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Die Juden in Deutschland vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
Die Juden in Deutschland vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts




J. Friedrich Battenberg

Oldenbourg Wissenschaftsverlag
EAN: 9783486557770 (ISBN: 3-486-55777-7)
192 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2001

EUR 19,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Prof. Dr. Friedrich Battenberg ist Leiter des Hessischen Staatsarchivs in Darmstadt und apl. Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an der Technischen Universität Darmstadt.
Rezension
Thema dieser Geschichte und Kultur der Juden im Heiligen Römischen Reich der Vormoderne von der Reformationszeit bis zum Beginn der Emanzipation ist nicht nur das innerjüdische Leben, sondern auch die vielfältigen Beziehungen der jüdischen Gemeinden und wichtiger Vertreter der Judenschaft zur christlichen Umwelt. Im ersten Abschnitt werden - sowohl im Enzyklopädischen Überblick wie auch im Forschungsteil - zunächst Grundfragen und Rahmenbedingungen jüdischer Existenz in der Frühen Neuzeit geklärt, u.a. Periodenfragen, Fragen zur Vorgeschichte, zu den aschkenasischen und sefardischen Traditionen und Sonderentwicklungen sowie zum Verhältnis zur christlichen Umwelt. Der zweite Abschnitt, die Zeit bis 1650 umfassend, diskutiert die demographischen Entwicklungen und Siedlungsschwerpunkte, informiert über die normative Situation, die antijüdischen Traditionen der Kirchen und christlichen Obrigkeiten, die Organisationsstrukturen der Judenschaft über die jüdische Geisteselite und Kultur sowie über berufliche Strukturen, Handel und Gewerbe. Der chronologisch daran anknüpfende dritte Teil befasst sich mit der Gründung neuer Gemeinden und Siedlungszentren, den Problemen christlich-jüdischer Nachbarschaft, philosemitischen und antisemitischen Entwicklungen, Strukturen der Hofjudenschaft, Problemen der Armut und des Betteljudentums, der sabbatianischen Bewegung, dem jüdischen Alltag in der Gemeinde sowie schließlich mit den Anfängen der Aufklärung und Haskala in der jüdischen Welt. Die im Literaturteil aufgeführten Titel wurden im Hinblick auf die problemorientierte Darstellung des Forschungsteils ausgewählt, enthalten aber darüber hinaus einige grundlegende Werke, deren Kenntnis für das Studium der frühneuzeitlichen Geschichte der Juden unabdingbar ist. - - Die auf ca. 100 Bände angelegte "Enzyklopädie deutscher Geschichte" soll für die Benutzer - Fachhistoriker, Studenten, Geschichtslehrer - ein Arbeitsinstrument sein, mit dessen Hilfe sie sich rasch und zuverlässig über den gegenwärtigen Stand der Kenntnisse und der Forschung in den verschiedenen Bereichen der deutschen Geschichte informieren können. Geschichte wird dabei in einem umfassenden Sinne verstanden: Der Geschichte der Gesellschaft, der Wirtschaft, des Staates in seinen inneren und äußeren Verhältnissen wird ebenso ein großes Gewicht beigemessen wie der Geschichte der Religion und der Kirche, der Kultur, der Lebenswelten und der Mentalitäten. Alle Bände folgen einem gleichen Gliederungsschema: ein erster darstellender Teil fasst den heutigen Stand der Kenntnisse auf knappstem Raum zusammen, ihm folgen die Darlegung und Erörterung der Forschungssituation und eine entsprechend gegliederte Auswahlbibliographie. Ungeachtet dessen aber bildet jeder Band eine in sich abgeschlossene Einheit.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de

Verlagsinfo
"Der Autor legt eine verdienstvolle Darstellung vor, in der er ein bisher zu Unrecht zu wenig beachtetes Gebiet der deutsch-jüdischen Geschichte behandelt und kenntnisreich den aktuellen Forschungsstand schildert." Martin Liepach in: Geschichte, Politik und ihre Didaktik, Heft 3/4 2002
Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Verfassers XI

