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Die Novelle vom dicken Holzschnitzer
Die Novelle vom dicken Holzschnitzer




Antonio Manetti

Wagenbach
EAN: 9783803112880 (ISBN: 3-8031-1288-5)
96 Seiten, hardcover, 11 x 20cm, August, 2012

EUR 13,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
"Nun sagt mir noch, wenn ich, der ich der Dicke war, Matteo geworden bin, was wird dann aus diesem geworden sein?"
Rezension
Es ist eine der philosophischen Grundfragen, der sich Antonio Manetti in der "Novelle vom dicken Holzschnitzer" annimmt: Die Frage nach dem Ich, der eigenen Identität bzw. dem Verlust derselben. Humorvoll und ein wenig gruselig wird in dem vorliegenden Buch die Inszenierung eines bösen Streiches wiedergegeben, der sich tatsächlich im Florenz des 15. Jahrhunderts zugetragen haben soll. Unter Beteiligung zahlreicher Florentiner wird einem armen Handwerker suggeriert, er sei ein anderer Mensch, und er landet daraufhin mitunter auch im Gefängnis. Selbst staatliche und geistliche Obrigkeiten sind an dem Spaß beteiligt, sodass nach und nach alle Zweifel aufgehoben werden und der Holzschnitzer sich seinem Schicksal beugt. Eine Auflösung erfährt er erst durch seine Mutter, die er andernorts besucht. Was sich vordergründig als harmlos erweist, zeigt dennoch enorme Folgen, denn zum Gespött der Leute geworden hat der Protagonist nun tatsächlich seinen (guten) Namen - sein Ich - verloren und verlässt Florenz. Dass er in Ungarn große Erfolge als Baumeister hat und selbst über den Spass lachen kann versöhnt den Leser mit dem zunächst befremdlichen Ausgang. Dennoch bleibt der Beigeschmack des Mitleids mit ihm, der Leser soll gewarnt sein. Insgesamt stellt die Novelle ein 'literarisches Kleinod', wie sie Matteo Burioni im Vorwort betitelt, dar. Einführend gibt dieser Hinweise zu Quellenlage, Autor, Personal und literarischen Reminiszenzen der Renaissance. Zeitgenössische Bilder verlebendigen das Florenz des ausgehenden Mittelalters. Auch die Aufmachung ist edel. Gebunden in rotem Leinen ist das Buch ein Schmuckstück für die Bibliothek.

Georg Pfahler, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
An der Geschichte des dicken Holzschnitzers zeigt sich, auf welch schwachen Beinen ein Ich steht und wie schnell es seinem Besitzer abhandenkommen kann. Eine der großen komischen Novellen der italienischen Literatur.

Stellen Sie sich vor, Sie haben den Wohnungsschlüssel vergessen und klingeln an der Tür, und drinnen antwortet jemand mit Ihrer Stimme und fragt, was Sie wollen und warum Sie ungebeten stören . . .
Dies widerfährt dem dicken Holzschnitzer, dessen Geschichte Antonio Manetti im Florenz des 15. Jahrhunderts aufgeschrieben hat: Jemand denkt sich einen wilden Streich aus und lässt den armen Holzschnitzer glauben, er sei ein anderer, nämlich ein gewisser Matteo, geworden. Der Mechanismus der Posse wird mit teuflischer Raffinesse ausgeklügelt und unter Beteiligung anscheinend der ganzen Stadt in Szene gesetzt, so dass dem armen Betrogenen am Ende nur bleibt, entsetzt die Flucht zu ergreifen. Die Geschichte soll sich genau so zugetragen haben, und ersonnen hat diesen Schabernack der berühmte Renaissancearchitekt Filippo Brunelleschi, Erbauer der Domkuppel zu Florenz. Manettis Geschichte ist eine der schönsten Renaissancenovellen in der Tradition Boccaccios. Ebenso derb wie witzig, lehrt sie den Leser zugleich das Gruseln. Matteo Burioni, langjähriger Herausgeber der Edition Giorgio Vasari,erhellt in seiner Einführung die historischen und literarischen Hintergründe dieser großartigen Novelle.
Inhaltsverzeichnis
Matteo Burioni - Der Name des Dicken. Filippo Brunelleschi und die Unverwechselbarkeit

Antonio Manetto - Die Novelle vom dicken Holzschnitzer