: Reim - Assonanz - Alliteration 109
5.4 Beispiel: Philipp von Zesen: An die lieb- und freundselige schöne Adelmund 111
5.5 Musikalische Lyrik/Lyrik und Musik 114
5.6 Rhythmus 116
5.7 Metrik 119
5.8 Metrische Modelle: antik - romanisch - germanisch 120
5.9 Beispiel: Clemens Brentano: Wie wird mir? Wer wollte wohl weinen? 122
Zusammenfassung 125

6. Versform - Strophenform - Gedichtform 127

6.1 Bauprinzipien der Lyrik: Vers - Strophe - Gedicht - Zyklus/ Gedichtband 127
6.2 Positionsäquivalenzen 129
6.3 Wichtige Versformen 133
6.3.1 Ein jambischer Vers: Der Alexandriner - und die Gedichtform Sonett 133
6.3.2 Freie Rhythmen/Freie Verse 137
6.3.3 Der Endecasillabo (Elfsilbler) 137
6.3.4 Der Romanzenvers 138
6.3.5 Hexameter und Pentameter 140
6.4 Ausgewählte Strophenformen 141
6.4.1 Die Kanzonenstrophe bzw. die (neunzeilige) Volksliedstrophe 141
6.4.2 Das Ghasel 143
6.4.3 Die asklepiadeische Odenstrophe 144
6.4.4 Die alkäische Odenstrophe 145
6.4.5 Die sapphische Odenstrophe 146
6.5 Einige Gedichtformen 146
6.5.1 Das Volkslied 146
6.5.2 Die Ballade 148
6.5.3 Die Glosse 149
6.5.4 Das Madrigal 151
6.5.5 Die Terzine 152
6.6 Semantisierungseffekte 153
6.7 Beispiel: Paul Fleming: An Sich 155
Zusammenfassung 159

7. Rhetorik und Stilistik I: Figuren 160

7.1 Rhetorik und Stilistik: Begriffe und Geschichte 160
7.2 Pathos und Parodie 163
7.3 Wort- und Satzfiguren 165
7.4 Beispiel: Andreas Gryphius: Trawrklage des verwüsteten
Deutschlandes 174
Zusammenfassung 177

8. Rhetorik und Stilistik II: Tropen 178

8.1 Bildliche Rede im Gedicht - Beispiel: Catharina Regina von Greiffenberg: Uber das unaussprechliche Heilige Geistes-Eingeben! 178
8.2 "Leben in Metaphern" (Lakoff) 179
8.3 Tropen: Magie und Literatur 181
8.4 Synekdoche - Metonymie - Metapher 189
8.5 Allegorie und Symbol 193
8.6 Semantisierungseffekte 194
8.7 Beispiel: Georg Trakl: Grodek 196
Zusammenfassung 200

9. Paradigmatische Lektüre (Merkmalssemantik) 202

9.1 Grundlagen und Kritik der Merkmalssemantik 202
9.2 Beispiel: Gottfried Benn: D-Zug 206
9.3 Beispiel: Johann Wolfgang Goethe: Erlkönig 209
9.4 Beispiel: Hugo von Hofmannsthal: Vorfrühling 212
9.5 Hans Magnus Enzensbergers Landsberger Poesieautomat 215
Zusammenfassung 217

10. Deixis: Sprechsituation; Raum- und Zeitmodellierung 218

10.1 Zur Organisation der Textwelt: Sprechinstanz und Zeigegestus 218
10.2 Das Ich, der Sprecher, die Figuren im Gedicht 219
10.3 Beispiel: Johann Wolfgang Goethe: Prometheus 222
10.4 Deixis; Raum- und Zeitmodellierung; Gedichtwelt 225
10.5 Beispiel: Johann Wolfgang Goethe: Prometheus (Fortsetzung) 229
10.6 Beispiel: Joseph von Eichendorff Frühlingsfahrt 230
10.7 Beispiel: Gottfried Keller: Ich hab' in kalten Wintertagen 233
Zusammenfassung 236

11. Gattungskontexte: Transgenerische Gedichtanalyse 237

11.1 Gattungen und transgenerische Textanalyse 237
11.2 Lyrik und Erzähltext 238
11.3 Narratologische Gedichtanalyse 239
11.4 Beispiel: Joseph von Eichendorff: Sehnsucht 241
11.5 Beispiel: Else Lasker-Schüler: Mein blaues Klavier 244
11.6 Lyrik und Drama 247
11.7 Beispiel: Theodor Fontane: John Maynard 251
Zusammenfassung 256

12. Referenz und Selbstreferentialität 257

12.1 Referenz 257
12.2 Gelegenheitsgedichte - Gesellschaftsdichtung: Casualpoesie 259
12.3 Selbstreferentialität - Poetologische Lyrik 264
12.4 Beispiel: Bertolt Brecht: Schlechte Zeitfür Lyrik 265
12.5 Beispiel: August Wilhelm Schlegel: Das Sonett 267
Zusammenfassung 268

13. Wertung von Gedichten 269

13.1 Wertungspraxen 269
13.2 Definition und Wertungsmaßstäbe 271
13.3 Beispiel: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Das Lied der Deutschen 272
13.4 Beispiel: Ulrich von Hutten: Ain new Lied 275
Zusammenfassung 280

14. Gedicht und Emotion 281

14.1 Begriffe und Grundlagen 281
14.2 Lyrik und Emotionalität - Analysemodell 282
14.3 Beispiel: Friedrich Gottlieb Klopstock: Der Zürchersee 285
14.4 Beispiel: Ulrike Draesner: hochzeitsreise, wolken grellorange 289
Zusammenfassung 293

15. Gedicht und Literaturwissenschaft 294

15.1 Gedichtanalyse in der Literaturwissenschaft 294
15.2 Hermeneutik und Gedichtinterpretation 296
15.3 Die biographische Falle. Beispiel: Paul Celan: Du liegst 298
Zusammenfassung 304

16. Von der Einzelbeobachtung zur Gedichtinterpretation 305

Beispiel: Ruth Klüger: Sand 305

17. Ein kurzer historischer Abriss der deutschsprachigen Lyrik 309

18. Checkliste Gedichtinterpretation 321

19. Anhang 323

19.1 Bibliographie 323
19.2 Personen- und Sachregister 337