I. Enzyklopädischer Überblick 1

1. Grundfragen und Rahmenbedingungen 1
1.1 Perioden und Schwerpunkte 1
1.2 Vorgeschichte, europäische Einbindung und „Erez Israel" 2
1.3 Aschkenasische und Sefardische Traditionen 6
1.4 Umwelt: Heiliges Römisches Reich und Territorien 8

2. Die Zeit bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts 10
2.1 Demographische Entwicklung und Siedlungsschwerpunkte 10
2.2 Privilegien, Ordnungen und Schutzverbriefungen 14
2.3 Antijüdische Traditionen der Kirchen und christlichen Obrigkeiten 16
2.4 Organisationsstrukturen, Regionen und Zusammenschlüsse 21
2.5 Jüdische Geisteselite und Kultur 26
2.6 Berufsstruktur, Handel und Gewerbe 30

3. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Aufklärungszeit 32
3.1 Neue Gemeinden und Siedlungszentren, „Judendörfer" 32
3.2 Christliche Nachbarschaft und antijüdische Tendenzen, Philosemitismus 36
3.3 Landjudenschaftliche Organisationen 39
3.4 Die institutionalisierte Hofjudenschaft 41
3.5 Armut und Betteljudentum . 45
3.6 Die sabbatianische Bewegung und ihre Folgen 47
3.7 Jüdischer Alltag: Familie, Gemeinde, Minhagim 50
3.8 Aufklärung und Haskala 55

II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung 59

1. Grundfragen und Rahmenbedingungen 59
1.1 Mittelalter und Vormoderne, Innen- und Außenperspektive 59
1.2 Mobilität, regionale Identität und Bindung zu Erez Israel 63
1.3 Aschkenasische und Sefardische Sonderentwicklungen 67
1.4 Gemeindliche Autonomie, Kaisernähe und territoriale Untertanenschaft 70
2. Die Zeit bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts 76
2.1 Siedlungsentwicklung: Verländlichung und Dispersion 76
2.2 Halacha und „Judenrecht" der Privilegien, Ordnungen und Policeyverordnungen 79
2.3 Der christliche AntiJudaismus 82
2.4 Jüdische Lebenswelten: Hoffnungen und Gefährdungen, Eigen- und Fremdbild 86
2.5 Rabbinat und gemeindliche Führungsgruppen: Professionalisierung 91
2.6 Beruf s Struktur, Handel und Gewerbe 94
3. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Aufklärungszeit 97
3.1 Entstehung der „Judendörfer", Reurbanisierungen und Gettoisierung 97
3.2 Integration und Segregation, soziale Kontakte und Äußerungen des Judenhasses 101
3.3 Landjudenschaften: HerrschaftlicheInstrumentalisierung oder Autonomie 105
3.4 Die Wirtschaftselite der Hofjuden:Struktur und Tradition, Akkulturationsformen 107
3.5 Armut, Betteljudentum und Kriminalisierung 112
3.6 Orthodoxie, charismatischer Messianismus: Religiöse Bewegungen und soziale Folgen 116
3.7 Jüdischer Alltag: Geschlechterdifferenz und Erziehungssystem 120
3.8 Aufklärung und Haskala: Erschütterungtraditioneller Gruppenidentitäten 127

III. Quellen und Literatur 133

1. Quellenveröffentlichungen 134
2. Nachschlagewerke, Bibliographien, Sammelwerke und Handbücher 136
3. Methodische Probleme, Grundfragen und Historiographie 138
4. Biographische Arbeiten 139
5. Probleme der Halacha und der jüdischen Religion 141
6. Sozialgeschichtliche Entwicklungen, Unterschichten, Landjuden 143
7. Verfassungsfragen, Beziehungen zu Reich und Territorien 144
8. Berufsstruktur, Handel und Gewerbe, jüdische Wirtschaftselite 147
9. Kultur- und Geistesgeschichte, Haskala 149
10. Jüdischer Alltag: Familie, Gemeinde, Minhagim 152
11. Verhältnis zur christlichen Umwelt 153

Register (Namen, Orte, Sachen) 159
Themen und Autoren 177