lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Novelle Eine Einführung unter Mitarbeit von Simone Vrckovski

ESV basics
Novelle
Eine Einführung


unter Mitarbeit von Simone Vrckovski



ESV basics

Albert Meier

Erich Schmidt Verlag, Berlin
EAN: 9783503155248 (ISBN: 3-503-15524-4)
214 Seiten, paperback, 14 x 21cm, September, 2014

EUR 19,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dass unter der Rubrik 'Novelle' "gar vieles wunderliches Zeug kursiert" (J. W. Goethe), steht nach wie vor außer Frage. Was Novellen 'sind', kann daher allein im Nachvollzug ihrer Entwicklung erläutert werden: von den orientalischen Ursprüngen des literarisch anspruchsvollen Prosa-Erzählens über die poetische Kultivierung in Boccaccios 'Decameron' bis hin zum Rückgriff auf die romanische Tradition am Ende des 18. Jahrhunderts mit Goethes 'Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten', der Herausbildung eines Gattungsbewusstseins im Realismus des 19. Jahrhunderts und der 'Novellen'-Renaissance an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert. Albert Meiers Einführung in die Entwicklungslogik der Novellistik macht an repräsentativen Beispielen einsichtig, wie der novellistische Kunstanspruch jeweils eingelöst worden ist. Gerade weil es 'die Novelle' als Idealtyp nicht gibt, haben sich mit der Zeit doch verbindliche Merkmale herausgebildet: aufgrund der 'mittleren Länge' zumindest die Konzentration auf ein zentrales Ereignis, die Arbeit mit Symbolik und vor allem eine Rahmung, damit sich das Erzählen selbst kommentieren kann. Ihrer Abstraktheit wegen machen diese Gemeinsamkeiten eine immense Vielfalt ihrer je konkreten Realisierung möglich, und daher gehört auch die Variationsbreite zu den konstituierenden Eigenschaften der Novelle. Die Einführung macht die poetische Logik deutlich, der alle Novellistik seit jeher gehorcht.

Albert Meier, geboren 1952. Seit 1995 Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Zahlreiche Veröffentlichungen zu: Drama der Aufklärung, Poetik und Ästhetik der Klassik und Romantik, Romane der Nachkriegszeit, (Pop-)Literatur seit 1968, deutsch-italienische Literaturbeziehungen.
Rezension
Die Gattung "Novelle" meint literarisch anspruchsvolles Prosa-Erzählen von kürzerer bis mittlerer Länge mit straffer, überwiegend linearer Handlungsführung; sie läßt sich aber nur schwer definieren und eher ex negativo von anderen Textsorten abgrenzen; denn "gar vieles wunderliches Zeug kursiert" unter der Gattungsbezeichnung (J.W. Goethe), vgl. hier S. 9ff. Als Begründer der Novellentradition gilt Giovanni Boccaccio aufgrund des von ihm verfassten "Decamerone". Erzählt wird in der Regel ein einziges, oft einmaliges Ereignis (z.B. ein Normbruch): ein „seltsam, unerhörtes Ereignis“ (Goethe). Novellen sind in der Regel klar strukturiert, verfügen über eine geschlossene Form und besitzen ein Leitmotiv und Symbol sowie die Einbettung der Haupthandlung in eine Rahmenhandlung. Dieser Band bietet eine umfassende, verständliche Einführung in die Gattung Novelle.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
GRUNDLAGEN DER GERMANISTIK, Band 55
Herausgegeben von Christine Lubkoll, Ulrich Schmitz, Martina Wagner-Egelhaaf und Klaus-Peter Wegera
Inhaltsverzeichnis
„gar vieles wunderliches Zeug“ 9

1. Inwiefern es Novellen geben kann 11

2. Die Vorgeschichte 17


2.1 Orientalische Ursprünge 17
Panchatantra 17 – Tausendundeine Nacht 19

2.2 Romanische Muster 21
Novellino 22 – Giovanni Boccaccio: Decameron 24 – Cent nouvelles nouvelles 30 – Marguerite de Navarre: Heptameron 30 – Don Juan Manuel: El Conde Lucanor 32 – Miguel de Cervantes Saavedra: Novelas ejemplares 32

