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Ethik des Anthropozäns Überlegungen zur dritten Natur Jörg Noller
Ethik des Anthropozäns
Überlegungen zur dritten Natur


Jörg Noller
Schwabe Basel
EAN: 9783796547157 (ISBN: 3-7965-4715-X)
124 Seiten, kartoniert, 12 x 20cm, August, 2023

EUR 23,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Im Anthropozän tritt der Mensch als Naturmacht in Erscheinung, die sich in letzter Konsequenz auch gegen sich selbst wendet: Erste und zweite Natur verschmelzen zur dritten Natur. Doch welche Ethik ist dieser dritten Natur angemessen? Ausgehend von Immanuel Kant argumentiert dieser Essay dafür, ein kritisches Naturverhältnis zu entwickeln, welches sich immer auch als ein Selbstverhältnis manifestiert. Die Natur wird dabei weder personalisiert noch objektiviert. Vielmehr nimmt der Autor die Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur in ihrer unauflöslichen Einheit als dritte Natur ernst und macht sie auch ästhetisch verständlich.

Jörg Noller promovierte über das Freiheitsproblem nach Kant und habilitierte sich mit einer Arbeit über personale Lebensformen. Er ist Verfasser zahlreicher Monographien, darunter Digitalität. Zur Philosophie der digitalen Lebenswelt (Schwabe 2022) und Gründe des Bösen. Ein Essay im Anschluss an Kant, de Sade und Arendt (Schwabe 2019).
Rezension
Klimawandel, ökologische Krise und Artensterben sind Begriffe, die in aller Munde sind. Da sich diese Probleme nicht technologisch zu lösen scheinen und ein Klimamoralismus bisher nur wenig Erfolg gezeigt hat, erschallt immer wieder der Ruf nach einer ökologischen Ethik, Umweltethik oder Klimaethik. Umweltethische Fragen erscheinen in der Disziplin Philosophie primär ein Gegenstand der Angewandten Ethik zu sein.
Demgegenüber verortet Jörg Noller (*1984) in seinem Band „Ethik des Anthropozäns. Überlegungen zur dritten Natur“ diese ethischen Fragen in den Bereich der Naturphilosophie. Sein Büchlein erschien 2023 im Schwabe Verlag in der Reihe „Schwabe reflexe“, in welcher aktuelle – in der Gesellschaft diskutierte - Probleme aus philosophischer Perspektive beleuchtet werden. Noller entwirft in seiner Schrift einen neuen Ansatz von Ethik, in deren Zentrum die „dritte Natur“ steht. Darunter versteht er einen Hybrid von erster Natur, der vom Menschen vorgefundenen, und von zweiter Natur, der vom Menschen kulturell überformten. Dritte Natur wird von Noller begriffen als ein „Meta-Medium“, da durch diese das Natur- und Selbstverhältnis des Menschen reflexiv eingeholt werden kann. Die Selbstaufklärung des Menschen stehe im Zentrum einer Ethik des Menschen im neuen, geochronologischen Zeitalter des Anthropozäns. Dieser Ethikansatz lasse sich aufgrund der Verbindung von Anthropozentrismus und Holismus nicht einer bestimmten Variante der Umweltethik zuordnen und damit auch nicht in Angelika Krebs` Landkarte ökologischer Ethik einordnen, behauptet Noller.
Zu Nollers Ethikansatz finden sich in seinem Buch tiefsinnige begriffsanalytische, phänomenologische und hermeneutische Ausführungen. Dazu rezipiert Noller u.a. produktiv Immanuel Kants Erkenntnistheorie, Ethik und Ästhetik, Friedrich Schillers Ästhetik sowie Philippa Foots Theorie des Guten. Der Privatdozent für Philosophie grenzt seine „Ethik des Anthropozäns“ ab von anderen umweltethisch relevanten Ethiken, nämlich von Hans Jonas ontologischer Verantwortungsethik, Vittorio Hösles „Philosophie der ökologischen Krise“ und Dieter Birnbachers Klimaethik. Philosophie- und Ethik-Lehrkräfte werden durch das vorliegende Werk motiviert, sich in ihrem Fachunterricht mit philosophischen und ethischen Fragen im Zeitalter des Anthropozän kritisch-reflexiv auseinanderzusetzen.
Fazit: Jörg Noller ist mit seinem Band „Ethik des Anthropozäns“ ein produktiver Beitrag zur philosophischen Bearbeitung der ökologischen Krise gelungen, welcher beim veränderten Natur- und Selbstverhältnis des Menschen ansetzt.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Im Anthropozän tritt der Mensch als Naturmacht in Erscheinung, die sich in letzter Konsequenz auch gegen sich selbst wendet: Erste und zweite Natur verschmelzen zur dritten Natur. Doch welche Ethik ist dieser dritten Natur angemessen? Ausgehend von Immanuel Kant argumentiert dieser Essay dafür, ein kritisches Naturverhältnis zu entwickeln, welches sich immer auch als ein Selbstverhältnis manifestiert. Die Natur wird dabei weder personalisiert noch objektiviert. Vielmehr wird die Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur in ihrer unauflöslichen Einheit als dritte Natur ernst genommen und auch ästhetisch weiter verständlich gemacht.
Inhaltsverzeichnis
Dritte Natur 7
Sein und Sollen 29
Ethik der Natur 51
Ethik des Anthropozäns 59
Aufklärung des Anthropozäns 69
Ästhetik des Anthropozäns 73
Phänomenologie des Anthropozäns 85
Metaethik des Anthropozäns 91
Ethos des Anthropozäns 99
Anmerkungen 109
Literatur 119
Personenregister 123