2.3 Frühes Novellieren in deutscher Sprache 35
Georg Philipp Harsdörffer: Grosse Schauplätze 37 – Philipp von Zesen: Adriatische Rosemund 38 – Anton Ulrich: Römische Octavia 39 – Johann Beer: Teutsche Winter-Nächte / Die kurzweiligen Sommer- Täge 40 – Johann Christoph Gottsched: Der Biedermann 41 – August Gottlieb Meißner: Skizzen 43 – Friedrich Schiller: Verbrecher aus Infamie 44 – Friedrich Schiller: Merkwürdiges Beispiel einer weiblichen Rache 47

3. Die Neuanfänge der deutschen Novelle um 1800 49

3.1 Johann Wolfgang Goethe: Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten 49
3.2 Christoph Martin Wieland: Das Hexameron von Rosenhain 55
3.3 Heinrich von Kleist 62

4. Novellistik der Romantik 67

4.1 Erzählen und Erzählen des Erzählens 69
E. T. A. Hoffmann: Der goldene Topf 69 – Clemens Brentano: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl 71 – Joseph von Eichendorff: Das Marmorbild 72

4.2 Novellistik des Wunderbaren 75
Novalis: ‚Märchen von Hyacinth und Rosenblüthchen‘ 75 – Ludwig Tieck: Die Elfen 76 – Friedrich de la Motte Fouqué: Undine 77 – Adelbert von Chamisso: Peter Schlemihls wundersame Geschichte 78

4.3 Novellistik des Wunderlichen 80
Clemens Brentano: Chronika des fahrenden Schülers 80 – E. T. A.
Hoffmann: Das Sanctus 82 – Achim von Arnim: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau 83

4.4 Romantische Sammlungen 85
Achim von Arnim: Der Wintergarten 85 – Ludwig Tieck: Phantasus 87 – E. T. A. Hoffmann: Die Serapions-Brüder 90 – Wilhelm Hauff: Der Scheik von Alessandria 92 – Johann Wolfgang Goethe: Wilhelm Meisters Wanderjahre 94

5. Novellistik des Realismus 96

5.1 Novellistik mit Rahmen 98
Ludwig Tieck: Des Lebens Überfluß 100 – Adalbert Stifter: Brigitta 102 – Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne 105 – Franz Grillparzer: Der arme Spielmann 108 – Theodor Storm: Der Schimmelreiter 110 – Conrad Ferdinand Meyer: Die Hochzeit des Mönchs 113 – Gottfried Keller: Das Sinngedicht 116

5.2 Novellistik ohne Rahmen 119
Annette von Droste-Hülshoff: Die Judenbuche 121 – Eduard Mörike: Mozart auf der Reise nach Prag 122 – Theodor Storm: Hans und Heinz Kirch 124 – Paul Heyse: L’Arrabbiata 126

6. Novellistik der Moderne 129

6.1 Experimentelles Erzählen 129
Gerhart Hauptmann: Bahnwärter Thiel 130 – Arno Holz / Johannes Schlaf: Papa Hamlet 131 – Hugo von Hofmannsthal: Das Märchen der 672. Nacht 135 – Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl 136 – Robert Musil:
Die Vollendung der Liebe 139 – Franz Kafka: Die Verwandlung 141 – Gottfried Benn: Gehirne 143 – Hermann Broch: Eine methodologische Novelle 146

6.2 Gediegenes Erzählen 147
Paul Ernst: Der Tod des Cosimo 148 – Werner Bergengruen: Die drei Falken 151 – Stefan Zweig: Schachnovelle 153 – Thomas Mann: Der Tod in Venedig 156

7. Novellistik nach 1945 160

7.1 Novellistik der DDR 161
Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen 161 – Louis Fürnberg: Mozart-Novelle 162 – Franz Fühmann: Kameraden 163 – Christa Wolf: Moskauer Novelle 165 – Christoph Hein: Der fremde Freund 167

7.2 Novellistik der frühen Bundesrepublik 169
Nino Erné: Kunst der Novelle 169 – Gottfried Benn: Der Ptolemäer 172 – Alfred Döblin: Hamlet 173

8. Die Rehabilitation der Novelle 177

Günter Grass: Katz und Maus 178 – Martin Walser: Ein fliehendes Pferd 180 – Uwe Timm: Die Entdeckung der Currywurst 182

9. Gegenwart der Novelle 186

Siegfried Lenz: Schweigeminute 187 – Botho Strauß: Die Unbeholfenen 188 – Matthias Politycki: Jenseitsnovelle 189

10. Anhang 193

10.1 Literaturverzeichnis 193
10.1.1 Quellen 193
10.1.2 Novellenforschung 200
10.2 Namen- und Titelregister 208